Hermaphroditos heißt eine Gestalt der griechischen Mythologie. Hermaphroditos ist der Sohn der Aphrodite und des Hermes. Der Namen Hermaphroditos vereinigt nicht nur den Namen seiner beiden Eltern. Die Gesichtszüge seiner Eltern spiegeln sich auch in seinen Gesichtszügen wieder. Hermaphroditos wurde von Naiaden in den Höhlen auf dem Berg Ida großgezogen. Im Alter von 15 Jahren wollte Hermaphroditos die Welt kennenlernen. Also verließ er den Ida und machte sich auf den Weg. Von Lykien kommend, wanderte e durch Karien. Da sah er einen Teich: das klare Wasser und das saftige Grün an den Ufern zog ihn an. Die Nymphe Salmakis lebte damals an dem Teich. Als sie Hermaphroditos kommen sah, wurde sie auf ihn aufmerksam. „Ich möchte ihn besitzen," wünschte sie sich. „Ich werde ihm meine Avancen machen. Ich werde ihm meine Liebe versprechen." Doch Hermaphroditos ist in Liebesdingen unerfahren. Schon allein mit dem Begriff der Liebe kann er nichts anfangen. „Warum errötet er vor Scham? Warum schiebt e mich beiseite?" So wundert sich die Nymphe. Als Salmakis sich noch intensiver um den Jüngling kümmert, droht er: „Ich werde fliehen und dich und den Ort verlassen, wenn Du mich nicht in Ruhe läßt!" Also trat Salmakis scheinbar den Rückzug an. Als er den Eindruck hatte, allein zu sein, zog sich Hermaphroditos komplett aus. Dann ging er baden. Die Folge: Sein Adamskostüm bewirkte, daß die Nymphe ihm noch mehr verfiel. Salmakis beobachtete Hermaphroditos nämlich beim Baden. Übermannt (oder sollte ich besser sagen: überfraut?) von ihren Gefühlen, riß sich Salmakis ihre Kleider vom Leib und sprang in den Teich. Salmakis küßt Hermaphroditos gegen seinen Willen und zwar ganz heftig, mal auf der einen Seite, mal auf der anderen Seite. Gleich einer Schlange hält sie ihn auch eng umschlungen. Doch Hermaphroditos wehrt sich heftig. „Oh Hermes! Oh Aphrodite," fleht Salmakis die beiden Götte an. „Sorgt doch bitte dafür, daß wie beide in Zukunft keinen Tag mehr voneinander getrennt sind!" Die Antwort: „So soll es sein." Da ihrem Wunsch entsprochen wird, verschmelzen die beiden eng verschlungenen Körper zu einem einzigen. So entsteht eine Zwittergestalt, sowohl Mann als auch Frau. Und doch ist die Zwittergestalt keines von beiden. Irgendwann entdeckt Hermaphroditos dann, daß ihn der Teich zum Zwitter gemacht und verweiblicht hat. „Jeder Mann, der in diesen Teich steigt, soll dasselbe Schicksal ereilen wie mich," wünscht sich Hermaphroditos mit einer Stimme, die nicht mehr männlich ist. „Jeder Mann soll in diesem Teich zum Zwitter und weibisch werden." Wie es so bei Eltern ist: Auch die von Hermaphroditos lassen sich erweichen. Sie legen einen Zauber, der den Wunsch ihres Sohnes erfüllt, über den Teich. (Kölner Bote, 29.2.2015) Der rheinische Karneval ist konkurrenzlos und gut. Nein. „Er ist weltklasse." So ist auf den Straßen immer wieder zu hören. Der Straßenkarneval, der Sitzungskarneval – sie sind die sichtbaren Zeichen des Karnevals. Doch der Karneval ist mehr. Eine ganze Industrie ist um die fünfte Jahreszeit entstanden. Ein Beispiel: Jedes Jahr auf`s Neue wird der „Prix Jeque" vergeben. Dieser Preis soll das beste, gelungenste Kostüm der Saison auszeichnen und prämieren. 