Hella Schümann

Die Tanzstunde

Mit 14 Jahren besuchte ich zusammen mit meiner Freundin Rennie die Tanzschule. Ich war damals sehr hübsch aber schüchtern, während Rennie etwas Rassiges hatte, mit pechschwarzen Haaren und rehbraunen Augen. Von dieser Tanzschule versprach ich mir sehr viel, die erste Liebe vielleicht oder nette Bekannte, doch als wir Kleinstädterinnen die so genannten Landeier von der Mittelschule zugeordnet bekamen war ich ziemlich enttäuscht. Unsere Parallelklasse zog stolz mit den Gymnasiasten ab. Wir hatten also die Jungen vom Dorf, mit roten Bäckchen in altmodischer Kleidung, naiv und weltfremd. Mein Partner konnte mir direkt in die Augen sehen ohne sich zu bücken und war sehr schmächtig, also noch zarter als ich und unreif war der !!! Rennie bekam natürlich wieder den großen Gutaussehenden, denn die Jungen standen bei ihr Schlange. Sonntags war immer Tanztee und Rennie sagte: lass uns doch mal dahin gehen, da sollen ganz andere Jungen sein, nämlich die, die schon die Tanzschule hinter sich hatten. Die Kandidaten waren tatsächlich älter und reifer und intelligenter als unsere beiden Herren. Wir Mädels saßen erst alleine am Tisch, doch es dauerte nicht lange, da scharten sie sich um Rennie wie die Schmeißfliegen. Sie war der Mittelpunkt, mich beachtete niemand. Rennie tanzte immer wieder mit einem anderen  und ich saß mit dem Rest am Tisch und lauschte schweigend ihren Gesprächen, bis der Tanz zu Ende war.

Plötzlich hatte der Arztsohn eine Idee: „Wer von Euch lässt sich eine dicke Stopfnadel durch das Muskelfleisch vom Unterarm stechen? Es tut überhaupt nicht weh, ich kenne da einen Trick. Man muss das Fleisch unten und oben fest zusammenpressen und sticht dann in der Mitte die Nadel ins Fleisch.“

Ehe ich mich versah hatte jemand „Ich „ gesagt. Was mich da geritten hatte! Heute weiß ich es, ich wollte auch mal bemerkt werden. Nun hatte ich ja gesagt und schon ging es los. Der Doc Sohn desinfizierte die Nadel über dem Feuerzeug, jemand drückte mein Fleisch zusammen und ich die Zähne und schon wühlte sich die Nadel durch meinen Muskel. Ich spürte nichts. Als sie mich losließen saß ein dickes Metallstück in meinem Arm und es sah ziemlich makaber aus. Natürlich wurde ich überall herumgezeigt. Als sie dann die Nadel wieder herauszogen, blutete es heftig.

Fazit dieser Geschichte war: Ich hatte eine Sehnenscheidenentzündung und war schneller wieder vergessen, als die Entzündung dauerte. Ob wohl Doc Sohn später Arzt geworden ist?

 

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