Klemens Czechner

Joe und ich in Marrokko (Für Paul)

  Joe und ich in Marrokko (Für Paul)

Meine erste große Reise führte mich nach Marokko. Ich war schon vorher von meinem Heimatland fort gewesen, aber stets in relativer Nähe geblieben. Trampen in Italien, oder mit den Eltern für zwei Wochen nach Ungarn, dass bildeten meine bisherigen Erfahrungen.Mein Kumpan und Gevatter, auf diesem für sechs Wochen anberaumten Urlaub, nannte war mein Freund Joe. Wir kannten uns bereits seit der Kindheit und hatten uns, trotz unterschiedlichem Werdegang, nie ganz aus den Augen verloren. Er lebte in Berlin, ich lebte in Wien. Wir trafen uns in Villach, woher wir beide stammten und unsere Familien lebten. Am Tag unserer Abreise, fuhr uns meine Mutter, zu einer Tankstelle, vor der Grenze unweit der Grenze zu Italien. Mit unseren voll bepackten Ruck und Schlafsäcken, waren wir unschwer als Reisende erkennbar. Wie es sich meist beim Trampen zu trägt, hält ein Wagen nach dem anderen, oder aber die Fahrer würdigen uns, für Stunden, keines Blickes. Ich mochte es am liebsten, wenn uns ein Lkw mitnahm. Durch die Höhe der Fahrerkabine, stellt sich ganz von selbst, ein majestätisches Gefühl ein, dass die geringere Geschwindigkeit des Wagens, wieder wettmachte. Unsere erste Ruhepause hielten wir in Frankreich. Ich starrte in meinen Schlafsack verpackt, auf einer Verkehrsinsel liegend, zum Himmel über mir und betrachtete, die tausend schimmernden Sterne. In mir keimte ein bisher unbekanntes Gefühl von Freiheit und Abenteuerlust. Die Tausenden von Autos, die an uns vorbeigefahren waren, ohne anzuhalten und uns mitzunehmen, verschwanden vollkommen aus meiner Erinnerung. Ich schlief alsbald ein, ohne den geringsten Groll, der Ersten Etappe unserer Reise gegenüber. Wir erwachten spät. Die Autos umrundeten unsere Verkehrsinsel. Wir marschierten zu einer nahe gelegenen Tankstelle und frequentierten den Waschraum. Danach bedienten wir uns, aus unserem Brotsack. Etwa eine halbe Stunde, bemühten wir uns, um eine Mitfahrgelegenheit. Während ich an der Ausfahrt der Tankstelle meinen Daumen in die Luft hielt, klapperte Joe, die tankenden Wagen ab. Schließlich, wir wussten gar nicht wie uns geschah, saßen wir in einem klimatisierten Sechszylinder Mercedes und konnten beim Blick auf das Tachometer, das stets zwischen 200 und 240 hin und her pendelte, ein leichtes Schaudern, nicht unterdrücken. Der Pilot, ein Geschäftsmann um die fünfzig, wies ununterbrochen darauf hin, er hätte eine Verabredung in Spanien und sei bereits zwei Stunden zu spät. Als wir die Grenze überschritten hatten, verließen wir das angenehm temperierte Geschoß. Diese Nacht verbrachten wir am Strand. Wir lauschten den Wellen und schliefen bis die Sonne aufging. Am nächsten Tag erreichten wir Barcelona. Joe wusste, dass man in der Hafengegend, billig zu einer Unterkunft kommen konnte. Wir blieben drei Tage in Barcelona. Und wenn ich heute daran zurückdenke, sehe ich ein Zwillingsfrauenpaar, das vollkommen identisch in Kleidung und Aussehen, mit einer Körpergröße von zwei Meter zehn, die wohl schönsten weiblichen Wesen waren, die ich jemals zu Gesicht bekommen hatte und die majestätisch eine, von Palmen gesäumte Straße, entlang schritten.Von Barcelona aus, bestiegen wir den Zug. Bald darauf erreichten wir Algeciras, mit seinem Fährhafen. `Àfrican vibrations- positiv`, sang Joe und schlürfte seinen Wodka Tonic. Ich tat es ihm gleich. Wenn nicht im singen, so dafür im trinken. In Ceuta, legte die Fähre an und wir betraten marokkanischen Boden. Mit Kleinbussen wurden die Passagiere in die Stadt kutschiert. Unser Ziel war das Riffgebirge. Nun galt es den richtigen Bus zu finden. Als uns dies gelungen war, hatten wir, noch zwei Stunden Zeit, bis zur Abfahrt des Vehikels. Jetzt, stand uns der Sinn, nach einer kräftigen Mahlzeit. Wir befragten einen jugendlichen Einheimischen, nach einem Restaurant. Er lächelte und nickte dabei. Gleichzeitig, winkte er uns mit den Händen ihm zu folgen. Unser Gepäck war bereits, am Dachträger des Busses, in direkter Nachbarschaft einer festgezurrten, lebendigen Ziege, untergebracht. Trotzdem hatten wir Mühe, unserem Einheimischen, auf den Fersen zu bleiben. Etwa 15 Minuten lang, eilten wir, durch verwinkelte Gässchen und waren uns sicher, den Rückweg ohne Hilfe nicht zu finden. Gerade, als ich mich wieder daran erinnerte, was in Filmen den Protagonisten, an dieser Stelle zuzustoßen pflegt, hielt der Bursche an. Durch eine niedrigen Eingang