Im Pazifik und im Nordatlantik gibt es riesige Flächen, auf
denen mehrere Millionen Tonnen Kunststoffabfälle schwimmen.
Normalerweise gibt es rund 200.000 Kunststoffstücke je
Quadratkilometer mit rund einem Kubikzentimeter Volumen.
Halogenierte Kunststoffe wie zum Beispiel PVC und Teflon, sowie
Kunststoffe mit mineralischen Füllstoffen, sind auf Grund ihrer
höheren Dichte längst auf den Meeresgrund gesunken.
Die Kunststoffe, die in Meerwasser schwimmfähig sind, bestehen
vorwiegend aus Polyäthylen und dessen Verwandten, also aus
vielen -CH2- Gruppen.
200.000 Kubikzentimeter sind 200 Liter Kunststoff mit einem
Heizwert von rund 35.000 Kilojoule pro Liter.
Daraus ergibt sich ein Energiegehalt von rund 7.000.000 Kilojoule
pro Quadratkilometer.
Eine Tonne Kunststoff hat also einen Heizwert von rund 35.000.000
Kilojoule.
Die Gesamtmenge von 5.000.000 Tonnen Kunststoff in den Ozeanen
hat daher einen Heizwert von 5.000.000 mal 35.000.000 Kilojoule,
also 175.000.000.000.000 Kilojoule.
Die Kunststoffabfälle stehen außerdem kostenlos zur Verfügung, und
womöglich bezahlt noch jemand dafür, dass sie entsorgt werden.
Da lohnt es sich, ein Sammelschiff zu bauen.
Wenn das Sammelschiff einen Streifen von 100 Metern Breite
abernten kann, dann muss es nur 10 Kilometer weit fahren, um
einen Quadratkilometer abzuernten.
Dazu führt von Heck des Sammelschiffes ein 100 Meter langes
Rohr nach hinten.
Am hinteren Ende dieses Rohres ist ein weiteres Rohr quer
zur Fahrtrichtung montiert, das nach links und rechts
jeweils 50 Meter lang ist.
In der in die Fahrtrichtung zeigenden Seite dieses Querrohres
sind zahlreiche vergitterte Ansaugöffnungen, die größere
Gegenstände oder Fische nicht einlassen.
Ab und zu wird die Strömungsrichtung des Wassers kurz
umgekehrt, um die vergitterten Ansaugöffnungen wieder
von größeren Gegenständen frei zu spülen.
Schwimmkörper sorgen dafür, dass alle Rohre knapp unter der
Wasseroberfläche liegen, und zwei Stahlseile führen von den
äußeren Enden des Querrohres zum Heck des Sammelschiffes,
um die Position des Querrohres zu stabilisieren.
Netze würden auch Fische fangen und schwimmende Ölsperren
würden durch den Seegang über- und unterspült werden.
Der Seegang ist auch der Grund dafür, warum es an beiden
Enden des in der Mitte liegenden Längsrohres Gelenke gibt.
Im Heck des Sammelschiffes befindet sich eine Zentrifugalpumpe,
die so gebaut ist, dass sie die kleineren Fische möglichst schont.
Die Zentrifugalpumpe drückt das Meerwasser tangential in
einen Hydrozyklon, der im Gegensatz zu einer Zentrifuge
keine beweglichen Teile außer dem Wasser selbst hat.
Aus dem Hydrozyklon kommen die schwimmenden Kunststoffe, eventuell
angesaugte Luft und etwas Meerwasser oben in der Mitte heraus,
und sehr viel mehr Meerwasser mit eventuellen Fischen unten.
Danach genügt zur Abtrennung des restlichen Wassers aus den
Kunststoffen ein einfaches Sieb.
Die große Wassermenge aus dem Hydrozyklon wird durch eine
Düse am Heck unter Wasser nach hinten ausgestoßen, und sorgt
für den Antrieb des Sammelschiffes.
Die Kunststoffstücke werden getrocknet und bei normalem
Luftdruck unter Luftabschluss auf 400 Grad Celsius erhitzt.
Das Trocknen findet im selben Behälter statt, wie das Cracken,
nur wird zwischen 100 und 200 Grad Celsius der Wasserdampf
einfach abgelassen.
Durch das thermische Cracken kommt es zur Depolymerisation
der Kunststoffe.
Aus 200 Liter Kunststoff entstehen auf diese Weise 180 Liter
Dieselöl, brennbares Gas und ebenso brennbare Kohle.
Die brennbaren Abbauprodukte werden zum Trocknen und Aufheizen
der Kunststoffstücke verwendet.
Um eventuelle Schadstoffe in den Abgasen braucht man sich keine
Sorgen zu machen, denn die Kunststoffabfälle schwimmen ziemlich
genau in der Mitte des Pazifiks und des Nordatlantiks, und die
nächsten größeren Siedlungen sind mehr als 2000 Kilometer entfernt.
Ein kleiner Teil des Dieselöls wird zum Antrieb des Sammelschiffes
verwendet.
Der größere Rest des Dieselöls wird in einem Tank gesammelt, und
später verkauft.
Mit 1 Kilojoule könnte man 1 Kilogramm rund 100 Meter hoch heben.
Mit 7.000.000 Kilojoule könnte man 7.000 Tonnen rund 100 Meter
hoch heben.
Um 7.000.000 Kilojoule zu gewinnen muss sich das Schiff um
10 Kilometer weiter bewegen.
100 Meter Höhenunterschied auf 10 Kilometer Länge sind 1 Prozent
Gefälle.
Wenn man ein 7.000 Tonnen schweres Schiff auf einer schiefen
Ebene mit 1 Prozent Gefälle hinunter gleiten lässt, dann ist
seine Antriebskraft 70 Tonnen stark.
Wenn man also mit einem 7.000 Tonnen schweren Schiff 10 Kilometer
weit mit einer Antriebskraft von 70 Tonnen dahin rast, dann
verbraucht man die ganzen 7.000.000 Kilojoule, die man auf
dieser Strecke gewinnen kann.
Natürlich benötigt man wesentlich weniger Antriebskraft als
70 Tonnen, denn je langsamer das Schiff ist, um so weniger
Antriebsenergie benötigt es, um 10 Kilometer zurück zu legen.
Außerdem kann das Schiff auch noch wesentlich leichter als
7.000 Tonnen sein.
Bei 7.000 Tonnen wäre die Wasserverdrängung bereits ein Quader von
70 Metern mal 10 Metern mal 10 Metern, und das ist viel zu viel.
Es wird also eine Menge Dieselöl zum Verkauf über bleiben.
Natürlich kann man nicht alle 7.000.000 Kilojoule pro
Quadratkilometer mit 100 Prozent Wirkungsgrad in Dieselöl oder in
mechanische Energie umwandeln, aber es gibt eine reiche Ernte.
Falls einige Meereslebewesen durch das Sammelschiff geschädigt
werden sollten, dann gebe ich zu bedenken, dass riesige Flächen,
auf denen mehrere Millionen Tonnen Kunststoffabfälle schwimmen,
für die Meereslebewesen noch viel schädlicher sind.
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Kunststoffabfälle in den Meeren:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,680347,00.html
Hydrozyklon:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hydrozyklon
Kunststoffabfälle zu Öl verflüssigen:
http://www.plastoil.ch/site/veroelung.html
Bild: Sammelschiff, sammeln, spülen, fahren:
http://members.chello.at/karl.bednarik/SAMMSCHI.PNG
Karl Bednarik, Anmerkung zur Geschichte
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.02.2010.
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