Anläßlich der ITB 08 haben wir als langjährige Nordlandfans am finnischen GoSaimaa-Stand eine nette Möglichkeit entdeckt, einfach mal visumfrei per Boot nach Russland hineinzuschnuppern .....
Ankern in Russlands westlichster Stadt - ohne Visumstress
Das im Mittelalter von den Schweden gegründete Vyborg wechselte im 20.Jahrhundert öfter den Besitzer und ist nun - auf der russischen Seite gelegen - tatsächlich Grenzstadt für Bahn- und Autoverkehr zwischen Helsinki und Pietari, wie die Finnen locker, aber offiziell zu St. Petersburg sagen.
Gemütlicher und ohne Auto-Wartezeiten läuft ein Besuch allerdings per Mini-Cruise auf der MS Carelia von der ostfinnischen Industrie- und Ferienstadt Lappeenranta aus durch den 50 km langen Saimaa Kanal nach Viipuri ab. Und das ohne Visumstress ! Reisepass-Kopie ein paar Tage vor Abreise an den Veranstalter Matkaverkko senden, genügt zur Gruppenteilnahme. Von den vielen sommerlichen Reise-Varianten wählten wir jene mit Hotelaufenthalt, aber dazu später mehr.
Kurort am Saimaasee
Zunächst nächtigten wir im typisch nordisch eingerichteten Cumulus-Hotel in Lappeenranta, einem sympathischen Sommerkurort rund 2 Stunden östlich von Helsinki am Großen Saimaa gelegen. Die auch für ihren internationalen Sommerwettbewerb im Bauen rekordgrößenverdächtiger Sandburgen (http://www.lappeenranta.fi/?deptid=14840) bekannte Stadt ist per Bahn, Auto und Flug erreichbar, jüngst eröffnete Air Baltic eine neue Route über Riga. Einen Besuch wert ist das zentral gelegene Museum Wolkoff, das in Wort, Bild und Einrichtungsgegenständen die Geschichte einer aus Petersburg eingewanderten Kaufmannsfamilie in den letzten 150 Jahren darstellt.
Gut ausgeschlafen und gestärkt durch ein reichliches, schon ab 6.30 Uhr verfügbares skandinavisches Buffet- Frühstück mit Pfannkuchen, Ahornsirup, Karelischen Pirogen, dem würzigen finnischen Brot als Unterlage für Schinken, Wurst, Lachs und Käse sowie weiteren leckeren Spezialitäten liefen wir zu Fuß zum 5 min entfernten Passagierhafen runter. Um 7.30 h begrüßt uns Reiseleiterin Kirsti, anschließend Zollkontrolle in einem winzigen Kiosk, aber Uniform und Formalitäten müssen eben sein. Um 8 Uhr startete das Schiff, infolge der Zeitverschiebung würden wir um etwa 14 Uhr am Ziel Wyborg landen. (http://de.wikipedia.org/wiki/Wyborg) Der Leser merkt, je nach Besitzer wird der Stadtname ein wenig anders geschrieben. (Und ist nicht zu verwechseln mit dem dänischen Viborg, das vor allem für seine Handballer bekannt ist).
Unterwegs erleben wir die herrliche finnische Seenlandschaft, diese Sinfonie aus Wald, Fels und Wasser, die schon Jean Sibelius zu seiner Karelia-Suite inspiriert hat. Wir genießen ein exzellentes Mittagessen (Fisch oder Fleisch nach Wahl) samt Vorspeisen-Buffet und preisgünstigen Getränken, werden von Kirsti freundlich in das Russlandthema und –verhalten eingeführt, nutzen Duty free, wechseln Rubel und passieren nach und nach 8 Schleusen, davon 4 heute auf russischem Gebiet (was natürlich beim ursprünglichen Bau des Kanals so nicht vorgesehen war). Wer übrigens finn. Bier zollfrei schon am Schiff kaufen möchte, braucht nichts zu schleppen, sondern übernimmt es fix und fertig paketiert nach der Rückkehr im Kiosk in Lappeenranta. Finnische Logistik - intelligent, bequem, umweltschonend und transportkostensparend ....
