Maria Reithmeier

Adidas Superstars

Samstags hieß es für Antonia und ihre beiden besten Freundinnen Claudia und Krissi immer Party und genauso war es an diesen Samstagabend auch. In der Nähe fand ein Open-Air-Festival statt, wo eine Coverband aus Hamburg auftrat. Es hörte sich vielversprechend an. Antonia nahm es sogar in Kauf an diesem Abend Fahrerin zu sein.

Dort angekommen mussten sie sich von Anfang an durch die Menschenmassen drängen. Trotzdem fanden sie unter den vielen fremden Menschen auch einige Bekannte und blieben öfters stehen. Zum Beispiel bei der Clique von Krissis Freund. Antonia kannte die meisten von ihnen, aber einer fiel ihr besonders auf. Matze. Sie kannte ihn als den zwar gut aussehenden, aber dennoch extrem schüchternen Matze, der fast nie etwas sagte. Antonia konnte sich noch nie erinnern, dass sie je direkt ein Wort mit ihm gewechselt hatte. Vielleicht ein kurzesHallo, aber mehr noch nie. Aber an diesen Abend wirkte er sichtlich nervös. Ständig starrte er auf den Boden und scharrte mit seinen Turnschuhen im feuchten Gras. Außerdem erwischte sie ihn mehrmals dabei, wenn er seinen Kopf reckte um sie anzusehen. Wenn sich dann ihre Blicke trafen, schaute er schnell verlegen zur Seite und versuchte so zu tun als wäre nichts gewesen. Sein Verhalten machte Antonia ebenfalls verlegen. Hat er sie schon immer so angesehen? Ist es ihr zuvor nie aufgefallen? Nein, das konnte nicht sein. Soetwas würde sie doch bemerken. Wie gerade eben. Als sie sich mit ihren Freundinnen von der Gruppe entfernte, sprach sie das Thema an. „Ähm ist euch auch aufgefallen, dass Matze mich dauernd heimlich beobachtet hat?“ Krissi und Claudia warfen sich einen vielsagenden Blick zu. „Ja“, gestand Claudia schließlich. „Das war nicht gerade zu übersehen.“ Ein breites Grinsen machte sich auf ihren Gesicht breit. „Außerdem hat mein Schatzi mal so eine Andeutung gemacht“, verriet Krissi unschuldig dreinblickend. „Aha.“ Das einzige Wort, das Antonia dazu einfiel. „Er hat es mir aber auch erst vor kurzem erzählt. Anscheinend hat Matze selbst erst jetzt damit herausgerückt“, verteidigte sich Krissi noch schnell. „Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen. Es ist nur..... interessant.“ Damit schloss Antonia das Thema vorerst ab. Von Matze hatte sie lange nichts mehr gesehen. Aber sie dachte auch nicht viel darüber nach, denn das Partygewimmel und die Musik lenkten sie gut ab.

 

Stunden später gingen Claudia und Antonia allein durch das Festival-Areal und entdeckten weitere Bars. Claudia holte sich ein neues alkoholisches Mixgetränk während sich Antonia mit einer Cola zufrieden geben musste. Gerade als sie daran nippte entdeckte sie einen Meter weiter an der Bar Matze, der sich ein Bier bestellte. Antonia musste wohl zu lange auf ihn gestarrt haben, denn plötzlich wand er seinen Kopf und lächelte ihr entgegen. In dem Moment als sie ihren Blick schnell auf ihren Becher mit Cola richtete, hätte sie sich selbst ins Gesicht schlagen können. Sie verhielt sich wie ein kleines Kind. „Hey“, hört sie eine sanfte Stimme neben sich sagen. Matze gesellte sich zu ihr und stellte seine Bierflasche neben ihren Becher ab. „Hi“, entgegnete Antonia ihm und sie sahen sich in die Augen. Er wirkte noch immer schüchtern, aber ein paar Bier haben ihn wohl mutiger gemacht. Wenigstens musste er nicht stockbesoffen sein um sie anzusprechen. Über diese Erkenntnis musste sie grinsen, was in Matzes Gesicht ebenfalls ein breites Grinsen zauberte. Dann zupfte er an dem Etikett der Bierflasche. Sein ratloser Blick verriet, dass er eiligst nach passenden Gesprächsstoff grübelte. Er bemerkte ihren Becher und fragte: „Bist du gar nicht Fahrer?“ „Doch schon, aber außer Alkohol kann man auch Cola aus dem Becher trinken“, antwortete Antonia belustigt. „Es hätte ja sein können.“

