Marija Geißler

Ein letztes Mal

 

Ein letztes Mal

 

„Also wir sehn uns dann morgen“, ich schrieb die SMS und schickte sie ihm zu.
Etwas unsicher saß ich nun da und hatte Angst vor Morgen, aber ich muß ihn sehen und mit ihm reden wenigsten noch ein letztes mal.

Die Nacht wollte einfach nicht enden, ständig kreisten meine Gedanken um morgen und was sein wird, so sehr ich mich auch darauf freute, genauso unsicher war ich, was mich erwartet und wie er
mir gegenüber sein wird. Ich war wieder in meiner kleinen heilen Welt, als mit uns beiden noch alles
in Ordnung war, sah sein Gesicht, sein Lächeln und seinen heißgeliebten Po, der mich wahnsinnig machte wenn ich nur daran dachte.  Fest hüllte ich mich in die Bettdecke ein,  als müßte ich mich für dieses Verlangen nach ihm schämen, doch es gelang mir nicht, jeder Gedanke an ihn  ließ mich erzittern und erbeben und ich spürte seine Haut an mir. Ein wohlig weiches Gefühl machte sich in mir breit ich vergrub mein Gesicht im Kissen und träumte mich davon, in seine Arme.

Wie gerädert stand ich auf und hüpfte erst mal unter die Dusche um ein wenig wieder in die Gänge zu kommen, noch sechs Stunden dachte ich und dann sehe ich ihn wieder. Ich liess mir viel Zeit trank einen Kaffee nach dem anderen und der Aschenbecher fühlte sich auch schon mit meinen halben Zigarettenstümmeln. Aber ich konnte nichts anderes tun als nur dasitzen und warten bis es soweit war das ich mich fertigmachen konnte und losfahren durfte. Die Zeit war mir egal, denn ich war in meiner Eigenen und die hing irgendwo in der Vergangenheit herum bei ihm und unserer  schönen Zeit.

Endlich war es soweit, ich ging nochmal duschen zog mich an und fuhr endlich Richtung Sehnsucht.
So aufgeregt wie ich war, genauso fuhr ich auch, schnell und unkonzentriert. Am Ortseingang fing mein Herz an zu klopfen und ich rang nach Luft, es war doch schwerer als ich es mir vorgestellt hatte, aber jetzt mußte ich durch, jetzt oder nie, dachte ich und fuhr die Straße hoch.

Wir wollten uns auf einem Parkplatz treffen aber er sah mich nicht, als er mich dann endlich entdeckte, schauten mich zwei sehr ernste Augen an, ich hätte mich am liebsten verkrochen bei diesem Blick, aber wohin bitte auf den Rücksitz. Das würde nicht nur blöd aussehen, nein das wäre unmöglich, also fuhr ich ihm hinterher mit zitternden Knien und einen Gedankenchaos .

Recht still war es, keiner traute sich was zu sagen und wir versuchten irgendwie diese Stille zu untergraben in belanglosem Gerede und einem flüchtigen Lächeln, es war nicht einfach dazusitzen und sich doch wie eine Fremde vorzukommen, aber gut unsere Zeit war abgelaufen, es ging doch nur noch darum das wir normal miteinander  umgehen wollten und sowas wie eine Freundschaft versuchten. Auch wenn ich mir doch noch insgeheim wünschte er gäbe uns eine Chance, so wußte ich sie war sehr sehr klein.

Wir tranken etwas und langsam brach auch das Eis, wir unterhielten uns, er legte Musik rein, und endlich lächelte er ,ich starb fast vor Glück ,es war schön ihn so locker und fröhlich zu sehen, er kam aus sich heraus, so wie ich ihn eigentlich gar nicht kannte, ich hätte alles gegeben ihn zu küssen, aber ich verkniff es mir lieber und ging in sein Zimmer um ihm was auf sein Nachttisch zu legen, ein kleines Herz, auf dem stand , „Vergiss mich nicht“.

In seinem Zimmer angelangt, brach für mich eine Welt zusammen, er hatte alles von mir schon abgehängt, meine Geschenke weggeräumt, es war nichts mehr von mir zu sehen, nicht ein einziges Stück, ich kämpfte mit meinen Tränen und versuchte mich wieder zu beruhigen, aber dies gelang mir nicht, ich war  aufgewühlt und traurig, das kleine Herzchen bräuchte ich wohl nicht mehr hinlegen, denn er hat mich schon vergessen, abgehakt und  verstaut. „Wo ist mein Bild, gib es mir bitte“, das war das Einzigste was ich noch herausbrachte, lief zum Fenster und kämpfte mit den Tränen und dieser tiefen Enttäuschung. „Ich möchte es als Erinnerung an dich behalten, ich kann es dir nicht zurückgeben“, und lächelte mich an. Wieder drehte ich mich zum offenen Fenster hin und kämpfte gegen diese Gefühle und diese Verzweiflung. Trank noch ein Glas und starrte vor mich hin, er fragte, „was ist denn los mit dir“, ich konnte nicht mal mehr reden und nur ein kleines „nichts“ kam über meine Lippen. Er wußte doch genau was los war, er schenkte mir ein verlegenes Lächeln in dem ich erkannte, daß er sich nicht sehr wohl fühlte in seiner Haut und das es für ihn auch nicht ganz einfach war.

