Stephan Lill

Captain gegen Kater

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„Sie streichelt ihre Katze mehr als mich!“
Die Stewardess Betty kam in das Cockpit und sagte: „Ihr habt die Bordsprechanlage
nicht ausgeschaltet. Bevor ihr weitersprecht, solltet ihr das vielleicht tun.“
Robin, der Copilot, drückte auf den Ausschalter der Bordsprechanlage. Fred, der
Captain, blickte sich um zu Betty. „Danke, Betty. Ich glaube, es ist schon das dritte Mal
in diesem Monat, dass du mich daran erinnern musst. Ich bin unaufmerksam,
unkonzentriert. Das liegt alles nur an Tom. Meine Frau verbringt mehr Zeit mit Tom als
mit mir. Sie macht ihm das bessere Essen.“
Betty nickte mit dem Kopf. „Und sie streichelt Tom öfters. Tom ist eine Hauskatze und
kein Hausfreund nicht wahr? Ich kombiniere sehr schnell. Darum – und aus anderen
Gründen – solltest du meiner Beförderung zur Chefstewardess zustimmen.“
„Das kann ich nicht. Wenn du befördert wirst, dann habe ich dich nicht mehr in meiner
Crew. Und dann plaudere ich über die Bordsprechanlage über die peinlichsten
Momente in meinem Leben. Das verkraftet meine Seele nicht. Du siehst also, dass du
für mein Seelenheil dringend notwendig bist, Betty.“
Robin, der Copilot, grinste. „Und auch für mein Seelenheil. Du hast meinen achten
Liebesbrief noch gar nicht beantwortet.“
„Und auch die anderen sieben davor nicht. – Fred, du musst dich aussprechen. Dieses
Katzenproblem gefährdet die Flugsicherheit. Ich verlasse nicht eher dieses Cockpit, als
bis du wesentliche Fortschritte gemacht hast. Ich werde dazu jetzt ein paar peinliche
Fragen stellen. Das ist notwendig und dient deiner Therapie. Keine Sorge, ich weiß was
ich tue. Ich habe drei Semester Psychologie studiert.“
Betty lehnte sich an den Sitz des Copiloten. Fred sagte: „Ach was soll’s; wir fliegen per
Autopilot, ich habe Zeit. Und ich bin dankbar, dass du dir Zeit nehmen willst. Es fing
damit an, dass Susan, meine Frau, mit mir zum Sextherapeuten wollte.“
Robin, der Copilot, räusperte sich. „Vielleicht sollte ich für einige Zeit das Cockpit
verlassen.“
„Das könnte auch für dich interessant werden, Robin. Du glaubst gar nicht wie diffizil
und kompliziert Frauenseelen sind. Ich habe da einen Einblick bekommen beim
Therapeuten: das ist eine fremde Welt. Wenn du die exakten Fachworte nicht kennst,
outest du dich gleich als Ignorant und Macho oder irgend etwas Schlimmeres.“
Robin sagte: „Vielleicht sollte ich die Bordsprechanlage wieder einschalten. Dann
können auch unsere männlichen Passagiere davon profitieren. So im Sinne: hier spricht
der Captain, wir durchfliegen gerade ein Beziehungstief und es wird heftige
Turbulenzen geben.“
„Du hast gut lachen, du bist Single.“
„Ich bemühe mich, das zu verändern. Betty, willst du mir nicht dabei behilflich sein?
Du scheinst ein hilfsbereiter Mensch zu sein.“
Betty sagte: „Du bist mir nicht seriös genug. Ein Schmetterling, der von Blüte zu Blüte
taumelt.“
„Wer behauptet das? Ich habe seit langem schon keine Blüte besucht. Wenn ich bei der
schönsten Blüte nicht landen kann, dann verzichte ich.“
Fred sagte: „Vielleicht sollte ich lieber raus gehen. Wir übertrumpfen uns in peinlichen
Bekenntnissen. Wozu die Liebe uns treibt.“
Betty sagte: „Nur nicht den Mut verlieren. Peinlichkeit ist eine Barriere – wie die
Schallmauer. Sie will durchbrochen werden. Was ist nun mit Tom, dem Kater, der für
deinen Katzenjammer verantwortlich ist?“
„Ach, Tom hat keine Schuld. Ich habe beim Therapeuten gelernt, dass ich immer
Schuld habe. Denn was ich selbst verschuldet habe, kann ich auch wieder verändern. Je
größer ich mir mein Revier denke, für das ich verantwortlich bin – um so besser. Dann
liegt es innerhalb meines Machtbereiches etwas zu verändern und umzugestalten, was
mich stört. Dann habe ich gewissermaßen den Steuerknüppel in der Hand.“
Robin sagte: „Das sagt ein Sextherapeut? Klingt pervers. Aber nicht uninteressant.