betraten wir einen Vorraum, mit mehreren Türen. Er öffnete eine davon und wir blickten in ein Zimmer, dessen Boden mit Strohmatten, Teppichen und niedrigen, runden Sitzpolstern ausgelegt war. Das hatten wir nicht erwartet und unser Altersgenosse erklärte weiter, in dürftigem Englisch es werde, uns zu ehren ein Huhn geschlachtet und sogleich würde Tee gereicht. Wir dachten, an unser Gepäck, am Dachträger des Busses und baten darum durch das Labyrinth der Gässchen, zum Ausgangspunkt, zurückgeführt zu werden.So geschah es. Wir aßen in einer Imbissstube, aufgeschnittene Weißbrote, die man hierzulande mit Wurst, Oliven, Schafkäse und ähnlichem füllte. Als es zu dämmern begann, bestiegen wir unser Transportmittel und ruckelten, die nächsten Stunden, durch das Land, in Richtung Riffgebirge. Wie es der Zufall wollte, saß hinter uns ein Mann, um die 30 der, wie wir, Chechauen als Reiseziel hatte und uns auf Englisch ansprach. Wie gewöhnlich, erwachte sofort mein Misstrauen. So, als handelte es sich um einen Fremden um jemanden, der mich belästigen wollte. Eine neurotische Prägung, die ich nur selten überwinden kann. Aber Joe, anders als ich, begann ein Gespräch mit dem Mann. Es stellte sich heraus, das er zu einer Familie gehörte, die an unserem Etappenziel ein Hotel besaß. Es hieß Hotel Ketama.Nach einigen Stunden Fahrt, hielt der Bus plötzlich unvermittelt. Im Schein einer, auf einem hölzernen Mast befestigten, starken Halogenlampe, kletterte der Fahrer auf das Dach des Busses und hievte unser Gepäck herunter. Dann brummte der Motor auf und der Wagen fuhr, schaukelnd davon. Hassan, unser neuer Gefährte, übernahm die Führung. Diesesmal, gab es keine verwinkelten Gässchen. Nach wenigen Minuten Fußmarsch, befanden wir uns vor einem einstöckigen, geräumigen Haus. Auf die Frage, ob wir ein Zimmer nehmen oder auf der Terrasse schlafen wollten, bejahten wir aus Kostengründen, letzteres. Wir waren hundemüde, und rollten unverzüglich unsere Schlafsäcke auf den Bast matten, die überall auf der Terrasse lagen, aus.In den kommenden sieben Tagen, die wir im Hotel Ketama Quartier bezogen, kam es zu einer unerfreulichen, einer sehr erfreulichen und einer Menge von Szenen, die beide Pole, beinhalteten. Zuerst die unerfreuliche. Joe und ich hatten uns etwas die Beine vertreten, ohne dabei die nähere Umgebung, des `Ketama` zu verlassen, als uns Hassan nötigte, uns vor dem Haus, zu ihm zu setzen. Er war in Begleitung eines Älteren, elegant angezogenen Marokkaner und schien gereizt. `Wie viel Kilo wollt ihr? Zehn , 20 ? Ihr könnt haben soviel ihr wollt! `Während er sprach rollte er einen Joint. Ich war erschrocken. Mit wem verwechselte uns Hassan hier? Joe versuchte das Missverständnis aufzuklären und schilderte unsere bisherige Reise, unsere begrenzten Mittel, schilderte alles, um Hassan, von seinem Irrtum zu überzeugen.Doch dieser, ließ sich nicht beirren. Auf Englisch erwiderte er. Ihr glaubt hier ist Holyday! Ist es aber nicht! Es ist Business! Also wie viele Kilos, 5 ? Der andere Mann schwieg beharrlich. Jetzt, schaltete ich mich ein. Wir fahren in ein paar Tagen nach Marrakesch, sagte ich, und wenn wir zurückkommen, machen wir mit dir Business, antwortete ich feige. Hassan wandte sich an seinen Kumpanen und sagte etwas, in seiner Sprache, zu ihm. Doch dieser, verzog keine Miene. Wir rauchten beständig an den Joints, die Hassan unermüdlich, während der so genannten Verhandlung drehte, ohne einer Lösung des Problems, näher zu kommen. Schließlich war ich so stoned, das ich einfach aufstand, zur Treppe torkelte und mich auf meinen Schlafsack legte. Joe war mir gefolgt.Am nächsten Morgen ereignete sich eine skurrile Szene. Ein amerikanisches Paar, beide waren hübsch anzusehen, man konnte meinen, sie seien eben, aus einem Teenimodell Katalog entsprungen, verließen ihr Zimmer. Wahrscheinlich, um sich ein wenig, im Dorf umzusehen Sie rauchten kein Haschisch, tranken aber Whisky. Und just auf diesen, hatte es Hassans Bruder, Mohammed, abgesehen. Mit einem Zweitschlüssel, öffnete er ihre Zimmertüre, schnappte sich, die noch halb volle Schnapsflasche und alle Tramper, die sich auf der Terrasse befanden, nahmen dem Beispiel des Wirts folgend, einen tiefen Schluck. Als die Amerikaner, nach zwei Stunden zurückkehrten und ihr Zimmer betraten, harrten wir der Dinge, die sich ereignen würden. Es dauerte auch nicht lange, bis der Junge sich an Mohammed, der wie zufällig an einem Pfeiler des Terassendaches gelehnt, dastand