Die ältesten Erwähnungen der Vulkaninsel in der westlichen Welt findet man auf einer Landkarte von Lucas Janszoon Waghenaer. Er nannte die Insel Pulo Carcata. Pulo ist dabei offenbar von pulau abgeleitet, einem indonesischem Wort für Insel. Die heute gebräuchlichen Bezeichnungen sind Krakatoa oder Krakatau. Der Name Krakatoa wird vor allem in der englisch-sprachigen Welt häufig verwendet; die Bezeichnung Krakatau wird dagegen häufig von Indonesiern gebraucht.
Am Mittwoch, den 22. August 1883 erfolgte die erste Eruption. Am Sonntag, den 26. August um 13.06 Uhr (jeweils Ortszeit) erfolgte eine weitere Eruption. Am 27. August 1883 um 5.30 Uhr erfolgte der nächste Ausbruch und um 6.44 Uhr ein weiterer. Um 10.02 Uhr fand der gewaltigste Ausbruch statt. Der Krakatau schleuderte 18 km³ Asche und Gestein bis in 80 km Höhe in die Erdatmosphäre. (Bei den heftigen Ausbrüchen desMount St. Helens im Mai 1980 war es etwa 1 km³ und beim Pinatubo etwa 10 km³.) Die Energie des Ausbruchs dürfte zwischen 200 und 2.000 Megatonnen TNT gelegen haben, was etwa 10.000 bis 100.000 Hiroshima-Bomben entspricht. Die unterirdische Magmakammer entleerte sich rasch, stürzte dann unter dem Gewicht der Deckenformation ein, woraufhin die Wassermassen des umgebenden Meeres schlagartig hinterher strömten. Wie bei einer Implosion verursachte dieser Einsturz an den Küsten eine stellenweise bis zu 40 Meter hohe Flutwelle (Tsunami, indonesisch: gelombang pasang). Die Flutwelle, der Ascheregen undpyroklastische Ströme (eine glühend heiße Feststoff-Gas-Dispersion (Gemisch aus Gestein, Gas und Asche), welche Geschwindigkeiten bis zu 800 km/h erreichen können) zerstörten auf den umliegenden Inseln 165 Städte und Dörfer und töteten insgesamt 36.000 Menschen, darunter 37 Europäer. Sogar ein Dampfschiff wurde vier Kilometer weit landeinwärts geschoben. Von der Vulkaninsel blieb fast nichts mehr übrig. Zwei Drittel der Insel versanken im Meer.
Der Ausbruch des Krakatau wird oft als der größte Vulkanausbruch der Neuzeit bezeichnet und hatte einen VEI 6Vulkanexplosivitätsindex; die Skala reicht von 0 bis 8. Der Ausbruch des Mount St. Helens hatte einen VEI 5. Der stärkste Ausbruch der letzten 10.000 Jahre fand zwischen dem 10. und 15. April 1815 statt. Es war der Ausbruch des Tambora auf der indonesischen Insel Sumbawa. Dieser Ausbruch hatte einen VEI 7 und schleuderte ca. 100 km³ Material in die Atmosphäre. Der Maximalwert VEI 8 wurde für keine einzige Eruption der vergangenen 10.000 Jahre vergeben.
Die Explosionsgeräusche, die diesen Ausbruch begleiteten, werden als die lautesten eingeordnet, die in der Geschichte der Menschheit überliefert sind. Sie wurden sowohl in Perth 3100 Kilometer entfernt vernommen als auch auf der ca. 4800 Kilometer entfernten Insel Rodrigues nahe Mauritius. Atmosphärische Schockwellen waren die Folge, die auf der ganzen Welt registriert wurden. Die Luftdruckwelle der Explosion war so gewaltig, dass sie auch nach fünf Tagen und sechs Umläufen um die gesamte Erde noch messbar war.
Die Flutwelle wurde auch noch in Europa registriert. An Pegeln im Golf von Biskaya, 17.000 km vom Ursprung entfernt, und entlang des Ärmelkanals wurde sie als Ausschlag von 2 cm aufgezeichnet.
Größere Partikel, wie z. B. Bimsstein, der nach historischen Berichten von europäischen Schiffen große Meeresflächen im Umkreis bedeckte, gingen in einem Gebiet von fast 4 Millionen km² nieder, doppelt so groß wie der gesamte indonesische Archipel. Die feine Vulkanasche (Aerosol) stieg auf und verteilte sich in wenigen Tagen weltweit durch dieJetströme in über 70 % der hohen Atmosphäre.
Überall auf der Welt wurden aufgrund der Partikel in der Atmosphäre, an denen es zu einer Lichtbrechung kam, spektakuläre Sonnenuntergänge beobachtet. So soll einer Untersuchung amerikanischer Wissenschaftler zufolge die auffällige rötliche Färbung des Himmels in Edvard Munchs berühmtem Gemälde „Der Schrei“ auf die Tatsache zurückzuführen sein, dass sich nach der Eruption weltweit die Färbung des Himmels geändert hatte. Munch schrieb in seinem Tagebuch: "Plötzlich färbte sich der Himmel blutrot, die Wolken als Blut und Flammen hingen über dem blau-schwarzen Fjord und der Stadt."
Ein Astronom berichtete über die totale Mondfinsternis am 4. Oktober 1884 an „Nature“, dass ... die Verdunkelung des Mondes weit über den Grad hinausgeht, den man bei Finsternissen der letzten Zeit gesehen hat.
Es dauerte einige Jahre, bis diese Partikel wieder aus der Atmosphäre abgesunken waren. Unter anderem durch die Reflexion der Sonnenstrahlen zurück ins All sank vor allem auf der Nordhalbkugel die Durchschnittstemperatur um 0,5 bis 0,8 °C und hatte einen ungewöhnlich kühlen, verregneten Sommer mit katastrophalen Missernten zur Folge.
Der 1883er Ausbruch des Krakatau wird in der Medienwissenschaft als eines der frühesten Beispiele für das globale Dorf angeführt. Ohne die telegraphischen Berichte nach Europa wäre beispielsweise die Flutwelle nicht erkannt worden.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.11.2009.
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