Vielleicht sollte ich da auch einmal hingehen. Wir könnten da über unser Problem
sprechen, Betty. Wir haben viel zu selten Sex.“
Betty sagte: „Wir hatten noch nie Sex. Und die Chancen stehen gut, dass es so bleibt.
Es sei denn, ich infiziere mich bei einem tropischen Insekt und verliere den Verstand.“
„Nächste Woche fliegen wir in den Kongo. Da freue ich mich drauf.“
Betty schmunzelte. Robin sagte: „Ich bringe dich zum Lachen. Das ist ein guter Anfang.
Männer mit Humor stehen hoch im Kurs bei den Frauen.“
„Es ist mir egal, was bei dir hochsteht.“
Fred sagte: „Susan wird mich gleich am Flughafen abholen. Ich zittere schon bei dem
Gedanken, was ich wieder alles verkehrt machen könnte. Seit wir bei diesem
Therapeuten waren, ist alles noch viel schlimmer. Jetzt analysiere ich selbst mein
Verhalten – und komme dabei ins Schleudern mit den einfachsten Handlungen. Auf
einmal kann ich nicht einmal mehr meine Frau begrüßen oder ihr eine passende
Antwort heraussuchen aus meinem Gedankentumult. Ich finde meine Gedanken vor
lauter Gedanken nicht.“
Betty sagte: „In solchen Fällen hilft Ehrlichkeit. Wenn du verwirrt bist, sage es. Wenn
du eifersüchtig bist auf den Kater Tom, dann sage es.“
„Susan stammt aus einer vornehmen Familie. Sie wollten sie mir gar nicht anvertrauen.
Der Sarkasmus von Susans Vater ist legendär. Ich bin nicht aus Spaß unehrlich – es ist
reiner Selbstschutz.“
„Dann ist deine Ehe ein Schauspiel? Ihr führt es mit mäßigem Erfolg auf, scheint mir.
Was hätte sonst der Kater Tom in der Besetzung zu tun – er scheint eine tragende Rolle
zu spielen. Immerhin wendet Susan ihm ihre Aufmerksamkeit zu. Aufmerksamkeit ist
die wichtigste Währung in jeder Beziehung. Wenn du viel Aufmerksamkeit bekommst,
dann bist du reich. Das wissen schon die Kinder: sie versuchen mit allen Tricks die
Aufmerksamkeit ihrer Eltern auf sich zu lenken. Insofern ist der Kater Tom ein
ernstzunehmender Gegner.“
„Wieso weißt du soviel von Tom? Der ist die Tücke in Person. Schon sein
aristokratischer Gang – damit will er Eindruck schinden. Er glaubt, er ist was Besseres
– wenn er mich so ansieht mit halbgeöffneten Augen. Als sei ich es nicht wert, dass er
die Augen ganz für mich öffnet.“
„Ist es eine edle Katze? Das Vornehme scheint dich an ihm am meisten zu stören.
Susans Familie ist vornehm, reich, adelig?“
„Ja. Siehst du da eine Parallele?“
Robin sagte: „Die würde sogar ich sehen. Und ich rühme mich, dass ich psychologisch
völlig unbeleckt bin.“
„Bitte keine Worte aus dem Katzenbereich. Ich reagiere darauf allergisch.“
Betty sagte: „Tja, Fred, ich sehe keine Alternative für dich: du musst den Weg zur
Ehrlichkeit finden. Das Haupthindernis ist dabei deine Sorge, dass dein wahres Ich zu
klein ist.“
Robin sagte: „Ich hab’s gewusst! Aber woher weißt du das Betty? Läuft da was?“
Fred sagte: „Ist die Bordsprechanlage wirklich aus? Ich quäle mich weiter durch dieses
Gespräch, aber nur, weil ich Susan liebe. Ich will nichts unversucht lassen.“
Betty sagte: „Hier im Cockpit ist dein Ich ausreichend groß – du bist mit dir zufrieden.
Doch wenn du dich vergleichst mit Susans Vater, dann erscheint dir dein Ich zu klein.
