Klaus Lutz

Der Arztbesuch 34


Wenn ich Soldat wäre. Und einen Einsatz in einem
Krisengebiet, gehabt hätte. Also irgendwo, wo richtig
Krieg ist. Wie schwer wäre es mir da gefallen, Leute
ab zu ballern. Und hätte es mir Spaß gemacht. Was
wäre das für mich gewesen. Am Ende ein Spiel. Zuerst
ein paar Schuß in die Beine. Das er nicht mehr lauf-
en kann. Und dann genau zwischen die Stirn: "Peng
und weg!" Oder gleich in die Brust. Ein Volltreffer!
Oder zuerst in die Arme. Das er die Waffen fallen
läßt. Und dann voll ins Herz. Ich wäre ein guter Schl-
ächter geworden. Und ich wäre hoch dekoriert wor-
den: "Tapferkeit vor dem Feind!" Er hat alle Situatio-
nen gemeistert. Selbst die Aussichtslosesten. So hät-
te es geheißen. Ich wäre ein genialer Killer gewesen
Ein Soldat mit Spaß an seinem Beruf. Und das wäre
meine Karriere gewesen: "Das Ballern und der Spaß
die Leute ab zu knallen!"

Das hat mich heute beschäftigt. Wie sich Menschen
erziehen lassen. In der Schule. Beim Militär. Wie
beeinflussbar Menschen sind. Wie leicht sie zu mani-
pulieren sind. Völlig unabhängig davon, wie intel-
ligent oder gebildet ein Mensch ist. Mit der rich-
tigen Psychologie. Und einer guten Rhetorik. Mit
überzeugenden Argumenten, läßt sich aus jedem
Menschen alles machen. Einen Mörder oder einen
Heiligen. Es ist schlicht und ergreifend die Erzieh-
ung. Ich kenne mich in Psychologie nicht aus. Aber
so rein aus dem Gefühl heraus, glaube ich schon das
es stimmt. Jeder Mensch ist ein Heiliger und ein
Mörder. Es ist einfach in Ihm. Es kommt darauf an
mit welchem Leben. Und mit welcher Erziehung etwas
bei Ihm untergeht. Geht der Mörder unter oder der
Heilige. Was bleibt? Das habe ich heute so überlegt.
Was ist von mir geblieben. Der Heilige! Oder der
Mörder! Und was ist von den Menschen um mich
her gebliebeen. Sind es Heilige. Oder sind es
Mörder.

Dann habe ich wieder an Mainz gedacht. An die Spa-
ziergänge am Rhein. Am Tag! Oder Abends! Die Schiffe.
Die Uferpromenade. Und wie ich dann über den Dom-
platz langsam Heim gelaufen bin. Abends mit dem
Sonnenuntergang im Kopf. Mit dem Gedanken was
das Leben so ist. So alles und überhaupt. Es gibt
diesen Gedanken, er ist einfach dieses Wissen, das
Leben ist schön. Und mit diesem Gedanken zeigt
das Leben alles. Abends über den Domplatz zu laufen.
Über die Lothar Passage und die mittlere bleiche
Heim. Das war dieses Leben. Das alles zeigt. Das
einfach nur schön ist. Auf dem weg gab es Cafes.
Und ein paar Lokale. Es war ein Weg den ich gerne
ging.

Aber es stimmt schon. Es ist dieses allein sein. Es
hat etwas seltsames. Es hat Frieden. Es hat Ruhe.
Es ist ein völlig anderes Leben. Auf dem Bett lie-
gen. Mit den Gedanken spielen. Mit den Plänen spie-
len. Mit den Abenteuern die es geben könnte. Die
Welt entdecken. Die Reisen in andere Länder. Die Se-
kunden wo alles da ist. Die Klarheit und das Wissen.
Alles ist möglich. Nichts kann schief gehen. Das Le-
ben, der Mensch und seine unzerstörbaren Ideen. Das
Leben ohne Grenzen. Die Sekunde, die alles Leben
zeigt. Und die dann zum Leben wird. Der Augenblick
der Augenblicke! So ungefähr. Das gibt dem allein
sein einen Sinn. Seinen einzigen Sinn. Dann, wenn
es immer etwas Neues ist. Irgendwelche Reisen. Su-
chen und entdecken. Das Leben, das sich dann zeigt.
Das Leben, das es dann gibt. Das Leben, das dann
groß und alles ist. Das Allein sein und seine Reisen.

Es stimmt schon, ich habe nie was vermißt. All die
Jahrzehnte wo ich allein war. Das Leben war eben
immer da. All die Pläne, die ich hatte: "Eine Mitfahr-
gelegenheit!" Und dann für 50 Mark nach Griech-
enland. Nach Kreta! Und in Lendos einfach am Strand
liegen. Einen Monat! Zwei Monate! Drei Monate. Das
Meer hören. Den Sonnenaufgang sehen. Den blauen
Himmel sehen. Den Sonnenuntergang sehen. Und Stille.
Stille! Stille! Stille! Die ganze Kraft des Lebens.
Mit all seiner Stille. Das Schweigen und Augen die
das Leben klar und klarer sehen. So beginnt das
andere Leben. Es hat Niemand. Aber es ist nicht
allein. Und Lendos war schön. Es gab dort immer
ein paar Aussteiger. Menschen, die etwas Neues woll-
ten. Es gab auch eine Taverne mit Veranda. Und hin
und wieder Retsina. Damit all diesen Gedanken, den
Zweifeln, irgendwie nicht das Leben verloren ging.
Aber in Wahrheit war es einfach angenehm. Aber an-
genehm ist Quatsch. Es war schön. Richtig schön.

