Jürgen Berndt-Lüders

Anlässe, ICH LIEBE DICH zu sagen

Die drei Worte Ich liebe dich haben etwas Magisches. Sie bewirken immer etwas, entweder bei dem, der sie sagt, oder dem, an den sie gerichtet sind. Oder bei beiden, wenn sie im richtigen Moment gesagt werden.

 

  • Ich spare mir die traumhaften Fälle für den Schluss auf und beginne mit den wahrscheinlich häufigeren Anlässen, die drei Worte zu sagen.

 

Jemand braucht die Unterstützung des anderen. Er will Klarheit, will wissen, dass der andere zu ihm steht und benutzt die Worte als Floskel.

 

„Ich liebe dich“, sagt der Mann, der merkt, dass er bald "kommen" wird und befürchtet, dass er dann, wenn er nur noch die berühmte Zigarette „danach“ rauchen und dann schlafen will, noch „Arbeit“ mit ihr haben wird.

 

Nun beeil dich doch, sagt er im Grunde damit.

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„Ich liebe dich“, sagt die Frau, die ihren Mann auf ein neues Kleid einschwören will, das sie sich ohne seine finanzielle Unterstützung nicht leisten kann.

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„Ich liebe dich“, sagt der Verführer, der es satt hat, noch ein drittes Date mit ihr zu veranstalten, ohne dass er sie in die Waagerechte bekommt.

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„Ich liebe dich“, sagt der Teenager, der atemberaubend toll verliebt ist und alles so spannend findet, was sich da in ihm tut. Mal sehen, was jetzt passiert...

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„Ähm...“, sagt der zögernde Ehemann und schaut flüchtig zu ihr hinüber. Der Film, den beide gesehen haben, war ergreifend.

 

„Was ist?“, fragt sie, obwohl sie ihn genau kennt und schon vorher weiß, dass er diese drei Worte nicht über sich bringen wird.

 

„Ach, nichts“, sagt er traurig, nimmt die Zeitung und verzieht sich in die Gästetoilette.

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„Ich liebe dich“, sagt dein Neuer, der sich von dir hat anhören müssen, dass Männer sich nie outen können, was ihre Gefühle anbelangt.

 

Sieh mal, ich bin nicht so, wie die anderen Männer, sagt er im Grunde damit 

 

Traumhaft wäre, wenn zwei sich kennen gelernt, Gefühle füreinander entwickelt  haben und spüren, dass es sie drängt, weil es an der Zeit ist, sich dem anderen gegenüber zu öffnen und zu outen.

 

Ich stelle mir einen Sonnenuntergang am Meer vor. Beide sitzen eng beieinander im Sand nah bei der Brandung und schweigen. Sie greift seine Hand, und ein warmes Gefühl überkommt ihn.

 

„Ich liebe dich“, flüstert er und lächelt verträumt. Es kommt einfach aus ihm heraus.

 

„Ich dich schon lange“, flüstert sie zurück.

 

Sie küssen sich, sinken in den Sand und merken nicht, wie die steigende Flut bereits ihre Füße umspielt...

 

Vor meinem geistigen Auge taucht ein  altes Ehepaar auf. Er liegt im Sterben und sie sitzt auf der Bettkante und sie hält seine Hand.

 

Sie denkt daran, wie sie ihn kennen gelernt hat, denkt an die Kinder, die Enkel, an einige Streitereien, die sich im Grunde als nichtig heraus gestellt haben.

 

Bald, in wenigen Jahren, wird sie, wenn sie Glück hat, auch in diesem Bett liegen, auf der anderen Seite, und jemand wird ihre Hand halten und sie sanft hinüber begleiten. Dorthin, wo ihre Mann dann schon sein wird.

 

„Ich liebe dich“, flüstert sie.

 

Daran, dass er ihre Hand mit etwas mehr Kraft hält als noch bis eben, merkt sie, dass er ihre Liebeserklärung registriert hat. Mit einem sanften Lächeln gleitet er hinüber.

 

Liebe ist mehr als ein Gefühl. Liebe ist Sein und nicht Haben, so wie Erich Fromm es in seinem Buch SEIN UND HABEN beschrieben hat. Liebe wird nie zum Eigentum, auf das man Anspruch hat, wenn man einen Partner „sein Eigen“ nennt. Liebe ist manchmal stark und gelegentlich weniger stark, aber sie ist vorhanden, wenn man lieben kann.

 

Ich weiß, dass ich mit meinen Worten keine ungeteilte Zustimmung erhalten werde. Wenn ihr anderer Meinung seid, schreibt es mir ruhig. Jürgen DenkfixJürgen Berndt-Lüders, Anmerkung zur Geschichte

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