Und du musst es aufblähen durch viel heiße Luft: das hat wenig Stabilität und wankt.“
„Könntest du andere Metaphern verwenden. Das erinnert mich an dieses
Sextherapeuten-Gerede. Da gehe ich freiwillig nicht wieder hin. Und wenn meine Frau
sich auf den Kopf stellt.“
„Was ist das denn für eine Stellung? Die könnten wir auch einmal probieren, Betty.“
„Ich würde dir gerne eine unverschämte Antwort geben auf deine unverschämte
Bemerkung, aber ich finde dich allmählich unverschämt sexy. Mag sein, das liegt daran,
dass wir beständig über Sex hier reden. Konzentrieren wir uns auf den Kater Tom und
die Streicheleinheiten, die er kassiert und nicht du.“
Fred sagte: „Susans Mutter züchtet Katzen. Eines dieser prächtigen Geschöpfe ist Tom.
Der hat mehr Orden bekommen als mancher Flottenadmiral. Hochdekoriertes Vieh. Der
gewinnt jeden Wettbewerb. Und jeden Tag wird er arroganter, herablassender.“
„Du hast beruflichen Erfolg. Du brauchst dich nicht zu verstecken hinter Tom. Kann
Tom ein Flugzeug fliegen?“
„Bestimmt. Der drückt mit seinem Samtpfötchen auf den Autopiloten und das war es.
Was machen wir Flugkapitäne denn anderes?“
Robin sagte: „Betty, habe ich eben richtig gehört? Hier schnell, lies meinen Liebesbrief
solange du in so gnädiger Stimmung bist.“
Robin kramte einen Brief hervor und reichte ihn Betty. Sie las einige Zeilen. „Du
steigerst dich. Das ist jetzt Minnesang-Niveau. Siehst du, wie gut es ist, wenn die
Burgfrau unerreichbar ist? Das spornt die Kunstfertigkeit an bis zum Höchstmaß.“
Fred sagte: „Meine Burgfrau erwartet mich gleich am Flughafen. Ich bin nur ein armer
Troubadour.“
„Du bist der weiße Ritter. Wenn du schon schauspielerst, dann suche dir lieber die
Rollen aus, die dich zufrieden machen. Eine Ehe hat viel mit Schauspiel zu tun: wir
spielen die uralten Rollen und spielen sie am besten, wenn wir uns nicht an das
Drehbuch halten, sondern frei improvisieren. Wir gewinnen an Natürlichkeit im
Schauspiel.“
Fred seufzte. „Betty, eben sagtest du noch, ich solle es mit Ehrlichkeit versuchen. Das
ist doch das Gegenteil von Schauspielerei.“
„Ehrlichkeit ist nicht einfach; sie ist die schwierigste Form der Schauspielerei, die
Krönung der Schauspielkunst: nicht nur den Zuschauer zu täuschen, sondern auch sich
selbst. Im Spiel vergessen, dass man spielt und zu der Rolle werden, die man verkörpert.
Ehrlichkeit ist gefährlich – nach einer Weile vergisst man den Weg heraus aus der
Rolle und bleibt gefangen in ihr. Dann sagt man, man hat sich selbst gefunden.“
„Wie findet man da wieder heraus?“
„Du musst wieder Abstand von dir selbst gewinnen; das ist möglich mit Humor. Oder
in einem Gespräch mit Menschen, die einander vertrauen. – Du musst Susan vertrauen,
dass sie deine Ehrlichkeit nicht missbraucht. Wenn du dieses Vertrauen nicht hast, dann
brauchst du deine Ehe nicht weiter zu führen.“
Fred sagte: „Es kann nicht sein, dass ich weniger Angst habe durch einen Tropensturm
zu fliegen, als mit meiner Frau ehrlich zu sein. Ich habe immer Angst, ich mache etwas
falsch, wenn ich von mir aus die Initiative ergreife und ein neues Restaurant vorschlage
oder Variationen im Schlafzimmer. Auf mir lastet der Gedanke, sie hätte jemand
Besseres verdient, an den ich nicht heranreiche.“
„Und Kater Tom verkörpert diesen Snob, diesen Wichtigtuer?“
„Der Wichtigtuer bin ich selber. Du hast recht, es ist, als ginge ich die ganze Zeit auf
Zehenspitzen und mache mich größer als ich bin.“
„Nein, in Wirklichkeit, bückst du dich und deswegen erscheint dir Susan und ihre
Familie als übergroß. Du blendest deine Stärken aus, redest sie klein. Zum Ehrlichsein
gehört auch, sich zu seinen Stärken zu bekennen. Sie nicht zu leugnen. Denke von Zeit
zu Zeit an deine Erfolge. Das ist nicht Selbstüberhebung sondern Selbstfindung.“
Robin sagte: „Ich werde eine weise Frau heiraten.“
Betty sagte: „Wird das ein Heiratsantrag?“
Robin nickte. „Den mache ich dir eines Tages. Ich würde es sonst mein Leben lang
bereuen.“
Er sah sie an. Sie gab ihm einen Kuss.