Bei der MS Carelia handelt es sich um ein in den 70er Jahren in Deutschland gebautes Schiff für rund 220 Passagiere, das ursprünglich unter dem Namen „Ostsee“ seinen Dienst auf Routen zwischen Dänemark und Deutschland versah und dann in den 90er Jahren von der Stadt Lappeenranta (mit)erworben wurde, um dem wachsenden Tourismusinteresse an der Kanaltour Rechnung zu tragen. Wie wichtig der 10 Monate benutzbare Kanal vor allem für die Holzindustrie im ostfinnischen Binnenland bis nördlich nach Kuopio ist, sieht man an den vielen Hochseeschiffen, denen wir begegnen Dennoch hat es Jahrzehnte lang gedauert, bis Russland nach dem krieg der internationalen Öffnung und gemeinsamen Nutzung des Kanals zustimmte.
Das rund 80.000 Einwohner zählende Vyborg sieht von weitem ein wenig aus wie Turku oder das Zentrum von Helsinki, statt der Inselfestung Suomenlinna oder des weißen Doms thront hier ein kupferdachbedecktes weißes Schloss auf einer Insel im Zentrum der Stadt. Viele Bauwerke erinnern an die schwedische (Schloss aus 1293, der Runde Turm aus 1550, der Zeit König Gustav Adolfs, Architektur-Einheit Graf Torkkel Knuttson Platz) und finnische Epoche (Bibliothek von Alvar Aalto, Bankengebäude im Jugendstil an der Hauptgeschäftsstraße, Elchdenkmal im Park). Nach der „Europäisierung“ von Riga, Tallinn & Co. gilt Vyborg heute als die „westlichste“ Stadt Russlands.
Söhne der Stadt sind übrigens der finnische Diplomat und internationale Krisenmanager Martti Ahtisaari sowie Designer Kaj Franck. Krimi- Leser kennen vielleicht Viktor Kärppä, die vom auch in Deutschland bekannten Autor Matti Rönkä geschaffene Figur eines Grenzgängers zwischen Finnland und Russland. Kärpä, der Leiter eines Detektivbüros in Helsinki und „Mann mit vielen Fähigkeiten“ hat in Viipuri einen seiner bevorzugten Grenzübergänge im Romangeschehen. (http://www.arte.tv/de/Alle-Bestenlisten/2131496.html)
Dank sorgfältiger finnischer Vorbereitung läuft der Grenzübertritt zwar personalintensiv, aber zügig ab, 20 min nach der Landung bringt der finnische Bus uns nach einer orientierenden Stadtrundfahrt zum am Flussufer mit 270 Grad Rundblick über die Skyline der Stadt angelegten ***-Hotel „Druzhba“ (Freundschaft). Es wurde 1982 von finnischen Architekten in einer interessanten, an einen Schiffskörper erinnernden Betonbauweise errichtet und auch interieursmäßig gestaltet. Blau und hellbraun sind die dominanten Farben, Bettlaken und Bad sind blitzsauber, alles funktioniert. Nur der Bodenbelag dürfte noch aus den Gründerjahren stammen. Zimmer 333 können wir bestens empfehlen, Eckzimmer zum Wasser mit hervorragender Rundumsicht. Sogar Zimmer und Suiten mit eigener Sauna sind vorhanden.
Dinner im Runden Turm oder am Roten Platz ?
Neben Architektur, Stadt und Leuten interessierten uns natürlich auch die diversen Optionen fürs Abendessen, von dem Sie selbst nach einem ausführlichen Dinner wohl noch bei Tageslicht zurückkehren werden. Denn dank der Zeitverschiebung findet der glutrote Sonnenuntergang im August erst um 23 Uhr Ortszeit statt. Es sei denn, Sie wollen die Diskoszene der Stadt näher begutachten ....
Top-Adressen auf Kirsti’s Stadtplan mit vielen Geheimtipps sind das auf Wildgerichte spezialisierte Espilä mit Gastgarten und Blick auf die Burg sowie das White Horse (Belaya Loshad) am Roten Platz. Sogar ein rauchfreies Kaffeehaus wird angeboten. Wir entschieden uns letztlich für die „Slawische Tafel“, ein gemütliches Kellerlokal ganz in der Nähe der Schlossbrücke (Juzhny Val, 4). So wie man nur auf Russisch zahlen kann, wird man nur auf Russisch begrüßt. Lächeln ? Man arbeitet daran. Ersatzsprache ? Gerne, wenn es Finnisch sein darf. Wir bekamen von Kellnerin Katja dennoch einen schönen (vorletzten) Tisch im vollen Lokal. Das Menu war dann aber dreisprachig inkl. Englisch, ansehnlich wie preiswert und die Speisen (Lachs bzw. Rinderbraten) hervorragend in Aussehen und Qualität. Dazu tranken wir würziges örtliches Baltic Bräu.
