Helmut Wendelken

Der kleine Bär


Eine gute Nacht Geschichte
Von Helmut Wendelken (C)
 
 
 
 
 
 
Ein kleiner Bär, gerade mal ein Jahr alt, machte sich auf den Weg in die weite Welt,
um das Glück zu finden.
Er hatte schon so viel davon gehört, das er es jetzt auch haben wollte.

Seine Mutter war sehr traurig, als sie sah, wie er nun seinen Rucksack packte,
um sich auf den Weg zu machen. Da er sich von seinem vorhaben in keinster Weise
abbringen ließ, musste sie ihn wohl oder übel ziehen lassen.

Der kleine Bär begab sich nun auf seine große Reise, um das Glück zu finden,
wovon alle so oft sprachen.
Da er aber keine Ahnung hatte, was Glück ist, war es eine Reise ins ungewisse.


 
Nach drei Tagen langer und beschwerlicher Wanderung, kam er dann am Waldrand an, wo er staunend stehen blieb und sich umschaute.

Was er sah, vermochte er nicht zu glauben. So etwas schönes hat er noch nie gesehen.

So weit das Auge reicht, sah er nur Grüne wiesen die mit bunten Blumen übersät waren,
das es eine Wonne war, dieses Bild in sich aufzunehmen.

Der kleine Bär setzte sich am Waldrand nieder, und bestaunte das, was er da sah.

Unzählige Schmetterlinge, in den schönsten Farben, flatterten vor ihm hin und her,
als würden sie nur für ihn einen Tanz vorführen.

Der kleine Bär war so ergriffen von diesem Bunten treiben, das er gar nicht merkte,
das sich ein kleiner Hase zu ihn gesellte, und sich wunderte, was der Bär hier wohl machte.

Nach einiger Zeit bemerkte der kleine Bär diesen Hasen, und fragte ihn,
ob das das Glück sei, was er hier sah.

Der kleine Hase sah sich lange um bevor er eine Antwort gab.

„ Nein“ sagte er nach einer weile, das ist kein Glück, das ist mein zu Hause.
Hier wohne ich mit meiner Familie und meinen Freunden.

Der kleine Bär wurde ganz traurig, er hatte gehofft, das er das Glück gefunden hatte.

Er nahm seinen Rucksack wieder auf, und begab sich wieder auf die Reise.

Nun sah er nicht mehr die bunten Blumen, nicht die schönen Schmetterlinge
und auch nicht das schöne Gründer Wiesen und Felder.


 
Nach wiederum einigen Tagen seiner Wanderschaft, kam er an einen großen See.

Rings herum wuchsen Blumen in den schönsten Farben, Fische sprangen aus dem Wasser empor,
als wollten sie die warme Sommersonne einfangen.

Der kleine Bär setzte sich ans Ufer des Sees, und schaute sich das treiben eine zeit lang an.

Es wurde ihm ganz warm ums Herz . So etwas schönes, glaubte er, noch nie gesehen zu haben.

Als sich ein junges Reh zu ihm gesellte, um seinen Durst am frischem klaren Wasser zu stillen,
fragte er das Reh, ob das das Glück sei, was er hier sah.

Das Reh schaute den kleinen Bären erstaunt  an, und sagte dann zu ihm
:

„ Nein“ das ist kein Glück, das ist mein zu Hause. Hier wohne ich mit meiner Familie
und meinen Freunden.

Da der kleine Bär sich schon am Ziel seiner suche fand, war er nun sehr enttäuscht das Glück noch immer nicht gefunden zu haben.

Auf einen mal war all das schöne, was er hier sah, nicht mehr das, was er sich zu finden erhofft hatte.
Nach kurzer zeit nahm er seine Reise wieder auf, und zog weiter in das Land hinein,
um das Glück zu finden. Es musste also noch schöner sein, als all das, was er bis jetzt gefunden hatte.

So vergingen zwei Jahre suchen, nach dem vermeidlichem Glück.

Der kleine Bär sah sich in dieser Zeit sehr oft an seinem Ziel angekommen,
wurde aber immer wieder eines besseren belehrt.

Eines Tages aber glaubte er ganz fest daran, sein Ziel nun erreicht zu haben.

Er kam in ein weites grünes Tal, mit saftigen Blumen und Bäumen bewachsen,
das durch einen Fluss mit Kristall klarem Wasser durchzogen war.

Das Tal lag am Fuße einer riesigen Bergkette, dessen Spitzen mit Schnee bedeckt waren, die in der Sonne glänzten.

Er sah Herden nie gesehener Tiere, die einträchtig neben einander her liefen, und die es sich scheinbar wohl ergehen ließen.

Auch sah er ein Rudel Bären, junge und auch alte, die sich in der Sonne räkelten,
herum tollten, oder ein Bad im klarem Wasser nahmen.

Ein noch nie gekanntes Gefühl machte sich in ihm breit, und der kleine Bär war sich sicher,
nun endlich am Ziel seiner Träume angekommen zu sein, und das Glück gefunden zu haben.

Nachdem er dieses Bild förmlich in sich aufgesogen hatte, begab er sich ins Tal hinab, um sich zu
seinen Artgenossen zu gesellen, und dieses Glück mit ihnen gemeinsam zu genießen und hier Glücklich zu werden.

