Andreas Rüdig

Ostbayern


Ursprünglich bedeutete das Wort Glas „Bernstein“. Fast aller Schmuck der Germanen war diesem fossilen Harz gemacht. Durch die Römer lernten sie später in Form von Ringen, Ketten und Perlen ein neues Material für Schmuck kennen, zerbrechlich und lichtdurchlässig, und benannten es mit ihrem heimischen Wort für Bernstein – „Glas“. Dem sprachlichen Wandel folgte ein kulturgeschichtlicher Wandel des Wortes: Im Mittelalter waren Glasgefäße nur den Allervornehmsten vorbehalten. Verglaste Fenster, meist in Form farbiger Bildergeschichten, besaßen gar nur Sakralbauten. Erst in der folgenden Renaissance eroberten aus Butzenscheiben zusammengesetzte Fenster und Trinkgläser allmählich das reiche Bürgerhaus. Heute dagegen ist Glas erschwinglich und gehört zum Alltag, wie eben Brille, Fotolinse, Limoflasche, Verbundscheibe, Gewächshaus, Lichtgleitfaser und Glasbruchversicherung auch.

Aber was ist Glas eigentlich? Chemisch betrachtet ist es eine Flüssigkeit, die allmählich immer zähflüssiger wird bis zur Verfestigung. Am häufigsten sind Silikatgläser. In der Praxis heißt das: Aus Quarzsand bei etwa 1.500 ° C mit beispielsweise Soda und Kalk verschmolzen entsteht Glas. „Flußmittel“ wie Soda machen die Schmelze leichtflüssiger und setzen somit die Schmelztemperatur herab. „Stabilisatoren“ wie der Kalk sorgen für die chemische Beständigkeit des erkalteten Glases.

Jedes Glasprodukt besteht aus dieser Dreiheit: Glasbildner, Flußmittel und Stabilisator.

Die Eigenschaft der Zähflüssigkeit über mehrere hundert Grad hinweg ist das Charakteristikum des Glases. Denn in diesem Zustand läßt sich die Glasschmelze nach Belieben bearbeiten: gießen, ziehen, walzen, biegen und vor allem blasen. Bei etwa 1.200°C kann das Glas geblasen werden. Dazu entnimmt der Glasmacher mit einem 1,5 m langen Eisenrohr honigzähes Glas aus einem Schmelzbehälter im Ofen und gibt ihm durch Drehen, Blasen und Schwenken Gestalt.

Neben der Mundblaserfertigung hat sich die automatische Hohlglasfertigung durchgesetzt, die im Prinzip die handwerklichen Prozesse nachahmt. An schrittweise rotierenden Karussellautomaten werden Glastropfen in Stahlformen eingeblasen oder hineingepreßt. Seit Ende der 1970er Jahre gibt es in der Oberpfalz auch eine hochmoderne Floatglasproduktion, bei der Flachglasscheiben kontinuierlich durch das Erstarren der Glasschmelze auf einem Zinnbad hergestellt werden. Am Ende jeglichen Produktionsvorganges steht die gesteuerte Abkühlung des Glases, die in der Regel mehrere Stunden, unter Umständen auch Tage dauert.

1890, also während der sogenannten Gründerzeit, wurde in Weiden eine seinerzeit hochmoderne Flachglasfabrik mit kohlebeheizten Gasregenerativöfen errichtet und in den 1920er Jahren die Produktion auf das vollautomatisierte Flachglas-Ziehverfahren umgestellt. Deren Nachfolgerin ist das moderne Floatglaswerk in Weiherhammer. Seit 1984 betreibt die Firma F. X. Nachtmann an der Peripherie von Weiden eines der modernsten Bleikristallwerke Europas.

Die Kreisstadt Neustadt an der Waldnaab hat sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts zur „Stadt des Bleikristalls“ entwickelt. Damals wurden zwei größere grenznahe Hütten, die Lambachhütte sowie der Betrieb der Waldmünchener Firma Nachtmann, nach Neustadt a. d. Waldnaab verlegt. Letztere schmolz hier 1912 ihr erstes Bleikristallglas. Heute ist das Familienunternehmen Nachtmann mit fünf großen Produktionswerken im ostbayerischen Raum einer der führenden Bleikristallhersteller Europas. Zwei Schauglashütten, die „Altbayerische Krystallglashütte“ und die Waldnaabglashütte „Glas von Marion“ demonstrieren für die Besucher, wie Glas geblasen wird.

Mitterteich ist Sitz eines modernen Glaswerkes, das Glasröhren für die weiterverarbeitende Industrie anfertigt. Über 55.000 Tonnen Jahresproduktion gehen von der Schrott-Rohrglas GmbH in über 60 Länder als Glasröhren für Pharmaverpackungen, für medizinische Geräte, Labors und Thermometrie und Technik. Das Fertigungsprogramm der im Endlosverfahren hergestellten Röhren, Stäbe und Kapillaren umfaßt Durchmesser von 1 mm bis 450 mm in rund 30 verschiedenen Spezialglasarten.

Wenige Kilometer vor der Grenze liegt in einer weiten Senke das sehenswerte Stift Waldsassen mit seinem berühmten Bibliothekssaal, das bereits 1133 als Zisterzienserabtei gegründet worden ist. Ob der nahegelegene „Glasperg“. Der schon 1579 in einer Landkarte oberhalb des Stifts verzeichnet ist, vielleicht eine frühe Glasfensterproduktionsstätte des Klosters gewesen ist, bleibt offen. Die gesicherte Glasgeschichte des Ortes beginnt 1884 mit der Herstellung von Tafelglas. 1907 wurde mit der Aufstellung einer Halle auf der Nürnberger Landwirtschaftsausstellung die neue Hütte gegründet.

