Pierre Heinen

Kommissar Black – Bitterböses Spiel (I)

Black äugte auf die leuchtenden Ziffern der Punkteanzeige an der Backbox. Bald wird Bob meinen heißgeliebten Highscore knacken, ging es dem schwermütigen Kommissar durch den Kopf. Schon wieder so ein toller Abend! Vor drei Wochen hatte Sheila ihn verlassen. Seither kam es ihm vor, als ob sich das Glück ebenfalls von ihm abgewandt hätte. Hat sie mich verflucht?

Die Metallkugel rollte zu dem Schlagturm-Trio. Die pilzförmigen Gebilde spielten sich das Geschoss gegenseitig mehrmals zu und glänzten vor Freude. Noch mehr Punkte. Black leerte das Bierglas und schlenderte zum Tresen. Der Inhaber seiner Lieblingskneipe beobachtete ihn grinsend.

„Noch ein Bierchen, Black?“

Der Kommissar nickte ohne zu zögern. Er stellte das Glas ab und kramte in den Hosentaschen nach passenden Münzen. Ich hoffe, dass ich jetzt nicht alle im Flipper versenkt habe. Das Telefon klingelte in einem Hinterzimmer. Black sah auf, als die Frau des Wirtes kurz danach auf ihn zukam.

„Sie werden verlangt“, teilte sie ihm trocken mit und deutete auf das Büro neben der Küche.

–  0  –


Bob parkte das Gefährt entlang des Bürgersteiges. Zwei Polizeiwagen mit Blaulicht standen mittig auf der Straße und Beamte hatten sich hinter ihnen verschanzt. Die Blicke richteten sich auf die Lipptown Golden Yield Bank vor ihnen. Ein siebenstöckiges Gebäude mit kolossalen Ausmaßen, ein Tempel in dem man dem Geld huldigte.

„Dann sehen wir uns das mal an“, raunte Black seinem Kollegen zu.

Beide zogen sie ihre Waffen aus den Holstern und verließen den Wagen. Geduckt rannten sie zu den Polizeibeamten.

„Noch immer keine Forderung?“

Der Mann mit dem Schnurrbart verneinte und lugte über die Motorhaube. Eine der großen Fensterscheiben am finsteren Eingangsbereich lag in Scherben.

„Der Alarm wurde kurz vor elf Uhr ausgelöst. Als wir ankamen haben wir Schüsse vernommen und wollten reinstürmen. Die Türen waren natürlich abgesperrt und wir sahen uns um. Plötzlich hat man auf uns geschossen“, erklärte der Mann den beiden Beamten aufgeregt. „Keinen hat es erwischt, aber wir haben uns zurückgezogen. Kurz darauf hat sich uns der Mann an einem Fenster des ersten Stockwerkes gezeigt. Er hat den Nachtwächter als Geisel genommen.“

„Hört sich nicht nach einem Bankraub an, oder?“, erwägte Bob. „Sonst wäre er doch dem Nachtwächter ausgewichen. Und allein ist das Aufbrechen und Ausräumen eines Tresors kaum zu bewerkstelligen.“

„Wer sagt, dass er keine Komplizen hat? Kann sein, dass sie die Kombination als Austausch verlangen. Aber auch dann kommen sie nicht weit“, grübelte Black laut vor sich hin. „Umgebung absperren! Weitere Verstärkung ordern! Ich werfe mal einen Blick rein.“

Der Kommissar lief zur Treppe hin. Allein das Licht der Straßenlaterne hinter ihm, ließ ihn nicht im Stockdunkeln hocken. Nichts und niemand zu sehen oder zu hören. Black atmete tief ein. Er lief über knirschende Glasstücke und stand im Nu im luxuriösen und geräumigen Eingangsbereich.

Überall im Saal befanden sich mannshohe Pflanzen in Kübeln verteilt. Vor den vergitterten Schaltern standen Ständer mit den dazugehörigen Kordeln im Spalier. Ködert man Geld mit Luxus? Schritte hallten auf einmal quer durch den Raum. Black versteckte sich hinter einer imposanten Palme.

„Wollen doch mal gucken, ob wir jetzt mehr Zuschauer haben“, bellte jemand mit leicht zittriger Stimme.

Black legte sich sogleich flach auf den glatten Marmorboden. Er wurde eins mit den gespenstischen Schatten um ihn herum. Ein etwa dreißigjähriger Mann mit einem Revolver schob den älteren Nachtwächter in Uniform grob vor sich her. Schicker Anzug. Viel zu schick für einen Räuber.

„Lassen sie mich doch gehen“, flehte der Mann wimmernd. „Bitte! Ich habe ihnen nichts getan. Ich habe eine Familie!“

„Maul halten!“, befahl der Bewaffnete auf einmal despotisch. „Ich will so einen Kram nicht hören! Klar?“

Keine zehn Meter von Black entfernt blieben sie stehen. Der Kommissar zögerte. Der Mann im Anzug bewegte sich hin und her. Der weiß genau was er tut.

„Wir gehen wieder nach oben!“

Beide bewegten sich rückwärts zum Aufzug. Nachdem sich die Tür geöffnet hatte, verschwanden sie hastig im Inneren. Black stand auf und schlich mit der Dienstwaffe in seinen Händen zum Treppenhaus. Erste Etage. Der Kommissar blickte auf die leuchtenden Eins über der Aufzugstür.

wird fortgesetzt ...

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.08.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Pierre Heinen, Jahrgang 1979, ist seit frühester Jugend begeistert von Geschichtsbüchern und Verfasser unzähliger Novellen. In Form des zweiteiligen „Payla – Die Goldinsel“ veröffentlicht er seinen Debütroman im Genre Fantasy. Der Autor lebt und arbeitet im Großherzogtum Luxemburg, was in mancher Hinsicht seine fiktive Welt beeinflusst.

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