HOFFNUNG
Das
Erwachen war immer wie ein Schock. Doch auch der Schlaf fühlte sich furchtbar
an, nie konnte sie sich richtig fallen lassen und einfach aufhören zu denken. Auch
im Schlaf wusste sie, was passiert war, konnte es nicht vergessen, es geisterte
durch ihre unruhigen Träume, es trat in seltsamen Bildern auf, es erschreckte
sie und ließ sie aufstöhnen. Und dann hatte sie immer furchtbare Angst vor der
Endgültigkeit des Erwachens.
Eine
ganze Woche ging das nun schon so. Aber es musste ein Ende haben! Sie sollte
sich entweder damit abfinden und es hinnehmen, oder sie sollte sich noch einmal
vergewissern, sich noch einmal demütigen vor ihm. Aber das war ihr mittlerweile
egal. Es musste ein Ende haben. So oder so.
Sie
hatte das Telefon wieder eingeschaltet, aber es tat sich nichts. Es blieb
stumm, während sie es beobachtete. War es vielleicht kaputt? Sie nahm den Hörer
auf, und das Freizeichen ertönte. Es war nicht kaputt, es rief nur keiner an,
auch jetzt am späten Freitag Abend nicht. Sie sollte nicht mehr darauf warten.
Gerade als
sie den Hörer auflegte, klingelte das Ding urplötzlich. Irma zuckte zusammen,
und ein flaues Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus. Dann riss sie
sich zusammen, sie ließ sich Zeit, wollte nichts überstürzen, wollte ihm
zeigen, dass sie nicht darauf angewiesen war...
„Wie
geht es dir?“ Irenes Stimme klang überhaupt nicht besorgt, nein, sie klang
unverblümt direkt. Klasse! Hatte eigentlich niemand Mitleid mit ihr? Und warum
konnte eigentlich nicht derjenige anrufen, dem sie ihren desolaten Zustand
verdankte? Träum nur weiter, du... blöde Nuss!
„Beschissen!“
Natürlich zeigte sie Irene ihre Enttäuschung nicht, sondern antwortete genauso
unverblümt.
„Ich
verstehe dich so gut, mein Irmaschatz! Aber ich denke, jetzt wo alles heraus
ist, wird sich auch alles ändern.“
„Toll!
Wirklich toll!“, sagte Irma sarkastisch. „Und wieso höre ich dann nichts von
ihm?
„Er ist total fertig, denn er weiß jetzt, dass er
furchtbar daneben war. Aber er muss sich erst daran gewöhnen, er traut sich ja
selber nichts mehr zu...“
„Von mir
aus kann er sich noch zehn Jahre lang dran gewöhnen, ist mir egal...“ Irmas
Stimme klang trotzig, aber Irene hörte wohl die Verzweiflung heraus.
„Er
steht noch unter Schock“, meinte sie beschwichtigend. „Seltsam, Chris ist doch
so ein starker Typ. Und trotzdem hat er sich von diesem Gespräch, das er
zufällig belauscht hat, so beeinflussen lassen. Ich kann das immer noch nicht verstehen…“
„Das war
es wohl nicht allein“, sagte Irma muffig. „Der Proff hat ihm doch deutlich
gezeigt, dass er ihn nicht so liebt, wie man ein Kind lieben sollte.“ Mist,
wieso verteidigte sie Chris überhaupt?
„Da hast du Recht! Und diese beiden
Sachen, die angebliche Schuld am Tod seiner Mutter und die fehlende Liebe des
Vaters – das sagt der Psychologe jedenfalls – diese beiden Sachen haben ihn
extrem beeinflusst, bis sie sich schließlich vereinigt haben...“ Chris’ Schwester
machte eine lange nachdenkliche Pause, während der Irma immer ungeduldiger
wurde.
„Zu was denn?“ fragte sie schließlich
ungehalten.
„Zu der Angst, ein eigenes Kind zu
haben. Denn das Kind könnte die Mutter töten und würde mit einem lieblosen
Vater leben müssen“, sagte Irene bedeutungsvoll.
