Alle Jahre wieder...
kommt nicht nur die Weihnachtszeit, sondern auch eine immer widerkehrende Diskussion mit meinem Sohn Luis, ob dreimal Kinderkarussell auf dem Weihnachtsmarkt fahren reicht, oder nicht. Mal abgesehen von den Preisen (1.50 pro Fahrt), die einem fast die Schuhe ausziehen, sollten auch die Kleinsten schon früh lernen, dass man gehen sollte, wenn’s am schönsten ist. Ps.: Für den Preis könnte dieses Ding ruhig mehr als nur zehn Runden drehen, oder?
Wie gesagt, Luis, mein Junior war da gestern Nachmittag anderer Meinung. Er stand brüllend zwischen „Mickey Mouse“, „Batmobil“ und einer grünen Gans mit einem rosafarbenen Sattel und hielt sich krampfhaft an „Dumbos“ Ohren fest: „Ich will aber noch nicht gehen!!!“, schrie er lauter als die Sirene des Feuerwehrautos.
„Schatz, du bist doch jetzt schon fünf mal gefahren, es reicht für heute!“, erklärte ich ihm. „Aber ich war doch noch nicht auf dem Motorrad!“, schrie er mich an. „Dafür warst du aber im Ferrari, im „DFB-Fanbus“ und in der sich drehenden Untertasse (oder was auch immer diese Schüssel in der Mitte sein sollte, bei deren Anblick mir schon Übel wird).“
„Aber ich muss doch uhhhnbedingt noch auf das Motorrad!“, versuchte er es erneut.
„TRÖT – Und wir starten zu einer neuen Runde!“, kündete der krächzende Lautsprecher an, aus dem sonst ein Musik-Gulasch aus plärrendem Weihnachtssingsang „entzückender“ Kinderstimmen, oder einer „Best of Nicki“ quillt. Mir stellen sich bei beiden Varianten schon die Nackenhaare. Da hilft abends nur noch eine „Heavy Metal Platte“ aus alten Zeiten, um diese schrecklichen Ohrwürmer wieder loszuwerden...
Sicher sind die Erzeuger dieser Stimmwunder stolz, wenn „Klein-Dieter“ mit 20 weiteren Gören mit ihrem „Oberglöckchen Kinderchor“ die erste Platte aufgenommen hat. Wer wäre da nicht stolz???
(Wobei ich würde da eher Luis-Version von „Sexbomb“ vorziehen!)
Na ja, egal.
Ich stand gestern jedenfalls mit einem kreischendem Vierjährigen auf diesem dummen Karussell und versuchte seine kleinen Fingerchen von Dumbos Ohren zu lösen, damit die Fahrt endlich losgehen konnte - ohne uns, versteht sich! (1.50 !!! Und nach zehn Runden war’s das, unverschämt!)
Eigentlich bin ich froh, das mein Sohn mittlerweile so alt ist, dass ich ihn ungetrost alleine fahren lassen kann. Noch vor zwei Jahren stand ich schwankend neben einem Kunststoffgaul und passte auf, dass mein Scheißerle während der Fahrt keinen Abgang machte. Hauptsächlich war ich jedoch damit beschäftigt zu beten! Ich betete zum lieben Magen-Gott!
„Bitte lieber Magen-Gott, lasse die Currywurst noch etwas bei dir!“
(Ich hielt es danach für angebracht, aus der Kirche auszutreten!)
Drehen sie sich mal zehn Runden auf engstem Raum im Kreis, untermalt von „Und los geht’s!“, „Ich bin der größte!“, „Tatütata, die Feuerwehr ist da!“ und einem Geräuschesalat aus „Hup“, „Tröt“ und „Rattawumm“... (die Glöckchen der drehenden Kloschüssel nicht zu vergessen), da müssten sie auch... äh, na sie wissen schon. Das war einfach zuviel des Guten.
Warum müssen die eigentlich immer so maßlos übertreiben, hätten es fünf Runden nicht auch getan?
Wenn man die Wurtpreise von heute bedenkt....
Vorheriger TitelNächster TitelHallo da draußen, fühlte sich da jemand angesprochen??? Ich wünsche trotzdem allen Karussellbetreibern, Wurststandbesitzern und Finanzbeamten ein fröhliches, weißes Weihnachtsfest...
SilviaSilvia Pommerening, Anmerkung zur Geschichte
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.12.2002.
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