Ausgelassen und voller Freude stürzte er sich ins kühle nass des Flusses, spielte und tobte mit den anderen herum, und freute sich des Lebens.

Erschöpft von seiner Wanderung und dem toben, ließ er sich nahe dem Flussufer nieder, und ließ sich
wärmend die Sonne auf den Pelz scheinen.

Seine Ausgelassenheit und scheinbare Freude blieb bei den anderen Bären nicht unbemerkt.
Eine alte Bärin kam zu ihm und fragte den kleinen Bären, warum er sich den so freute?

Der kleine Bär schaute die alte Bärin verdutzt an und sagte zu ihr, :

“ Ich habe mich vor langer Zeit auf den Weg gemacht, um das Glück zu finden.
Oft habe ich geglaubt, es gefunden zu haben, aber immer war es nur das zu Hause anderer,
wo sie mit ihrer Familie und ihren Freunden wohnten. So verging Tag um Tag und ich fand es
nicht.

Aber nun ist meine Suche beendet, denn das hier muss das Glück sein, ansonsten würdet ihr
ja nicht alle hier zusammen sein, und hier in diesem schönen Tal leben.“

Die alte Bärin schaute sich mit traurigen Augen im Tal um, sah die Eintracht der
verschiedenen Tiere, wie sie nebeneinander und ohne Feindschaft, durch das Tal liefen, als würden sie nichts anderes kennen.

Die alte Bärin schaute wieder zu den kleinen Bären, und sagte zu ihm, :

„ Das auch Du auf der Suche nach dem Glück bist, sah ich schon, als Du ins Tal hinab kamst.
Den warum sonst, solltest Du allein und bestimmt weit weg von zu Hause, hierher kommen.
Alle Tiere, die Du hier siehst, waren einst auf der Suche. Ich war damals eines der ersten hier im Tal, und dachte genau wie Du, es endlich gefunden zu haben. Wir sind des Suchens müde geworden, und haben uns hier niedergelassen, und dieses Tal als unser zu Hause gemacht, wo wir nun mit unseren Familien und unseren Freunden leben wollen. Das Glück haben wir nicht gefunden, es muss
woanders sein. Aber Du darfst gerne hier bleiben und mit uns in diesem schönen Tal leben.“

Je länger die alte Bärin erzählte, um so trauriger wurde der kleine Bär. Nun sah er auch, das es doch
nicht so schön war, und er sah auch, das die anderen Tiere doch nicht so glücklich waren, wie es den Anschein hatte. Bei näherem hinschauen sah er, das es eine Ergebenheit ihres Schicksals war, die sie hier festhielt, und nicht das Scheinbare Glück. Sie haben nur das Suchen aufgegeben, weil sie es nach vielen Jahren einfach nicht finden konnten.
Der kleine Bär hatte so gehofft, am Ziel seiner Reise angekommen zu sein, dass er die Einladung der alten Bärin ablehnte.

Er sagte zu ihr, nachdem er das bleiben ablehnte,:

 „ Wenn ihr nach all den Jahren, das Glück nicht gefunden habt, hat es wohl kein Zweck für mich,
es weiter zu suchen. Ich werde wieder zurück gehen und das Glück vergessen.

Das scheint es ja wohl doch nicht zu geben, sonst würde man es ja finden können “.

Die alte Bärin legte sich nieder, und schaute dem kleinen Bären lange nach. Sie dachte an die Zeit zurück, wo sie sich aufgemacht hatte um das Glück zu finden, und wusste genau, wie sich
der kleine Bär jetzt fühlt.

Nach langer langer Zeit der Entbehrung und der Sehnsucht, wieder nach Hause zu kommen,
kam er in der Wald, von wo er einst aufgebrochen war, und wurde mit großer Freude von seiner
Familie aufgenommen.

Nachdem der nun nicht mehr kleine Bär zur ruhe gekommen war, kam seine Mutter zu ihm und fragte ihn, ob er den auf seiner langen Reise auch das Glück gefunden hätte.

Er sah seine Mutter mit festem Blick an, und sagte dann zu ihr,:

„ Ja, ich habe es gefunden. Ich habe viel schönes gesehen, und oft geglaubt, das Glück gefunden zu haben. Am ende meiner Reise, die nun fast fünf Jahre dauerte, habe ich es doch noch gefunden,“

Die Mutter unterbrach die Erzählung ihres Sohnes mit keiner Silbe. Sie hörte schweigend zu, wie ihr einst so kleiner Bär von seiner Reise erzählte

Am ende seiner Geschichte angekommen, runzelte die Mutter die Stirn, und fragte wo er denn nun das Glück gefunden hätte.

Er schaute seine Mutter mit glänzenden Augen an, und sagte,:

„Das Glück habe er hier gefunden, denn das Glück ist da, wo man wohnt und seine Familie und seine
Freunde zu Hause sind“


 
Noch viele Jahre erzählte er von seiner Reise, und dachte an all die Tiere, die noch immer auf der suche waren, und nicht merkten, das sie das Glück längst gefunden hatten.

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