Hella Schümann

Das Rollerrennen

 

Zu meinem sechsten Geburtstag bekam ich einen Tretroller, er hatte ein bewegliches Brett, das mit einer Zahnstange das Hinterrad antrieb und war mit Reifen aus sportlich dünnem Vollgummi ausgestattet. Alle Kinder die ich kannte besaßen Roller mit Ballonreifen, also dicke Reifen, die man aufpumpen musste. Meiner war mein ganzer Stolz, denn ich hatte etwas Besonderes und viele beneideten mich darum. Ich habe mich oft gefragt, warum meine Eltern mir einen Roller schenkten, wo sie so wenig Interesse an mir hatten. So war ihr Anteil an der nachfolgenden Geschichte auch sehr gering, außer, dass sie mich zu einem Rollerrennen anmeldeten. Sie standen dann auch  nicht am Rand und feuerten mich an.

Ein Fahrradladen veranstaltete das  Rollerrennen. Der erste Preis, ein vergoldeter Tretroller leuchtete auf einem Podest in der Sonne. Ganz aufgeregt traf ich am Start ein und sah, dass natürlich alle anderen Kinder mit Ballonreifen fuhren und als ich zur Probe ein Stückchen auf der Aschenbahn fuhr, merkte ich, dass sich meine dünnen Reifen in den Untergrund bohrten. Das hatte ich nun davon, dass ich etwas Besonderes besaß. Kurz nach dem Start war das Rennen für mich eigentlich schon verloren, doch mit eisernem Willen versuchte ich, das Fahrzeug irgendwie vorwärts zu bringen, treten ging gar nicht, dann blieb ich stecken. Der Abstand zwischen den anderen vergrößerte sich dramatisch. Die letzte halbe Runde fuhr ich nur noch alleine auf der Bahn und wenn man so klein ist, sind fünfzig Meter eine endlos lange Strecke.

Da hörte ich plötzlich Anfeuerungsrufe und die meinten tatsächlich mich. Es waren Nachbarn und sie gaben mir die Kraft durchzuhalten. Ich bekam als Einzige einen Trostpreis, nämlich eine Tafel Schokolade und das fand ich ganz toll. Ein bisschen komisch war es doch, dass ausgerechnet der Verliererroller ein vergoldeter Gewinn war.

 

 

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