„Freud lässt grüßen... Interessant!“ Irma versuchte, ihre Stimme
sarkastisch klingen zu lassen, aber es gelang ihr nicht so richtig. Doch dann
auf einmal kamen ihr Irenes Worte voll zu Bewusstsein, und sie stutzte
ungläubig.
„Psychologe? Chris war bei einem Seelenklempner? Das glaube ich dir
nicht! Er hasst doch diese Typen und hat sich immer über sie lustig gemacht.“
„Früher auf jeden Fall! Aber jetzt
probiert er es tatsächlich aus. Der Proff hat ihm ganz schnell einen Termin
besorgt, kein Wunder bei seinen Beziehungen...“ Irene schwieg wieder, und Irma
wartete wortlos und vor allem gespannt auf ihre weiteren Ausführungen.
„Ich denke, Chris hat das Gefühl, er könne sich
nicht aus eigener Kraft aus dem Sumpf seiner blöden Psychosen herausziehen“, sagte
Irene schließlich.
„Wäre es nicht besser für ihn, mich
einfach mal anzurufen?“, schlug Irma zähneknirschend vor.
„Liebes, er will nichts falsch machen,
er hat Angst...“
„Aber wovor denn? Jetzt müsste er
doch wissen, dass er sich alles nur eingebildet hat!“
„Das weiß er auch. Nur möchte er
keinen Fehler machen, und vor allem möchte er nicht wieder rückfällig werden. Er
hat zu mir gesagt, er könne es nicht ertragen, dir noch einmal weh zu tun.“
„Ha! Er tut mir die ganze Zeit schon
weh! Also was soll das?“
„Hab’ ein bisschen Geduld, er wird
sich schon melden, es kann nicht mehr lange dauern.“
Kann nicht mehr lange dauern... Aber
wie lange wollte er noch warten? Nachdem das Gespräch mit Irene beendet war,
wälzte Irma unerfreuliche Gedanken. Warum meldete er sich nicht? Konnte es
wirklich sein, dass er so durcheinander war? Das war schlimm, Irma fühlte auf
einmal einen Schmerz irgendwo in der Herzgegend. Oh nein, sie hatte Mitleid mit
ihm! Es musste ihm wirklich schlecht gehen, das kam ihr auf einmal zu
Bewusstsein. Wahrscheinlich war er hin und her gerissen zwischen seiner Liebe
zu ihr – er liebte sie wirklich, das war ihr auf einmal sonnenklar – und seinen
dämlichen Wahnvorstellungen. Die waren an allem Schuld. Denn der Chris, den sie
kannte, der hätte sie nie so verletzt, hätte nie so grausame Sachen zu ihr
gesagt.
Oh Chris! Sie hätte geduldiger mit
ihm sein müssen, ihn fragen müssen, immer wieder fragen müssen. Aber nein, sie
ist davon gestolpert wie ein ängstliches Kaninchen. Sie hat anscheinend immer
noch nicht geglaubt, dass er sie liebt. Aber das tut er, ganz sicher tut er
das. Mein Gott, ist sie bescheuert, sie muss zu ihm, er soll nicht so leiden,
denn sie ist stärker als er. Warum? Weil sie eine Frau ist natürlich. Und er
soll sich ruhig an ihr auslassen, sie kann das ertragen, aber sie muss ihm
sagen, dass sie ihn liebt, egal was kommt. Denn vielleicht wird er Zeit
brauchen, viel Zeit. Aber die gibt sie ihm. Sie will ihn jetzt einfach nur
sehen. Es ist doch schon über eine Woche her, seit...