wandte. Mein Whisky ist nicht da begann der Ami. Whisky what ? fragte Mohammed und mimte den Dummen. ` He was in my room and now there is nothing, maybe he is stolen! Stolen ? wiederholte Mohammed und dieses Mal hatte sein Gesicht; eine ernste Note. Stolen ? Wiederholte der Wirt. Und dann darauf, ´ Police ´ ? Aber da gab der Junge auf und zog sich zu seinem blonden Modell, in seine Klause zurück. Aus dieser kurzen Episode, kann man unschwer erkennen, dass das Hotel Ketama ein Ort des Haschischs war und Amerikaner nicht besonders beliebt waren.Und jetzt eine Szene, die mir immer im Gedächtnis bleiben wird, wie uns allen besonders gute und besonders schlechte Ereignisse. Hassan schien sich wieder beruhigt zu haben und besuchte uns im Laufe des Tages, in unserem Zimmer, dass wir, uns aus purer Bequemlichkeit, genommen hatten. Er gab uns ein faustgroßes Stück grünes Haschisch von der Art, dass man mit dem Daumennagel, eine Kerbe einritzen konnte. Die zweite Sorte bildete ein Hühnereigroß großer Klumpen, schwarzes Harz, das man wie Plastilin formen konnte. Der Preis war korrekt und alle waren zufrieden. Außerdem bot uns der Marokkaner an, diesen Tag, im Bad zu verbringen. Er würde mit uns nach dem Frühstück, das im Hotel zubereitet wurde, los ziehen. Gesagt getan. Wir marschierten los und kamen auf der steinigen Straße ins plaudern. Gebt mir Heroin, Kokain, gebt mir alles mir ist´s egal ich pump mich mit allem voll wenn nur…, fing Hassan unvermittelt, zu uns gewandt an. Bei den Wörtern ´wenn nur… verzog er das Gesicht, als würde ihm etwas unaussprechliches Schmerzen bereiten. Dieses wenn nur …, kannte ich nur zu gut....Nach einem halbstündigen Fußmarsch erreichten wir das Bad. Es war eine Mulde in der Landschaft, an dessen Rändern große flache Steine lagen und wo keine Steine waren, befand sich eine Böschung auf Kiesgrund. Drei Marokkaner, waren bereits vor uns anwesend und wir beobachteten sie, beim Herum planschen, während wir von der Straße zum Teich herabstiegen. Hassan grüßte sie in seiner Sprache. Etwas abseits von ihnen, nahmen wir am Kies platz. Joe zog seine Brieftasche hervor und entnahm ihr zwei kleine weiße Papierquadrate. Geben wir ihm einen Ganzen und teilen wir uns den Zweiten, flüsterte er mir zu, während er mit seiner zu einem Schweizermesser gehörenden Schere, die Papiere zurecht schnitt. So geschah es. Bald darauf saßen wir in Badekleidung, auf einem großen von der Sonne angenehm temperierten, Stein. Joe, hatte seinen Walkman mit, der zwei Kopfhörer hatte. Die drei Marokkaner gesellten sich zu uns und versuchten uns zu überreden, ins angenehm kühle Wasser zu steigen, aber wir winkten ab. Schließlich begnügten sie sich damit, abwechselnd die Einstürzenden Neubauten von Joes Band zu hören. Der Trip begann nach einiger Zeit, ganz sanft zu wirken. Zuerst betrachtete ich die Refflektionen im Spiegel des Wassers. Der Körper fühlte sich an, als hätte ich bereits einen leichten Sonnenbrand. Ich fühlte mich plötzlich und ohne ersichtlichen äußerlichen Grund sehr glücklich. Die drei marokkanischen Jungen waren, obwohl nicht räumlich, so doch emotional weit entfernt. Wir blickten unterdessen in die eine oder andere Himmelsrichtung. Nach einer weiteren Stunde, entfaltete der Trip seine ganze Wirkung. Ich blickte zu Hassan der schräg vor mir saß und er spürte meinen Blick und wendete halb den Kopf und grinste mit geröteten Augen und ich dachte, ja wenn nur…! Später, als Joe und ich, langsam durch den kühlen Teich wateten, war er plötzlich verschwunden, tauchte aber zwei Stunden später, in Begleitung eines Chipsi rauchenden Deutschen, wieder auf. Er hieß Klaus und erzählte uns, er lebe hier und hätte ein Haus und was ihm fehle sei eine Frau. Nach jeder Pfeife, die er inhalierte, musste er kräftig husten, trotzdem füllte er das hölzerne Gerät, ununterbrochen mit, mit - aus einer ledernen Tasche, die er um die Hüfte trug - genommenen, gehackten groben Cannabis. Wir hatten jedes Zeitgefühl verloren. Ohne dass wir es bemerkt hatten waren die marokkanischen Badenden verschwunden. Auch Klaus war irgendwann wieder gegangen jetzt nötigte Hassan auch uns zum Aufbruch. `Drinking Tea `, meinte er auf unsere Frage, wohin wir denn zu gehen hatten. Wir erklommen die Böschung, in der gegenüberliegenden Richtung, aus der wir gekommen waren und fanden uns, einem einfachen Steinhaus gegenüber, dessen hölzerne Türe offen stand. Als wir eingetreten waren, sahen wir einige Tische mit Bänken, die auf einem Boden