Es war in Damaskus, 1989, an einem Sonntag so um
die Mittagszeit und ich hatte Hunger, meine Frau auch. Für den Besuch eines
Restaurants fehlte uns die Zeit, vermutlich auch das Geld, aber da kann ich
mich nicht mehr so genau erinnern. Also musste Proviant bei einem der vielen Krämer
(man sagt dort wohl Onkel Yussuf Laden dazu), die in der syrischen Hauptstadt
früher an jeder Straßenecke zu finden waren, ausgefasst werden. Bei so einem
Bakkali konnte man billigst Brot, Milch, Käse, Schuhbänder, Batterien,
Wanzentod, also alles, was man für einen gelungenen Tag brauchte, erwerben.
Meine Frau ging voran, ich hinten nach, wie wir es
im Orient immer praktizieren, um die Dinge auch hier ins Lot zu rücken. Meine
Frau begann auch gleich mit der Aufzählung der benötigten, des Hungers wegen sehnlichst
erwarteten Lebens- und Überlebensmittel.
Der gute Mann hinter dem Ladentisch, ungefähr zwei
Meter lang (der Ladentisch, nicht der Mann), wandte sich in typischer
levantinischer Überheblichkeit mir zu und bat mich, doch für eine Minute den
Laden zu hüten, er hätte nämlich eine Besorgung zu machen. Unser Erstaunen war
nicht gering, als der Bakkali tatsächlich seinem Miniaturbasar entschlüpfte und
uns allein als Hüter seiner Kostbarkeiten zurück ließ.
Das Türglöckchen schellte, eine Frau kam, suchte
und bestellte. Es war nicht viel. Ein Strutzen Brot und etwas abgepackten Käse.
Offensichtlich kannte sie die Preise, denn sie legte einige Münzen auf den
Tisch und verabschiedete sich mit einem herzlichen ma’assalama. Es kamen in der
folgenden Stunde noch viele Kunden. Wir brachten Salat, Tomaten, Süßkartoffel,
Melonen an den Mann und an die Frau und ein paar Zuckerl auch an zwei Kinder.
Versteht sich unter Leuten von Welt von selbst,
dass wir als Entgelt für unsere
Tätigkeit unsere Bestellung nicht bezahlen mussten.
Ja, diese arabischen Levantiner sind nicht nur Gentlemen, sondern verkörpern
auch all das, was wir ihnen gegenüber nicht aufbringen wollen.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.01.2010.
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