Irma stand grübelnd in der Küche, das
Telefon hielt sie noch in der Hand. Aber dann auf einmal hatte sie es ziemlich
eilig, sie lief ins Badezimmer, schaute sich aufmerksam im Spiegel an, zupfte
ihre Haare zurecht und biss sich auf die Lippen, damit sie nicht so blass
aussahen. Wie in ‚Vom Winde verweht’, dachte sie belustigt. Da hatte Scarlett
sich auch auf die Lippen gebissen, um ihnen Farbe zu geben, wollte mit diesem
einfachen Mittel Rhett Butler betören. Kein schlechter Vergleich... Rhett
Butler war ja auch ein Mann mit viel Erfahrung, aber Scarlett war seine große
Liebe, obwohl sie ziemlich dämlich war. Aber ich bin nicht dämlich, Irma
kicherte in sich hinein, während sie ihr Spiegelbild musterte. Wie gut, dass
ich weiß, dass ich ihn liebe – und wie gut, dass ich weiß, dass er mich liebt.
Und wie gut, dass sie noch die Wohnungsschlüssel
hatte...
~~~~~~~~~~~
IRRTÜMER
Chris wacht auf, er hat unruhig
geträumt, und sogar in seinem Halbschlummer hat er Angst davor gehabt, der
verdammte Traum könne ihn wieder überwältigen. Eigentlich sollte er ihn ja los
sein mitsamt diesem ganzen Mist von Schuldbewusstsein und Ängsten. Der
Psychologe hat gute Arbeit geleistet. Natürlich traut er dem Psychologen immer
noch nicht. Die Heilung muss aus einem selber kommen, das ist seine Meinung
dazu, und mittlerweile glaubt er, dass er geheilt ist. Fast geheilt ist, aber
er will kein Risiko eingehen.
Erstaunt stellt er fest, dass es
nicht der Traum ist, der ihn geweckt hat, sondern er spürt etwas neben sich,
eine sanfte Berührung und den Hauch einer zarten Haut.
Erschreckt richtet er sich auf. Kann
es wahr sein? Ist sie gekommen? Er hat es hinausgeschoben, sie zu sehen und sie
um Verzeihung zu bitten, er hat Angst gehabt, sie würde es nicht verstehen –
denn er versteht es ja selber nicht. Aber Irma ist eine außergewöhnliche Frau,
vielleicht verzeiht sie ihm ja doch, und alles wird gut.
Sie ist wirklich da, er hat sich so
nach ihr gesehnt! Langsam dreht er sich zu ihr um. Im Zimmer ist es tiefdunkel,
auch die einsame Laterne links vor dem Haus kann die Dunkelheit nicht sonderlich
erhellen. Aber das ist egal, er weiß, wie sie ausseht, es ist tief in ihm drin,
er könnte mit geschlossenen Augen ihr Aussehen nachzeichnen und davon erzählen,
er weiß alles über ihre bezaubernden Grübchen und über ihren wunderschönen
Mund, über die samtweiche Haut unterhalb ihrer Brüste und ihre schlanken Beine,
die ihn so oft lustvoll gefangen hielten, und er hätte weinen können vor
Freude, aber er verkneift sich die Tränen, obwohl die Versuchung groß ist.
Sie ist da, endlich ist sie da...
Chris atmet tief aus.
Sie liegt mit dem Rücken zu ihm, und
ihre nackte Haut fühlt sich ein wenig kühl an. Friert sie etwa? Alle seine
Beschützerinstinkte werden wach, es sind Gefühle, die nur Irma in ihm erwecken
kann, und er legt zaghaft einen Arm um sie, um sie zu wärmen.
Und sofort spürt er, dass sie sich
ihm entgegenbiegt, ihr Rücken, ihr entzückender Hintern, alles drängt sich
zärtlich an ihn, und das macht ihn fast wahnsinnig. Doch er beherrscht sich,
obwohl alles in ihm nach ihr verlangt. Es ist schwer, sich zu beherrschen. Sein
Körper reagiert so heftig, als wolle er sich sofort in sie verströmen, sich in
ihr verlieren, aber nein nicht, nicht jetzt sofort... Er muss sich beherrschen,
es ist wichtig, denn er fühlt instinktiv, dass es noch nicht die Zeit dafür ist.
Langsam versenkt er sein Gesicht in ihrem Haar, berührt es dann mit den Lippen.
Es fühlt sich etwas anders als sonst, oder bildet er sich das nur ein?