aus gestampftem Lehm, standen. In einer Ecke des Hauses war eine Feuerstelle, auf welcher, der Tee zubereitet wurde. Drei bis vier Männer saßen vor ihren dampfenden Tassen. Aus einem Rekorder ertönte Musik. Als wir eintraten, erhob sich ein älterer Mann und deutete uns mit großen, einladenden Gesten, an seinem Tisch Platz zu nehmen. In der Luft schwirrten dutzende Bienen. Wahrscheinlich hatte sie der Zucker im Tee angelockt, dachte ich, als ich mich anschickte, Platz zu nehmen. Alle Männer, außer uns dreien hatten Chipsipfeifen und die ledernen Taschen um die Hüften, die wir bereits bei Klaus gesehen hatten. Als der Tee serviert wurde, bat Joe darum, eine Kassette von uns in das Gerät einzulegen. Hassan übersetzte und bald darauf hörte man die Geräusche die Bohrmaschinen erzeugen, wenn man sie mit den Saiten einer E – Gitarre in Berührung bringt. Während der ältere Mann uns gegenüber, lächelnd auf uns einredete, so als würde er uns ein Märchen aus Tausendundeinenacht erzählen, warf sein Gesicht Falten die an ein arbeitsreiches Leben in diesem heißen Klima hinwiesen.. Der Tee, den man uns brachte, war hellgrün, sehr süß und schmeckte intensiv nach Pfefferminz. Die Bienen umschwirrten unsere beiden Gläser. Während ich Ängste aus stand beim trinken des Tees, eine von ihnen versehentlich zu verschlucken, hatte der Märchenerzähler, des öfteren, einige von den Bienen in den Mund bekommen und beförderte sie, ohne gestochen zu werden, mit seinem Geschmacksorgan wieder in die Luft, oder ließ sie vorsichtig auf die Tischplatte fallen. Der weiße Berliner in unseren Ganglien ritt, in diesem seltsamen Ambiente, Galopp mit uns und die Bienen, es mussten jetzt hunderte sein die uns um schwirrten, taten das übrige. Gerade als ich mich wieder im Griff hatte und das Abenteuer zu genießen begann, mahnte Hassan zum Aufbruch. Wir verließen das Lokal und stiegen in ein, vor dem Haus stehendes Taxi. Es war ein alter, geräumiger Mercedes. Alle fünfhundert Meter stand ein junger Einheimischer auf der Straße, der Wagen hielt und der Einheimische quetschte sich irgendwie in das Gefährt und begann sofort damit, einen Joint zu drehen. Wir rauchten überrascht mit und als das Gerät zu Ende war, stieg der Junge wieder aus, bis sich beim Nächsten herein gequetschten Passagier die gleiche Szene wiederholte. Joe und ich wunderten uns über gar nichts mehr, sondern genossen die Freundlichkeit, die man uns den ganzen Tag über entgegengebracht hatte. Schließlich hielt der Wagen, vor dem Hotel und wir stiegen hinauf zur Terrasse und nachdem wir unsere Schlafsäcke aus dem Zimmer geschafft hatten, legten wir uns einige Zeit hin, um die nahen Berge zu betrachten und den Tag ausklingen zu lassen. Hassan erschien alsbald und brachte abermals Tee. Dieses mal war er zwar süß, schmeckte aber nicht nach Pfefferminz, sondern wie ein starker, mit Zucker aufgekochter Gunpowder. Der Trank belebte uns. Mohammed kam uns ebenfalls besuchen. Joe starrte nur auf die sich in der Ferne abzeichnenden Gebirgszüge und murmelte ab und an `die Berge, die Berge `! Ich kam mit Mohammed überein, eine Schachpartie zu wagen und stieg mit ihm ins Erdgeschoss hinunter, wo sich hinter der Rezeption, ein kleines Zimmer befand. Es war die seltsamste Partie meines Lebens. Der Trip ließ den Eindruck entstehen, dass ein wohl überlegter Zug, geradezu grandios ausgedacht war. Wenn man aber die Figur gesetzt hatte und das durch den Zug veränderte Brett betrachtete, verfiel man in vollkommene Panik und war sich sicher, das ganze Spiel ruiniert zu haben und das es nur noch wenige Züge, zum schmählichem Schachmatt waren. Ich weiß nicht wie, aber ich gewann schließlich. Mohammed nahm es gelassen. Er war mit allen Wassern gewaschen und ich dachte einen Augenblick, an den Amerikaner, der seine Whiskyflasche eingebüßt hatte und an die Wandlungsfähigkeit meines Gegen übers.Diese Nacht verbrachten Joe und ich, wieder auf der Terrasse. Hassan, erschien am morgen und erklärte uns er kenne ein gutes Restaurant, das wir aufsuchen sollten. Keine Touristen falle, etwas für Einheimische und danach würden wir zum Hotel, auf der Kuppe des Hügels aufbrechen. Er kenne den Portier der Hotelanlage und wir könnten den Swimmingpool benutzen und Cocktails schlürfen. Begeistert stimmten wir zu. Im Lokal waren wir die einzigen Gäste. Wir aßen Shrimps mit Reis und bezahlten einen erfreulich, geringen Preis. Hassan war wieder in Kampfesstimmung, auch wenn es ein Kampf gegen sich selbst war. ´Give