Klaus Lutz

Arztbesuche 15 (zwei Texte)


Der Arztbesuch 50
(Ähnlichkeiten wie auch immer sind Zufall!)

Ich liege auf dieser Pritsche. Der Rollstuhl
steht an der Seite. Es ist Spastik, die wieder
den Körper bewegt. Mit dem sich die Beine an-
heben, dann wieder fallen. Und der Unterkörper
lebendig wird, so wie von Kugeln getroffen. Es
sind unkontrollierte Muskelbewegungen. Die
mit Medikamenten gedämpft, aber nicht ruhig
gestellt werden können. Die Geschwüre und Ek-
zeme und Geschwulste sind am Heilen. Nach
vier Wochen. Ich bin wieder konzentrierter und
näher am Leben. Ich muß das alles zu dem Ende
bringen. Abschließen! Nun wo ich es weiß: "Ich
werde für immer hier bleiben!" Ich habe auch
gerade ein Gedicht geschrieben: "Der Wanderer!"
Auf meinem Weblog. Wo ich auch das hier ver-
öffentliche. Es ist nun die Zeit. Die Jahre und Jahre,
die noch in dieser Zelle vor mir liegen. Ich sehe das
Leben neu. Ich muß und werde es neu anfangen:
"Dieses Leben!" Geheilt! Mit all diesem Fett. Und
all den Umständen, die dieser Körper lebt. Oder
leben muß. Oder, gezwungen ist zu leben. All
diese Umstände, die leicht zu Widerwärtigkeiten
werden. Ich kriege dieses Stoma. Und nichts mehr
sonst, muß da operiert werden. An dem Ge-
schlechtsteil von mir. Ich denke, aber immer wieder
an dieses Haus. An all das, was ich schreiben könnte.
Oder anders und besser gesagt: "Schreiben werde!"
An all das, was den Leser glauben läßt meine
Phantasie sei gigantisch. An all das, was es war,
in diesem Haus: "Das normale Leben!"

Der Techniker ging am Fenster vorbei. Machte
eine Faust. Mit dem Daumen zwischen Zeige
undn Mittelfinger. Dreht dabei sein Gesicht
zu mir. Und ich erkenne einen Narren. Einen
Wahnsinnigen. Einen Verrückten. Geistig zer-
störten und gefährlichen Menschen. Immer wenn
ich den Computer ausschalte, geht er fünf
Minuten später, an meinem Fenster vorbei.
Grinst. Aber nichts reicht. Es gibt keine
Maske die den Schwachsinn und die Dummheit,
dieses Menschen verbergen. Abgebrüht! Die
Schläue eines Verrückten. Ich habe sogar
einen Namen für ihn: !INGO!" "Idiotisch!
Noch mehr idiotisch! Ganz idiotisch.
Oberidiotisch!" Diese 5-6 verrückten Klein-
bürger. Diese Dummheit, die in seiner Grabes-
stile ruht. Mit dem Lächeln und den Be-
wegungen, dem Tonfall und der Sprache von
diesen Menschen. Die Ihrer Nichtigkeit alles
geben. Und die es dann sind: "Die voll-
kommene Nichtigkeit!" Höllisch! Es ist das,
was sie Leben. Und das, was nie da ist:"
"Das Leben!" Das Leben das fehlt. Das Leben,
das immer fehlt. So lange der Mut zum Leben
fehlt. Das, was dann an Mut nicht da ist.
Das ist es dann: "Die Lügen!" Die, der Seele die
Reinheit von Leben zu geben. Auch wenn die-
ses Leben nichts als Lüge ist. Und die Seele
daran stirbt. Dann erst werden diese Men-
schen mit ihren Lügen lebendig. Und das Leben
ist alles. Es ist alles, was eine Lüge sein
kann. Was haben Tote schon zu verlieren. Das,
war mein Ende. Der Tod von mir. Das aus, von
allem was Leben ist. Es war dieses Haus. Diese
5-6 Leute. Wer weiß: "Was es ist, in diesen
Köpfen!" Es ist das Verrückte. Es will endgül-
tig Vernichten. Es will alles Leben nehmen.
Es will mehr, als den Menschen am Boden zu
sehen. Und da liege er. Am Ende und Hilflos.
Und wartet was geschieht. Welche Idee es sein
wird. Welcher Einfall. Dieses ganze Genie der
Vernichtung: "Wie kommt Es!" Ich weiß nur eins,
von diesen 5-6 Leuten. Sie kommen mit Freund-
lichkeit! Sie kommen mit einem Lächeln! Der
Rest übersteigt jede Phantasie. All das, was
sich kein gesunder normaler Mensch ausdenken
kann. Ich bin, auf alles gefasst. Nichts wird
mich überraschen. Es ist diese Pritsche und
die Stunden und die Stunden. All diese Gedan-
ken, Details, Nuancen, die ein Bild ergeben.
Von dem, was dieses Haus war. Von dem, was diese
5-6 Menschen waren. Es ist ein Bild von Hieronymus
Bosch. So, als wenn er nur mit Phantasie gemalt
hätte. Aber ohne jedes Genie. Es wäre der
Schrecken gewesen. Das, was Grauen ist. Das, was
mir mehr und mehr jeder Gedanke zeigt. Jede
Erinnerung an diese 5-6 Menschen. Jedes Ge-
spräch, mit diesen 5-6 Menschen. Jede Beobacht-
ung. Immer der Versuch es zu finden. Etwas
echtes. Etwas wahres. Immer das Wissen. Mit
diesem Ergebnis. All das Leben: "Das Schöne!
Das Gute! Das Wahre!" Es ist woanders. Dieses
Denken. Dieser Versuch. Da etwas zu sehen, was
das Leben dieser Menschen betrifft. Es ist als
verpacke ich die Zeit. Mit dem kostbarsten Papier.
Mit aller Liebe. Und mit aller Güte. Nur um sie dann
weg zu werfen. Diese Stunden und Stunden, die ich
hier verbringe. Auf dieser Pritsche. Mehr und mehr,
wird das zu dem Einen. Zu dem, was Wert besitzt.
Zu dem, was Sinn hat. Werde Dir über eins klar. Denke
über das Leben nach. Aber denke über das nach
was Schönheit ist. So werde ich mit dieser Erzähl-
ung fortfahren, die ich vor einigen Tagen begonnen
habe. Unterbrochen von dieser Behinderung. Mit dem
ersten Blick auf ein Leben. Auf mein Leben! Auf das,
was mir wichtig erscheint.

