Klemens Czechner

Freundschaft

Er hieß Bernhard und ich kannte ihn nur flüchtig vor jenem Abenteuer das zu berichten ich mich entschlossen habe und das mir unweit meiner Heimatstadt widerfuhr, als ich etwa das dreizehnte Lebensjahr erreicht hatte. Beide hatten wir Fahrräder und wohnten wenn nicht in unmittelbarer Nachbarschaft, so doch nahe genug beieinander, um zufällig aufeinander zu treffen, wenn wir die kleinen Straßen zwischen den Einfamilienhäuser die mit ihren Obstbaum bepflanzten Gärten ein malerisches Bild boten, entlang fuhren. Mit Sicherheit wusste ich nur, dass er gerne Leber aß, die ihm seine Mutter in den verschiedensten Variationen zubereitete. Eines Sonntags,der der Feind aller schulpflichtigen Kinder ist. Da der Montag bereits soweit heran gekrochen ist, dass sich unweigerlich, eine merkwürdige Melancholie offenbart, die jeder Tätigkeit eine eigentümliche Schwere verleiht, wurde ich seiner ansichtig, der er lässig mit einem Bein sich auf einem Randstein abstützend, dass andere im Fahrradpedal ruhend und den Oberkörper leicht vorn über den Lenker gebeugt, an einer Kreuzung unseres Reviers lehnte. Das Bild das er bot unterstrich das Verhältnis in dem wir zueinander standen. Obwohl an Jahren gleich, war er mir an Reife überlegen, ohne diese Tatsache jemals auszunutzen. Unsere Gespräche waren meist kurz. Was sollten wir auch, die wir als Schüler den gleichen Zwängen unterworfen waren, großartiges von uns geben. Wir fühlten uns gegenseitig in der Gesellschaft des anderen wohl, ohne dass unsere Beziehung die Dynamik einer Jugendfreundschaft besaß. Als ich mit meinem Gefährt herangekommen war, folgte ein kurzer Dialog dessen Inhalt in etwa so lautete.“ Wie geht’s; Sonntag eben, erwiderte ich „. Lass uns was unternehmen, schlug Bernie vor. Was unternehmen gab ich, den Satz in die Länge gezogen und etwas spöttisch zurück. „ Na, was denn? „ Lass uns segeln gehen „! Ich blickte zum Himmel und beobachtete misstrauisch die Gewitterfront, die sich zu nähern begann.“ Und wo „ ? „ Na, am Ossiachersee, antwortete mein Kumpel. Eine halbe Stunde später trat ich bereits, den Blick auf den Hinterreifen von Bernies Rad gerichtet in die Pedale und als wir das westliche Ufer des Sees erreicht hatten, bog er von der Hauptstraße, in einen kleinen nicht asphaltierten Weg ab, der uns nach einigen dutzend Metern, vor einem Bootsverleih halten ließ. Das Büro des Verleihs bestand aus einer Art Bretterbude, die von vorne durch eine Öffnung die Gestalt eines älteren Mannes freigab. Es war der Bootsverleiher. Am Steg der einige Meter ins Wasser ragte, lagen fünf Boote vertäut. Ich konnte sie auf den Wellen schaukeln sehen und abermals stand ich unserem Unternehmen kritisch gegenüber. Abgesehen vom Wetter; der Wind hatte deutlich aufgefrischt; bezweifelte ich auch, dass der Mann in der Bude uns ein Boot anvertrauen würde, umso mehr als ich mein Leben lang noch nie in einem Segelboot gesessen hatte. Bernie jedoch schien alles zu meistern. Nachdem wir dem Mann in der Bretterbude 120 Schilling ausgehändigt hatten, wies er mit seiner Rechten, auf eines der kleinen, aufgrund des Wellengangs bedenklich schaukelnden Boote. Bernie übernahm die Führung. Er sprang behände in unser Boot und hielt es in der Nähe des Stegs fest, so dass ich nach einigem zögern den Mut fand und mich ebenfalls in das kleine Gefährt zwängte. Weiters wies er mir den Platz