Christina Wolf

Ein Besuch im Zoo - Affen, die Komiker der Tiere

Es gibt kaum ein Kind, das nicht gerne in den Zoo geht, denn tierliebend und neugierig sind sie fast alle, meistens sogar extrem stark. Der Hauptanziehungspunkt ist von jeher der Affenkäfig, der mit seiner Ausstattung sehr vielfältig ist an Schaukeln, Kletterwänden, großen Baumästen, kleinen Affenhäusern und den verschiedensten Affenrassen, alte und junge dicht beisammen. Dadurch gibt es immer genügend Auseinandersetzungen und Liebkosungen, Neid und Mißgunst, Kunststücke auf den Schaukeln und Versteckspiele. Eine begeisterte Menschenmenge verbringt dort viel Zeit, und man muß schon viel Geduld aufbringen, um in die vorderste Reihe zu kommen. Jeder Affe hat seine Eigenarten, einer hockt allein in der hintersten Ecke und denkt wohl über sein Schicksal nach, weil seine Affenfrau sich nicht um ihn kümmert, dabei ist ihm mal wieder, wie schon so oft schlecht, schlecht aus Altersgründen. Die Affenkinder machen ein Geschrei, das einem den letzten Nerv raubt, weil sie sich mal wieder nicht vertragen, jeder nimmt dem anderen das Spielzeug weg. Endlich erscheint ein Wärter und bringt etwas Ruhe in die Behausung. Es gibt für jeden eine große Banane und mit viel Geschick wird sie geschält und mit Genuss verzehrt. Eine Affenmutter hält ihr Jüngstes im Arm und wiegt es hin und her bis zur Erschöpfung, denn sie hat eine vielköpfige Familie, um die sie sich kümmern muss. Sie freut sich jetzt schon, wenn am Abend alle Besucher endlich heimwärts ziehen, denn im Vergleich sind die Menschenkinder auch nicht folgsamer, wie die eigenen. Meine Arme wurden schwer und schwerer, denn ich hatte auf jedem eins meiner zwei- und dreijährigen, damit sie alles besser übersehen konnten und ihre Ausdauer war grenzenlos. Deshalb musste abwechselnd eins mal zwischendurch stehen. Plötzlich näherte sich ein ganz junger zutraulicher Affe und streckte seinen dünnen Arm durch den Maschenzaun und packte mich fest an meiner freien Hand, wo er meinen goldenen Armreif scheinbar schon lange von weitem  entdekt hatte. Den wollte er unbedingt haben, sein Plan stand fest. Als ich arglos ihn streichelte und ihm ein Stückchen Keks gab, streifte er ganz geschickt den Armreif über mein Handgelenk und rannte blitzschnell auf den höchsten Ast des Käfigs. Voller Entzücken und mit dem Aus- druck der Glückseligkeit besah er ihn sich von allen Seiten  und presste ihn an sich, dass ihn ihm ja keiner mehr abnehmen konnte. Seine Kumpanen waren nämlich schon zum Angriff bereit. Ich wollte natürlich ihm dieses wertvolle Schmuckstück nicht überlassen und bat den zuständigen Aufseher um Hilfe. Der setzte sich auch umgehend dafür ein und arbeitete mit allen möglichen Tricks, um ihn abzulenken. Aber so ein Affe ist ja nicht dumm. Er ahnte gleich, dass er in die Falle gelockt werden sollte, und es gab zur Gaudi des Publikums ein langes hin und her. Doch schließlich fand er die Gelegenheit, den Affen zu überlisten, und ich konnte meinen Armreif unbeschädigt  in Empfang nehmen. Soweit geht die Affenliebe doch nicht, meinte der Auf- seher bei der Übergabe schmunzelnd, aber einer führt fast jeden Tag etwas im Schilde, daran sind wir schon gewöhnt und meistens ziehen sie doch den kürzeren. Meine beiden Kinder waren froh, dass dieser Besuch im Zoo so gut endete, und wir erzählten unseren Freunden von diesem Erlebnis noch nach Jahren.

 

                                                                          E n d e

 

von Christina Wolf, Lahr

                                                                     

 

 

 

Wir gingen sehr oft in den Zoo, aber solch ein Erlebnis hatten wir nur einmal. Es bleibt unvergessen.
Meine Mutter hat es uns Kindern immer wieder erzählen müssen! Und auch die Erwachsenen hatten ihren Spaß daran. Herzlichst Christina
Christina Wolf, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.07.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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