Ich war, bei der Beschreibung, der Wohnung meines
Elternhauses. Und bei dem Schlafzimmer angekommen.
Dem Schlazimmer der Kinder. Es hatte ein Fenster.
Die ganze Wohnung. Und das Gebäude der Wohnung
lag im Hinterhof eines Bauernhauses. Und war
wohl das Gesindehaus. Oder die Zimmer für das Ge-
sindel. Das Schlafzimmer hatte ein Fenster. Lag
im ersten Stock. Gegenüber war eine Scheune. Das
Leben in diesem Raum war immer spannend. Und es
war auch nur Schlafzimmer. Über den Tag war da
niemand. Ein Raum mit zwei Betten. Gekalkten
Wänden. Schmuck und Farblos. Und gerade für Kinder
ohne Interesse. Aber Nachts war es immer das
Abenteuer. Im Winter wollte jeder mit den Füßen
an die zwei Backsteine, die als Wärmflasche dien-
ten. Die einen wollten erzählen. Die anderen ihre
Ruhe. So war Ruhe und Erzählen und Krach und Streit.
Der Sommer, hatte dann nur die eine Ausnahme. Wenn
die Mutter, immer Nachts, mit dem Wasser kam. Also,
nach dem alle an die Wand geklopft hatten. Das
Schlafzimmer der Eltern, war direkt neben dem der
Kinder. Nach dem Klopfen und dem Rufen nach Wasser.
Kam dann die Mutter. Und jeder bekam was zu trin-
ken. Und jeder wollte zuerst trinken. Das, war das
Schlafzimmer. So Uninteressant, das es nur Nachts
interessant war. Der Tag war dann schon wie erwähnt.
Alle Kinder, die schon laufen konnten waren irgend-
wie unterwegs. Bei Freunden, aber immer mit dem Wis-
sen, mit dem Denken, da gibt es noch was. Nicht, das
die Mutter nicht geliebt worden wäre. Sie hatte die-
sen Blick. Sie konnte die Kinder so ansehen, das
sie immer wieder nachhause kamen. Und die Kinder
es wußten. Hier sind sie zu Hause.