Über Neualbenreuth und die Porzellanstadt Tirschenreuth gelangt man entlang der Höhenzüge des Oberpfälzer Waldes nach Plößberg, dem europäischen Zentrum des Glasofenbaus. Hier entstehen Pläne für Glasschmelzöfen in aller Welt. Schon hallenartige Ausmaße erreichen heute sogenannte Schmelzwannen der großen Glasfabriken mit Schmelzbecken von der Größe eines Swimmingpools. Das Schmelzen von zig Tonnen bis zu 1.500°C heißen Glases bedeutet Hightech bis ins letzte Detail. Wer denkt schon daran, wenn er seinen Wein aus einem Kristallglas trinkt? Das Glasschmelzofen-Museum zeigt hingegen alte Handwerkstechniken, Werkzeuge und Pläne der früheren Plößberger Ofenbauer.

Die Namen Altglashütte und Silberhütte erinnern noch an jene Glashütten, die im 17. und 18. Jahrhundert unter Kriegswirren und schwierigsten Bedingungen ihr Glas herstellten und bis nach Frankfurt vertrieben. Ausgrabungen und alte Aufzeichnungen der Hütten weisen auf die Produktion von Glasfläschchen, Sanduhren, Trinkbechern, Perlen und Scheibengläsern hin; die Fundstücke sind allerdings im Bergbau- und Industriemuseum in Theuern bei Amberg ausgestellt.

Das Bleiglasschleiferhandwerk in Flossenberg und Floß gründet sich auf die Ansiedlung von Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg. Dort befindet sich außerdem eine gläserne Besonderheit: die künstlerisch gestalteten Fenster der klassizistischen Synagoge von Floß, die 1980 restauriert und wiedergeweiht wurde. Auch der Ort Störnstein, den man auf der Route zurück nach Wieden passiert, ist Sitz eines seit über 130 Jahren bestehenden nordböhmischen Familienbetriebes: Die Firma Holfeuer hat sich auf gläserne Tropfenfänger spezialisiert und exportiert diesen praktischen wie festlichen Kerzenschmuck von dort in alle Welt.

Direkt an der böhmischen Grenze in Waldhaus hat um 1487 die erste Glashütte der Oberpfalz gestanden, die bald ins benachbarte Frankenreuth worden ist. Bedeutung erlangte die Frankenreuther Hütte im 19. Jahrhundert als Spiegelglashütte. Sie war eine von zehn Hütten, die die Glasindustriellenfamilie Kupfer um 1900 betrieb.

Die Stadt Vohenstrauß wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem Zentrum der Hohlglasveredlung, als vertriebene Glashersteller und Schleifer aus dem Sudetenland sich hier niederließen und neue Betriebe gründeten. Auch im Heimatmuseum von Vohenstrauß kann man sich über das Glasschleifen und Glaspolieren informieren.

Die Gemeinde Schönsee liegt zwischen kleineren und größeren Wassern, an denen man auf Naturwegen wandern kann. Schönsee ist heute Sitz der Flachglasbearbeitungsfirma Irlbacher, eines Familienbetriebs in der dritten Generation, der mit seinen High-Tech-Entwicklungen und Sonderverarbeitungen, so für Innenarchitekturglas und Lichtanlagen, inzwischen zu den führenden deutschen Firmen gehört. Auf die Flachglastradition Bezug nimmt auch der große gläserne Brunnen vor dem Rathaus Schönsee.

Im Oberviechtach zeigt das Doktor-Eisenbarth-und-Heimatmuseum neben aufwendig geschliffenen Gläsern aus den ostbayerische und böhmischen Werkstätten auch eine Besonderheit der Tafelglasproduktion auf: Heimische Glasmalerfamilien fertigten daraus kunstvolle Hinterglasbilder als Votivtafeln oder für den häuslichen Herrgottswinkel. Sie entwickelten über mehrere Generationen einen jeweils eigenen, unverkennbaren Stil. Im Heimatmuseum sind über 50 Werke der Familien Ruff und Wellnhofer aus dem benachbarten Winklarn ausgestellt. Das Winklarner Hinterglasbild wird von drei Namen geprägt: der Familie Roth, etwa von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis ins frühe 19. Jahrhundert, der Malerfamilie Ruff, vom frühen 19. Jahrhundert bis nach 1900, und schließlich der Familie Wellnhofer, von der Mitte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Bei Waldmünchen streift die Glasstraße die deutsch-tschechische Grenze. Diese Gegend gehört zu den ältesten Glasregionen Ostbayerns. Bereits im 13. Jahrhundert soll hier schon Glas geschmolzen worden sein. Urkundlich sind ab 1534 eine Vielzahl von Glashütten erwähnt, so die Perlhütte (Glasperlenhütte), Herzogau, die Lenkenhütte, Unterhütte, Althütte, die Ödhütte, schließlich die Voithenberghütte, deren Ortsnamen noch heute von der langen Glastradition zeugen. Die 1707 gegründete Glashütte Fichtenbach („Fuchshütte“9 fertigte erst Hohlglas, dann Spiegelglas, um 1934 an ihrer Abgelegenheit einzugehen. Kurz nach 1800 gründete Freiherr von Voithenberg seine Glasfabrik, die zuerst Tafelglas, später auch Kristallglas und Hohlglas herstellt – ein zunächst florierendes Unternehmen wie Pocher, Taverne, eigenem Schulhaus, Spiegelglasschleife, Ziegelhütte, Schmiede und anderen Handwerksbetrieben. Auch sie mußte sich letztlich den modernen Entwicklungen beugen. Im Jahre 1904 wurde die dortige Glasproduktion nach Neustadt a. d. Waldnaab verlegt. Auch der Waldmünchener Glasschneider Michael Nachtmann hatte 1834 in Unterhütte bei Herzogau sein Familienunternehmen mit einer kleinen Hohlglasfabrik begründet.