me everything i ´ll take it all! Nach dem Essen brachen wir auf und kamen nach einer Weile schweißgebadet beim Eingang des Hotels an. Joe und ich waren in Jeans und T- Shirts und ein wenig eingeschüchtert, weil wir uns jetzt unter Allinclusive Urlauber mischen sollten. Aber es gab keine Probleme. Wir frequentierten in unseren Badehosen drei Liegestühle. Ein in Uniform gekleideter Kellner, brachte uns die Getränke. Wir fanden es gemütlich, wenngleich uns Hassan einigermaßen erstaunte, als er in fließendem französisch, auf eine auf einer Luftmatratze liegende, im Wasser treibende, Schönheit einredete. Wir verstanden diese Sprache nicht, aber es klang wie eine lange, anklagende Rede, in welcher er Verachtung, Geringschätzung und Sehnsucht zu gleichen Teilen, einzubringen schien.Der Nachmittag im Hotel war unser letzter in Chechauen. Am nächsten Vormittag bestiegen wir wieder den Autobus, ließen unser Gepäck zwischen die Ziegen am Dachträger hieven und fuhren in die nächst gelegenste Stadt, die über eine Bahnverbindung nach Marrakesch verfügte. ENDE TEIL 1

Wir erreichten Marrakesch und nahmen uns am Bahnhof ein Taxi. Es fuhr uns zu einem Hotel, das am großen Platz gelegen war. Die Zimmer waren für den Preis mehr als passabel, verfügten außerdem über Deckenventilatoren und zwei Betten. Der Fußboden war gekachelt. Die Wände waren blau. Die Hitze war, außerhalb der relativ kühlen Räume, mörderisch. Immerhin waren wir im Hochsommer in diese Stadt gekommen.Wenn man das Hotel verließ, befand man sich auf dem erwähnten großen Platz, der zahlreichen Obst karren, auf denen sich Orangenberge türmten als, Geschäftsstandort diente. Wir steuerten einen von ihnen an, tranken ein Glas kühlen, frisch gepressten Saft und waren nach dieser Erfrischung, für zehn Minuten in der Lage uns umzusehen und durch die Gegend zu schlendern. Nach Ablauf dieser Frist aber suchten wir unser heil beim nächsten Stand, so als müssten wir einen erlittenen, plötzlichen Flüssigkeitsverlust, unverzüglich ausgleichen. Es war einfach zu heiß für uns Mitteleuropäer. Die drei Tage die wir in der Stadt verbrachten, blieben wir fast zur Gänze auf unserem Zimmer. Wir aßen auch im Hotel und waren weit und breit die einzigen Europäer, wenn man von einem Pärchen absieht, dass wir in einem Restaurant trafen und die per Zug aus der Türkei gekommen waren, um den männlichen Partner den Zugang zu spanischer Fliege, die hier in den Basaren angeboten wurde, zu ermöglichen. Die Frau war um die Zwanzig und sehr hübsch. Der junge Mann etwa in ihrem Alter. Er stammte, wie wir, aus Villach und wir beide kannten ihn flüchtig. Während Joe die Situation, in der sich das Pärchen befand, sofort erfasste und sich nach wenigen Minuten des Gesprächs, zum Gehen wandte, konnte ich nicht verstehen, warum wir nicht länger zu viert beisammen gesessen waren, wenn es schon das Schicksal so gestaltet hatte, das wir einen Villacher, an einem so exotischem Ort wie Marrakesch getroffen hatten. Aber Joe verfügte über ein großes intuitives Verständnis, gepaart mit Lebenspraxis, welche mir immer in dem Ausmaß gefehlt hatte, die man benötigte um sanft und gleichzeitig listig, rücksichtslos aber nicht grausam, oder ganz einfach gesagt, einen Habitus zu besitzen der einem, in allen Kreisen Akzeptanz entgegen brachte.Wie wir gekommen waren, verließen wir auch wieder diesen Ort. Taxi zum Bahnhof und mit dem Zug in die Provinzhauptstadt Kenitra. Dort machten wir für einige Tage Station. Es war eine große Stadt und wir die einzigen Touristen. Wir saßen in Kaffeehäusern herum und beobachteten wie die Einheimischen, den Schaum von ihrem Milchkaffee mit dem Löffel entfernten, so als wäre er etwas Unreines. Auf den Straßen, spazierten Männer in moslemische lange weise Gewänder gekleidet, manchmal händchenhaltend. Wir fühlten uns deplatziert und ausgeschlossen kaum jemand zeigte Interesse für uns. Am dritten Tag, sprachen uns zwei Jugendliche auf der Straße an. Wir konnten uns mühsam verständigen, da der Eine englisch in einem Kolleg lernte und der Andere spanisch - das Joe leidlich verstand. