Als ich so an die dreizehn Jahre alt war, schlug mein Freund Günther vor, dass wir uns bei einem Fußballverein anmelden sollten.
Mein Enthusiasmus hielt sich in Grenzen, da meine gymnasiumbedingt karge Freizeit eh schon ziemlich ausgefüllt war mit Terminen bei den Pfadfindern und dem Verein der Briefmarkensammler. Doch die Aussicht, bald als der neue Fraydl in die Annalen der großen Fußballnation Österreich eingehen zu können, stimmten mich schließlich um.
Die Begeisterung wurde noch getrübt durch die Tatsache, dass Günther sich den SK Sturm Graz als unsere neue Wirkungsstätte ausgesucht hatte.
Seit Jahren war ich glühender Anhänger des Grazer Athletik Klubs, pilgerte zu jedem Heimspiel, ob Meisterschaft oder erstes Trainingsspiel nach der Sommerpause, egal, da musste ich hin.
Und nun sollte ich ausgerechnet beim Lokalrivalen spielen?
Verschämt schlich ich mich mit Günther in die “Gruabn”, wie der legendäre Fußballplatz des SK Sturm seit Menschengedenken genannt wurde und hoffte inständig, dass mich niemand erkennen würde.
Nachdem wir fachkundig unsere zukünftige Wirkungsstätte inspiziert hatten, versuchte mein Freund vergeblich, einen Ansprechpartner für unser Begehren zu finden.
Keiner der zuständigen Herren war anwesend und so schlichen wir leicht frustriert von dannen. Ich weniger, war mir doch ein Stein von Herzen gefallen, dass ich nicht zum “Verräter” geworden war.
Der Funktionär allerdings, der durch seine Nichtanwesenheit verschuldet hatte, dass dem SK Sturm ein neuer “Durek” entgangen war, wird sich, so er denn noch lebt, heftig grämen, zu Recht, wie ich meine!
Mit leiser Wehmut habe ich nun vor einigen Jahren im fernen Hamburg vernommen, dass auf dem GAK Platz in der Korösistrasse eine Wohnsiedlung entstanden ist.
Die Stätte, wo wir kleinen ”Buam”die große Welt des Fußballs kennen lernten. Wo man gebannt verfolgte, wie der legendäre Vorstopper Frisch gekonnt den Ball mit dem ”Allerwertesten” stoppte, ihn abspielte zum nicht weniger legendären Koleznik, der wiederum mit atemberaubender Schnelligkeit rechtsaußen nach vorne stürmte, wo der Mittelstürmer Jank stand (damals durfte ein Mittelstürmer noch ”vorne stehen”), köpfte und schon hieß es ”Tooor, Tooor, Toor für den GAK!
Vorbei die Zeit, wo man sein Taschengeld opferte für die herrliche ”Wurschtsemml”, die so viel besser schmeckte als zu Hause. Wo der Eisverkäufer ”Zatopek” eine seiner vielbejubelten Stadionrunden zurücklegte um Nachschub zu holen.
Um dann gekonnt den Eislutscher bis in die oberste Reihe zu werfen, nachdem er das passende Kleingeld zugeworfen bekam.
Das waren noch Zeiten, wo es keine ”Hooligans” gab, wo man höchstens ”Schiedsrichter zum Telefon” gerufen hat. Na ja, ab und zu wurde auch das schon etwas schale Bier im Pappbecher zweckentfremdet und beim Gang zur Kabine der jeweilige Bösewicht damit geduscht.
Tja, im heutigen ”Millionenspiel” hat der alte Platz natürlich ausgedient, aber schön war‘s trotzdem!
Adieu, GAK-Platz!
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.08.2009.
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