Ricarda-Christa Prinz

Die Gitarre...

Die Gitarre...

Als ich geboren wurde, war sie von Beginn an, wie ein Geschwisterkind... das ich nie hatte. Sie stand allerdings im Raum und ich musste sie in die Arme nehmen, um sie zu spüren... Sie gab nur dann einen Laut von sich, wenn ich ihre Saiten berührte... und schenkte mir in dem Moment soviel Wärme, als ich sie umarmte. Eine Gitarre in den Armen zu halten, war von jeher etwas ganz Besonderes für mich. Ich sah meinen Vater wenn er sie spielte... zu Hause oder auf einer Bühne.

Große Bewunderung stieg in mir empor... ich wollte so sein und werden wie er. Ich war von Musik umringt... ständig hörte ich sie und überall... bis auch ich nicht mehr ohne sie sein konnte. Der Klang einer Gitarre begann mir eine Gänsehaut zu bringen... ich liebte bei den Songs eigene Soloeinsätze einer Gitarre und stellte mir mehr und mehr vor, ich würde sie spielen...

An den Wochenenden war mein Vater völlig ausgebucht... er hatte Auftritte mit seiner Band... manchmal durfte ich dabei sein... auf einem Stuhl, direkt vor der Bühne, durfte ich meinem Vater hautnah zuschauen wenn er seine Gitarre spielte... ich war sehr stolz.

Zu Hause, in meiner Phantasie, war ich stets ein Mitglied dieser Band. Es kam vor, dass die Musikinstrumente in unserem Wohnzimmer kurzfristig gelagert wurden... ich nahm die Gitarre und Papas Plektrum... und war in meinen Träumen auf einer großen Bühne. Unten standen viele Menschen, ich konnte sie begeistern und glücklich machen mit meiner Musik...

Die Musik ist eine schwebende Seele, mit einer geheimnisvollen Macht. Sie berührt jeden Menschen auf verschiedene Art und Weise... sie ist begleitend  allen Lebenssituationen... fast eine spezielle Therapie, die sich jeder Mensch individuell aussuchen kann. Sie kann leise sein und gefühlvoll... sie kann laut sein und agressiv... sie kann fröhlich sein aber auch Weise...                                       

Der Mensch reagiert auf sie...

Kummer, Leid, Trauer, Schmerz... Glück, Harmonie, Liebe und auf Fragen Antworten geben...

Die Musik ist die größte Vielfalt auf dieser Welt... die erreichen kann.

Ich habe sie mir von klein an zu nutze gemacht, in ihr erkannt, welch Sinn sie macht... sie zu lieben, war nie falsch... ich habe es noch nie bereut mich ihr hinzugeben. Für meinen Vater wurde sie allerdings gefährlich; er hat es bis heute nicht überwunden, nicht mehr auf einer Bühne zu stehen.

Er sagte einmal: Ihr versteht das nicht! Ich habe über 30 Jahre Musik gemacht, auf den verschiedenen Veranstaltungen, Freude gebracht und die Leute dazu aufgemuntert, zu tanzen und mit mir zu singen... ich habe sie Teil haben lassen, an meiner Leidenschaft... der Musik... und nun bin ich hier, in meinem Wohnzimmer... und alles was mir geblieben ist, ist die Musik aus dem Radio oder einer CD... die mich so unsagbar intensiv daran erinnern lässt, was ich einmal selber getan...

Seine Gitarre steht noch immer im Raum und weckt bei jedem Anblick starke Erinnerungen in ihm.. auch wir, seine Familie, wissen wie er sie einst gespielt hat.

Sie ist alt geworden.. genau wie er...

Sie hat viel Staub gefangen und einige, kleine Macken im Holz...

So, wie er...

Sein Drang ist wahrlich noch vorhanden... die Gitarre einfach zu nehmen und sie so zu spielen, wie einst... Doch das Puplikum, ist mit ihm gealtert... die Lieder, die er damals spielte, heißen heute Oldies... Die moderne Zeit hat seiner Ansicht nach, nicht mehr viel mit Musik zu tun. Er empfindet die Musik als häufig kalt und irreführend... nichts aussagend und taktlos... sie bringt den Menschen nicht mehr in den Vordergrund, der diese Musik auf einem Instrument spielen kann...

Er war ein Live - Musiker... von der alten Garde... er spielte die Musik mit seinen Händen und sang mit seiner Stimme... ohne Verzerrungen oder anderer Hilfsmittel... nichts von alledem war manipuliert.

Die Musik war nicht sein Geschäft... sie war seine Leidenschaft...  

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