Barbara Greskamp

Die Magische Feder

(Gemeinschaftswerk von Helmut und Barbara)  


Larissa Bauer kam aus der Schule. Sie ging wie immer direkt nach Hause und hielt sich nicht unnötig auf, damit sich ihre Mutter keine Sorgen machte.Heute ging Larissa mit einem Lächeln im Gesicht nach Hause, denn es war Wochenende, und diese Tage gehörten der Mama und ihr. Egal was kommen mochte, ihre Mutter sagte alles ab, um nur für sie da zu sein.Mal gingen sie in den Zoo, mal auf den Spielplatz, mal gingen sie einfach nur spazieren, oder sie blieben einfach den ganzen Tag zu Hause und machten einen" Frauentag", an dem sie miteinander quatschten, Limo tranken oder auch mal eine Modenschau mit Mama`s Klamotten vorführten. 

Das waren für Larissa die schönsten Tage.
 Außerdem stand diesmal auch ihr Geburtstag vor der Tür.
Sie war nur noch drei Strassen von zu Hause entfernt, als sie eine große weiße Feder auf dem Gehweg liegen sah. Es kam Larissa so vor, als würde ein seltsames Leuchten von der Feder ausgehen. Sie blieb vor der Feder stehen und schaute sie lange an. Obwohl die Feder vom Straßenschmutz schon etwas mitgenommen war, überlegte Larissa nicht lange, hob sie auf, und nahm sie mit.
 Ihre Mutter sah es gar nicht gerne, wenn Larissa etwas von der Strasse aufnahm, und schon gar nicht wenn sie  es auch noch mit nach Hause nahm.
Sie hörte schon den leichten Tadel ihrer Mutter, wenn sie ihr die Feder zeigen wird.

Aber, wie gesagt, etwas Seltsames ging von der Feder aus, so dass Larissa sie einfach mitnehmen musste.
 Zu
Hause angekommen, brachte sie ihre Schulsachen in ihr Zimmer, weil sie, genau wie ihre Mutter, immer darauf bedacht war, Ordnung zu halten. Denn jede Unordnung heißt, man muss es hinterher doch weg machen, und diese Zeit wollten die beiden viel lieber miteinander verbringen.
 Bevor Larissa zu ihrer Mutter in die Küche ging, wo diese schon mit dem Essen wartete, ging Larissa ins Bad, um sich gründlich die Hände zu waschen. Als sie dann in die Küche kam, fiel sie ihrer Mutter in den Arm und begrüßte sie so, als hätten sie sich eine Woche lang nicht gesehen. Das machten sie jeden Tag so, denn sie waren nicht nur Mutter und Tochter, sondern auch die besten Freundinnen.Wie jeden Tag sprachen die beiden über das, was so an ihrem Tag passiert war.Larissa sprach natürlich von der Schule und ihre Mutter hörte gespannt zu, was sie zu erzählen hatte. Obwohl Larissa erst acht Jahre alt war, konnte sie die noch so kleinste Sache so spannend erzählen, als würde sie es aus einem Buch vorlesen. Die Feder aber erwähnte Larissa mit keiner Silbe. Sie wollte ihr Fundstück für später aufheben.Da Frau Bauer Malerin war, konnte sie nur erzählen, dass sie wieder zwei Bilder fertig gestellt hatte, die Larissa sich noch anschauen sollte. Sie nahm ihre Tochter immer als Kritikerin und konnte sich bis jetzt stets auf sie verlassen.Obwohl Larissa keinen Hang zum Malen hatte, lag sie doch immer richtig, wenn sie sagte, ob ein Bild verkauft werden kann oder nicht. 

Larissa ging nach dem Essen in ihr Zimmer, um sich für den Nachmittag umzuziehen. Sie wollte mit ihrer Mutter noch ein paar Sachen für das Wochenende einkaufen. Sofort fiel ihr Blick auf die Feder, die auf einem kleinen Tisch lag. Larissa nahm sie in die Hand und wollte den Schmutz von der Feder streichen, als sie merkte, dass ein feiner Windhauch über ihr Gesicht strich. Sie dachte, es käme vom Fenster und wollte es schließen, aber das war gar nicht geöffnet.
In diesen Moment trat ihre Mutter ins Zimmer, um zu schauen, wie weit ihre Tochter war. Ihr Blick viel sofort auf die verschmutzte Feder und Larissa wusste, dass jetzt der Moment gekommen war, ihr davon zu erzählen.
Frau Bauer hörte ihrer Tochter zu, ohne sie zu unterbrechen.
Mama, begann Larissa, ich weiß, dass ich nichts von der Strasse aufheben soll, aber diese Feder musste ich einfach mitnehmen. Ich kann dir nicht sagen warum, aber ich konnte sie einfach nicht liegenlassen. Irgendetwas ging von ihr aus, als ob sie mir gesagt hätte, dass ich sie mit nach Hause nehmen soll.