Direkt an der Treppe war diese Mauer. Sie führte
zu dem Gang, der die Küche mit dem Kinderzimmer
verband. Und im Sommer saß da der Vater, mit den
Kindern. Spielte und erzählte mit Ihnen. Zeigte
wie ein Pfeil und Bogen gebastelt wird. Und anderes
Spielzeug. Und ich glaube, immer wenn die Mutter
wieder Schwanger war, hat er es versucht, ein an-
deres Leben zu führen. Ein Leben mit Arbeit. Mit
Einkommen. Mit Sicherheit, für die Kinder. Aber
irgendwie, hat es nie funktioniert. Dabei ist
auch nicht zu vergessen. Es ist 1959/60. Alles
ist noch ziemliches Chaos. 14 Millionen Flücht-
linge hat dieses neue Deutschland, diese Bundes-
republik aufgenommen. Es gab da, in jedem Dorf auch
Flüchtlinge. In bescheidenen ärmlichen Verältnis-
sen. Die Landwirtschft erlebte gerade ihre Motor-
riesierung. Die letzten Knechte zogen in irgend-
welche Städte. Es begann etwas ganz Neues. Es war
der Aufbruch. Es hatte alles so eine Dynamik. Es
war das Überleben. Aber, ich weiß nicht, hatte das
ganze ein Ziel. Ich glaube nicht. Es gab so ein-
en Ansatz von Wohlstand. Und jeder wollte 10-15
Jahre nach dem Krieg nur Leben. Oder nur über-
leben. Und er versuchte es auch. Aber es waren
viele Flüchlinge! So wie Er. Denen das einfach
schwerfiel. Aber, es gab da wahrscheinlich einen
kleinen Unterschied. Sie hatten Familie, Eltern,
Geschwister. Er war allein. Wurde nirgendwo auf-
gefangen. Und so, war es dann so! Das ein Kind
nach dem Anderen kam. Was auch immer in dem Men-
schen vorging. Was er damit wollte, mit all den
Kindern. Es ist ihm nicht gelungen. Oder es hat
nicht gereicht. Und, so wie es in seinem Innern
nie gereicht hat. So hat es dann auch im Leben
nie gereicht. Es war immer zu wenig. Er hat bei
Bauern gearbeitet. In Fabriken. Aber etwas hat
nie gestimmt. Es hat nicht gereicht. So sehe ich
Ihn dann. Bei dem Besuch auf einem Bauernhof. Aber
da konnte ihn Niemand gebrauchen. Bei Gesprächen!
Aber auch da, hat ihn niemand ernst genommen. Wie
gesagt: "Es war auch nach dem Krieg!" Und alles
schwamm in einer großen, riesigen Masse. So groß
und so riesig, das keiner anders Schwimmen konn-
te. Er ging einfach unter. Er war verloren. Er
fand nirgendwo Gehör. Moral! Anstand! Sitten. Das
war so klar. Und so sehr Allgemeingut. Das es nur
das gab. Diese eine Klarheit: "Die Klarheit der
Masse!" Die Klarheit der Mehrheit. Diese Klarheit
war alles. Aber demokraisch war sie nicht. Auf
dem Land waren es die alten Nazis, die weitgehend,
wieder das Sagen hatten. Bestimmend waren! Ich
meine, es war einfach so. Es gab nicht viel Tole-
ranz. Oder ein ausgepägtes Denken für das Andere.
Für andere Verhalten und Lebensweisen. Aber es
war Frieden. Und es ging aufwärts. Und vor allem
das war es. Das, war der Zusammenhalt. Dieses Gefühl!
Es ging wieder aufwärts mit diesem Land.

Und meine Familie, war da mittendrin. Und hat nir-
gendwo gepaßt. Die Kinder haben nicht gepaßt. Die
Eltern, haben in Wahrheit auch nicht gepaßt. Nichts
hat gepaßt. Es wurde geduldet, aber nicht respek-
tiert. So war diese Familie. So, wie etwas da ist!
Ein Stein! Ein Gestrüpp! Irgendwie! Und das war es
dann auch. Ich frage mich, wie hat das ein Mensch
damals ausgehalten. Gerade mein Vater. Wie hat er
das ausgehalten. Ich bin auch nur da. Wie ein Stein.
Wie ein Gestrüpp. Ohne interesse für Jemand. Ich
lebe 15 Jahre ohne ein Gespräch. Ohne einen Kontakt.
Ohne nichts. Aber ich bin da. Wenn auch ohne respk-
tiert zu werden. Im Gegenteil, noch mit allem Müll
an Lügen, der auf mir abgeladen wird. Aber ich bin
Da. Die Gesellschaft hat sich verändert. Es gibt
diesen Computer. Es gibt Cafes, wo ich hin gehen kann.
Ich habe etwas Geld. Ich kann hin und wieder ausgehen.
Ich kann aus diesem Leben etwas machen. Auch wenn
ich nur da bin. Nach dem Kriege gab es all das nicht.
Ein Mensch der nicht respektiert wurde, der war ein-
fach verloren. Der konnte so interessant sein, wie
auch immer. Für die Masse, war er nur Uninteressant.
Für die Masse war nur die Masse da. Und das hat sich
doch Heute ein wenig geändert. Wie gesagt: "Das Leben
war verrückt!" Direkt nach dem Krieg. Eine Familie
zu gründen mit sieben Kindern. Das war der Wahnsinn!!!