Die Zeit verging und versuchte immer wieder meine Tränen unter Kontrolle zu halten und mir nichts anmerken zu lassen, er kochte in der Zwischenzeit  und ich saß auf dem Sofa obwohl ich ihm gerne zugeschaut hätte so wie ich das immer tat, aber es war unmöglich für mich aufzustehen und ihn zu beobachten wie er vor mir stand. Nach dem Essen, war auch die Stimmung etwas besser wir neckten uns und tobten wie die Kleinkinder auf dem Sofa herum, es war lustig und schön ihn mal so unverkrampft zu erleben.So ausgelassen wie wir waren, bemerkte ich nicht mal so richtig, das ich irgendwann auf seinem Bauch lag, unsere Blicke trafen sich und von einem Moment auf den anderen war alles anders und ich konnte mich nicht mehr zusammen reißen, beugte mich zu ihm herunter und wir küssten uns, erst etwas zaghaft, als ich seinen lieblichen Geschmack auf meinen Lippen spürte wurde ich wild und fordernd und konnte mich nicht mehr von ihm lösen, seine Hand griff in mein Haar ich seufzte auf  und ich wollte ihn nur noch fühlen und spüren, denn zu verlieren hatte ich nichts mehr,aber wenigsten noch ein letztes mal mit ihm diese Leidenschaft erleben.  Wir rissen uns gegenseitig die Kleidung vom Leib, unkontrolliert waren wir dabei denn Körper des anderen zu erforschen, die nach Liebe schrien, zärtlich wanderten seine Hände an meinem Körper entlang jeder Millimeter an mir drohte zu verbrennen unter diesen Fingern die genau wußten wo sie hin wollten. Ganz außer Atem spielte ich an seiner Brust, verwöhnte seine kleinen Spitzen die schon erregt mir entgegen lachten und darauf warteten belohnt zu werden, sein Stöhnen war meine Entlohnung ich hörte es immer gerne und kam dann noch so richtig in Fahrt. Sein Oberkörper bäumte  sich immer wieder auf diesen Anblick genoss ich immer gerne wenn ich ihn so sah wie er sich reckelte und schwer atmete. Meine Hand glitt an seinen Po entlang, der sich straff und herrlich prall anfühlte, fasste kräftiger zu, bedeckte ihn mit Küssen und zarten Bissen, ich konnte und wollte nicht genug kriegen von ihm, streichelte die mir zu Füssen liegende Pracht, seine Pracht. Seine Schweißperlen und meine Lust auf ihn waren nicht mehr zu bremsen, ich wollte ihn haben und das sofort. Wir versanken gemeinsam im Takt unserer Leidenschaft, unsere Körper bebten wurden wilder und fordernder, ich blickte zu ihm auf und bat um Erlösung um endlich mit ihm in die kurze Ewigkeit abzuheben. Erschöpft und zufrieden lagen wir nun da, mein Herz fing langsam wieder an normal zu schlagen, er schmiegte sich an mich, hielt mich im Arm und ich konnte seinen warmen und weichen Körper spüren, wir redeten noch ein bisschen und er schlief ein, ich konnte nicht schlafen, dieses letzte mal wollte ich ihn nur riechen, halten und anschauen, denn ich wußte ich werde ihn nicht mehr so erleben wie heute Nacht. Er schlief friedlich und mich ergriff eine tiefe Traurigkeit, ihn nie wieder so sehen zu dürfen, er konnte ja meine Tränen nicht sehn, und das war auch gut so, denn nun konnte ich ihnen freien Lauf lassen ohne Angst haben zu müssen, daß er sie sieht. Wie sehr ich ihn liebe wird er wohl nie erfahren und nun ist es zu vorbei er möchte es nicht hören, es ist zu spät dafür, ich hatte Angst vor meinen Gefühlen und er schaffte es nicht mehr alleine um mich zu kämpfen, er ist müde geworden und hat den Kampf aufgegeben. Und ich hab mir meine Gefühle leider zu spät eingestanden, weil ich vor ihnen davon lief. Er hat mir gezeigt daß ich lieben kann und das man zu seinen Gefühlen stehen muß, aber leider zu spät meine Chance war für immer vertan.

Ganz leise zog ich mich an, schaute mich noch einmal um und flüsterte ein letztes Lebewohl in den Raum, er lag da und schlief und mein Blick schweifte nochmal über seinen geliebten Körper, wie ein Dieb schlich ich mich davon, davon in ein neues Leben ohne ihn, ohne Abschied ohne ein letztes Wort. Das was ich mit ihm letzte Nacht erlebt habe, diese Innigkeit ,diese unbeschreiblichen Gefühle die mir beinahe vor Glück das Herz brachen, er war ein schöner Teil meines Lebens, unvergessen und fast vollkommen, das reichte mir um es für alle Zeit mitzunehmen und in mein Herz zu schliessen, denn dort werde ich es hüten und beschützen wie einen kleinen Diamanten.

Ich hab verloren,  ihn meine Liebe und den Glauben daran das irgendjemand seinen Platz einnehmen kann. Auch wenn wir aus zwei total verschiedenen Welten kamen und jeder von uns eine andere Vorstellung vom Leben hatte, so konnte ich doch kurz in sein Herz schauen und ein Teil von ihm sein und diese etwas andere aber besondere Liebe erleben. Ich durfte ihn haben, ihn erleben und von ihm lernen und ein allerletztes mal in seinen Armen liegen um mit der Sache endlich abschliessen zu können und wissen das er mich nicht haßt, sondern vielleicht noch ein kleines Fünkchen Gefühl für mich übrig hat auch wenn dieses nicht für die Liebe reicht.

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