Gut das du gefragt hast.“

Ja schon“, lächelte er. Claudia stand immer noch neben ihnen, doch sie konzentrierte sich voll und ganz auf ihr Handy. „Mist, der Empfang ist hier so schlecht. Ich gehe mal woanders hin. Bleibt ihr hier?“, erkundigte sie sich und sah fast so aus als wäre es ihr unangenehm Antonia alleine mit Matze zu lassen. Es machte ihr jedoch nichts aus und schon war Claudia weg. Als sich Antonia wieder Matze zuwendete, röteten sich seine Backen. Peinlich berührt heftete er seine Augen auf das Bieretikett als wäre dieses eine sehr interessante Lektüre. Seine Schüchternheit nahm wieder überhand. Jetzt war Antonia dran ein neues Gesprächsthema zu finden, auch wenn man das von vorhin nicht gerade als tiefgründiges Gespräch bezeichnen konnte. Sie entdeckte in der Nähe an einer Wand eine Holzbank. Kurzentschlossen fragte sie, ob sie sich nicht dort hinsetzen wollten. Matze nickte und folgte hier. Schweigend saßen sie nebeneinander. Er starrte auf den Boden und sie auf ihren Becher in der Hand. „Schöne Schuhe“, sagte er schließlich und Antonia richtete ihre Augen ebenfalls auf den Boden. Er deutete auf ihre schwarzen Turnschuhe. Es handelte sich um ihre Lieblingsschuhe: schwarze Adidas Superstars mit den typischen drei weißen Streifen. Sie liebte diese Schuhe und trug sie ständig, denn sie sahen lässig aus und waren weder reine Frauenschuhe noch Männerschuhe. Jeder konnte diese Schuhe tragen. Außerdem waren sie für das Festival besser geeignet als irgendwelche sexy Stöckelschuhe. „Danke. Ich finde sie auch toll.“

Solche wollte ich auch schon immer, aber ich finde sie nirgends in den Geschäften.“

So ging es mir auch. Aber ich habe im Internet recherchiert und sie dann bestellt. Hab sie sogar recht billige aufgetrieben.“

Sein Interesse war geweckt und plötzlich befanden sie sich in einem sehr regen Gespräch. Erst ging es natürlich um Schuhe, aber später wechselten sich die Themen und sie saßen ewig da. Claudia tauchte nicht mehr auf. Also beschlossen sie zusammen loszuziehen um Antonias Freundinnen zu suchen. Erst gingen sie nur nebeneinander und lachten über dieses und jenes. Dabei kamen sich ihre Hände immer näher, bis Matze seine Schüchternheit noch ein bisschen mehr abschüttelte und ihre Hand nahm. In diesem Moment fing Antonias Herz wie wild an zu klopfen. Er lächelte sie an und führte sie durch die Menschenmengen. Antonia fühlte sich sehr geborgen bei ihm und ließ sich widerstandslos von ihm mitziehen. Als sie an eine Stelle kamen, wo weniger Leute standen, blieben sie kurz stehen und sahen sich um. Keine Sicht von Antonias Freundinnen. Diesmal wollte Antonia die Führung übernehmen. Matze folgte ihr dicht und auf einmal umarmte er sie von hinten. Seine warmen Arme schlangen sich um ihre Taille und drückten sie sanft an sie. Seinen Kopf legte er auf ihre Schulter. Wie ein Pärchen sahen sie aus. Antonia machte keine Anstalten sich von der überraschenden Umarmung zu lösen. Im Gegenteil. Sie fühlte sich schon lange nicht mehr so wohl und genoss es. So stolperten sie zusammen durch das das Open-Air-Festival und mussten dabei herzhaft lachen. Irgendwann lösten sie doch die Umarmung und gingen Hand in Hand weiter. Als sie Matzes Freunde entdeckten, gingen sie auf sie zu. Die Blicke der Freunde bohrten Löcher in ihre Körper doch niemand stellte eine neugierige Frage. Antonia und Matze standen einfach nur Arm in Arm da und nahmen an den Gesprächen teil.

 

Doch irgendwann musste auch diese Party enden und Antonias Freundinnen warteten schon ungeduldig, da sie heim wollten. „Ja ich muss dann mal los“, fing Antonia an. „Das ist sehr schade“, meinte Matze und strich ihr über den Rücken. „Wir könnten ja telefonieren“, schlug er vor. „Du hast gar nicht meine Nummer“, grinste Antonia. „Hm, kann ich deine Nummer vielleicht haben?“, fragte Matze mit frechem Lächeln. Schon zog er sein Handy aus der Hosentasche und tippte eilig ihre Nummer ein, die sie ihm diktierte. „Wirklich schade, dass du schon weg musst“, sagte er noch einmal. „Ja. Also bis dann“, verabschiedete sich Antonia. „Bis dann“, sagte auch Matze. Langsam ließen sie ihre Finger los. Dabei sahen sie sich weiter tief in die Augen. „Melde dich!“, bat Antonia. „Das werde ich machen“, versprach Matze und sie verließ ihn. Bevor sie um die Ecke bog, drehte sie sich ein letztes Mal zu ihm um. Er sah ihr ebenfalls nach und reckte sogar seinen Kopf nach ihr. So wie am Anfang des Abends. Mit tausend Schmetterlingen im Bauch fuhr Antonia heim und konnte lange nicht einschlafen.

 

Ein paar Monate später trug Matze die selben schwarzen AdidasSuperstars wie sie.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.07.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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