Der Arztbesuch 51

Ich liege auf dieser Pritsche und denke einfach
über das Leben nach. Über diese Behinderung. Über
die letzten 15 Jahre. Über das Leben davor. Und
was das alles war. Was das alles so überhaupt ist,
dieses Leben. Und wer ich bin? Was dieses Land
ist. Was diese Welt ist. Was dieses Universum ist.
Und was das Paralleeluiversum ist. Und das andere
und noch andere und wieder andere Universum. Dann
trinke ich einen Tee. Sehe, wie all diese Fettwül-
ste an diesem Körper hängen. Und denke über das
Leben nach. Was ich bin? Was der Mensche ist? Was
ein Gedanke ist? Was ene Tafel Schokolade ist?
Was ein Satz ist? Und noch ein Satz und noch ein
Satz. Dann sehe ich mich in dieser Zelle um. Den-
ke an mein Liebelingslied. Und summe es so vor
mich hin. Und denke über das Leben nach. Über
den Wärter, der jeden Tag da ist. Über den Mann,
der das Essen bringt. Über den Arzt, der mich behan-
delt. Über die Medikamente, die ich nehmen muß.
Über die Gespräche, die ich mit mir führe. Über die
Frauen, die ich hatte. Über die Länder, in denen
ich war. Und über das Interessante im Leben. Was
ist im Leben interessant? Das frage ich mich. Dann
sehe ich einfach aus dem Fenster. Und denke über
den Himmel nach. Über den Himmel mit Wolken. Über
den Himmel, wenn er nur blau ist. Über den Himmel,
wenn er grau ist. Über den Himmel bei Nacht. Über
den Himmel und die Lichter der Stadt. Und die
Nacht und die Stadt. Über die Nacht und das Le-
ben. Und ich denke immer wieder über das Leben
nach. Das Leben! Das Leben! Das Leben! Und ich
sehe es 1000 mal. Und ich sehe mich 1000 mal. Und
ich sehe die Welt 1000 mal Und immer ist es anders.
1000 mal anders und immer wieder Neu. Und ich
denke nach. Und ich weiß es. Ich stehe immer am
Anfang. Alles ist immer Anfang. Es ist immer nur
der Anfang des Lebens, den ich sehe am Tag. Es
ist immer nur der Anfang des Lebens, den ich sehe
in der Nacht. Es ist immer nur der Anfang des Le-
bens, den ich sehe mit jedem Gedanken. Und hinter
all dem Anfang beginnt etwas gewaltiges. Und das
läßt es mich mehr und mehr ahnen. Was das alles
ist. Was das alles zeigt. Und das ist die Freiheit.
Das ist der Glaube. Das ist das Leben. Das ist die
Liebe. Es ist das Erkennen, das der Mensch immer am
Anfang steht. Aber so lange er das weiß, so lange
weiß er auch eins. Dahinter beginnt etwas gewaltiges.

Ich liege auf dieser Pritsche. Das Zimmer dreht sich
im Kreis. Ich drehe mich im Kreis. Und alles was ich
bin ist Leben. Alles dreht sich um das Leben. Diese
Zelle ist es. Diese Zelle ist das Leben. Diese Zelle
ist der Anfang. Und was dahinter liegt ist mehr und
mehr mir. Es ist das Gewaltige. Ich werde es sehen.
Ich werde das Leben umarmen mit jedem Gedanken. Und
ich werde es mehr und mehr sehen. Das Gewaltige. Das
Große. Das Wahre. Die Wahrheit: "Gott!"

So viel habe ich gesehen. So oft bin ich belogen wor-
den. So oft habe ich im Dreck gelegen. So oft war ich
vernichtet. So oft am Ende. Aber ich bin aufgestanden.
Immer wieder. Und ich werde auch jetzt aufstehen. Ich
werde weiter gehen. Ich werde das Gewaltige sehen. Ich
werde den Mensch neu sehen. Ich werde den Mensch sehen.
Ich werde es sagen: "Das bist Du! Voller Lügen! Voller
Wahrheit! Voller Krieg! Voller Frieden. Voller Liebe!
Voller Haß!" Aber hinter all dem liegt das Gewaltige.
Hinter all dem gibt es Liebe. Hinter all dem gibt es
Wahrheit. Hinter al dem gibt es einen Gott.

