Meike Schrut

Das schlecht geschriebene Drehbuch (6.Teil)

So wechseln sie sich ab und Madleine kann ihre Betrübnis nicht sehr gut verbergen, muß sie ja auch nicht, RF bittet sie leise, Sgrumie und den Pflegern den Platz zu überlassen, widerstrebend tut sie das. Bevor Sgrumie sich allerdings zur Wache entschließen kann, fällt ihr auf, daß einige der Ärzte Karten spielen und dann rollt auch noch eine leere Flasche aus einer der Ecken. Wütend hebt sie diese auf, riecht an ihr. Alkohol? Den hat sie doch strengstens untersagt, auch im Interesse ihres Personals, welches sich manchmal aus gestrauchelten Existenzen zusammensetzt, gar viele der Frauen und Männer sind auf ein gutes Zeugnis von ihr angewiesen, um auf dem Festland einen Neustart wagen zu können. Ist sie bisher immer zu gutmütig und nachgiebig gewesen? Müde setzt sie sich, weist einen der Ärzte an, sich um den Erkrankten zu kümmern, dies hier belastet zu sehr, sie sieht sich um und fragt: "Wen muß ich nun aufs Festland zurücksenden?" Natürlich kommt keine Antwort. So sagt sie weiter:"Wir können das ganz einfach gestalten: jeder, der Alkohol getrunken hat, wird pusten müssen und dann finde ich Ersatz. Oder eine andere bessere Lösung.. Da meinem Freund bisher noch nicht viel Schlimmeres widerfahren ist, was allerdings nicht euer Verdienst ist: jemand führt mich dorthin, wo das zusammengebraut wurde und ich entscheide neu, ob das allgemeine Alkoholverbot etwas aufgehoben wird. Kann aber nur funktionieren, wenn alle dann zur Stelle sind, wenn sie gebraucht werden, egal, ob es tief in der Nacht oder früh am Morgen ist..Nun?" Da die letztere Möglichkeit eine Erleichterung bringen kann, geleitet sie einer der Assistenten zu einer Etage, in der sie noch nie war. Dort stehen Kessel, in denen gerade etwas vor sich hinbrodelt.

Bier oder auch Wein, jedenfalls süßlich. “Ein neuer Likör, wenn Herrin probieren wollen.” “Ein bißchen dreist,oder nicht?” Ihr Personal hat offenbar zuviel Zeit... Sie sieht sich Behälter an, in denen eine Flüssigkeit herumschwimmt, die aus unbekannten Zutaten zu bestehen scheint. “Naturprodukt: Bier aus Bananen, Apfelsinen, Mandarinen..” “Gewiß sehr gesund..” Spöttisch langt sie nach einer sehr kleinen Flasche, probiert. Likör, der in seiner Lieblichkeit nicht mehr zu übertreffen ist, der geradezu eine Melodie in ihr erklingen lässt, sie meint von Ferne sämtliche Geister auf sich zukommen zu spüren. Ihr treten Tränen in die Augen und sie hat noch nie geweint, weder als Kind, noch als junge Frau und nun scheint es also Zeit für diese Art von Gefühlsausbruch. Kummer und Verstörtheit, Anflug von Angst und Sorge, all das. Sie kennt bisher nur Sarkasmus und wenn sie lacht, dann eher grob, fast männlich. Likör, der aus ihrem Inneren das echt Weibliche zutage fördert? Ärgerlich will sie die Flasche zerschlagen, beherrscht sich aber. “Nun also. Unter der Bedingung, dass mir ab sofort alle Dienstpläne vorgelegt werden oder meinem Assistenten, ich entscheide hierüber noch gar nichts..” Der Assistent bringt sie zu Madleine und RF zurück.

Nachmittag und Sgrumie hat von jenem Moment, als sie wieder aus der geheimen Laboreinheit herausgekommen ist, etwas Sport getrieben, ihre Wut im Wasser ausgetobt, ist auch in der Nähe der Nebelwand gewesen. Mariannes Seele begegnet ihr vorerst nicht. Ralph erwartet sie, wie man ihr sagt, am Strand, er hat es sich in einem der Liegestühle gemütlich gemacht. Sie will sich nicht mehr wundern, wie schnell er wieder obenauf zu sein scheint, sie nähert sich ihm in der Annahme, er wäre eingeschlafen, aber er ist hellwach. Die Sonne scheint auf sein Gesicht mit einer Kraft, die man auf dem Festland so schnell nicht erlebt und die für gewöhnliche Menschen zu intensiv wäre. Er aber lächelt vergnügt, etwas jungenhaft Albernes kommt in ihm hoch, was er nicht einordnen kann, denn natürlich hat ihm keiner die Vermutung erzählt: möglich, dass er jünger würde. Sgrumie hat vor diesem Moment Angst, lässt sich auf dem Sand nieder, zieht die Knie an.

“Du bist es, wie lange wolltest du mich noch warten lassen?” Streng klingt das nicht, heiter beugt er sich zu ihr, zieht sie in seine Arme, atmet ihren Duft ein: herb, weiblich dennoch, spürt die Wärme ihrer braunen Haut. “Es geht dir wirklich wieder gut?” Besorgt sieht sie ihn an, er lacht. “Natürlich und ich möchte die nächsten Stunden nur eines tun: dich ansehen.” Dabei sind Sgrumies Haare zerzaust, die Beine sandig, ihr lockeres Hemd umspielt gerade mal ihre Oberschenkel, aber das Drahtige ihrer Erscheinung - eben kein Gramm Fett - verblüfft den Mann immer wieder. Sgrumie ist so voller Selbstzweifel, dass ihr nicht sofort einleuchtet, warum er sie ansehen will, sie konzentriert sich auf seine Augen, bevor sie ihre Arme um ihn legt. Mühelos trägt er sie in das Zimmer, welches sie beide schon zusammen gesehen hat und Sgrumie erlebt nun wirklich, wie viel Kraft in ihm steckt. Sie lässt sich stundenlang nur treiben, versteht nach und nach, dass es eben nicht nur ihre Geschmeidigkeit ist, die ihn an ihr reizt.

Nachzuholen giebt es so viel für beide und das sind nicht nur oder nicht unbedingt nur Gespräche. Lachend bekommt sie mit, dass er während der Zärtlichkeiten genau so gern redet wie sie und oft hört sie einfach nur gern zu. Ist das schon Liebe?

Gegen Morgen erst schlafen sie Arm in Arm ein, erwachen wenige Stunden darauf fast zeitgleich.

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.01.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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