Der Mittwoch war nicht nur voller
Humor, er hat mir auch eine andere Seite gezeigt und durch Ilses Gedicht
"Älterwerden" sind die Gedanken wieder da.
Schon bei unserem Mitfahrer war niemand da. Ihn brachte die Taxifahrerin auf
die Dialysestation. Nun gut, kenne die Umstände nicht. Vielleicht hat er ja
wirklich niemanden, vielleicht aber auch nutzt seine Frau die Zeit um
"unbeschwert" Einkäufe machen zu können. Wissend das ihr Mann ja gut
aufgehoben ist im Klinikum.
Aber dann dort in der Augenarztpraxis waren viele die einfach nur
"abgeliefert" wurden. Aus eigenen Erfahrungen weis ich das es nicht
immer möglich ist da zu sein. Aber gerade solche Termine nehmen wir ernst und
sind für Mutti da.
Ort; Wartezimmer der Praxis für ambulante Augen Op´s
Mutti war die erste und inzwischen schon im Vorbereitungsraum. Somit hatte ich
Zeit. Viel Zeit.
Ich fühlte mich deplaziert, "platzwegnehmend", beobachtend. Aber das
tat ich ja auch. Was ich beobachten konnte tat weh. Zeigte mir wieder mal die
"Neue Zeit". Die "schnelllebige" Zeit. Die
"gefühllose" Zeit.
Viele der Patienten wurden nur gebracht. Abgeliefert. Aus den Gesprächen konnte
ich dann entnehmen das sie alle das Angebot der Praxis angenommen haben, die
Nacht in der Pension zu verbringen. Dort gab es eine Art
"Nachsorgebetreuung" und Weckdienst sowie Vollverpflegung bis zum
nächsten Morgen.
Die Verabschiedungen von den Angehörigen fielen unterschiedlich aus. Mal sehr
herzlich, mal weniger. Aus den Verabschiedungen konnte man allerdings den Verwandtschaftsgrad
nicht ganz zuordnen.
Eine Begebenheit blieb mir besonders im Gedächtnis haften.
Eine große alte Dame mit Gehstock in Begleitung von einem Mann und einer Frau.
Kleiner und jünger als sie. Und ihre Gesichter verbiestert. Die Dame strahlte
Angst, Unsicherheit und Verzweiflung aus. Aber auch Größe. Nicht nur vom
Wachstum!
Die beiden Jüngeren hatten keine Ausstrahlung! Der Mann gab sich wenigstens die
Mühe und half der Dame ihre Jacke auszuziehen. Er drückte diese der jüngeren Frau
in die Hand, sie hatte schon mit einer Abneigung die Tasche hingestellt. Ich
muss gestehen meine Blicke blieben an den drei hängen. Gespannt wie es weiter
geht beobachtete ich nun wirklich!
Der Mann ging an die Rezeption und stellte Fragen, dadurch konnte ich entnehmen
das ER der Sohn war.
Die beiden Frauen schauten sich weder an noch wurde ein Wort gewechselt. Die
Schwiegertochter sah nicht mal das sich am Halstuch der Dame ein Haarnetz
verfangen hatte. Sie schaute verbissen und auch immer an der "Mutti"
vorbei. Keine Regungen, sie musste doch die Angst und Unsicherheit der alten
Dame spüren?!
Sohnemann lies sich die Telefonnummer der Pension geben, das zeigte schon das
er sich keineswegs mal die Unterlagen angesehen haben kann, denn dort war alles
ausführlich und verständlich beschrieben.
Dann kam er wieder zu Mutti, erklärte ihr das er am nächsten Tag in der Pension
anrufen würde und dann entscheidet wie es weiter geht!
Mein Denken; "Weiter geht? Hallo! Kerl wie wär’s mal Deiner Mutti
aufmunternde Worte zu sagen!!!"
Er nahm die Jacke, sagte Auf Wiedersehen... na wenigstens was,
dachte ich nur..... kein Händedrücken, kein gutes Wort!
Und die Schwiegertochter?! Mir stockte der Atem! Ich war selbst zweimal
Schwiegertochter, kenne also die Tücken und diese typischen
"Schwiegergesichter"... aber soviel Kälte hab ich bisher noch nie
erlebt. Sie stand einfach nur auf und ging.
Er hängte noch die Jacke auf.
Abgegeben. Ohne Gefühle abgegeben.
Wie die Jacke an der Garderobe.
Ort; Wartezimmer der Untersuchungspraxis
Zeit; Nächster Tag
Alle Pensionsbewohner tauchten so nach und nach auf, auch die Dame. Gerade sie
wollte ich sehen. Und ich sah und hörte
eine lebhafte aufgeweckte Frau. Die nun keine Angst mehr zeigte, keine
Unsicherheit.
Sie hatte Anschluss gefunden bei den anderen Patienten. Sie fühlte sich wohl in
deren Mitte. Und sie plauderte mit ihnen. Sie war sich deren Hilfe bewusst.
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Elke Lüder).
Der Beitrag wurde von Elke Lüder auf e-Stories.de eingesendet.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.10.2009.
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