Larissas Mutter sah ihre Tochter schmunzelnd an und sagte, solange du jetzt nicht alles mit nach Hause bringst, was du siehst, will ich es mal durchgehen lassen.

Larissa und ihre Mama verlebten einen  wunderschönen Tag. Dieser Tag war sowieso etwas Besonderes, es war der Tag vor ihrem 9. Geburtstag. Er verging mit Einkaufen und Vorbereitungen  für den großen Tag, mit Kuchenbacken, dem Schmücken der Wohnung, und die beiden dachten sich lustige Spiele aus mit denen die kleinen Gäste unterhalten werden sollten.

Todmüde fiel Larissa am Abend ins Bett, die Feder war gar etwas in Vergessenheit geraten - doch sie nahm sie mit in ihren Traum.

Plötzlich wurde sie wach. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie in die Dunkelheit. Da war doch was! Ihr Blick fiel auf die Feder, die sie auf ihrem Nachttischchen abgelegt hatte.
Die Feder bewegte sich leicht, als würde ein Windhauch sie schaukeln lassen. Ein strahlender Glanz umgab sie und sie leuchtete wie mit zartem Perlmutt überzogen.
Larissa schien es, als würde die Feder zu ihr sprechen. Sie hörte zarte Töne, so als ob Musik erklänge:

"Ich bin eine Magische Feder. Wenn du mich sanft über etwas streichst, das du dir von Herzen wünschst, so wird es dein. Du darfst dir auch etwas wie Glück, Liebe und Zufriedenheit wünschen. Dann nimm mich in deine Hand und streichle mich sanft.
Doch hüte dich - niemals darfst du dir Lebewesen in deinen Besitz wünschen. Kein Lebewesen kann der Besitz eines Menschen sein. Du kannst dir seine Liebe verdienen aber es wird niemals dir gehören. Wohl denn, du darfst mich dreimal benutzen. Überlege es dir gut."

Larissa musste nicht lange überlegen. Sie war sehr glücklich, von Liebe umgeben, und zufrieden war sie auch. 
Ihre Mutter lag ihr sehr am Herzen und da sie sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen konnte, wünschte sie ihr als erste Gesundheit. Einer Freundin, deren Eltern sich getrennt hatten, und die deshalb immer sehr traurig war, wünschte sie ganz viel Liebe und nun - was wünschte sie sich?
Sie hatte alles, was das Herz begehrt! Doch eins, eins kam ihr immer wieder in den Sinn - ein Tierchen, ein kleines Pelzköpfchen - wünschte sie sich doch so sehr. Das war das einzige, was ihr zu ihrem Glück noch fehlte.
Sie war versucht, die magische Feder über ihre Stoffkatze gleiten zu lassen, um ihr Leben einzuhauchen. Doch sie hielt inne, kamen ihr doch die mahnenden Worte der Feder in den Sinn. Traurig ließ sie die Feder wieder sinken. Da sie sonst alles besaß, was ein kleines Mädchenherz sich wünschte, wünschte sie sich einfach, weiterhin soviel Glück zu haben und schlief wieder ein.

Am nächsten Morgen streichelte sie das Sonnenlicht wach und ein vorwitziger Sonnenstrahl kitzelte ihre Nase. Sie schlug die Augen auf und plötzlich war alles wieder da. Das nächtliche Erlebnis kam ihr sofort wieder in den Sinn und ihr Blick ging sofort zu dem Nachttischchen, wohin sie die Feder gelegt hatte. Die magische Feder war nicht mehr da. Sie sprang aus dem Bett und ging zum geöffneten
Fenster, vielleicht war sie ja durch einen Windstoß herausgeweht worden? Erschrocken wich sie zurück, auf dem Fensterbrett saß eine Katze und schaute sie aus großen, smaragdgrünen Augen an. Ein leises Miau kam aus ihrem Mäulchen. Larissa traute ihren Augen nicht. Eine Glückskatze! Glückskatzen haben mindestens drei verschiedene Fellfarben. Diese hatte rotes, schwarzes und weißes Fell. Leise miauend sprang sie in Larissas Zimmer und strich ihr um die Beine. Larissa konnte ihr Glück kaum fassen. Das war das schönste Geburtstagsgeschenk, das sie je bekommen hatte.Von nun an kam das Kätzchen jeden Tag zu Larissa, spielte und schmuste ausgiebig mit ihr und ging danach seiner Wege. 

        
©
Barbara Greskamp
Helmut Wendelken
   04.11.2009  

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.11.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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