 

Susan stand vor einem Kiosk im Flughafen. Sie blätterte in einer Modezeitschrift. Kater
Tom saß in einem Korb neben ihr. Fred blieb einige Schritte entfernt vor ihr stehen.
Betty und Robin blieben ebenfalls stehen. Fred sagte zu Betty: „Ich habe alles
vergessen, was du mir gesagt hast. Ich kann nichts verändern. Ich ernte den mitleidigen
Blick des Katers und bald wird auch Susan mich so anblicken. Früher war ihr Blick
freudig, feurig – ich bin mittlerweile ein Langweiler.“
Betty sagte: „Also ich kenne fünf Stewardessen, die dem Langweiler freudige, feurige
Blicke zuwerfen. Wie kann das sein?“
Freds Haltung straffte sich. „Richtig; an die eigenen Stärken denken und ehrlich sein –
auch zu mir selbst.“
Fred ging rasch die restlichen Schritte zu Susan hinüber. Sie blickte auf und sagte: „Auf
die Minute genau. Wie schön.“
Sie umarmte ihn. Fred räusperte sich und sagte: „Ich hasse den Kater.“
Susan befühlte seine Stirn mit ihrer Hand. „Ist dir nicht gut? Ich bin so froh, dass ich
nicht mit diesen Flugzeugen zu fliegen brauche. Keine zehn Pferde brächten mich da
hinein.“
Betty sagte: „Flugangst? Hatte ich auch.“
„Wie haben sie das überwunden?“
Fred sagte: „Ich hasse den Kater.“
Kater Tom hatte sich eine der Zeitschriften geangelt und zerfetzte sie genüsslich in
seinem Korb. Susan reichte Robin die Hand und sagte: „Ich würde dich gerne zum
Essen einladen. Du kennst Fred recht gut. Vielleicht kannst du mir helfen
herauszufinden, was mit Fred los ist. Er ist in letzter Zeit sonderbar.“
„Da könnte Betty dir noch hilfreicher sein.“
Susan wandte sich an Betty: „So gut kennen sie meinen Mann? Das ist mir überhaupt
nicht recht.“
Robin sagte: „Betty und ich werden heiraten.“
Susan sagte: „Das ist mir sehr recht. – Sag mal Fred, ist es wahr, dass du über die
Bordsprechanlage gesagt hast: Sie streichelt ihre Katze mehr als mich?“
„Was man so sagt während eines Fluges. Ein Flug ist lang, der Autopilot macht die
Arbeit, da kommen die Nervenzellen ins Schwingen und produzieren sonderbare
Sätze.“
„Ach so. Habt ihr da oben zu viele kosmische Strahlen? Du musst nicht als Flugkapitän
arbeiten. Wir haben genügend Geld. Wir hätten Zeit für uns.“
Betty sagte: „Ist es das? Vermissen sie Fred? Er ist oft unterwegs, lange fort. Von
irgendwoher müssen die Streicheleinheiten ja kommen. Deswegen der Kater.“
„Bitte? Was wollen sie andeuten? Dass ich meinen Mann mit einem Kater betrüge? Das
ist vulgär.“
Fred sagte: „Liebling, beinahe alles ist in deiner Gegenwart vulgär. Du bist aus
vornehmster Familie; ich kann dir soviel Vornehmheit nicht bieten. In deinen Augen
wirke ich sicherlich auch vulgär.“
Kater Tom miaute. „Darf ich den Kater erschlagen?“
Susan sah ihren Mann prüfend an. „Mir scheint, du bist eifersüchtig. Wäre es dir lieber,
ich verbrächte meine einsame Zeit mit adeligen Herren?“
„Davon turteln ja jede Menge um dich herum auf dem Landsitz deines Vaters.“
„Ich kann den Kater nicht weggeben. Meine Mutter wäre beleidigt. Sie züchtet diese
Katzen mit sehr viel Aufmerksamkeit.“
„Dafür ist genau so viel Aufmerksamkeit nötig wie bei meiner Fliegerei: gar keine.
