Jürgen Berndt-Lüders

TESS POLY IM EINSATZ (7) Der ärztliche Rat

Bei Tess klingelt das Handy. Melodie: OH DU SCHÖNER WESTERWALD. Tess klickt sich rein und meldet sich. „ Tess Poly am Apparat. Bitte melden.“

 

„Streber hier. Frau Poly, ich muss mich wirklich über sie wundern. Sie haben noch nicht eine einzige Anzeige wegen Beleidigung losgelassen. Aber jetzt liegt eine gegen sie vor, und zwar ausgerechnet von einer guten Freundin des Herrn Bürgermeisters.“

 

„Ich wehre mich eben direkt, Herr Chef Streber. Warum sollte ich jemanden anzeigen, der mich beleidigt, wenn ich ihn mit den passenden Worten zurecht weisen kann?“

 

„Sie haben ihr ja noch nicht mal was gesagt. Sie haben Frau Doktor Anna Log was gezeigt.“

 

„Klar, sie ist ja auch Ärztin, und warum soll ich mir bei so einer nicht mal einen Rat holen? Übringens können sie jetzt wieder normal essen. Sie können ihrer Frau sagen...“

 

„Ach, hat sich der Herr Wackernagel nun doch bei ihnen gemeldet?“

 

„Ja, ich bin restlos glücklich und habe Schmetterlinge im Bauch.“

 

„Ah, und dann haben sie Frau Doktor Log wohl gefragt, wie die da rein gekommen sind?“

 

„Quatsch, Herr Chef Streber. Das weiß ich selber. Uffz Wackernagel hat mir doch selbst den Kokon eingeführt.“

 

Streber lacht. „Keine Details bitte, ich bin im Dienst und Fräulein Faust hat Urlaub,  und die Besenkammer ist mir eh zu eng,.“

 

„Schade, und ich dachte, ich könnte sie ein bisschen von ihrem harten Dienst ablenken.“

 

Streber lacht höhnisch. „Ich weiß, wovon sie mich ablenken wollen. Ich soll nicht weiter nachfragen, weshalb sie Frau Doktor Anna Log beleidigt haben.“

 

„Habe ich doch gar nicht. Dabei hat sie mich richtig runter geputzt und klein gemacht, hat mich ausgelacht und mir gedroht, und ich habe sie trotzdem um Rat gebeten. Ich bin ja nicht nachtragend.“

 

„Erzählen sie mal in der Reihenfolge, was passiert ist. Der Herr Bürgermeister will es wissen.“

 

„Was hat denn Frau Log angegeben?“

 

Streber lacht. „Das täte ihnen so passen. Wenn ich das sagte, könnten sie sich darauf einstellen. Nur so viel: für Details ist diese Frau zu vornehm. Sie hat nur dem Bürgermeister erzählt, dass sie eine Anzeige wegen Beleidigung gemacht hätte und dass er sich seine Mitarbeiter besser aussuchen solle.“

 

„Ha, dass ich nicht lache. Erst hält sie direkt neben mir im Absoluten Halteverbot, springt aus dem Wagen, will Richtung Apotheke laufen, sieht mich und drückt mir ihren Autoschlüssel in die Hand und sagt...“ Tess zögert.

 

„Was hat sie denn nun gesagt?“

 

„Sie sagte, ich solle auf den Wagen aufpassen, während sie in der Apotheke sei, und falls ein richtiger Polizist käme, solle ich den Wagen aus dem Absoluten raus fahren.“

 

Streber staunt. „Hatten sie denn keine Uniform an?“

 

„Doch klar. Die wollte mich beleidigen, mehr nicht. Ich sagte ihr, dass ich Feldwebel der Reserve und nicht ihre Untergebene sei, und dass man Windeln gegen die altersbedingte Inkontinenz  auch bei Schlecker kaufen könne.“

 

Streber stutzt. Er traut Tess wohl nicht allzuviel zu. „Wissen sie denn überhaupt, was Inkontinent ist?“

„Ja klar, England ist inkontinent.“

 

„Warum ist England inkontinent?“

 

„England ist zwar groß, aber noch lange kein Kontinent. Also ist England...“

 

Streber lacht wieder. „Na, dann ist es klar, dass sie losgelegt hat. Was hat sie denn genau gesagt?“

 

„Ich sei ein kleines Licht, und sowas wie mich konsumiere sie vor dem Frühstück. Und außerdem sei sie eine intime Freundin des Bürgermeisters und könne deshalb parken, wo sie wolle.“

 

„Ha, und wie ich sie kenne, haben sie ihr gesagt, dass sie sich nicht vorstellen könnten, dass irgendjemand mit ihr intim würde.“

 

Tess schluckt. „Woher wissen die das? waren sie dabei, Herr Chef Streber?“

 

„Und wie kam es dazu, dass sie Frau Doktor Log um Rat gefragt haben?“

 

„Sie meinte, ich sei arbeitsscheues Gesindel, wenn ich als Frau zur Bundeswehr ginge. Sie drückte mir ein Rezept in die Hand und meinte, ich solle ihr die Hämorrhoidensalbe aus der Apotheke holen, während sie beim Wagen bliebe.“

 

„Haben sie Frau Doktor Log nach der Wirkung der Salbe gefragt, weil sie auch...“

 

„Nein, Herr Chef Streber, ich bin rektal ziemlich unkompliziert, so sagt jedenfalls Uffz Wackernagel.

 

Ich habe ihr den Mittelfinger der rechten Hand gezeigt, wo ich ausgerechnet gestern eine Nagelbettentzündung hatte und hoch gestreckt. Und ich habe sie gefragt: KENNEN SIE DAS?

 

Der Rest ist ihnen bekannt! Und nun muss ich weiter machen. Roger and over and out.“

 

 

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