Korinna Kludzuweit

Erinnerungen

Es war einmal ein kleines Mädchen namens Anne und diese kleine Person fühlte sich oft so allein. Vor ein paar Jahren zog Sabine, ihre ältere Schwester, aus, da sie, wie sie Anne erklärt hatte, erwachsen geworden war und ihr eigenes Leben leben wollte. Nur ab und zu kam Sabine vorbei und schenkte Anne ein paar Momente ihrer Aufmerksamkeit. Anne genoß diese Augenblicke in vollen Zügen. Eines Tages stand die kleine Anne morgens auf und schaute sich den großen weiten Himmel an.Sie sah diese riesengroße Leere dort oben und sie dachte darüber nach wie der Himmel voller aussehen könnte und stellte sich viele, viele Wolken vor. Diese Wolken verdunkelten allerdings den schönen blauen Himmel so sehr, dass er mit einem Male wieder leer aussah, denn er war jetzt grau und trist. Wieder verspürte die Kleine diese Einsamkeit von dort oben und sie dachte wieder darüber nach, wie der Himmel besser aussehen könnte. Weniger leer und traurig und mir einem Male hatte sie die Lösung. Sie stellte sich den Himmel blau vor, aber dieser hatte ein paar bunte Farbklexe. Einer war groß, weich und gelb, ein anderer war kleiner, dafür aber buschig und rot und wieder ein anderer war winzig klein, fransig und knalleorange. Mit einem Male fühlte sich Anne viel besser, nicht mehr so allein und auch viel mutiger. Sie sang fröhlich ein Liedchen und nahm ihre Puppe Marie vom Regal und tanzte mit ihr. Sie nahm sie fest in ihre Arme und schaute wieder zum Himmel hinauf. Überall waren bunte Flecken, die immer größer zu werden schienen. Das Blau war verdeckt von all diesen bunten Klexen...sie breiteten sich immer weiter aus. Das machte Anne wieder ganz traurig. Sie legte ihre Puppe zurück auf das Regal und sehnte sich nach dem Himmel zurück, der er vorher einmal war, aber er veränderte sich ständig. Mal war er blau, mal war er grün oder rot und dann wieder grau. Jedes Mal, wenn Anne die Augen schloß und sie sie dann nach einer kurzen Weile wieder öffnete, hatte sich das Bild am Himmel verändert. Jedes Mal sah er anders aus. Ihr wurde fast schwindelig davon. Sie drückte ihre Augen fest zu und wartete. Sie wurde langsam ruhiger und der Schwindel und die Unruhe verschwanden nach und nach. Als sie sich wieder sicherer und wohler fühlte, öffnete sie erneut beide Augen und der Himmel war wieder blau und betupft mit nur wenigen weissen Wolken. Der Himmel strahlte eine Ruhe und Ausgeglichenheit aus und ihr wurde innerlich ganz warm und wohlig. Sie nahm die Puppe vom Regal, drückte sie zärtlich an ihr Herz und sagte Marie, dass sie sie liebte. Die Puppe lächelte Anne an und erwiderte Annes Liebe und Zuneigung. Der Himmel ist eben wie er eben ist und das ist gut so. Er verändert sich laufend und so ist auch die ganze Welt und die Menschen darin. Alles verändert sich, unaufhörlich. Bis auf einige wenige Dinge. Die bleiben so wie sie sind: Erinnerungen...

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