Am Samstag gab es ein farbenfrohes Marktfest. Kinderchöre traten auf, Einheimische ließen sich in ihren lokalen Trachten fotografieren und boten Handarbeiten, Pelzmützen, Memorabilia aus alten (finn.) Zeiten, Bücher, hausgemachte Süßigkeiten etc. an. Nach einem etwas langweiligen Hotelfrühstück (Wohnheimcharakter) stärkten wir uns im eleganten Nordwest-Cafe am Marktplatz bei sehr guten Kaffee und Kuchen, bevor es neuerlich zum individuellen Sightseeing ging: Uhrturm aus 1490 mit Glocke, 1793 gestiftet von Katharina II; Runder Turm am Marktplatz, genannt „fette Katharina“; protestantische und orthodoxe Kirche; Schloss mit 47 m hohen Aussichtsturm und gegenüber Denkmal für Peter den Großen.
Die seinerzeit stark befestigte Stadt mit Marinestützpunkt bildete nach deren Eroberung aus schwedischer Herrschaft durch den Zaren ab 1710 eine wichtige strategische Absicherung des Zuganges nach St. Petersburg. Zwischen 1917 und 1939 war Viipuri zweitgrößte Stadt im eben selbständig gewordenen Finnland. Das bekannte Musikfest der kosmopoliten Hafenstadt wandelte sich allerdings nach dem Krieg zum Opernfestival in Savonlinna.
Eine hübsche lokale Sitte, die wir an unserem offenbar als Hochzeitstermin beliebten Besuchstag öfter miterleben konnten: die Braut wird, assistiert vom Hupkonzert der ansehnlichen Autokolonne, vom Bräutigam über die Brücke bis zum Schloß getragen (in manchen schwerwiegenden Fällen offenbar abwechselnd mit dem Trauzeugen).
Fürs Mittagessen wählten wir das auch bei Einheimischen beliebte Restaurant Sziesta am Centralpark an der als Einkaufsstraße bekannten Leninstraße, die Wände innen voll mit Toskana-Motiven tapeziert zur Förderung des nordischen Fernwehs nach dem Süden. Natürlich gibt es Pasta & Pizza, aber auch Huhn Kiew und davor Borschtsch-Suppe zwecks der Ausgewogenheit der internationalen Lage. Die Rechnung für Vorspeise, Hauptspeise und Wein betrug knapp über 15 Euro. Blieben also noch genügend Rubel fürs Souvenir-Shopping oder den Besuch des Warenhauses Alisa am Moskauer Platz.
Um 16 Uhr Abholung mit Bus vom Hotel und unaufgeregte Grenzformalitäten im Hafen. Nur zwei Finnen hatten sich offenbar fälschlich beim Kontrollschalter für die „Internat. Gruppe“ präsentiert. Sie wurden von unserer Reiseleiterin Kirsti, die dank früherer Gastronomiepraxis in Österreich auch ausgezeichnet Deutsch spricht schnell in die richtige Warte-Kolonne bugsiert, um Ärger bei den russischen Amtsträgern zu vermeiden.
Um 17 Uhr waren wir schon am offenen Meer, um 17.30 Uhr bei bester Stimmung wieder im Saimaa- Kanal. Denn für den Rückweg hat der Veranstalter Gitarre-Musik und Gesang vorgeschlagen, inkl. Liederheften auf Englisch, Schwedisch und Finnisch für die interessierten Reisenden. Die anderen genossen die windstille Landschaft und ihr Bier bei mehr als 20 Grad Abendtemperatur auf den Sonnendeck. Die mitreisende 50 Personen starke russische Gruppe, offenbar auf Relax & Shopping-Trip nach Lappeenranta, erhielt den Vortritt im Restaurant.
Das gediegene Abendessen an Bord (2.Session) und der gemeinsame Austausch von Erlebnissen in der Gruppe waren ein gelungener Abschluss für diese Minicruise, die im Moment noch als nordischer Geheimtipp gilt, bevor die großen Kreuzfahrt- und Fährschiffe die derzeit vom Hafen und der Holzverarbeitung lebende Stadt als neuen Duty Free-Knoten (wie Mariehamn ?) in der Baltischen See entdecken.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.01.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
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