In der Grenzstadt Furth im Wald ist heute noch der Sitz der Spiegelglasindustrie. Über dem strategisch wichtigen Ort in der tiefen Senke im Grenzgebiet zwischen Bayern und Böhmen war schon im 11. Jahrhundert eine Wehrburg der Grafen von Bogen gestanden. Der berühmte, spektakuläre „Further Drachenstich“, das älteste deutsche Volksschauspiel, lockt im August seine Besucher an.

Der Wallfahrtsort Neukirchen beim Heiligen Blut verdankt seine Blüte einer Wunderlegende. Als ein Hussit im Jahre 1450 einer am Wege verehrten Marienfigur einen Schwerthieb versetzt hatte, soll aus der hölzernen Statue Blut geflossen sein. Mit der einsetzenden Wallfahrt begann ab Mitte des 18. Jahrhunderts die hochwertige Volkskunst der rückseitig bemalten Flachglasscheiben. Die herausragenden Malerfamilien Wittmann und Stoiber verarbeiteten über vier Generationen Motive der Wallfahrt, bis sie der Konkurrenz des minderwertigen Devotionalienhandels nicht mehr gewachsen waren.

Auf der Fahrt nach Lam passiert man den kleinen Ort Engelshütt. Hier hat man zwischen 1280 und 1320 die wohl erste Glashütte des Lamer Winkels gestanden. Noch heute gibt es in Engelshütt Ortsteile mit Namen wie „Schmelz“ oder Hausnamen wie „Glasbauer“. Zwischen 1540 und 1903 sind im Lamer Winkel 19 Glashütten nachgewiesen. Die sicher bedeutendste war die von Franz von Baader 1805 gegründete „Salin-Tafelglasfabrik“ in Lambach. Ihm gelang als Ersten die Glasschmelze unter Beimengung von Glaubersalz als Ersatz von Buchenholz-Pottasche, wodurch nicht nur der Waldbestand geschont, sondern auch reineres Glas erhalten wurde. Franz von Baader verfaßte darüber hinaus ein bedeutsames philosophisches Werk.

Unter den Hüttenherren Wittman entstanden in Lambachhütte prunkvolle Historismusgläser mit reicher Bemalung. Als die Glashütte 1904 nach Neustadt a. d. Waldnaab verlegt werden mußte, stifteten die Hüttenherren die Jugendstil-Glasfenster der Wallfahrtskirche Mariahilf. Aus dem ehemaligen Hüttenherrenhaus ist heute ein Märchen- und Gespensterschloß geworden.


Sie haben es bestimmt gemerkt, lieber Leser: Dieser Text ist weder vollständig noch auf meinem eigenen geistigen Mist gewachsen. Er ist dem Heft „Die Glasstraße Bayerischer Wald Oberpfälzer Wald“ entnommen, mit dem der Tourismusverband Ostbayern Werbung für dortige Ausflugsziele machen möchte. Ich möchte die Ausführungen hier ausdrücklich als Zitate verstanden wissen.

Glas, Glas, ob mir wohl die eine oder andere Geschichte dazu einfällt?

Ich gestehe es gerne: Ich bin noch nie in Ostbayern gewesen. Ich kenne es also nicht aus eigener Anschauung. Zumindest mir ist dies aber auch nicht so wichtig. Mein Konzept lautet bekanntlich Infotainment. Die Informationen habe ich oben vermittelt. Jetzt wird es darum gehen, die eine oder andere Geschichte zu erzählen. Ich hoffe, es wird mir gelingen.


Sie wissen es bestimmt, liebe Leser. Ich habe eine Schwäche für berufskundliche Texte. Doch keine Angst. Ich werde hier bestimmt nicht den Beruf des Glasers beschreiben. Das habe ich schon an anderer Stelle gemacht. Ich habe da einen künstlerischen Bereich gefunden, der mir noch interessanter erscheint, nämlich die Glasmalerei. Die Glasmalerei ist ja die Herstellung farbiger Fenster, auf denen Bilder zu sehen sind. Die Wirkung der Bilder, die oft nur bei Tageslicht zu sehen sind, entsteht durch das durchscheinende Licht. Die Farbenpracht soll beim Betachter eine mystische bis feierlich Stimmung erzeugen. Glasmalerei wird daher überwiegend im sakralen Bereich verwendet. Es gibt aber auch Glasmalerei im profanen Bereich; der Ratssaal im Duisburger Rathaus ist ein (mir persönlich bekanntes) Beispiel. Die Gotik und das 19. Jahrhundert, aber auch die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg (bedingt durch dessen Zerstörungen) gelten als die Blütezeit der Glasmalerei. Hier geht es um die Rekonstruktion älterer Glasmalerei, die anstelle moderner Verglasung tritt.

Es gibt zwei verschiedene grundlegende Techniken. Bei der ersten Technik wird nur die Zeichnung mittels Schwarzlit auf farbiges Glas aufgetragen; so lassen sich Licht- und Schattenwirkung erzeugen. Bei der zweiten Technik werden farblose oder einfarbige Gläser mit Schmelzfarben bemalt. Die Farben entwickeln beim Brennen die gewünschten Effekte.


Nehmen Sie den Auftrag an?