111.111 Pfennig-Münzen erhält der Prämierte. Gernot Schwenzelmann heißt der Glückliche dieses Jahres. „Ich gehe als Zwitter," berichtet Schwenzelmann. Halb Mann halb Frau ist er. Lange, kräftige, sehr kräftige Beine hat er und ein ausuferndes Becken hat er. Ob sich seine Männlichkeit oder Fraulichkeit oder gar beides zwischen den Beinen befindet, kann der Betrachter nicht entscheiden. Glaubt man den Schemata, haben Männer kräftige, ausgeprägte Schultern. Schwenzelmann hat sie. Er hat aber auch ausgeprägt Brüste. „Körbchengrößte LX," betont er. Ob das auch alles echt ist? „Natürlich echtes Silikon," witzelt der überzeugte Karnevalist. Männer tragen Bart, Schwenzelmann einen gelb-blonden Flaum. Bei entsprechender Schminke ist bei Schwenzelmanns weichem Gesicht nicht auseinanderzuhalten, ob hier ein Mann oder eine Frau vorliegt. „Ich bin stolz auf diese Auszeichnung," gibt der Kölner Jung unumwunden zu. „Die Vorbereitungen auf diese Session waren sehr umfangreich. Und sie waren auch sehr teuer. So bekomme ich wenigstens einen Teil meiner Unkosten erstattet." Biologen bezeichnen mit Hermaphroditismus / Zwittertum / Zwittrigkeit das Vorkommen von doppelgeschlechtlichen Individuen. Diese Individuen bilden männliche wie weibliche Keimzellen aus und besitzen also eine männliche wie weibliche Geschlechtsausprägung. (Protestbrief des Bundes deutscher Zwitter) Lieber Karnevalsverein, hiermit protestieren wir dagegen, daß ein vermeintlicher Zwitter mit einem Karnevalsorden ausgezeichnet wird. Gernot fehlt der nötige Humor dafür. Ihmihr parodiert nicht. Ihmihr macht keine Witze über das Zusammenleben von Männern und Frauen und seien sie noch so derb und frauenfeindlich. Männer in Frauenkleidern können ja noch ein witziger Anblick sein. Seit es uns gibt, ist das Prinzip der Selbstbefruchtung bei uns Menschen ja auch bekannt. Schwangere Männer mit Babybauch sind also keine Seltenheit mehr. Eine Auszeichnung eines Hermaphroditen in der Öffentlichkeit ist also überholt. Ihr Bund Deutscher Zwitter (Kölner Bote, 3 Wochen später) Ein unrühmliches Ende nahm die Preisübergabe an Gernot Schwenzelmann. Sie sollte am Ende der Aschermittwochssitzung stattfinden und das Ende des Karnevals so einen würdigen Rahmen bieten. Der „Club deutscher Männer" stürmte die Bühne während der eigentlichen Preisübergabe und riß Schwenzelmann die Kleider vom Leibe. Zur allgemeinen Überraschung stellte sich da heraus, daß Gernot ein Neutrum ist. Zwischen den Beinen fehlen ihm offensichtlich sämtliche Geschlechtsmerkmale. Eine Situation, die Sitzungspräsident Beat Schnürzli noch mit Humor zu retten versuchte, indem er behauptete Gernot habe sich als Frau verkleidet. Was ihm der Männerclub natürlich übelnahm und ihn mit faulen Tomaten und Eiern bewarf. In der griechischen Mythologie gibt es die Figur des Teiresias. Der Sohn des Schafhirten Fueres und der Nymphe Charicla ist als blinder Seher bekannt. Teiresias war ein Priester des Zeus. Die Mythologie bietet mehrere Erklärungen für seine Erblindung. „Teiresias war zunächst ein Priester des Zeus. Am Berg Kyllini stieß er auf ein Paar sich begattender Schlangen. Er töte daraufhin die weibliche Schlange. Also verwandelten ihn die Götter in eine Frau. Als Frau war Teiresias Priesterin der Hera, heiratete und hatte Kinder. Doch Teiresias war nur sieben Jahre lang Frau. Als Teiresias wieder ein Paar kopulierender Schlangen traf, tötete sie/er diesesmal die männliche Schlange und wurde so wieder zum Mann," berichtet der Schriftsteller Hesiod. Wer verspürt mehr Lust bei der fleischlichen Liebe? Mann oder Frau? Zeus und Hera wollten die Frage geklärt wissen. Aufgrund seiner Erfahrung mit dem Leben sowohl als Mann wie auch als Frau war Teiresias für sie der ideale Ansprechpartner. Zeus entschied sich für die Frauen, Hera für die Männer. Teiresias gab Zeus Recht. „Als Frau habe ich neunmal soviel Lust empfunden wie als Mann," trompetete Teiresias seine Meinung aus. Daraufhin wurde Hera wütend und blendete Teiresias. Der Grund? „Teiresias gab den Männern das Geheimnis der Frauen bekannt," behauptete die erzürnte Hera bekannt. Als Zeus sah, daß er Teiresias´ Erkrankung nicht heilen konnte, sorgte er für ausgleichende Gerechtigkeit. Teiresias erhielt die Gabe des Sehens und