Bredenberg, der gerne über alles Mögliche nachdenkt, denkt darüber nach, ob das Mögliche, über das er nachdenkt, auch immer das Wirkliche ist.
Im Denken ist alles möglich, denkt Bredenberg. Das nennt man das Denkmögliche. Aber wenn das Denkmögliche in seinem Kopf ist, ist es dann auch wirklich? Und wenn man das Denkmögliche aufschreibt, dann ist das Denkmögliche auf dem Papier, in Buchstaben, Wörtern, Gedanken befestigt, für jedermann nachlesbar, also wirklich?
Und dieser, der es liest, das Denkmögliche, denkt Bredenberg, sorgt nun dafür, dass das Denkmögliche sich bei ihm einnistet, in seinem Kopf ist und wer weiß was anrichtet. So ist das Denkmögliche nun auch bei einem anderen, aber auch noch bei mir, denkt Bredenberg, aber wirklich?
Und wenn der andere etwas tut, weil das Denkmögliche in ihm ist, etwas tut, was er nicht getan hätte, wenn das Denkmögliche nicht in ihm gewesen wäre, dann, so fragt sich Bredenberg, wer trägt die Verantwortung für das Verwirklichte?
Dann ist das Denkmögliche richtige Wirklichkeit geworden oder aber es ist etwas Wirklichkeit geworden, was ohne das Denkmögliche nicht Wirklichkeit geworden wäre. Wer aber trägt die Verantwortung?
Kann Bredenberg, denkt Bredenberg, unter diesen Umständen noch ein von ihm beschriftetes Papier herumliegen lassen? Was kann nicht alles passieren mit diesen Denkmöglichkeiten auf dem Papier, denkt Bredenberg. Wer aber ist verantwortlich?
Kann Bredenberg, denkt Bredenberg, unter diesen Umständen überhaupt noch etwas aufschreiben?
Darf Bredenberg, denkt Bredenberg, unter diesen Umständen überhaupt noch Denkmöglichkeiten denken?
Aber, beruhigt sich Bredenberg, das Denkmögliche ist nur möglich, es muss nicht wirklich werden.
"Ich denke, du musst jetzt mit dem Hund 'raus!" ruft Bredenbergs Frau. Diese Denkmöglichkeit wird nun Wirklichkeit, denkt Bredenberg. Alles andere wäre nicht zu verantworten.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 26.10.2009.
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