Wahrscheinlich.
Sie fängt an zu stöhnen und murmelt
mit leiser Stimme: „Ich liebe dich so sehr...“, während sie sich an sein Glied
drängt. Er ächzt auf vor Begehren und zieht sie noch enger an sich heran, berührt
ihre Brüste, reibt sich wollüstig hilflos an ihrem Körper…
Aber dann stutzt er etwas.
Irgendetwas stimmt nicht. Irgendetwas ist anders als sonst. Der Geruch, er ist
nicht richtig, die Haut ist auch nicht richtig, und vor allem die Stimme...
Verdammt noch mal, er ist schon so nahe daran, über die Klippe zu springen, ist
bereit, sich bedingungslos hinzugeben, sich in sie fallen zu lassen, aber etwas
hält ihn davor zurück, obwohl er fast platzt vor Verlangen. Es ist bestimmt nur
Einbildung, aber er muss Gewissheit haben.
Mit letzter Kraft schiebt er sie von
sich weg. Sie knurrt leicht erbost, und er kommt sich sagenhaft blöd vor, weil
er nicht über sie herfällt, nicht in sie eindringt, nicht ihren Bund erneuert.
Aber es wäre zu einfach, es wäre nicht richtig.
Stattdessen langt er mit dem Arm über
sie. Er knipst die kleine Lampe an, die neben dem Bett steht und wendet sich dann
langsam Irma zu. Denn er muss sie unbedingt sehen, und er muss unbedingt mit
ihr reden, muss ihr sagen, was er für sie und das Kind empfindet. Muss sie um
Verzeihung bitten.
~~~~~~~~~~~
Irma zögert ein Weilchen, bevor sie zaghaft
den Schlüssel in das Türschloss steckt.
Es ist seltsam, heimlich hier
einzudringen. Quatsch, natürlich dringt sie nicht heimlich hier ein, denn sie
ist hier zuhause.
Also tut sie es, aber vorsichtig und
vor allem leise.
Es ist nicht ganz dunkel in der
Wohnung. Aber das ist normal, manchmal, wenn er noch wach ist, brennt eine
kleine Lampe im Schlafzimmer. Ob er schon im Bett liegt? Wenn ja, wird sie sich
einfach zu ihm legen, ganz still... Ob er sich wohl freuen wird?
Sie hofft es, sie hofft es von ganzem
Herzen. Es hängt soviel davon ab. Aber vor allem will sie, dass es ihm gut
geht, egal wie er sich entscheiden wird. Oder schon entschieden hat… Und erst
jetzt erkennt sie, wie sehr sie sich nach ihm gesehnt hat, aber es ist ja bald
soweit...
Schlafwandlerisch durchquert sie den
großen dunklen Wohnraum und findet den Weg in das Schlafzimmer, die Tür ist
offen wie immer und sie sieht, dass dort eine Lampe brennt. Also ist er noch wach.
Schade, es wäre ihr lieber gewesen, wenn er schon geschlafen hätte. Doch eigentlich
es ist egal, sie wird einfach hineingehen.
Aber dann bleibt sie wie angewurzelt
auf der Türschwelle stehen. Der Anblick ist entsetzlich, und sie weiß nicht, ob
sie ihn verkraften kann.
Sie sieht Chris, er liegt im Bett und
beugt sich gerade über eine Frau, über DIESE Frau, die mit dem Sohn, und er
schaut sie an. Mit einem seltsamen Gesichtsausdruck schaut er sie an, und Irma
glaubt zu erkennen, dass es sich um Begehren handelt. Die Frau ist schön und
blond, man sieht ihren Körper, denn sie hat die Bettdecke beiseite gestreift.
Und Chris beugt sich wohl über sie, um ihre Schönheit zu bewundern.
