Celine Radau

Herz-Flashback

Erschrocken starrte ich in sein kalkweißes Gesicht.So viele Emotionen spiegelten sich auf ihm wieder.Angst,Verwirrung,Schmerz,doch auch Wut.Sein Gesicht bildete den perfekten Kontrast zu seinem blutüberströmten Oberkörper.Das sonst weiße Hemd hing nur noch in Fetzten über den Muskeln und war an fast allen Stellen blutgetränkt.Auch sein Körper lag in einem Meer aus rotem Blut.Der gelbe Teppich hatte sich vollgezogen und hatte nun einen leichten Orangeton.Ich kauerte mich in die Blutlache und ergriff seine Hand.Diese war so kalt,dass ich sie vor Schreck wieder fallen ließ.Als sie auf dem Boden landete,wurde ich mit seinem Blut bespritzt.Ich legte meine zitternden Hände auf seine Wangen und ließ sie dann langsam herunterwandern.Am Schlüsselbein hielt ich inne.Mit meinen Händen hatte ich eine unregelmäßige Spur gezogen.Ich schloss die Augen und atmete einmal tief ein.Es roch so stark nach ihm,dass mir leicht schwindelig wurde.Ich flüsterte einmal seinen Namen und als er nicht antwortete,erinnerte ich mich wieder daran,was ich eigentlich vorhatte.Mit zittrigen Händen näherte ich mich dem größten Blutfleck direkt auf seiner Brust.Sanft legte ich meine rechte Hand,auf die Stelle wo das Herz lag.Erneut schloss ich die Augen und legte die linke Hand auf meine Brust,direkt über das Herz.Dann lauschte ich!

 

Nichts!Ausser meinem eigenen Herzschlag.Fast in Zeitlupe fuhr ich über seine Brust.Plötzlich fehlten die sonst so kräftigen Muskeln.Ganz langsam öffnete ich die Augen und sah hinunter in das große Nichts.Dort,wo eigentlich das Herz sein sollte,war nun ein großes klaffendes Nichts.Ein Loch!Ich konnte fast durch ihn hindurch sehen.Zwar versperrten mir noch einige Gewebsfetzten und Muskeln die Sicht und doch erkannte ich den orangefarbenden Teppich.Mir entfuhr ein Schrei und auf allesn vieren krabbelte ich von ihm weg.Ohne Kontrolle flossen mir nun die Tränen über die blutbespritzen Wangen und immer wieder flüsterte ich seinen Namen.Ich hoffte das alles nur ein böser Traum war und ich gleich aufwachen würde,und läge wieder neben mir und lächelte dieses verlegende Lächeln,was ich so sehr an ihm liebte!Ohne den Blick von ihm  abzuwenden stand ich auf und tapste durch den dunklen Flur ins Bad.Ich spritze mir zweimal eiskaltes Wasser ins Gesicht und musste bei der Temperatur wieder an seine Hand denken.Ich entfernte die getrockneten Blutspritzer und ließ mir noch mal kaltes Wasser durchs Gesicht laufen.Dann lächelte ich,denn ich dachte es wäre nur ein Traum gewesen.Ich tanzte förmlich in mein Zimmer und als ich die Tür öffnete und ich ihn wieder sah,fing ich ihn an zu schreien.Und ich schrie,bis ich dachte meine Lungen würden platzen.Ich schrie und schrie.Ich spürte wie meine Beine wackelten,dann sackte ich nach vorne.Ich schlug die Hände vors Gesicht.Ich wollte das nicht mehr.Ich wollte diesen Anblick vergessen.Aber selbst vor meinem inneren Augen sah ich seine leblose Leiche auf den Boden liegen.Ich nahm die Hände vom Gesicht und krabbelte auf ihn zu.Ich strich über sein Gesicht,fuhr mit den Fingerspitzen über seine kühlen Lippen und wuschlte ihm leicht durch die Haare.Auf einmal meldeten sich wieder seine Sinne und ich horchte.Ich vernahm einen leichten Herzschlag.Schon wollte ich mein Ohr auf seine Brust legen,da entdeckte ich etwas auf dem Tisch.Ich stannd auf und war in Sekundenschnelle am Schreibtisch und was ich da sah,raubte mir den Atem.Auf dem Tisch, umgeben von Blut,noch leicht schlagend,lag sein Herz!

Ich streckte eine Hand aus,so als wollte ich es berühren.Doch kurz davor hielt ich inne.Ich ging einen Schritt zurück und stolperte über seinen Körper.Ich fiel hin und landete mit dem Kopf kurz unterhalb seiner Kehle.Ich hob den Kopf und schaute in seine glasigen Augen.Wer hatte dies getan?Wer war so grausam und riss meinem Liebsten das Herz raus?Noch einmal schaute ich in die Augen meiner großen Liebe,dann kroch ich von ihm runter,kauerte mich zusammen und klammerte mich verzweifelt an seine toten Körper.Danach umfing mich die Dunkelheit!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.07.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Die Geschichte spielt im Berlin der 90er Jahre.

Den beiden Freundinnen Andrea und Sigrid hat im Laufe weniger Monate das Schicksal übel mitgespielt. Mit dem Weihnachtsfest scheint sich eine positive Wende anzukündigen. Andreas Beziehung zu Wilfried Ruge, die anfangs unter keinem guten Stern zu stehen schien, festigt sich. Auch ihre Freundin glaubt in Wilfried ein verlässlichen Kameraden zu sehen. Beide Frauen nehmen ihr Schicksal optimistisch in die Hand.

Sie ahnen nicht, dass der Mann, dem sie vertrauen, ein gefährlicher Psychopath ist und insgeheim einen schaurigen Plan verfolgt. Auch, als sich Warnungen und Anzeichen häufen, wollen die Frauen die Gefahr, die von dem Geliebten und Freund ausgeht, noch nicht wahrhaben. Ausgerechnet Sigrids behinderte Nichte wird folgenschwer in den Strudel der schrecklichen Ereignisse gerissen.

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