Karina Anstett

Verbotener Kuss

Sie kuschelte sich in seine Arme und schloss die Augen. Sie fühlte sich so wohl. So sicher. Sie fühlte sich wieder zuhause. Sie hatte ihn endlich wieder. Nach 6 langen Tagen konnte sie sich endlich wieder an ihn kuscheln. Ihn küssen. Ihn umarmen. Doch sie merke dass irgendetwas nicht stimmte. Er lachte kaum. Aber sie wollte nicht dass er nicht lachte. Sie hatte sich 6 Tage nach seinem Lachen gesehnt. Sie hatte 6 Tage Höllenquallen durchlitten, weil sie sich immer wieder vorstellte was er wohl mit ihr machen würde. Er war mit seiner besten Freundin, Saskia, vier Tage zu ihrer Mutter gefahren. Sie war zuhause geblieben, hatte auf Anrufe gewartet und hatte sich immer und immer wieder vorgestellt was sie wohl gerade machen würden. Sie hasste es wenn er mehrere Tage mit anderen Mädchen verbrachte und das wusste er. Wenigstens hatte er diesmal sein Versprechen gehalten und sich jeden Tag gemeldet. Jetzt lag sie ihn seinen Armen und er lächelt nicht.

„Was ist denn los Schatz? Du lächelst gar nicht!“

„Nix!“

„Ach komm. Das kannst du mir nicht erzählen. Du bist schon den ganzen Tag stiller als sonst und die lächelst nicht was gar nicht zu dir passt!“

Langsam wurde sie ungeduldig. Er konnte ihr nicht erzählen dass nichts war. Sie merkte immer wenn irgendetwas nicht stimmte. Und hier stimmte etwas gewaltig nicht.

„Ok…ja du hast Recht. Es ist was. Ohje…wie soll ich dir das bloß beibringen…“

„Sag’s einfach gerade heraus!“

Sie hatte die Veränderung in seiner Stimme gehört und ihre Hände fingen unwillkürlich an zu zittern.

„Ich…ich hab…ich hab Saskia geküsst…“

Sie glaubte nicht was sie gerade gehört hatte. Sie konnte es einfach nicht fassen. Sie schob sich von ihm weg und starrte ihn ungläubig an. Sie hatte ihm vertraut. Auch wenn er vier Tage mit ihr weg war, so hatte sie ihm, in der Hinsicht, immer Vertraut. Ihr Herz fühlte sich an als würde es zerreisen, sie fing an zu zittern und die Tränen liefen ihr ungehindert die Wange hinab.

„Du hast…du hast was? Ich…ich hab dir immer vertraut und du…du küsst sie?“

Ihre Stimme würde immer schriller.

Er sahs da und schaute sie flehendlich an.

„Baby bitte! Es war keine Absicht. Das war nicht geplant. Wir hatten beide was getrunken und ich hab was Dummes gesagt. Sie ist aufgestanden und weg. Ich bin ihr hinterher und hab sie umgedreht…da ist es halt passiert.“

„DA IST ES HALT PASSIERT?“

Sie kochte jetzt vor Wut. Sie konnte es nicht glauben. Sie wollte es nicht glauben.

„Baby…bitte…ich liebe dich.“

Sie wusste nicht mehr was sie glauben sollte. Sie war so verletzt und so wütend. Sie hob die Hand und knallte ihm eine.
„So. Hat dir der Kuss wenigstens gefallen?“, fragte sie sarkastisch.

„Natürlich nicht. Ich hab gar nichts gemerkt. Es war einfach nur ein Kuss. Nicht so wie bei dir. Es tut mir leid. Bitte Baby!“

Sie überlegte. Sie wusste nicht was sie machen sollte. Auf der einen Seite war sie stinksauer und verletzt, auf der anderen Seite wollte sie ihm glauben dass er das nicht gewollt hatte.

„Nagut…nagut. Ich gebe euch, dir noch mal eine Chance. Aber glaub mir. Noch einmal so was in der Art und ich bin weg. Endgültig!“

„Ja…das kann ich verstehen.“

Sie kuschelte sie wieder in seine Arme, aber es war immer noch nicht so wie vorher. Der Schock sahs einfach noch zu tief.

„Gehen wir morgen zusammen zur Lichtung?“, fragte er etwas kleinlaut.

Sie hatten die Lichtung entdeckt als sie irgendwann einmal zusammen im Wald herum gestreift waren. Sie lag mitten im Wald und bildete einen runden Kreis. So als hätte sie jemand mit einem Zirkel gezogen. Im Sommer war sie voller wilder Blumen. Seitdem war das ihr Lieblingsplatz gewesen. Sie sahsen im Sommer oft dort und unterhielten sich, schauten in den Himmel oder kuschelten.

„Ja…ok.“

Als sie dann am nächsten Tag auf die Lichtung kamen war die Stimmung immer noch etwas eisig. Sie hatte es ihm doch nicht ganz verziehen. Sie redeten nicht viel und keiner lachte. Sie setzten sich zusammen auf die Lichtung.

Sie dachte nach.

Sie fragte sich ob das alles noch einen Sinn machte. Immer wieder sah sie wie er ein körperloses Mädchen küsste und das machte sie fast verrückt und seitdem er es ihr gesagt hatte schaute er immer ziemlich traurig drein.

’Klammer ich mich nur noch an etwas was schon längst kaputt ist? Was man nicht mehr retten kann?’

Sie schaute runter auf ihre linke Hand. An ihrem Zeigefinger glänzte der Ring den sie von ihm geschenkt bekommen hatte.

Sie liebte ihn, doch so konnten sie nicht weiter machen. Jedes Mal wenn sie ihn ansah zerriss es ihr fast das Herz. Sie wusste einfach nicht was sie machen sollte. Dann traf sie eine Entscheidung die ihr das Herz in der Brust zum bluten brachte.

Sie zog sich langsam den Ring vom Finger, nahm seine Hand, legte den Ring hinein und schloss seine Finger darum. Er sah sie an. In seine Augen trat Erstaunen und Angst. Sie beugte sich vor, gab ihm den letzten Kuss und stand auf. Sie war schon halb über die Lichtung gegangen als er sie am Arm packte und umdrehte.

„Nur noch eine Frage…“, seine Stimme zitterte, „…bist du dir wirklich sicher?“

„Nein…nein ich bin mir überhaupt nicht sicher!“

Sie löste seine Hand von ihrem Arm und ging.

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.08.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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