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern ob wir ein Kaffeehaus oder Restaurant mit ihnen besuchten. Sie wollten beruflich in der Tourismusbranche Fuß fassen und besuchten uns am Tag unserer Abreise in unserem Hotelzimmer. Sie brachten zwei Abschiedsgeschenke für uns mit. Joe, erhielt einen ungeschliffenen, marokkanischen Dolch und ich erhielt ein Stofftier, in der Gestalt eines kleinen Bären. Wir waren beide gerührt. Wenngleich ich eine leichte Eifersucht, wegen des Dolchs, Joe gegenüber, nicht unterdrücken konnte. Wir wünschten ihnen Glück und bedankten uns.Unser nächstes Ziel hatten wir in Kenitra abgesprochen. Joe, hatte von einem Freund eine Adresse erhalten und den Namen eines Einheimischen der in Mulay Bousslaham, einem kleinen Urlaubsort für Marokkaner, am Atlantik gelegen, wohnte. Wir war übereingekommen diesen Mann zu besuchen. Zuerst ging es in westlicher Richtung per Zug. Als dieser nicht mehr weiter fuhr suchten wir nach einem Transportmittel, aber es gab keines. Eine Zeit lang versuchten wir zu trampen aber es war sinnlos. Zu wenige Autos frequentierten diese Gegend.Von unserem Standort aus betrachtet war die auf der Karte eingezeichnete Strecke bis zu unserem Ziel etwa 30 Kilometer weit entfernt. Also zu weit um zu laufen. Schließlich nahmen wir ein Taxi und bezahlten einen fairen Preis für die halbstündige Fahrt. Im Ferienort angekommen wandten wir uns an einige, uns neugierig betrachtende, Einheimische und fragten nach Hassan Dissourie. Er war der Mann mit dem Joes Kumpel, Freundschaft geschlossen hatte. Zuerst wussten die Leute nichts mit dem Namen anzufangen und uns schwand der Mut. Schließlich hellte sich das Gesicht eines Mannes der einen Kram laden besaß und aus seinem Reich zu uns auf die Promenade gekommen war auf und er sagte nickend einige Male Hassan Zoua. Das verstanden zwar wir beide nicht, aber dafür wurde uns mit Gesten klargemacht, wir sollten ein wenig warten, sie wüssten nun wen wir suchten .Und wirklich nach einiger Zeit trat ein Mann, er mochte um die dreißig sein, hatte kurzgeschorene Haare und ein freundliches Lächeln im Gesicht, auf uns zu und stellte sich uns vor. Da wir weder französisch noch arabisch sprachen mussten wir ihm mit in einer Art lautuntermalter Pantomime erläutern wer wir waren und warum wir nach ihm gesucht hatten. `Paul ´ sagte Joe und sang dann ` African Vibrations- positiv. Das war Pauls Lied und Hassan verstand augenblicklich. Er führte seine Rechte zum Herzen und sein Lächeln wurde noch strahlender als er uns mit den Worten `Come to my house ´, einlud mit ihm zu kommen. Wir marschierten etwa 20 Minuten eine geteerte Straße entlang um dann unvermittelt abzubiegen und einen Weg mit sandigem Untergrund der auf beiden Seiten von mannshohen Kakteen gesäumt war zu folgen. Nach einer Weile bogen wir durch eine Lücke in der sonst ununterbrochenen Kakteealee ab und kamen zu einer Ansiedlung mit gemauerten Häusern. Die Vorhöfe der Anwesen waren durch niedrige Holzzäune geschützt und bald darauf erreichten wir Hassans Besitz. Er umfasste zwei gemauerte Häuser die im rechten Winkel zueinander standen. In dem einen lebte seine Mutter im anderen, er. Außerdem gab es eine Feuerstelle da das Anwesen nicht elektrifiziert war. Hassan forderte uns auf einzutreten. Der Boden war aus gestampftem Lehm die Wände weiß gekalkt. Außerdem befand sich indem 20 Quadratmeter großem Raum ein Bett, zwei Kästen aus Holz, ein niedriger Tisch und Mast matten verschiedener Größe. Dankbar hockten wir uns auf die Matten. Hassan bereitete Tee, den er wie alle Marokkaner die wir bisher getroffen hatten in unnachahmlicher Weise in niedrige Gläser einschenkte. Er war stark und süß. Wir plauderten in unserem Kauderwelsch das wir während der drei Wochen, die wir bei ihm verbrachten, beibehalten sollten von Paul und erzählten, von unseren bisherigen Abenteuern.Am nächsten Morgen suchten wir den Strand auf. Er lag zehn Minuten von der Promenade entfernt an dem sich der Kurzwarenhändler befand, der schließlich unsere Suche zum Erfolg, geführt hatte. Wir sahen weißen Sand und viele Einheimische Urlauber, suchten uns ein Plätzchen und genossen die Sonne. In unserer Nähe spielten einige Jugendliche Volleyball und ihr Ball rollte einige Male in unsere Richtung, sodass wir genötigt waren, ihn zurück zu werfen. Ich beobachtete sie, da mir ein Mädchen aufgefallen war. Sie war von zierlicher Gestalt, hatte ein fein geschnittenes Gesicht und sehr langes Haar, das sie zu einem Zopf geflochten trug. Mit einem Wort sie war zauberhaft schön. Als wir wieder einmal das Spielgerät zurück warfen, wurden wir aufgefordert mit zuspielen. Joe, winkte ab. Ich hingegen reihte mich ein und hechtete nach jedem, noch so unmöglich zu erreichenden, Ball. Mit einem Wort, ich legte mich mächtig ins Zeug und mein Herz klopfte lauter als ich die Schöne, mehrmals mit meinem Eifer