Und ob ich ihn annehme. Der Auftrag ist sehr reizvoll. Mein Kunde liebt seine Großmutter abgöttisch. „Sie hat mich nach dem Tode meiner leiblichen Mutter bei sich aufgenommen, mich großgezogen und mich zu dem gemacht, was ich bin,“ führt er als Grund an. Er lieferte mir ein Foto seiner Angebeteten, äh, was erzähle ich da, seiner Omamutter. Es zeigt das Bild einer kleinen, zarten, alten Frau mit vielen Falten. Ich werde mein ganzes Können und meine ganze Phantasie aufbieten müssen, um das Gesicht als Glasbild hinzubekommen.

(drei Wochen später)

Ich muß jetzt nur noch den Glasofen ausschalten und das Glas abkühlen lassen. Dann klebe ich die bunten Glasscheiben zusammen und schwupps ist das gläserne Porträtbild fertig.

Es ist mir wirklich gut gelungen.

(eine Woche später)

Hören Sie mal, Sie blöde Glasmaler...!

Ja, was ist denn?

Sie müssen das Glasbild umändern!

Aber wieso denn?

Die Wohnung meines Kunden ist etwas dunkel und düster. Um das gläserne Porträt genau betrachten zu können, mußte mein Kunde eine Lampe hinter dem Bild plazieren. „Eine Kerze spendet zu wenig Licht,“ berichtet mein Kunde. „Als brachte ich eine haushaltsübliche Glühbirne dahinter an.“ Gestern morgen kam dann mein Kunde in das Zimmer, in dem sich das Bild mit seinem Altar befindet. „Hör mal, die Gesäßöffnung, du hast gestern vergessen, die Lampe auszumachen. Jetzt ist mein Rücken glühend heiß. Nimm mich hier weg!“ Leider sah mein Kunde niemanden im Zimmer. Dann stellte er fest, daß die Lampe hinter dem Glasbild gemeint war. Als er das Licht ausmachen wollte, spürte er einen heftigen Schlag und dann einen hoch heftigeren Schmerz an seinem Auge. Das Glasbild hatte Rache für den Fehler genommen...

Ob ich meinem Kunden etwas Heparin für sein Veilchen anbieten kann?


„Die Frankenalb östlich der alten Kaiserstadt Nürnberg liegt in einer Höhe von rund 300 bis 650 Metern. Die sanften Berge und Hügeln sind oftmals von Burgen gekrönt. Durch ausgedehnte Mischwälder, über stille Lichtungen, entlang an Feldern und Hopfengärten kommt man vorbei an sehenswerten Burgen wie Hohenstein, Veldenstein, Burg Thann oder der Festung Rothenberg.

Das Brauwesen hat in der Frankenalb seit dem 14. Jahrhundert Tradition. Die meisten Bürgerhäuser hatten früher ein eigenes Braurecht, wobei ursprünglich nur für den Eigenbedarf gebraut wurde. Später entstanden dann die sogenannten „Kommunbrauhäuser“, in denen sich mehrere Haushalte zusammenschlossen. Bald begann man, das zu viel produzierte Bier zu verkaufen und die Gäste in der eigenen Stube zu bewirten.

Lauf, das schon 1355 zur Stadt erhoben worden war, wurde zum Verwaltungs-, Zoll- und Geleitsmittelpunkt der Gegend östlich von Nürnberg. Karl IV erhöhte die Bedeutung der Stadt noch durch die Errichtung einer Münzstätte. Als König von Böhmen ließ er im Wenzelschloß einen umfangreichen Fries mit dem Wappen von 117 böhmisch-mährischen Herrengeschlechtern in die Wände meißeln. Die Stadt Lauf entstand um die alte Burg der Herren von Lauf, die schon um 1100 auf der Pegnitz-Insel ansässig waren. Das Gesicht Laufs aus der Zeit Karls IV hat sich nicht erhalten. Die Einäscherung der Stadt im Markgrafenkrieg 1553 vernichtete den Hausbestand der gotischen Epoche. Lauf wurde damals in Form eines Straßenmarktes wieder aufgebaut, wobei der breite Straßenplatz mit einer Reihe stattlicher Giebelhäuser vom 1553 erbauten und 1603 umgebauten Rathaus beherrscht wird. Von der Stadtbefestigung haben sich Unteres und Oberes Tor erhalten. Ein beachtenswertes Ensemble bilden die Ruine der Spitalkirche St. Leonhard und das 1374 gestiftete Glockengießerspital.

Der Ortsname `ReicholtswantŽ wurde erstmals in einer Urkunde König Heinrichs VII vom 2. Juli 1227 erwähnt. Der Name soll die Rodungsstelle eines Richhold oder Richolf bezeichnen. Ein Edler dieses Namens lebte damals in Nürnberg.

In der Entwicklung des Dorfes spielte das Reichenschwander Schloß eine wesentliche Rolle. Sie war bestimmt durch die jeweiligen Schloß- und Grundherrschaften. Angefangen bei den Strahlenfelsern im 13. Jahrhundert über das Geschlecht derer von Furtenbach, die während ihrer fast 300 Jahre dauernden Patronatsherrschaft den Ort besonders prägten, bis zur Familie Thon, die von 1854 bis 1984 im Schloß residiertre. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzten die amerikanischen Besatzungsstreitkräfte das Gebäude als Hauptquartier.

Besonders bemerkenswert ist in Hersbruck die Stadtkirche St. Maria. Ihr Altar ist einer der bedeutendsten spätgotischen Schreinaltäre in Franken. Gut erhalten hat sich das historische Stadtbild mit drei Stadttoren, Resten der Stadtmauer, dem Bürgerspital, Bürgerhäusern und dem Schloß.

