Klaus Georg

Was mache ich jetzt nur mit meinen Pfennigen?

 

Was mache ich jetzt nur mit meinen Pfennigen?

 

 

Als kleiner Junge hab ich mich immer wie ein Schneekönig gefreut, wenn ich mal etwas Geld geschenkt bekam oder sogar auf der Straße gefunden hatte und ich es dann für mich ganz allein ausgeben durfte.

 

Meistens waren es ja nur Pfennige, nicht mehr.

 

Nannte ich wirklich einmal zwanzig oder gar dreißig Pfennige mein Eigen, dann hab ich es erst gehütet wie einen Schatz.

Tagelang.

 

Und dann, wenn die Vorfreude ausgekostet und ich an kaum noch etwas anderes denken konnte, bin ich dann in eine nahe Drogerie gegangen und hab mir für die hälfte meines Schatzes braunen Kandiszucker gekauft.

Am Stück.

Und dann stundenlang daran gelutscht bis nichts mehr da war.

 

Aber, wie gesagt, meistens waren es nur wenige Pfennige die ich bekam oder fand.

 

Und damit bin ich dann sofort die Kölner Straße entlang gelaufen bis zu Müllers Feinkostladen.

Dort selbst wäre ich alleine nie hinein gegangen, nie und nimmer. Der Laden sah viel zu fein und zu teuer aus.

 

Aber genau daneben stand die kleine Bude von Herrn Franz, wie ich ihn immer nannte.

Einem lieben und netten älteren Herrn.

Und dort gab es Süßigkeiten gab so viel mein Herz begehrte.

 

Wenn ich angelaufen kam lachte er schon übers ganze Gesicht und fragte dann: ‚Was darfs denn diesmal sein, junger Herr?’

 

Und dann hat er mir für meine paar Pfennige Bonbons verkauft, leckere süße rote Himbeerbonbons.

Selbst wenn ich nur einen Pfennig hatte, ich habe immer etwas bekommen.

 

Nicht ein einziges hab ich gehört, mein Geld würde nicht reichen.

Nie.

Aber als ich eines Tages mal wieder in freudiger Erwartung hingelaufen bin, da war die Bude verschlossen.

Einfach so.

Und am nächsten Tag auch.

Und ein paar Tage später war sie ganz weg.

 

‚Der Herr Franz ist gestorben’ hat mir die Frau Müller aus dem Feinkostladen gesagt.

Ganz plötzlich.

 

Fassungslos stand ich kleiner Junge da und konnte es gar nicht glauben.

‚Das geht doch nicht’ hab ich gedacht ‚der kann doch nicht einfach so sterben, der Herr Franz.’

 

Und dann hab ich mich gefragt: was mache ich jetzt bloß mit meinen Pfennigen?

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 26.08.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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