Marcel Pillen

Die Geschichte der Seelen

Ein Baum, noch ein Baum und noch einer. Nadelbäume und Laubbäume, Buche und Eiche, Kiefer und Tanne - Unterholz, Farne, Pilze. Flechten und Moos. Würmer im Boden, Tausende Insekten auf den Bäumen - ein Vogel fliegt durch die Luft sein Gesang beschwingt die Hasen, die Eichhörnchen, die Rehe. Frühling, das Leben beginnt - Schritt für Schritt für Schritt, meine Füße bewegen sich in einem ruhigen und gleichmäßigen Tempo, ein weiteres Paar parallel zu dem meinen bewegt sich im gleichen Takt. Ich suche den reißenden Fluß, mit den lebensgefährlichen Stromschnellen. Der zerstörerischen Kraft - ich finde statt dessen diesen versteckt gelegenen, unberührten See. Still und friedlich liegt er Mitten in meiner Seele. Alles wirkt angenehm und ruhig, wir sprechen schon seit einer langen weile nicht mehr - kein peinliches, nein ein Schweigen der Zusammengehörigkeit. Ein Stück Natur irgendwo am Rande der großen Stadt. Neben mir her, geht Sie, nicht irgendwer - eine Führerin meiner Seele, vielleicht aber auch Verführerin meiner Sinne. Ihre Seele schimmert wie eine Weise aus längst vergangenen Zeiten, ihre Reinheit, ihr Wesen beides scheint die Turbulenzen der Jahrtausende unbeschadet überstanden. Kein Fleck kein Kratzer schadet Ihrer Aura. Ich Träume, befinde mich in meinen eigenen Gedanken. Ich schwebe, ich sehe die Geschichte meiner Seele, vieler Seelen. Viele von Ihnen scheinen im Laufe ihrer Existenz verkommen, verendet - Sie sind Kraftlos geworden, haben vergessen warum sie einst begonnen haben und wissen nicht ob sie einst enden werden. 
 
Am Anfang. Das Universum war noch jung, die ersten Seelen kamen zu Bewußtsein, es beherrschten große Massen ungebündelter Energie mit schier unvorstellbaren Kräften den Weltenraum. Viele Seele wurden angezogen von dieser Energie, sie bündelten diese und wurden immer gieriger. Sie wurden dabei größer und von Jahrtausend zu Jahrtausend immer geiziger. Andere jedoch erschraken und flüchteten, suchten sich Stille friedliche Orte in denen Sie unbeschadet die Zeit überdauern wollten. Asketisch nahmen Sie immer nur kleine Mengen an Energie in sich auf. Die wenigsten der Seelen aber machten sich auf eine Reise, sie suchten nicht das Weite, sie suchten auch nicht die Energiemassen der Unendlichkeit. Die Reise diente nur einem Zweck, irgendwo gab es reine Formen der Energie, sauberer wie ein Bergquell in der unberührten Natur, reiner noch als die Haut eines Neugeborenen. Das Universum jedoch wurde Älter. Sterne und Planeten entstanden, Sonnensystem und ganze Galaxien ordneten sich an. Die Energie stand nun nicht mehr überall und unbegrenzt zur Verfügung. Es gab Sie immer häufiger nur in gebündelter Form. Alle Seelen konnten nicht mehr einfach an der zuvor ungebündelten Energie teilhaben. Die gierigen und geizigen versammelten sich um Sterne und Sonnen und beanspruchten diese Energie zu großen Teilen nur für sich. Die asketischen jedoch entdeckten die Planeten. Auf diesen hatten sich Formen gebildet, welche die gebündelte Energie wieder in ihre reine Form umwandelten. Im Laufe der Äonen bildeten die asketischen Seelen mit den Umwandlern eine Art der Symbiose. Lange Zeit gaben sie den Umwandlern die nötige Inspiration um immer neue Energiequellen zu erschließen, sie nahmen dafür nur kleine Teile der Energie für sich in Anspruch. Die reisenden Seelen bemerkten nur vereinzelnt, dass es Änderungen gab, waren sie doch immer auf der Suche nach idealer Reinheit und Augeglichenheit. Für die geizigen Seelen war diese Symbiose lachhaft und wenig fruchtbar, zu wenig Energie wurde freigesetzt. Die Freiheit der asketischen Seelen endete, sie waren nicht mehr in der Lage ein körperloses Leben zu führen.
 