Aber dann weiß ich. Es ist Zeit: "Setze Dich an diesen
Pc. und versuche es!" Diese Geschichte zu schreiben.
Die Geschichte von Dir. Ich habe geendet mit, das ist Wahn-
sinn: "Es war Wahnsinn. Nach dem Krieg eine Familie zu
gründen mit sieben Kindern. Also ich meine, für die
Situation in der sich meine Eltern befanden. Ohne fe-
stes Einkommen. Ohne jede Sicherheit. Ohne alles. Aber
wie auch immer. Wir lebten in diesem Gebäude. Im Hinter-
hof eines Bauernhauses. Und irgendwie war das Leben
eben so. Ich ging öfter Abends zum Pfarrer, klingelte
dort für Brot. Also ich klingelte, dann öffnete sich
ein Fenster. Und die Frau sagte ja! Oder Quatsch! Ich
habe vergessen, was sie sagte. Ich habe nur gesagt:
"Ich soll nach Brot fragen!" Dann kam Sie und hatte
auch jedesmmal ein Brot. Wahrscheinlich hat sie schon
damit gerechnet. Zwei dreimal in der Woche komme ich.
Und klingele nach Brot. Ich hatte in dem Dorf so
ein zwei Familien, wo ich hin und wieder was bekam.
Auch mit vielen Kindern. Aber mit dem Unterschied:
"Der Vater hatte Arbeit!" Und es war einfach egal. Ein
Kind mehr oder weniger. Ich war drei vier Jahre. Und
den ganzen Tag von Morgens bis Abends draussen. So
wie die Geschwister von mir. Ich sah sie Morgens und
dann Abends. Dafür, das ich drei vier Jahre alt war,
kannte ich das Leben richtig gut. Im großen und gan-
zen war es in Ordnung. Wobei ich mich nur an das erin-
nere. An das meiste, das eben draussen war. Das wenig-
ste von meinem Leben, fand in der Wohung statt. Aber
dann war es das Schönste. Es ist die Erinnerung, wenn
mal alles gestimnt hat. Also wenn alles in Ordnung
war. Alle zusamen waren. Es Abends was zu Essen gab.
Und dann auch noch Sommer war. Und es danach noch ein-
mal auf die Strasse ging. Und eben alles stimmte. Das
waren die Augenblicke. Das war das Leben. Dazu gehör-
te Weihnacht. Immer vor der Bescherung. Das warten
bis die Wohnzimmmertür aufging. Und dieser Weihnachts-
baum. Und die Geschenke. Das warten davor. Und bis die
Wohnzimmertür aufging. Das war es. Das Warten! Davor
lagen die kleinen am Fenster. Und warteten oder dach-
ten und glaubten es ernsthaft, das Chrtistkind kommt
da irgendwie, vom Himmel. Und haben gewartet. Dann
ging die Wohnzimmertür auf. Und alles war Glanz und
Licht. Und Schön und Sprachlos. Jeder bekam seine Ge-
schenke. Und alles war Frieden. Und für mich war es
so, wie die Eltern neben dem Weihnachtsbaum standen.
Da waren sie es: "Engel! Himmlische Wesen!" Der Augen-
blick wo die Tür aufging war es. Das, war für mich Weih-
nacht: "Die Eltern, neben dem Weihnachtsbaum!" Der Weih-
nachtsbaum mit seinem Licht und Glitter. Neben dem
die Eltern standen. Das war es! Das, war für mich das
Himmlische. Das Weihnachten. Und dieses Himmlische
gab es nur mit Ihnen. Nach ihrenm frühen Tod war das
einfach verschwunden. Es war nicht mehr da. So schön
Weihnachten auch noch als Fünfjähriger war. Das Himm-
lische war weg. Es war nur noch schön!
Das war so das Positive. Das Negative war der stän-
dige Streit von meinem Vater mit Nachbarn. Mit sein-
em Schwiegervater. Also meinem Opa. Den er mal so
verprügelte, das er von der Treppe fiel. Eins schmale
Eisentrepeppe, mit 15- 20 Stufen. Den Mann, also den
Opa habe ich geliebt. Er kam dann immer, wenn der
Vater nicht zu Hause war. Die Kinder saßen um ihn
herum. Und er verteilte Plätzchen. Er war klein ziem-
lich Dick. Immer mit einem Rucksack. Hatte seine Frau
früh verloren und war allein. Aber wenn er kam hatte
er immer was.

 

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Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Klaus Lutz).
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.09.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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