Der Hexentanzplatz Klappe die Erste.
Eine weitere Kindheitserinnerung die ich gern auffrischen wollte während meiner
Hochzeitsreise.
Anhaltend schönes Wetter begleitete uns im Urlaub, so auch an diesem Tag.
Vorgenommen hatten wir uns einen Besuch des Hexentanzplatzes. Meine
Erinnerungen waren an den Hexentanzplatz nur noch ganz gering. Manches kam
wieder bei Besuchen der "alten" Orte zum Vorschein, machte sich breit
und zeigte mir das die Erinnerungen nur ein wenig verstaubt waren.
Bald schon waren wir in Thale angekommen und suchten uns einen Parkplatz. Es
gab drei Möglichkeiten den Hexentanzplatz zu erkunden. Die Hochfahrt mit der
Seilbahn, eine fahrt mit dem Auto und den Rest dann zu Fuß oder ein kompletter
"Aufstieg".
Wieder waren mir meine Ängste im Weg. Seilbahn kam für mich nicht in Frage.
Warum ich die Fahrt mit dem Auto nicht gewählt habe weiß ich nicht mehr. Also
blieb nur der Aufstieg.
Beide hatten wir Rucksäcke dabei, denn am Morgen konnten wir uns am Frühstücksbüfett
konnten wir uns für den Tag immer Proviant mitnehmen, Obst, Brötchen und zu
trinken war also immer unser Begleiter. Auf ging’s. Ich war mir wohl bis zu dem
Zeitpunkt nicht Bewusst was ich mir da zumutete. Noch heute muss ich an die
Erinnerung daran schmunzeln. Nun, ich bin nicht grad schlank. Bedeutet dass ja
dann auch das ich mehr Masse als manch Anderer in Bewegung setzen muss.
Aber ich wandere gerne und rad fahren gehört auch zu meinen Hobbys, also tat
ich das ganze mit einem Achselzucken ab und meinte nur so, Elke das schaffst Du
schon. Aber, ich hatte wohl eines nicht bedacht ;) den Aufstieg, die Abhänge,
Abgründe und teilweise sehr schmalen Wege.
Es gab zwei Wege und wir wählten den vorbei Aussichtsturm.
Sonne satt und warm. Zum Anfang war’s noch recht locker, der Weg normal und der
Anstieg noch nicht so fürchterlich steil. Aber schon bald wurde der Weg
steiniger, steiler und auch immer schmaler, rechts von mir die Abgründe immer
tiefer. Für jemanden der Ängste hat sind ja schon Balkonhöhen aus dem ersten
Stock riesige Bewältigungen.
Mein Mann war toll, wieder und wieder stellte er sich an die Anhänge breitete
seine Arme aus so dass ich mich "vorbeischleichen" konnte.
Zwischenstopp, der Aussichtsturm. Na für mich kam der ja nun so gar nicht in
Frage. Einige Stufen schaffte ich ja noch aber dann nahm die Angst mich doch
gefangen. Für meinen Mann war es ein Klacks den Turm zu besteigen, von oben
rief er immer wieder wie schön es doch sei und die Aussicht könne man einfach
nur genießen, nun ja, es machte ihm eben auch Spaß mich ein wenig zu fordern.
Aber er konnte mich nicht locken. Ich wusste ja was uns noch bevorstand... einige
Meter Aufstieg bis zum Hexentanzplatz. Wieder und wieder breitete mein Mann die
Arme aus, mir lief der Schweiß, nicht nur vom steilen Aufstieg... es roch nach
Angst. Immer wieder blieben wir stehen, ich musste schon über meine Angst
lachen und irgendwie wurde mir immer wohliger. Ich fühlte mich nicht mehr so
ängstlich wie noch am Anfang unserer Wanderung. Ich genoss so manchen Ausblick
zwischen den Bäumen hindurch. Plötzlich Regen, na prima. Aber so fielen auf
meiner braunen Bluse die Schweißflecken nicht mehr auf die sich rundum breit
gemacht hatten.
Wieder und wieder mussten wir über meine Ängste lachen und ich fragte meinen
Mann ob er sich sicher sei das oben auf dem Hexentanzplatz nicht Kai Pflaume
mit seinem Team stehen würde. Damals lief so eine Sendung wo Leute ihre Ängste
bewältigen konnten. Ich hätte das meiner Familie zugetraut. Schon bald
erreichten wir dann das Bergtheater und es gab nur noch wenige Meter die uns
vom eigentlichen Hexentanzplatz trennten.
Nun sah man auch mehr Menschen, und ich war froh dass der Regen meine Bluse
fast durchnässt hatte. Es schien die Sonne und ein kleiner Regenbogen war auch
zu sehen. Nur kein Kai Pflaume, dabei fand ich nun fast Gefallen an dieser
Idee. Hatte ich doch einiges gemeistert beim Aufstieg.
Auf dem Hexentanzplatz traf mich dann fast der Schlag. Wo? Wo ist denn nun
meine Kindheitserinnerung? Verstellt mit Buden und Büdchen und jeder Menge
Kommerz. Diese Kindheitserinnerung gab es also nicht mehr. Ich war sehr
enttäuscht. Vom Hexentanzplatz ist nicht mehr viel übrig.
Wir schauten uns um, sahen uns alles an und bald schon hieß es Abstieg. Aber da
war ja noch die Seilbahn und ich muss sagen, ich war ziemlich groggy.
Überwinde ich meine Angst? Oder steige ich ab? Versuch macht Klug. Ich kann
mich entsinnen an Fahrten aus meiner Kindheit und da waren die Gondeln immer
sehr voll. Wir hatten eine für uns, sogar mit Sitzplatz. Also neu, denn damals
musste man noch stehen. Mein Mann setze sich so dass er während der Fahrt nach
unten schauen konnte, ich saß so dass ich den Blick nach oben hatte. Ich
kann mich entsinnen das mir mal jemand geraten hatte, versuch immer geradeaus zu
schauen. Aber wozu? Meine Augen waren geschlossen. Ich hörte nur wieder und
wieder meinen Mann schwärmen und ich blinzelte dann doch irgendwann ein wenig
und stellte fest dass ich herrliche aussichten verpassen würde wenn ich weiter
die Augen zulassen würde. So genoss ich nun die restliche Fahrt und sah mir die
Umgebung und den von mir "bezwungenen" Berg an.
Unten angekommen fragte ich meinen Mann ob wir nun noch mal hinauffahren
würden. Seinen Blick werde ich nie vergessen. Erstaunen und Stolz gemischt mit
einem Schmunzeln.
Zwei Jahre später! Hexentanzplatz Klappe die Zweite
Das was ich an diesem Tag geleistet hatte, wurde mir erst viel später bewusst
als wir mit meiner Mutti eine Reise in den Harz unternahmen. Auf Grund ihrer
Erkrankung wählten wir die Auffahrt mit dem Auto. Oben angekommen musste ich
mit Stolz zurückdenken wie ich vor Jahren den Berg bestiegen habe. Und
ein spätes Eigenbewusstsein erfüllte mich. Denn dieses
"bezwingen" war ein Erfolg für mich.
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Elke Lüder).
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.10.2009.
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