Der Preis war gezahlt, der Gewinn noch lange nicht entdeckt. Denn nach friedlichen und ruhigen,  tausenden und abertausenden Jahren fanden die asketischen eine Möglichkeit Ihre Energie miteinander zu teilen, die über Äonen angesammelte Energie auszudrücken. Es entstand Malerei, Musik Schauspiel und Sprache. Die ersten Kulturen entwickelten sich. Erstmals seit anbeginn aller Zeiten hatten die Seelen etwas gefunden um sich untereinander zu bereichern, sich auszutauschen und die Formen Ihrer Energie an andere weiterzugeben. Als die geizigen und gierigen Seelen dies sahen wurden Sie ungehalten, neidisch und fühlten sich ungerecht behandelt. Sie hatten doch viel mehr Energie gesammelt, somit also auch vielmehr mitzuteilen. Aus diesem Gefühl heraus, der Eifersucht - wollten Sie auch zu den Planeten, auch sie wollten in der Lage sein ihre Energiemengen auszudrücken. Auch sie wollten Körper, Tanz, Sprache und Musik, Kunst- und Kulturschaffend werden. Viel zu spät bemerkten Sie dies, Sie waren gefesselt an die Sterne und Sonnen. Ihr Geiz hatte sie abhängig von den riesiegen Energiemassen gemacht, doch angetrieben von ihrem Geiz und ihrer Gier strebten Sie immer wieder mit all ihrer Kraft zu den Planeten, zu den Körpern des Ausdrucks. Der Konflikt von der Sucht zu ihrer Energiequelle und der Gier und der Missgunst zu den Asketischen zeriss sie, zerreist sie noch heute. Immer wieder flogen und fliegen Bruchstücke von Ihnen. Ein Teil von ihnen wie als Schatten ihrer Energie. Diese Stücke, handelnd wie eigenständige Seelen, kamen und kommen zu den Körpern und wurden Teil der Kultur, teil des Ausdrucks bestehend aus Kunst und Sprache. Sie entwickelten die Sprache auf höhere Ebenen, schufen neue Meisterwerke noch schöner und reicher anzusehen als die archaischen Werke der Asketischen. Doch egal wie groß und schön Ihre Werke wurden, nie konnten Sie den gesamten Energie- und Erfahrungsschatz ihres Ursprungs darstellen, waren Sie doch nur Schatten des großen. Schnell spürten Sie wieder die Energie der Unzufriedenheit das Loch und die Gier Ihrer Herkunft. Doch wegen Ihrer Vergleichsweise großen Macht im Vergleich zu den Asketischen, hatten viele von ihnen die Macht auf den Planeten längst an sich gerissen. Unfähig ihrem ganzen Ausdruck zu verleihen fanden sie neue, schreckliche Wege. Sie führten Kriege und schlachteten andere Völker. In der Hoffnung einen Teil ihres ganzen zu entdecken fielen sie über alles her was geschaffen und geboren wurde. Andere der Schatten fielen in lethargische Löcher, sie begangen suizid, zerstörten ihrer Körper in einer endlosen Suche nach dem fehlenden Teil in ihnen. Längst hatten sie vergessen, dass Sie einst etwas größeres in den Sternen waren. Alles in der ungewissen Hoffnung sie würden zurück zu dem kehren was sie nicht kannten. Ganz selten jedoch fand eine der reisenden Seelen, jene die das Treiben auf den Planeten nur selten beobachteten, jene die nur die positive und reine Energie im Universum gekostet haben, einen Gefallen an der einen oder anderen Kultur. In Ihrer großen Weißheit, welche sie auf ihren Reisen erfahren hatten, merkten sie, dass es Wert war einen Teil ihrer sauberen Kraft zu spenden um die Planeten - vor allem aber die Asketischen - zu Retten. Für ein einziges Körperleben lang begaben sie sich dann dorthin und ließen ihre positive Ausstrahlung Wunder wirken. Es ist sogar bekannt, dass sie dadurch den ein oder anderen Schatten zur absoluten Ausgeglichenheit führten. Welcher dann für immer und ewig gutes wirken konnte.
 
"Träumst du?", Elaine weckte mich aus meinen Tagträumen. Achselzuckend kommentierte ich ihre Frage: " Vielleicht, vielleicht habe ich aber auch eine Eingebung gehabt", mit einem verschmitzten lächeln schaute ich sie an. Sie lächelte auch und wir gingen weiter, erzählten belangloses und waren bereits auf unserem Heimweg. Wir verabschiedeten uns herzlich, nicht innig. Zuhause angekommen übemannte mich meine Müdigkeit und ich träumte von den weiten des Universum, von Sternen und vom Reisen...

...to be continued

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.01.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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