zum Lachen brachte. Als das Spiel sein Ende gefunden hatte und sich alle wieder auf ihre Plätze zurückzogen, setzte sich ein Junge in unserem Alter zu uns und erzählte, das einige der hier Urlaubenden am Campingplatz wohnten, in welchen es auch eine Diskothek gab. Er forderte uns auf, doch am Abend zu kommen und wir versprachen es.Am späten Nachmittag verließen wir den Strand. Wir durchschritten die Promenade und erreichten bald darauf die Kakteenalee. Dort kamen uns zwei Männer entgegen die wir an ihren Chipsi Utensilien als Einheimische erkannten. Wir wurden eingeladen mit ihnen zu rauchen und obwohl ich dem Chipsi rauchen nichts abgewinnen konnte lehnten wir nicht ab und kamen alsbald in ein Gespräch. Sie zeigten uns ihre Hände, die an den Stellen, wo sich sonst Schwielen zu bilden pflegten, schwarz verfärbt waren. Joe, wusste warum und klärte mich auf. Auch berichteten die Männer, belustigt über meine Ahnungslosigkeit, in Gesten, dass sie mit den Händen, das Harz der Cannabispflanzen herunter schabten. Wir waren von der Sonne müde und wollten uns ausruhen, weshalb wir uns bald darauf von den beiden verabschiedeten.Als es dunkel geworden war nahmen wir unsere Taschenlampen und suchten uns unseren Weg nach Mulay. Dort hieß man uns, auf die Frage nach dem Campingplatz, eine steinerne Treppe hinabzusteigen an deren Ende wir eine Wiese mit einigen Dutzend Zelten unterschiedlichster Größe, fanden.Aus der ferne ertönte Musik. Das musste die Diskothek sein. Den Tönen folgend, erreichten wir eine Art Betonbunker in den wir durch einen schmalen Einlass eintraten. Der Raum der sich unseren Blicken bot, war 20 Quadratmeter groß. An der Decke war eine bescheidene Lichtorgel fixiert. In einer Ecke befand sich ein Stand mit Kühlschränken. Drei Seiten des Raumes waren mit niedrigen Sitzbänken ausgefüllt. Die Lautstärke der Musik konnte mit der europäischer Diskotheken durchaus mithalten. Nachdem wir zwei Softdrinks erstanden hatten hockten wir uns, nebeneinander, auf zwei freie Plätze. Der Bunker machte seinem Namen ganze Ehre. Die Musik wurde von den Wänden zurückgeworfen und hämmerte auf uns ein. Es waren meist Songs von Madonna, Abba oder die Art von Hits die in Österreich vor zehn Jahren aktuell gewesen waren. Nach zwei Stunden hatten wir genug von dieser Art Vergnügen und traten mit unseren Taschenlampen bewaffnet den Heimweg an.Hassan hatte auf uns gewartet und als wir sein Haus erreichten war abermals an diesem Abend Musik zu hören. Sie kam aus weiter Ferne und war ein eigentümliches Gemisch aus Tönen die quälend gleichzeitig aber beschwingt und optimistisch klangen, so als würde durch sie eine endlose Geschichte erzählt. Die Geschichte wurde, in weiterer Folge, an jedem Abend vor einem anderem Haus weitererzählt. Hassan erklärte uns, es würde bald eine Hochzeit stattfinden und die Tradition verlangte das Musik einige Tage zuvor die Nächte der Nachbarn und eingeladenen Gäste erfreue Als der Tag der Festlichkeit da war, blieben wir bei Hassan. Auf Drähten die quer über den Vorhof gespannt waren war Fleisch in der Sonne gedörrt worden und Hassans Mutter bereitete eine Spezialität des Landes die wir zu dritt in der Abenddämmerung verspeisten. Das Cous Cous wurde in einer großen Schüssel gereicht und duftete verführerisch nach Gewürzen deren Namen wir nicht kannten. Schon tagsüber waren wir in dem Viertel herum gestreift und hatten bei unseren Erkundigungen eine seltsam anmutende Szene beobachtet. Eine vollständig verschleierte Frau saß, völlig unbeweglich, auf einer Matte und eine andere deren Gesicht bloß lag, drapierte einen Turban in gleichmäßigen geschickten Bewegungen auf dem Haupt der Hockenden. Sobald sie damit fertig war, nahm sie das lange Tuch wieder weg und das Ritual vollzog sich von neuem und das über einige Stunden lang. Alle Leute, die unserer Ansichtig wurden behandelten, uns freundlich und so kam es, als die Dunkelheit hereinbrach, dass wir von Hassan geleitet und den Klängen der Musik folgend, die Hochzeit, ohne Scheu zu empfinden, beobachten konnten. Diese schien sich, als wir vor dem Haus der Vermählten eintrafen, gerade auf dem Höhepunkt zu befinden. Die Frauen in der, sich aus etwa hundert Personen zusammen getroffenen Menge, stießen gellende Schreie aus, deren Erzeugung uns phonetisch ein Rätsel war. Der Mondlose Himmel wurde durch Licht, aus Propangasflaschen gespeist, durchbrochen, was der sich uns bietenden Szenerie eine eigene magische Aura gab. Zigeuner tanzten und