Das ist zuviel! Irmas Mund entweicht,
ohne dass sie es steuern kann ein klagender Laut, und die beiden Akteure, klar
sind es Akteure, passiv sind die bestimmt nicht gewesen, schauen sie überrascht
an. In Chris Blick steht Entsetzen. Oder auch nicht. Wahrscheinlich ist es nur
Ärger darüber, dass sie sich hierhin traut und ihn beim Liebesspiel stört. Aber
in den Augen der Frau steht einwandfrei etwas Triumphierendes, sie lächelt
hämisch, und Irma schaut sie mit verletzten Augen an, aber nur kurz. Dann
verwandelt sich ihr Blick und sie schaut auf Chris, der gerade aus dem Bett springt
– nach seiner Hose greift und versucht, sie hastig anzuziehen. Dabei lässt er
ihren Blick nicht los. Er wagt es tatsächlich, ihr in die Augen zu schauen!
Tatsächlich ist es passiert: Das,
wovor sie von Anfang an schon Angst hatte. Er mit einer anderen Frau. Wie es
scheint, ist es wohl das normalste auf der Welt.
Sie muss ihn anstarren, es geht nicht
anders, sie hasst ihn, sie hasst die Frau neben ihm, und sie denkt in diesem
Augenblick: Wenn Blicke töten könnten, dann wäre er jetzt tot. Das gleiche scheint
er auch zu fühlen, denn er beißt sich auf die Lippen und verheddert sich beim
Anziehen der Hose.
„Ich
wollte dir nur die Schlüssel geben“, sagt etwas in den Raum hinein. Es hört
sich komisch an. Ist es ihre eigene Stimme? Anscheinend. Jetzt sich nur keine
Blöße geben, ist doch alles im Normbereich, was hat sie sich nur vorgestellt,
Chris ist Chris, Chris hat Frauen, und sie ist ein Nichts, aber das Nichts wird
sich nichts anmerken lassen. Soll er doch mit anderen Frauen rummachen. Viel
Vergnügen!
Irma
geht gemessenen Schrittes aus dem Schlafzimmer, während alles in ihr tobt und
ihre Nerven fast zerreißen.
Hinter
ihr ertönt ein Geräusch. Es hört sich an, als hätte Chris einen Stuhl
umgeworfen und würde ihr jetzt hastig folgen. Er ruft irgendetwas, aber sie
will es nicht verstehen. Wozu auch? Was will er noch von ihr? Ist doch sowieso
alles nur gelogen! Er soll sie in Ruhe lassen! Sie dreht sich nicht um, sondern
geht automatisch schneller durch den Raum, aber der nimmt einfach kein Ende.
In einer
plötzlichen Anwandlung von Wut wirft sie die Schlüssel an die Wand. Das
Geräusch, das sie beim Herunterfallen auf den Parkettboden machen, hallt
verstärkt in ihren Ohren. Hoffentlich haben sie einen dicken Kratzer gemacht.
Wo ist das Ende des Raumes, es kommt ihr vor, als versuche sie, im Wasser eines
Schwimmbeckens vorwärts zu kommen, es geht unendlich langsam voran. Die Zeit
scheint still zu stehen, und sie denkt an ihre erste Begegnung mit Chris,
damals in der kleinen Disco, an diese Vertrautheit, dieses nicht nur
körperliche Gefühl... Hätte sie sich doch nie mit ihm eingelassen! Endlich
erreicht sie die Wohnungstür und zieht sie laut und entschlossen hinter sich
zu.
Die Zeit
läuft wieder normal, und im Treppenhaus beschleunigt sie ihre Schritte und
poltert die Treppe hinunter, als ob sie den Teufel im Nacken hätte. Klar, der
ist ja auch hinter ihr her! Sie hört wie Chris ruft, er ruft irgendwas wie
warte Irma es ist doch alles nicht wahr, aber das was sie da hört, ist bestimmt
auch nicht wahr. Und wenn’s wahr ist, dann ist es gelogen. Sie hat genug.
