Den in letzter Zeit so bekannt gewordenen „Billigfluggesellschaften“ erwächst jetzt eine noch preisgünstigere niederrheinische Konkurrenz!
Von einer bei Uedemerbruch gelegenen Kuhweide aus werden nunmehr für einige wenige Euro an jedem Samstagnachmittag Passagierflüge nach Großbritannien angeboten: Diese jüngste Billigfluggesellschaft besitzt kein einziges eigenes Flugzeug, als Einmal-Fluggerät dient statt dessen jeweils eine robuste, nach oben offene Holzkiste mit einer Grundfläche von wenigen Quadratmetern und knapp 1 Meter hohen Seitenwänden – auf dem Boden dieser Kiste ist jeweils eine kleine Anzahl notdürftig lackierter alter Drahtgeflechtstühle, wie es sie in anspruchslosen Gartenwirtschaften gibt, festgeschraubt.
Den wichtigsten Teil der „technischen Ausstattung“ dieses Dorfflughafens bildet ein großes Katapult, wie man es aus manchen alten Historienfilmen und so mancher Asterix-Geschichte kennt; die bereits beschriebene Passagiertransportkiste hat zunächst am äußersten Ende des Schleuderarms dieser großen Wurfmaschine ihren Platz und wird, sobald die Fluggäste auf den Drahtstühlen Platz genommen haben, mit großem Schwung gen Großbritannien auf den Weg gebracht.
Während der ersten Flüge der „Uedemerbruch-Airways“ wurden den Fluggästen noch Fallschirme angeschnallt, mit denen sie die Transportkiste – nach dem Ablauf einer fest montierten schlichten Sanduhr – über dem britischen Festland sehr zeitig zu verlassen hatten, da andernfalls die Gefahr bestand, daß ihnen ihr fallschirmlos und somit ungebremst niedergehendes Transportmittel in recht schmerzhafter Weise auf die Köpfe fallen konnte.
Um auch die Fallschirme einsparen zu können und die Flugkosten somit noch weiter zu reduzieren, wird als Passagierlandeplatz inzwischen ein bei Wollage Green in Südostengland gelegenes Sumpfgebiet benutzt, welches den nunmehr in betont sportlichem Stil landenden Passagieren ein zwar sehr nasses und schlammiges, aber in jedem Falle ausreichend weiches Aufsetzen garantiert. Zu den regelmäßigen Zeugen der Landungen der besagten Fluggäste gehören einige Heideschafe, die ihren Weg auch bis an den Rand des bereits erwähnten Sumpfgebietes finden, von welchem aus sie die Landungen der laut schreiend vom Himmel herabfallenden „Fluggäste“ mit stetem Gleichmut betrachten und mit gelegentlichen „Möööhhh!“-Rufen kommentieren.
Die Nationalität der vom Himmel herabfallenden deutschen, französischen oder niederländischen „Luftreisenden“ kann man oft schon vor ihrer Landung daran erkennen, daß sie sich durch ein langgezogenes lautes „Hilfe! Hilfe!“, „Au secours! Au secours!“ oder „Help! Help!“ zu erkennen geben. Zu den Nutznießern dieses „Flugbetriebes“ gehören in jedem Falle die Bewohner des nächstgelegenen englischen Heidedorfes, die einige Zeit nach jeder Landung am Ort des Geschehens erscheinen und die im Sumpf steckengebliebenen Gepäckstücke der Flugreisenden mit Pferden und Traktoren aus dem Schlamm zu ziehen, um deren Inhalt bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit zu Geld zu machen, für ihren eigenen Gebrauch zu behalten, oder sie – bei Nichtgefallen – wieder in den Sumpf zu werfen.
Den so sportlich gelandeten Flugpassagieren bleibt nach ihrem „Niedergang“ als einziger Trost ein am Rande des Sumpfgebietes aufgestellter, rostiger Wegweiser, der in einer Entfernung von 1½ Stunden Fußweg die nächste Haltestelle eines nur einige wenige Male am Tage nach London verkehrenden Überlandbusses verheißt.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.09.2009.
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