Katzen paaren sich wunderbar alleine. Und ich hasse den Autopiloten.“
„Von dem Paarungsverhalten der Katzen könntest du noch einiges lernen.“
„Das wird hier noch peinlicher als eben im Cockpit. Vor allem deshalb, weil wir
Zuschauer haben.“
Fred deutete auf die Menschentraube, die sich um sie versammelt hatte. Ein Mann sagte:
„Meine Frau streichelt unsere Katze – unablässig. Sollen wir Männer uns wieder ein
Fell wachsen lassen, um dieselbe Aufmerksamkeit zu ergattern? Das wirft uns
Millionen Jahre zurück.“
Eine Frau beugte sich über Kater Tom und streichelte ihn. „Der hat wirklich seidiges
Fell.“
Fred schüttelte seine Haare. „Meine Haare sind auch sehr seidig. Wenn sie mal fühlen
wollen.“
Er bückte sich zu der Frau. Die Frau sah ratlos zu Susan hinüber. „Nun fassen sie schon
sein Haar an, sonst gibt er nie Ruhe. Immer dieser Konkurrenzkampf der Männer.“
Kater Tom fauchte Fred an. Eine Dogge schaute zwischen den Beinen eines Mannes
hindurch. Der Kater verstummte. Die Dogge kam knurrend näher. Der Kater wollte aus
dem Korb springen, doch wurde zurückgeworfen durch das Halsband, das am Korb
befestigt war. Fred hob den Korb mitsamt des Katers in die Höhe. Betty zog an dem
Halsband der Dogge. Jemand rief: „Komm hierher Brutus! Hier ist ein Leckerli für
dich.“
Die Dogge Brutus trabte in Richtung der Stimme davon. Fred sagte: „Wofür bekommt
Brutus ein Leckerli?“
Susan stellte sich vor Fred und gab ihm einen Kuss. „Du bekommst auch Leckerlis.
Reichlich. Du hast sie dir verdient. Rettest den hilflosen Kater Tom.“
„Richtig; er war völlig hilflos. Ich glaube, ich habe einen entscheidenden Fehler
gemacht. Brutus hätte mein Problem gelöst.“
„Schau doch, wie dankbar Tom dich anschaut.“
Fred setzte den Korb wieder auf den Boden. „Es stimmt, es liegt eine Spur von
Dankbarkeit in seinem Blick.“
Susan wandte sich an Betty. „Auch ihnen vielen Dank. Darf ich sie ebenfalls zum
Essen einladen? Ich würde zu gerne erfahren, wie sie ihre Flugangst losgeworden sind.
Ich würde meinen Mann gerne einmal auf seinen Flugreisen begleiten. Ferne Länder
sehen – nicht alleine zu Hause sein.“
„Gerne. Einen Trick kann ich ihnen schon verraten: Angst vertreibt man mit anderen
Gefühlen, wie Vorfreude und Abenteuerlust. Gefühle verdrängen sich gegenseitig.
Gedanken können Gefühle hervorrufen, verändern. Denken sie an schöne Dinge aus
ihrem Leben, das drängt die Flugangst beiseite.“
„Da habe ich reichlich Auswahl. Ich bin glücklich verheiratet.“
Fred sagte: „Haben wir das Glück nicht bereits verdrängt durch Streit?“
„Könnten wir das klären, wenn wir alleine sind? Ein wenig verunsichern mich die
Zuschauer um uns herum.“
„Ich habe nur Augen für dich. Das bringt mein Beruf mit sich: man lernt sich auf das
Wesentliche zu konzentrieren.“
„Du wirkst verändert. Reifer. Hast du heute etwas Besonderes erlebt?“
„Fred schaute zu Betty. „Ich habe heute Nachhilfe-Unterricht bekommen in Ehrlichkeit
und Selbstwertgefühl.“
Robin legte seinen Arm um Betty. „Ich brauche auch viel Nachhilfe-Unterricht. – Doch
mein Minnesang hat die Burgfrau besiegt und sie liegt wonnetrunken in meinen
Armen.“
Betty ließ sich in Robins Arme fallen. Er sagte: „Siehst du, und du hast dich nicht mal
mit einem tropischen Insekt infiziert. Und doch bist du meiner Liebe verfallen. – Nur
eines musst du mir versprechen: kaufe dir keine Katze während unserer Ehe.“

ENDE

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.01.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Im Sommernachtstraum
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