Zitternd
hantiert sie mit dem Autoschlüssel herum, bis sie ihn schließlich durch Zufall
ins Schloss bekommt. Sie startet den Karman und setzt ohne zu schauen zurück
auf die Straße, just in diesem Augenblick öffnet sich die Haustür, und Chris
erscheint, er ist immer noch halbnackt, nur mit seiner Hose bekleidet, und sie
hört seine Stimme... „Irma bitte bleib’ doch hier, es ist alles ein
Missverstän...“
Der Rest des Satzes verweht irgendwo im Wind, oh Gott, vom Winde verweht, Scarlett und Rhett Butler, es gibt keine Parallelen, sie hat sich alles nur eingebildet, sie will ihn auch gar nicht hören, ist doch sowieso alles gelogen. Sie gibt schnell Gas, sie schaut nicht zurück, sie will irgendwohin, wo er sie nicht erreichen kann, denn es ist aus.
Es fängt
an zu regnen, und sie schaltet die Scheibenwischer ein.
Es ist
aus, surren sie monoton hin und her. Es ist aus...
Sie
fährt, als wäre der Teufel hinter ihr her, sie fährt bei Tiefgelb über die
Ampeln, dem Himmel sei Dank passiert nichts, sie will so schnell wie möglich
nach Hause und sich in ihrem Bett verkriechen.
Aber als
sie dort ankommt, geht es ihr kein bisschen besser, und sie erkennt
schlagartig: Es ist nicht mehr ihr zuhause, sie fühlt sich nicht mehr wohl
dort, zu viele Gespenster bevölkern die Wohnung. Elende Gespenster, die von
Liebe sprachen und die sie dann verraten haben. Nein, sie muss weg von hier,
aber wohin? Jessi weiß noch gar nichts, sie hat keine Ahnung von der
Schwangerschaft und natürlich auch nicht von Chris’ Reaktion darauf. Anna und
Markus kommen überhaupt nicht in Frage, die haben schon das Scheitern ihrer
Beziehung mit Exfreund Oliver erlebt, und sie sind so ein glückliches Pärchen,
sie würden ihr Problem gar nicht verstehen, sondern bestimmt drüber faseln,
dass alles gut wird oder so... Und Ralf ist so lieb, er ist viel zu lieb. Er
würde ihr wieder Mut machen wollen, würde von einer gemeinsamen Zukunft reden –
und das, nein nicht das, es wäre im Moment unerträglich.
Also
gibt es nur eines. Irma packt hastig ein paar Sachen zusammen und verlässt dann
fluchtartig die Wohnung.
Fortsetzung
folgt
Alle
IRMA-CHRIS-Geschichten befinden sich auf meiner Homepage unter: SHORTSTORIES>>> bis
auf diese natürlich ;-))
Vorheriger TitelNächster TitelAlle Irma-Chris Geschichten sind auf meiner Homepage, und zwar dort:
http://ingridgrote.de/html/bucher.htmlIngrid Grote, Anmerkung zur Geschichte
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Ingrid Grote).
Der Beitrag wurde von Ingrid Grote auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.09.2009.
- Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
Ingrid Grote als Lieblingsautorin markieren
Glück ist unberechenbar
von Lisa-Doreen Roth
Ein schönes Zuhause, ein sicheres Einkommen, eine kleine Tochter und viele Freunde.
Ina liebt ihr Leben in Hamburg und auf Sylt, mit Oliver und Klein-Julie, in dem Glück und Zufriedenheit regieren.
Ein Autounfall bringt diese heile Welt leider ins Wanken.
Nach dem Unfall, bei dem Oliver zum Glück nur leicht verletzt wird, ist er seltsam verwandelt.
Seine Unbeherrschtheit und charakterlichen Veränderungen bringen Ina, Freunde, Chefs und Arbeitskollegen völlig zur Verzweiflung.
Was ist nur los mit dem sonst so netten und hilfsbereiten Oliver?
Starke Schmerzen machen ihm das Leben zur Hölle. In seiner Verzweiflung stiehlt er verschreibungspflichtige Schmerzmittel und ist unberechenbar.
Eines Tages bricht er mit einem epileptischen Anfall an seiner Arbeitsstelle zusammen und ihn erwartet eine furchtbare Diagnose …
Ein Schicksal, wie es jeden Einzelnen von uns treffen kann ...
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