Die Goldene Straße im Gemeindegebiet Pommelsbrunn war in etwa der Vorläufer der heutigen B 14. Hohenstadt wurde 1326 markgräfische Enklave. Eine Tochter des Kaisers Karl IV ließ die Dorfkirche erbauen. An der Pegnitzbrücke wechselte damals das Geleit für die Kaufmannszüge auf der Goldenen Straße. Pommelsbrunn, erstmals 1312 erwähnt, wird beherrscht vom mächtigen Turm der schön ausgeschmückten Laurentiuskirche.

Neben der Kirche liegt das Heimatmuseum mit einer großen Zinnfigurenschau, einer Fossilienausstellung und der Heimatabteilung. Das derzeit deutschlandweit einzige bekannte mittelalterliche Badhaus (erstmals 1486 erwähnt) im ländlichen Raum steht am Ostrand des Dorfes.

Die Stadt Sulzbach war schon seit dem 8. Jahrhundert Sitz einer Burg. Im Jahre 1355 erhob Kaiser Karl Sulzbach zur Hauptstadt seines „Neuböhmen“. Viele Privilegien, die Karl der Stadt verlieht, zeigen, welche Bedeutung ihr damals zukam. Niemals mehr in späterer Zeit war Sulzbach der Ort, in dem kaiserliche Hoftage stattfanden und politische Entscheidungen von so hohem Range getroffen wurden wie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Ausdruck der Wohlhabenheit der Bürger dieser Zeit ist das gotische Rathaus, das um 1400 erbaut wurde.

Der Markt Hahnbach, erstmals 1121 erwähnt, ist beispielhaft für einen Straßenmarkt. 1457 brannte die obere Hälfte des Marktes ab. Eine Pestepidemie 1582 und der Dreißigjährige Krieg brachten schwere Zeiten. 1632 erhielt der Ort sein Bürgerspital. 1842 wurde das Institut der Armen Schulschwestern gegründet. Wahrzeichen des Marktes sind das mittelalterliche Tor und die spätgotische Pfarrkirche St. Jakob, mit sechs wertvollen Fresken aus der Zeit von 1450 bis 1500. Ein ruhiges und idyllisches Fleckchen mit seiner Kirche, Klause und Gaststätte ist der Wallfahrtsort Frohnberg.

In Gebenbach kreuzen sich die Goldene Straße in Ost-West-Richtung und die einstige Distriktstraße nach Magdeburg von Süden nach Norden. Die Ansicht ist geprägt von der Pfarrkirche St. Martin mit ihren sehenswerten mittelalterlichen Fresken und dem gotischen Chor. Der sogenannte „Gemeindeturm“, ein zylindrischer Turm mit Schlüsselscharten und barocker zwiebelbekrönter Laterne, gehörte wohl zu einer ehemaligen mittelalterlichen Friedhofsbefestigung.

Die `Stadt der weißen ErdeŽ wurde 1271 erstmals genannt und war schon damals Mittelpunkt einer kleinen Herrschaft, die ursprünglich den Grafen von Sulzbach gehört haben dürfte. Seine Erhebung zur Stadt verdankt Hirschau Kaiser Karl IV. Dieser verfügt 1367, `das die strasse, die bei der staat geet, durch die staat geen soll`. Damit wurde die durch die Stadt gehende und innerhalb der Stadtmauern sich erweiternde Goldene Straße zum Lebensnerv der jungen, vom Markt zur Stadt aufgestiegenen Stadt Hirschau.

Weitere Privilegien: Recht auf Wochenmarkt und eine Freiung (Befreiung von den an den Stadtherren zu entrichtende Steuern) für Neuzuziehende auf zehn Jahre. Sehenswürdigen: spätgotische katholische Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt, Rathaus mit Treppengiebeln, um 1490 gebaut.

Schnaittenbach, erstmalig 1313 erwähnt, liegt an der ehemaligen `Verbotenen StraßeŽ. Die Benutzung dieser kürzesten Verbindung nach Prag hatte Kaiser Karl IV wegen Streitigkeiten untersagt.

Freihung (seit 1569 Markt) verdankt die Ansiedlung dem Bleierzbergbau, der ab dem 15. Jahrhundert mit Unterbrechungen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts währte. Durch die Bergwerkfreiheiten erhielt der `Bergckflecken auf der FreyhungŽ seinen Namen.

Vilseck – entstanden um 1200 – liegt zu Füßen der Burg Dagestein, einer der ältesten Burgen der Oberpfalz. Im Bergfried sind Fresken romanischen Ursprungs. Im Wahrzeichen der Stadt, dem Vogelturm, ist das Erste Deutsche Türmermuseum eingerichtet.

In Edelsfeld kreuzen sich zwei bedeutende historische Wirtschaftsstraßen, die `Bayerische EisenstraßeŽ und die `Altstraߎ. Edelsfeld entstand aus einer alten Nordgausiedlung und wurde 1142 erstmals als `EtelisveldŽ erwähnt.

Die erste Nennung Weidens stammt vom 16. Juli 1241. Er gehörte damals zum staufischen Reichsgut und fiel nach dem Tode des letzten Staufers, Konradin, 1268, an seine wittelsbachischen Onkel, die Herzöge Ludwig und Heinrich.