Und dieses ganz andere Leben begann in Mainz. Es be-
gann bei all den Gedanken die ich so hatte wenn ich
auf dem Bett lag. Es begann bei Spaziergängen am
Abend am Rhein. Es begann in Cafes. In der Pinte. Es
begann mit Gesprächen. Mit Lesen. Mit all diesen
Gedanken. Die ich mir einfach leisten konnte. Und
die ich auch umsetzten konnte. So lange ich frei war.
So lange ich ungebunden war. So lange ich ohne Ver-
antwortng für Familie oder so was war. Das allein
sein richtig Leben. Das war es. Und dann hat es auch
Sinn. Und ich habe es richtig gelebt. Ich war ein
Träumer. Oder ich bin ein Träumer. Oder ich bin ein
Spinner. Oder ein Phantast. Aber mit all dem, was
am Ende zum Leben führt. Das Reisen! Das Abenteuer!
Die Freiheit! All das, was mit dieser Querschnit-
lähmung nicht mehr möglich ist.

Und Mainz war eben auch so ein Glück. Ich wurde mit
Volker Erich Ari Achin Erasmus Ruhland gut Freund.
Die reine Künstlernatur. Trinken, Frauen, Feste.
Eben all das, was der wahre Künstler so ist. Und ihn
ausmacht. Die Welt als kreatives Erlebnis. Mit end-
losen Diskussionen. Besäufnissen und großen Plänen.
Das alles, als dieses kreatve Erlebnis, das den wahren
Künstler formt. Oder auch die Geburt des wahren Kün-
stlers ist. Ich habe das eben mit Spaziergängen er-
gänzt. Bei Sonnenuntergängen. Und Phantasien auf dem
Bett. Damals habe ich literweise Milch getrunken.
Kann auch sein, das es das war. Das Eiweiß! Zuviel
Milch! Zuviel Eiweiß! Dann sind sie einfach da. Die
Gedanken von Abenteur und Leben.

Aber heute weiß ich Eins. Das, was das Leben ausfüllt
ist das konsequente Denken. Das konsequente Handeln.
Es ist die Konsequenz mit der alles Leben wird. Das
Denken! Die Träume! Die Pläne! Alles wird Leben. Die
richtigen Konsequenzen ziehen. Und konsequent Handeln.
Das ist es. Das ist die Klarheit. Und führt zu der
Klarheit. Zu dem Leben mit Licht. Oder das Licht, mit
dem das Leben sich zeigt. Wie diese Spaziergänge die
nie Enden dürften. Das Leben, wenn es nur schön ist.
Ich denke, das hatte ich ganz gut drauf. Die Konsequenz
und das Schöne.

So konsequent das ist heute zu schreiben. Auch wenn
ich nicht schreiben sollte. Ein Tag ohne Ideen. Wo ich
normal nur Tee trinke. Da sitze. Mir den Himmel ansehe.
Die Leute, die vorbei gehen. Die Wohnung etwas putze.
Abspüle und dabei ganz zufrieden bin. Ich denke dann
einfach, ich fühle mich wohl. Und ich erledige das mit
dem ich mich wohl fühle. Ich gebe dem Leben etwas.
Auch wenn es nur wenig ist. Aber ich gebe Ihm etwas.
Die Wohnung ist sauber. Der Tisch ist aufgeräumt. Und
ich sitze da. Trinke einen Tee. Sehe mir all das an,
was das Leben ist. Das, was mir immer besser gefällt.
Und ich mehr und mehr mag. Die Komode in der Ecke.
Das Bücherregal! Den Tisch! Und dieses Sofa im Wohnzim-
mer. Dann lege ich mich auf das Bett. Und denke mir.
Kann sein dieser Tag hatte einen Sinn!

So ist es, dieses Leben im Rollstuhl. Dieses Leben
allein. Dieses Leben mit all den Plänen. Und diesen
Tagen. Das Leben des Menschen. Meistens sind die
Gesichter traurig. Meistens lachen nur die Kinder.
Und meistens ist das Leben schlimmer als man denkt.
In Wahrheit ist es der Wahnsinn. Oder die Wahrheit
des Menschen ist, das er einfach der Wahnsinn ist.
Und das es diese Welt überhaupt noch gibt ist eines.
Es ist immer klarer der Beweis, das es einen Gott
gibt. All die Bilder von Kriegen. All das Elend. All
das, was schon alltäglich ist. Das, wo keiner mehr
nachdenkt. Das ist der verrückte Mensch. Das unglaub-
liche Leben. Das was so unglaublich ist. Das der
Mensch das alles überlebt.

Dann sehe ich all diese Jahre und Jahre ohne ein Ge-
spräch. Dieses allein sein, mit diesen Augenblicken,
wo es nur Liebe gibt. Die Augenblicke wo alles nur
Liebe ist. Wo ich alle Lügen und Verleumdungen
einfach vergesse. All die Falschheit und Hinterhäl-
tigkeit um mich her. Und all das schüttele ich ein-
fach von mir ab. Mit diesen Augenblicken, wo alles
nur Liebe ist. Und ich bete zu Gott. Steh mir bei.
Sei bei mir. Hilf mir. Vergib mir. Sage mir, was ich
tun soll. Sage mir, was und wie ich Leben soll. Zeige
mir was Sinn hat. Gib mir Frieden! Gib mir Liebe!

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.09.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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