hantierten mit uns unbekannten Saiteninstrumenten und Trommeln. Frauen unter ihnen einige mit kleinen Tschinellen an zwei Fingern ihrer Hände, ließen ihre Becken rotieren und sodass man den mit Schmuck verzierten, frei liegenden Nabel der Schönen, im flackern der Lichter auf blitzen sah.Auf dem Höhepunkt der Ekstase, öffneten sich die hölzernen Fensterläden und ein Mann, der Vater der Braut, wie uns Hassan erläuterte, schwenkte ein besticktes Linnen auf dem der Menge, der Beweis für die Jungfernschaft der Braut, bewiesen wurde. Nun verlagerte sich das Fest auf einen Platz in der Nähe der Kakteenallee wo Bast matten am Boden bereit lagen und die Musik und der Tanz bis in die letzten Stunden der Nacht fortgesetzt wurden.Eine Woche darauf, konnten wir uns erneut von der Kunst der umherziehenden Zigeuner überzeugen. Mitten in der Stadt, unweit der Promenade, hatte man ein Holzgebilde errichtet, welches am oberen Rand, eine kreisrunde Galerie hatte. Man musste eine schmale Wendeltreppe erklimmen und konnte dann von oben in eine Röhre blicken, die fugenlos und glatt im Durchmesser, etwa fünf Meter Raum bot. Als die versammelte Menge bereits unruhig zu werden begann und seitens der wartenden Zuschauer Pfiffe und Rufe ertönten, öffnete sich eine kleine Türe am Boden des hölzenen Bauwerks, und das Geräusch eines Motors erklang. Es roch nach Benzin, als wir neugierig betrachteten, wie eine Junge Frau auf einem niedrigen Motorrad, damit begann, den flachen Teil der Röhre entlangzuflitzen. Wir staunten, als die zuerst gemütlich anmutende Geschwindigkeit von Minute zu Minute zu nahm und das Motorrad höher und höher in die waagrechte zu klettern begann. Manchmal nahm die Verwegene die Hände vom Steuer und schlug sie zusammen, ohne die Balance zu verlieren. Die Betrachter des gefährlichen Spektakels feuerten sie zu noch größerer Tollerei an und als die Maschine nur noch etwa einen Halben Meter vom oberen Rand der Bahn entfernt war und die Geschwindigkeit der Schwerkraft ein Schnippchen schlug, nahm das Mädchen ihre Hände vom Steuer, hielt sie waagrecht ausgestreckt, beugte den Kopf in den Nacken und fing mit den Zähnen ein Tuch, dass einer der Zuschauer, über die Balustrade gebeugt, nach unten hielt.Beifall ertönte, als das Vehikel, nun gebremst, an den Boden der Manege zurückkehrte und samt der Frau, durch dieselbe Türe wieder entschwand, aus der sie vor einer Viertelstunde gekommen war.Als es Zeit war aufzubrechen und den Heimweg anzutreten, besuchten wir noch ein letztes Mal den märchenhaft schönen Strand, der auf beiden Seiten Kilometerlang aus hellem Sand, auf den die Wellen des Atlantiks trafen, bestand. Auch die Promenade suchten wir noch einmal auf. Und hier begingen wir einen verhängnisvollen Fehler. Wir konnten uns nicht beherrschen und drehten auf einer, zwar durch hohe Zierpflanzen abgeschirmten, sonst aber nicht weiter versteckten Bank, einen Joint, als Joe einen uniformierten Polizisten auf uns zukommen sah. Mein Freund erfahrener und weniger naiv als ich, warf den Joint ins Gebüsch und ein Stück Dope unter die Bank. Doch es war bereits zu spät und als der Staatsdiener heran gekommen war, bückte er sich nach den Beweisen unserer Schuld und befahl uns, ihn aufs Revier zu folgen. Im Wachzimmer befand sich sein Kollege welcher uns, als wir geschockt vor ihm standen und nach unserem weiteren Schicksal fragten erklärte, wir seien verhaftet. Im Endeffekt gelang es dem Polizisten uns beiden einen Höllenschrecken einzujagen, doch nach Bezahlung eines kleinen Bußgeldes ließ man uns frei nicht ohne das Beweisstück wieder auszuhändigen.Als wir Hassan berichteten, was sich ereignet hatte, senkte er den Kopf und erklärte das sei sehr schlecht und den ganzen Abend über, schien er bedrückt und traurig über unseren Leichtsinn. Tags darauf nahmen wir Abschied und dankten ihm herzlich für die Freundschaft die er uns entgegengebracht hatte. Wie wir gekommen waren verließen wir Mulay. Wir erreichten den Bahnhof und fuhren mit dem Zug nach Casablanca wo wir umsteigen mussten.Über Tanga reisend und von dort aus per Fährschiff erreichten wir Spanien. Europa hatte uns wieder. Als wir die Deutsche Grenze erreicht hatten, war unser sechswöchiger Urlaub zu Ende. Joe, hielt an einer Autobahnauffahrt Richtung Berlin seinen Daumen in die Luft und ich auf der entgegengesetzten um Österreich zu erreichen.

Autor : Czechner Klemens            Email: monikapekarek@gmx.at

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