Die planmäßige Gründung Weidens, die aus der bloßen Ansiedlung zunächst einen Markt und dann bald darauf eine Stadt machte, erfolgt wohl am Ende des 13. Jahrhunderts, denn seitdem wird Weiden als solche bezeichnet. Im Hausvertrag von Pavia teilten die pfälzischen und bayerischen Wittelsbacher 1329 ihre Güter untereinander auf. Weiden wurde Bestandteil des pfälzischen Gebiets und alsbald an Böhmen verpfändet. Karl IV machte es 1360 endgültig zum Besitz der böhmischen Krone. Nach dem Ende Nordböhmens unter Karls Sohn Wenzel erfolgten wechselnde Verpfändungen Weidens, unter anderem an die Landgrafen von Leuchtenberg und die bayerischen Herzöge. Im Jahre 1421 wurde das Gemeinschaftsamt Parkstein-Weiden gegründet, ein eigenartiges staatsrechtliches Gebilde, das bewirkte, daß Weiden stets zwei Landesherren hatte. Es bestand bis 1777. An die Zeit der Goldenen Straße erinnert in Weiden vor allen Dingen der Marktplatz, dessen Form sich sicher nicht geändert hat,“ berichtet der Tourismusverband Ostbayern.


Tourismusverband Ostbayern (Hrsg.): Barock im Oberpfälzer Wald und Westböhmen Kirchen und Klöster Schlösser und Akanthusaltäre; Selbstverlag ohne Jahresangabe; 96 Seiten; ISBN: 3-928755-51-x

Tourismusverband Bayern (Hrsg.): Bayerischer Jury Geschichte und Kultur; 64 Seiten; Selbstverlag ohne Jahresangabe; ISBN: 3-928755-50-1

Hier liegen zwei hübsche Broschüren vor, mit denen der Tourismusverband Ostbayern Werbung für seine Region macht und über die dortigen Sehenswürdigkeiten informiert. Michael Kostka schreibt über den Bayerischen Jura, Peter Knott über den Barock. Ihr inhaltlicher Schwerpunkt liegt zwar auf den lokal- und regionalgeschichtlichen Zusammenhängen; die beiden Autoren gehen aber auch auf kunstgeschichtliche und künstlerische Gesichtspunkte ein. Unter optischen Gesichtspunkten sehen die beiden Broschüren ansprechend aus. Texte und Farbfotos ergänzen einander. Auch wenn ich selbst schon lange nicht mehr in Bayern gewesen bin (oder vielleicht deswegen?), liegen hier Broschüren vor, die neugierig machen.



BerufeNet heißt die berufskundliche Internetplattform der Arbeitsverwaltung. Dort findet sich eine Beschreibung des Berufs „Glas- und Porzellanmaler“. Glas- und Porzellanmaler verzieren Glas, Porzellangeschirr und Porzellanfiguren. Sie haben dafür zwei Techniken zur Hand. Entweder werden die Motive und Muster eingebrannt oder mit der Hand aufgetragen.

„Zuerst übertragen Glas- und Porzellanmaler die Künstlerentwürfe auf einen Schablonenkarton (Aufriß) und teilen sie in die einzelnen Bildbestandteile ein. Entlang dieser Papierschablonen schneiden sie die verschiedenfarbigen Gläser zu. Dann tragen sie Schwarzlotfarbe für Konturen und Schattierungen auf und mischen Schmelzfarben mit verschiedenen Mal- und Bindemitteln an. Die Farben tragen sie im Siebdruckverfahren oder mit der Airbrushtechnik auf. Ihre voll Leuchtkraft entwickeln die Farben erst später, während des Brennens im Schmelzofen. Die einzelnen Gläser setzen Glas- und Porzellanmaler schließlich mit verschieden starken Bleiprofilen zusammen und verlöten die Schnittstellen. Bei Überfanggläsern erzielen sie Effekte durch das Ätzen mit Säure.

Vom Trinkglas über die Porzellanschüssel bis zur Figur aus Porzellan oder Keramik: Mit dem Pinsel tragen sie Linien, Ränder- und Bänderdekors, Blumen oder Ornamente auf. Dafür haben sie die Umrisse des Motivs angezeichnet. Zum Malen verwenden Sie Keramfarben oder Edelmetallzubereitungen. Häufig benutzen sie auch Spritzpistolen oder Gummistempel oder wenden mechanische Druckverfahren wie den Siebdruck bzw. Stahlstich an. Nach dem Brennen polieren sie die aufgeschmolzenen Edelmetalle und überprüfen, ob sie ein optimales Farbergebnis erzielt haben.“

Im europäischen Raum sind künstlerisch gestaltete Glasscheiben seit dem 9. Jahrhundert bekannt. Bei Kirchen- und Klosterfenstern dienen sie als Schmuck. Daher ist es auch nicht verwunderlich, daß die Glasherstellung und Glasverarbeitung in den Händen von Mönchen lag. Im 13. Jahrhundert entwickelt sich die beiden Bereiche auseinander. Es entstanden eigene Zünfte für die Glasherstellung. Nach dem Niedergang der Glasmalerei im Barock erlebte sie im 19. Jahrhundert ihre Renaissance, die bis ins 20. Jahrhundert anhielt. In jüngerer Zeit werden vor allem alte Glasobjekte restauriert und rekonstruiert.

Die Entwicklung der europäischen Porzellanmalerei beginnt – natürlich – mit der Erfindung des europäischen Porzellans durch Johann Friedrich Böttger. Das war im Jahre 1709. Schon ein Jahr später wurde die erste Porzellanmanufaktur Europas gegründet. Das war in Meißen. Erster herausragender Wegbereiter der Porzellanmalerei war der Maler und Farbenchemiker Johann Gregorius Höroldt. Aus Metalloxiden entwickelte er eine fast vollständige Skale von einbrennbaren Porzellanmalfarben. Er schuf auch eine Vielzahl von Dekoren.