an, auf dem ich zu sitzen hatte, während er den Mast aufbaute und das Segel das in einer Schiene zu befestigen war, aufzog.Er drehte das Tuch in den Wind und wir begannen sofort Fahrt zu machen und waren nach wenigen Augenblicken aus dem winzigen, die übrigen Boote beherbergenden Hafen, entschwunden.Wir hatten das Boot für eine Stunde gemietet und wollten jede Minute ausnützen. Bernie zögerte nicht lange und gab mir ohne Bedenken die Leine die das Segel, wenn man sie straff anzog nahe an den Wind brachte, und es je nach der Richtung aus welcher er auf kam entweder beschleunigte oder uns zum kreuzen zwang. Nach einer halben Stunde waren wir ein perfekt aufeinander eingespieltes Team. Ich zog am Seil. Er hatte das Ruder übernommen. Das wir das Boot zu beherrschen begannen war auch bitter nötig, denn wenn es auch noch nicht regnete, hatte der Wind der uns in Böen vor sich her trieb, doch deutlich an stärke zugelegt. Nie werde ich das Gefühl vergessen das ich empfand wenn unser winziges Gefährt hart am Wind gehalten, eine Bordwand nur wenige Zentimeter von der Wasserlinie entfernt, dahinstürmte. Wir wussten beide, das eine plötzlich auftretende Böe das Boot zum kentern bringen könnte aber es gelang uns jedes Mal wenn dieser Umstand auftrat Seil zu geben und mit einem klatschen, dass Schwert wieder von der Schräge in die Gerade zu bringen. Unser Eifer hatte uns fast die Zeit vergessen lassen. Außerdem waren wir weit hinaus gefahren, so dass unser kleiner Bootsverleih einige Kilometer entfernt gewesen sein muss. Als wir uns, zwecks Orientierung, umsahen, bemerkten,wir dass wir ringsum das einzige Boot waren, dass sich bei diesem Wetter noch nicht im Hafen befand. Ein weiterer Umstand war, das der Wind jetzt von vorne kam was uns zum, zuvor schon erwähnten kreuzen zwang. Bernie leitete mit knappen Befehlen jede dieser Wendungen, bei welchen ich mich auf die jeweils gegenüberliegende Bordwand zu setzen hatte, um Ballast zu machen. Er war es auch, der mit Falken blick die kleinen Boote und den Holzsteg ausmachte, von dem wir aufgebrochen waren. Im Boot hatte sich, durch den herannahenden Sturm und die Unberechenbarkeit der dem Wind gehorchenden Wellen, eine Menge Wasser angesammelt, dass ich mit einer Blechbüchse hinaus schöpfte während Bernhard mit Segel und Ruder gleichzeitig zu Rande kommen musste. Während unser Hafen in unmittelbare Nähe kam, zog er behände das Segel ein und mit einem Rest von Fahrt erreichten wir den Steg als ob es nichts Einfacheres gäbe als bei diesen Wetterverhältnissen sanft anzudocken. Außerdem hatten wir die Zeit nicht überzogen und als wir uns vom Bootsverleiher verabschiedeten, schien es mir, als verband Bernie mehr als ein mitunter vorkommendes Geschäft mit dem Verleiher. Am Rückweg nach Villach regnete es in Strömen. Bei der Verabschiedung von meinem Freund,geschah dies auf die gleiche unverbindliche Art, wie schon dutzende Male zuvor. Aber ich wusste “ Bernie hatte mich an etwas teilhaben lassen, dass nicht nur meine Sonntagsmelancholie geheilt hatte,Nein, ich hatte ein Abenteuer erleben dürfen, dessen Einzelheiten und die damit verbundenen Glücksgefühle man ein Leben lang nicht vergisst.

Autor: Klemens Czechner Email: monikapekarek@gmx.at

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.10.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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