Hannis Eriksson

Dumm gelaufen! – Noch mal Glück gehabt? (Teil 2)

 

In den vergangenen Tagen hatte sich das Blatt gewendet, er wusste zwar noch nicht genau, ob in eine gute Richtung, aber er ging inzwischen davon aus. Vor ein paar Tagen hatte Nummer eins ihm eine Nachricht geschrieben, früher als erwartet. Sie hatte sich auch verliebt, aber in jemand anderen. Aber wiedererwartend hatte ihn die Nachricht nicht hart getroffen. Inzwischen war er sogar froh darüber. Zwickmühle ausgeschaltet.

   Er hatte in den vergangenen Tagen ein paar Mal mit Nummer zwei gechattet. Selbst wenn sie nicht miteinander redeten, er musste inzwischen ständig an sie denken. Es war seltsam. Er fühlte sich wie auf einer Achterbahnfahrt. Wenn sie miteinander chatteten, oder sie ihn über das Handy ihrer Freundin angerufen hatte, dann ging es ihm so unglaublich gut, so gut wie er sich noch nie in seinem Leben gefühlt hatte. Zumindest konnte er sich nicht daran erinnern, jemals einen solchen Höhenflug gehabt zu haben. Wenn er aber irgendwo allein unterwegs war, oder er vor dem Rechner saß und sie nicht online war, dann fühlte er sich unwahrscheinlich niedergeschlagen. Was hatte Nummer zwei nur mit ihm gemacht?

   Dieser Ausdruck. Er klang völlig bescheuert. Ja, sie mochte anfangs noch die Nummer zwei gewesen sein, kurz nachdem sie sich kennen gelernt hatten. Aber das hatte sich geändert. Wann? Er dachte lange über diese Frage nach. Und er fand auch eine Antwort darauf. Es war schon ein Weilchen her. Nicht erst nachdem sie sich von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden hatten, nein, es war schon früher geschehen. Sie hatte ihn total verändert.

   Als sie sich die ersten Male unterhalten hatten, hatte er ihr gesagt, dass es da schon jemanden gäbe, in die er sich verliebt hatte. Sie hatte es akzeptiert, es machte ihr nichts aus. Aber stimmte das wirklich? Anfangs vielleicht, aber wenn das stimmte, was sie ihm erzählt hatte, dass sie ihn mochte, dass sie ihn sogar sehr mochte, musste es für sie genauso schwer sein, wie es das für ihn gewesen war.

   Sie hatte ihm gesagt, was sie von ihm dachte. Im Chat. Es wäre ihm lieber gewesen, er hätte ihr dabei in die Augen sehen können. Er glaubte ihr trotzdem und er würde sich ja bei ihrem nächsten Treffen davon überzeugen können. Aber das lag noch so weit in der Zukunft, zehn Tage, eine Unendlichkeit für ihn. Was konnte bis dahin alles passieren? Er wollte es gar nicht wissen.

   Würde sie ihn noch mal anrufen, wenn sie endlich ihr neues Handy hatte? Sie konnte sich ja auch noch mal über das Handy ihrer besten Freundin melden, das hatte sie ja bisher schon ein paar Mal gemacht. Am Wochenende wollte er unbedingt ihre Handynummer haben. Dann konnten sie miteinander telefonieren, wenn er schon keinen Netzzugang hatte. Aber er musste noch lernen zu reden, das schreiben im Chat fiel ihm doch wesentlich leichter.

   Er dachte die ganze Zeit nach. Wie würde es jetzt weitergehen? Der Weg war offen für alles. Nachdem, was sie im Chat geschrieben hatte, konnte sie sich vorstellen, dass aus dem, was sich zwischen ihnen entwickelte, mehr werden konnte, als nur eine gute Freundschaft. Perfekt! Dann dachte sie genau wie er.

   Doch er hatte auch ein wenig Angst vor dem, was kommen würde. Wenn er ihr sagen sollte, was er für sie fühlte?! Er dachte an das, was er seiner ehemaligen Nummer eins geschrieben hatte: Ich hab mich in dich verliebt!  Begriff er überhaupt, was er da gesagt hatte? Und dann noch das, was er ihr, seiner neuen, seiner einzigen Nummer eins über die andere gesagt hatte; sie wäre seine Traumfrau. Bitte! Traumfrau?! Er kannte sie dazu doch viel zu wenig. Oder war er wirklich so oberflächlich? Nein? Doch?

   Er war wie jeder andere, der, wenn er jemanden das erste Mal sah, denjenigen oder diejenige auf Äußerlichkeiten begrenzte, das musste er sich eingestehen. Aber bei ihr, seiner einzigen Nummer eins, war das anders gewesen. Sie hatten sich so oft geschrieben, bevor er sie das erste Mal gesehen hatte. Er wäre wohl nie auf sie zugegangen, wenn er sie so irgendwo zu Gesicht bekommen hätte, was vor allem auch daran lag, dass er generell nicht so frei drauf los jemanden ansprach. Selbst wenn er in dieser Hinsicht etwas mutiger gewesen wäre, sie war einfach: Wow! Sie sah super aus, und er? Vielleicht auch nicht schlecht, aber doch eher durchschnittlich. Er hatte nichts Interessantes an sich, umso mehr war er von ihr angetan. Sie war in jeder Hinsicht etwas Besonderes. Nicht allein dass sie so traumhaft gut aussah, sie war nett, musste ein unwahrscheinlich großes Herz haben, sie brachte ihn zum Lachen, …sie hatte einfach etwas Magisches an sich, auch wenn er dieses Etwas nicht näher beschreiben konnte, er wusste, dass er es liebte.

   Vielleicht hatte er Angst, dass alles zu schnell ging, oder dass es ihr zu schnell war. Er hatte den Abgrund über sich. Gefallen war er, aber momentan schwebte er und er hoffte, dass ihn dieses Gefühl nie wieder verlassen würde. Nur momentan konnte er nichts weiter tun, als abzuwarten. Zehn Tage! Mindestens!

   Wie konnte man einen Menschen, dem man erst einmal begegnet war, so sehr vermissen? Er fand keine Antwort darauf. Es gab genügend Fragen die unbeantwortet waren. Eine Antwort auf diese suchte er eigentlich auch nicht. Es war eher so, dass er sich wünschte, sich diese Frage überhaupt stellen zu müssen. Er wünschte sich, er würde sie nicht vermissen, weil er das gar nicht brauchte, weil sie bei ihm wäre.

   Dieses Gefühl war ihm völlig unbekannt. Was war das? Er würde noch herausfinden, was es damit auf sich hatte. Vielleicht würde sie es ihm ja auch erklären?!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.10.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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