Dieser Polterabend war ein Fehltritt. Der Grund waren die Gäste. Die geladenen Gäste benahmen sich ja noch ganz gesittet. Sie schlürften ihren Sekt und Champagner, aßen Kaviar und sangen am Klavier Opernarien.

Wesentlich schlimmer waren die ungebetenen Gäste. Sie kamen nach Einbruch der Dunkelheit, vertilgten die Essensreste und kühlten ihren Übermut im Swimmingpool / Schwimmbecken ab. Wesentlich schlimmer: Sie polterten tatsächlich. Angeführt von Felix öffneten sie die nicht abgeschlossenen Küchen- und Wohnzimmerschränke, griffen beim Porzellangeschirr zu und zerstörten es auf der Terrasse. „Das vertreibt böse Geister und verhindert so Ehekrach,“ behauptete Felix. Deswegen hieße das Ereignis ja Polterabend. Von wegen Polterabend. Ich werde ihm schon zeigen, was ein Polterabend ist. Die Schadensersatzklage läuft inzwischen gegen Felix. Er hat es im wahrsten Wortsinn in der Hand gehabt ... er hätte nur das billige Geschirr nehmen brauchen.

(Ostbayerischer Heimatbote)

Ein spezielles Polterabendporzellanservice hat Theoderich Isidor Freiherr von der Mutt-Mumm auf den Markt gebracht. „Bei meiner eigenen Hochzeit zerstörten Vandalen, Randalen und Sandalen mein wertvolles Familienporzellan,“ empört sich der Adelige hoch heute. Also machte er sich an die Arbeit: Wie sieht wiederverwendbares Polterabendgeschirr aus?

„Ich bin tatsächlich fündig geworden,“ kündigt der Freiherr an. Seine erste Erfindung: ein Porzellanteller, der alle Qualitätsmerkmale einer Diskusscheibe erfüllt. „Damit kann an poltern, indem man versucht, ein bestimmtes Ziel, beispielsweise einen Baum, zu treffen.“ So Mutt-Mumm. „Diese rosafarbenen Teller haben eingebaute Sprungfedern; sie zerbrechen also nicht auf dem Fußboden, sondern springen wieder in die Luft. Diese runde Tasse eignet sich zum Kugelstoßen. Die Tasse besteht aus einer gallertartigen Porzellanmasse. Trifft sie auf den Boden, breitet sie sich dort schlagartig aus.

Als ich zu den Salzstangen greife, ruft der Freiherr nur kurz: „Vorsicht!“ Ich schaue ihn erstaunt und fragend an. „Dies ist meine größte Spezialität,“ antwortet der phantasiebegabte Mann. „Das ist formwandlerisches Porzellan, das Gedanken lesen kann. Sie dachten gerade an Salzstangen. Also verwandelte sich das Porzellan in Salzstangen. Es schützt sich so vor dem Zerstörtwerden.“


Der Beruf des Aquariumbauers ist ein exotischer Beruf. Er ist auch kein Ausbildungsberuf; ein ausgebildeter Glaser (insbesondere der Fachrichtung Verglasung und Glasbau) ist dafür am beten geeignet. Anscheinend ist der Beruf auch nicht sehr wichtig; in BerufeNet, der berufskundlichen Internetplattform der Arbeitsverwaltung, ist die Beschreibung des Aquariumbauers schon vor einiger Zeit im Archiv gelandet.

Doch was tun Aquariumbauer? Sie entwerden und konstruieren Aquarien unterschiedlichster Größe und Form. Das können Aquarien für das heimische Wohnzimmer sein, aber auch riesige Meerwasseraquarien für Zoos und spezielle Ausstellungen. Das Grundgerüst des Aquariums wird aus Glas oder Kunststoff zusammengebaut, wobei unterschiedliche Klebetechniken eingesetzt werden können. Aquarien müssen große Mengen Wasser fassen können; daher müssen sie stabil sein und dicht halten. Je nach Kundenwunsch muß auch ein Unterschrank gebaut werden. Auch das biologische Gleichgewicht im Aquarium muß aufrecht erhalten werden. Also müssen Filter, Heizungen, Pumpen und eine Beleuchtung eingebaut werden. Zu den Aufgaben des Aquariumbauers gehört auch die Wartung, Instandhaltung und Reparatur der Anlagen.

Wasserleichen sind schön. Wenn ihre zähe Hornhaut aufweicht, sich allmählich grau verfärbt und bald abfällt und sicher der Körper vor lauter Körpergasen aufbläht, verspüre ich große Freude. Nein, nein, meine Damen und Herren, ich bin nicht pervers. Ich mag keine menschlichen Leichen, sondern tierisch. Und das hat auch Auswirkungen auf meinen Beruf. Ich arbeite als forensischer Zoologe. Ich bin beim hiesigen Tierpark beschäftigt. Stirbt dort ein Tier, soll ich herausfinden, was die Todesursache ist.

(Anruf bei der Polizei) Hallo? Hallo? Bin ich dort bei der Polizei?

Ja, sind Sie!

Können Sie nicht mal bei meinem Nachbarn vorbeischauen? Bei dem stinkt es bestialisch.

So? Wonach denn?

Nach Bestien.

O. k.. Wir kommen.


(Die Polizei rückt an) Hier stinkt es tatsächlich. (ringring) Polizei! Machen Sie sofort die Tür auf.