siebenfache Lebensdauer. Als Seher gilt Teiresias als unfehlbar. Glaubt man der griechischen Literatur, sind seine Prophezeiungen stets wahre Sinnsprüche. Teiresias gibt sie aber nur widerwillig preis. Herr Schwenzelmann, wie kommt es, daß Sie ein menschliches Neutrum sind? Daran ist nur mein Vater Schuld. Er konnte sich nicht gegen meine Mutter durchsetzen. Das setzte sich auch auf den Samen fort. Weder männliche noch weibliche Samen konnten sich durchsetzen. Das Ergebnis bin ich. Herr Schwenzelmann, haben Sie schon mal geflirtet. Ja, natürlich. Mit einer Schaufensterpuppe. Mit einer Schaufensterpuppe? Wieso denn mit einer Schaufensterpuppe? Frauen sind so zickig. Sie geben Widerworte und machen nicht, was sie sollen. Und mit Schaufensterpuppen sind Sie dann auch intim geworden. Intim...? Ach so, Sie meinen Sex. Nein, das ist bei mir ja schwierig. Ich kann ja nirgends rein und raus. Ich kann ja auch niemanden bei mir rein und raus lassen. Ich bin aber schon mal in einem Freudenhaus gewesen und habe mir dort die gängigen Techniken zeigen lassen. Es war sehr interessant. „Es gibt noch eine andere Erklärung dafür, warum Teiresias erblindete," ist von literaturwissenschaftlicher Seite zu hören. Eines Tages sah Teiresias Athene nackt beim Bade. „Mach´ das ungeschehen und rückgängig," bat sie daraufhin seine Mutter. Die konnte das aber nicht. Sie verlieh im statt dessen die Gabe, die Sprache der Vögel zu verstehen. So wurde Teiresias zum Auguren. Außerdem erhielt er die Eigenschaft, auch nach seinem Tode, in der Unterwelt seine Weisheit zu behalten. „Teiresias verriet den Menschen die Geheimnisse der unsterblichen Götter. Deswegen wurde er zur Strafe geblendet," wird hier als Grund für die Blindheit angegeben. Herr Schwenzelmann, Sie sind nicht blind oder sonstwie eingeschränkt? Nein, meine Sinnesorgane funktionieren noch einwandfrei. Stört es Sie nicht, daß Sie momentan dermaßen eine Person des öffentlichen Lebens sind? Nein, überhaupt nicht. So erfahrt die Öffentlichkeit doch erst, daß es uns Zwitter überhaupt gibt. Ohne mich würden viele Leute doch nur denken, wir wären eine Phantasiegestalt. Teiresias kommt auch in den Erzählungen um Ödipus vor. In dem Sophokles`schen Werk „König Ödipus" bittet Ödipus Teiresias, ihm bei den Nachforschungen zum Mörder seines Vaters Laios zu helfen. Teiresias gibt keine direkte Antwort. Er deutet eher an, daß der Mörder jemand sei, den Ödipus nicht finden möchte. Und was passiert? Ödipus wird selbst als Täter entlarvt. Er blendet sich selbst und irrt ziellos umher. Das Stück „Antigone" stammt ebenfalls von Sophokles. König Kreon von Theben verweigert Polymeikos die Beerdigung. Als seine Schwester Antigone ihn heimlich begräbt, wird sie gefaßt und dazu verurteilt, lebendig begraben zu werden. Die Götter nutzen Teiresias, um ihre Mißbilligung darüber auszudrücken. In der Zwischenzeit erhängt sich Antigone. Als Kreon an ihrem Sarg ankommt, wird er von seinem Sohn Haiman angegriffen und umgebracht. Anschließend begeht Haiman Selbstmord. Als Kreons Frau Eurydike von dem Tod der beiden wichtigsten Männer in ihrem Leben erfährt, nimmt auch sie sich (aus Kummer?) das Leben. Ziemlich blutrünstig, die klassische griechische Literatur, nicht wahr? „Igitt, igitt," kann ich da nur ausrufen. Herr Schwenzelmann, werden Sie ihren biologischen Zustand auch irgendwie künstlerisch ausnutzen? Ja, aber natürlich. Wie denn? Ich werde in die Literatur gehen. Zwitter, oh Zwitter Ich seh´ bei dir nur Glitter Ob Mann, ob Frau, wer weiß das schon so genau? (Der Rest ist noch unsäglicher. Daher verzichte ich besser darauf, ihn wiederzugeben.)
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.07.2009.
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