Mario Hedemann

Schicksalsmelodie Teil 2

 Schicksalsmelodie. Manchmal streute ich mir frisches Stroh im Stall aus und schlief darauf neben Merlin ein. Als ich eines Morgens wach wurde, stand Merlin neben mir und grunzte mich an. Ich streichelte seinen Kopf und sagte ihm, dass ich ihn sofort sein Frühstück bringen würde, welches aus Kartoffelschalen, Mehl und Wasser bestand.

 

Das frass er liebend gerne. Merlin vertraute mir und verstandt scheinbar, was ich sagte. Wenn ich zum Beispiel aus den Stall ging um etwas zu holen, sah er mich traurig nach. Ich sagte ihm dann: „Nicht traurig sein, ich bin gleich wieder da.“ Als ich etwas später wieder im Stall kam, konnte ich einen Glanz in Merlins Augen erkennen.Er begrüßte mich mit einigen Grunzlauten, als wenn er sagen wollte: „Da biste ja endlich wieder.“

 

Die Zeit mit Merlin war einfach herrlich. Schicksalsmelodie. Sie nimmt kein Ende in meinem Kopf und die Tränen laufen aus meinen Augen wie ein Wasserfall. Ich weiß noch, als ich im Sommer mal mit Grippe im Bett lag. Vater sagte: „Mach dir keine Sorgen um Merlin. Ich kümmere mich schon um ihn.“

 

Das beruhigte mich nur halb, denn wenn es da nach meinem Vater gegangen wäre, hätte ich mich schon längst von Merlin trennen müssen. Also überredete ich meinen Vater, mir unsere Liege im Stall aufzustellen und eine kleine Lampe daneben, damit ich bei Merlin sein konnte. 

 

„Aber der Stall ist kalt und Mutter wird das auch nicht sehr gut finden. So wirst du deine Grippe nie los.“ Aber ich protestierte so heftig, dass ich schon am selben Tag im Stall ganz in der Nähe von Merlin auf der Liege mit einer Decke lag.

 

Merlin wäre scheinbar am liebsten über die Gitterstäbe seines Stalles gesprungen und zu mir gekommen. Aber so sportlich war er nun auch nicht. Lange Zeit habe ich Merlin Geschichten erzählt und er hörte mir aufmerksam zu. Die Kälte im Stall nahm ich nicht so wahr. Schnell ging es mir besser und ich konnte mit Merlin wieder spazieren gehen, damit die Leute im Dorf wieder etwas zu tratschen hatten.

 

Eines Tages brachte ich mein Radio mit im Stall und schaltete es an. Ich stellte es nicht so laut, denn ich wusste nicht genau, wie Merlin darauf reagieren würde. Aber es machte ihm nichts aus. Stundenlang saßen wir beide da und hörten Radio. Hin und wieder gab Merlin ein paar Grunzlaute von sich. Einige Lieder brachten sie häufig im Radio. Besonders eins gefiel uns sehr gut. Oft hatten wir es gemeinsam im Radio gehört.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.09.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Aus dem Wald in die Pfanne ... Tief unterm Büschel Gras versteckt, mit einem Blatt noch abgedeckt, beobachtet ein Pilz im Wald so manch befremdliche Gestalt. Sie schlurfen, ein paar trampeln auch, in Stiefeln und 'nem Korb vorm Bauch, das scharfe Messer in der Hand, den Blick zum Boden stets gewandt. Ein Freudenschrei, ein scharfer Schnitt, so nehmen sie Verwandte mit; und der versteckte Pilz, der weiß, im Tiegel ist es höllisch heiß. So brutzeln aber will er nicht! Da bläst ein Sturm ihm ins Gesicht, es rauscht und wirbelt ringsherum, schon bebt der Wald - ein Baum fiel um. Genau auf seinen Nachbarn drauf. Das ändert seinen Denkverlauf: "Welch übles Ende: Einfach platt! Da mach' ich lieber Menschen satt." Drum reckt er sich aus dem Versteck, er will jetzt plötzlich dringend weg: "Vergesst mich nicht! Ich bin gleich hier und sehr bekömmlich, glaubt es mir."

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