(Ostbayerische Volksstimme)

Einen gehörigen Schreck bekamen gestern die Polizisten, die die Wohnung von Hans-Werner betraten. Als sie die Türe öffneten, strömte ihnen ein strenger Geruch entgegen (es stank also übelst). Der Grund dafür war schnell gefunden. Bis auf die Schlaf-Wohnküche und das Badezimmer war die Wohnung überall mit Aquarien gefüllt. Doch nicht friedliche Fische schwammen darin. „Es war schrecklich,“ berichtet einer der beteiligten Polizisten. „In jedem der Aquarien lagen tote Fische und vergammelten vor sich in. Sogar Fischstäbchen, geöffnete Fischkonserven und Fischbrötchen haben wir gefunden. Ich habe noch nie einen so dreckigen Freizeit-„biologen“ gesehen.“


Das Design beschäftigt sich mit dem eleganten und formgerechten Aussehen von Dingen. In diesem Bereich sind die Glasbildner tätig. Sie entwerfen nicht nur die Form, sondern auf die Dekor- und Oberflächengestaltung.

Im Auftrag von Kunden, aber auch in Eigenregie gestalten und entwerden Glasbildner Vasen, Teekannen, Weingläser, Spiegel, Lampen und andere Glasartikel. Sie stellen sowohl Einzelanfertigungen wie auch Prototypen für die industrielle Serienfertigung her.

Glasbildner benutzen bei der Herstellung des Glasartikels Rohmaterialien wie Glasröhren und Glasstäbe, die sie unter einer Flamme erwärmen, die das Material zähflüssig und formbar wird. Mithilfe von kleinen Zangen oder Formstäben bringen sie das Glas nun vorsichtig in die gewünschte Form. Glasbildner sind auch mit dem Blasen von Glas vertraut. Mit einer Glasmacherpfeife nehmen sie etwas geschmolzenes Glas aus dem Ofen und wälzen den Glasposten hin und her. Dadurch geben sie ihm eine grobe äußere Form. Dann blasen sie den Glasposten in der Pfeife auf und bearbeiten ihn so lange, bis er seine endgültige Form hat. Mit Bohrern, Sägen oder Schleifmaschinen bearbeiten sie kaltes oder erstarrtes Glas. Je nach Bedarf versehen Glasbildner die fertig geformten Werkstücke mit Henkeln oder Stielen und überziehen sie mit Farbglas.

Zu den Aufgaben des Glasbildners gehört auch das Veredeln der jeweiligen Artikel. Um etwa eine Vase zu verzieren, gravieren sie beispielsweise Ornamente, Figuren oder Blumen in die Glasoberfläche, wobei sie kleine Schleifrädchen verwenden. Anschließend polieren sie die behandelten Stellen auch, indem sie sie mit unterschiedlichen Techniken schleifen. Für den Schliff von Spiegeln verwenden sie Schleifmaschinen, für Musterschliffe an Weingläsern sogenanntes Kuglerzeug, einen speziellen Schleifblock. Dekore und Schriften erzeugen sie ebenfalls, indem sie Oberflächenteile durch Sandstrahlen oder ätzende Säuren abtragen. Glasbildner bringen im Siebdruckverfahren Muster auf, besichten Glasflächen mit Silber oder kleben Abziehbilder drauf. Außerdem bemalen sie die Glasoberfläche mit den verschiedensten Motiven. In der sogenannten Hinterglastechnik malen sie die Bilder oder Aufschriften seitenverkehrt auf die Glasscheibe. Die Farbschichten tragen sie dabei in umgekehrter Reihenfolge wie beim konventionellen Malen auf die Glasoberfläche auf. Mit ihrem Gespür für Farben und Formen fertigen sie auch Glasmosaiken und phantasievolle Lampen im Tiffanystil. Gelegentlich führen sie auch Restaurierungsarbeiten durch.

Nicht zu verwechseln sind die Glasbildner mit den Glasveredlern. Glasveredler der Fachrichtung Gravur sind Fachleute, wenn es darum geht, Glasoberflächen (Hohlglasgegenstände wie Zier- und Trinkgläser, Vasen, Krüge und Schalen sowie Flachgläser wie Spiegel und Türausschnitte) zu veredeln. Die Glaseredler gravieren floralen, figuralen und ornamentalen Dekors sowie Wappen, Reliefs und Schriften ein. Den Glasveredler der Fachrichtung Gravur gibt es seit 2004 nicht mehr. Die neue Fachbezeichnung heißt Glasveredler Fachrichtung Schliff und Gravur.

Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.

Dieses Haus ist ein kleines Meisterwerk. Es besteht vollständig aus Glas. Decken und Fußböden, Wände, Fenster und Türen, Möbel, Badezimmer- und Toiletteneinrichtung, Besteck und Geschirr, technische Anlagen und Federbett – sie alle sind komplett aus Glas gemacht. Mein Auftraggeber wollte es so haben. „Es ist als Happening gedacht,“ behauptete er. Hä? Als was? „Als Aktionskunst. Jeder Passant darf mir beim Lieben und Leben zuschauen. Dieses Kunstwerk soll eine Woche gezeigt und dann im Museum ausgestellt werden.“ Ah ja. Von so hochgeistigen Sachen wie Kunst habe ich keine Ahnung. Ich bin ja nur der Glashersteller. Ich habe ja nur von den handwerklichen Sachen Ahnung zu haben. Also habe ich dem Mann sein Haus gebaut.

(Ostbayerischer Volksbote)

Franz-Joseph ist mit seiner Aktionskunst gescheitert. Und das schon gleich in der ersten Nacht. „Meine Frau ist sehr eifersüchtig,“ berichtet Franz-Joseph. „Als sie sah, daß ich mit einer jungen flirtete, warf sie so lange Steine gegen das Glashaus, bis es einstürzte. Von meiner Kunst ist nur noch ein Scherbenhaufen übrig...“

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.08.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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