Jenny Thurand

Soulmates Part one

 
In dieser Nacht hatte sie Probleme einzuschlafen. Unruhig wälzte sie sich von einer Seite auf die andere und kniff die Augen zusammen. Nach einer weiteren Stunde in der sie wach lag, stand sie schließlich auf und ging zum Fenster.
Die Luft im Zimmer war irgendwie stickig. Vielleicht würde sie Ruhe finden, wenn sie etwas lüften würde.
Draussen wurde es langsam kühl. Klar, es war bald Winter.
Der Himmel war klar, kein Wölkchen war zu sehen. Tausende Sterne blitzten am Himmel, umrandeten den vollen Mond der hell leuchtend auf die schlafenden Menschen herabsah.
Es war so ruhig, das es der jungen Frau fast schon unwirklich vor kam.
Da, endlich ein Geräusch. Der Wind strich durch den nahen Wald, lies die Blätter der Bäume rascheln. Flüsternd bahnte er sich seinen Weg durch das Geäst, bishin zu dem kleinen Haus.
Sie schloss die Augen und genoss die kühle Briese.
"Komm."
Sie öffnete die Augen und starrte in die dunkle Nacht. Was war das? Diese Stimme...? Ihr war, als hätte sie sie schon einmal gehört. Irgendwann, vor langer, langer Zeit...
"Komm..."
Sie sah sich um. Niemand war zu sehen. Irgendwie kam ihr die Situation unwirklich vor, fast wie ein Traum. Und diese Stimme... sie war so nah, klang so echt. Und doch war sie nicht da, es schien als käme sie von der Frau am Fenster selbst...
Sie konnte die Stimme fast spüren, ein Wispern, gemischt mit dem Wind und ihren eigenen Gedanken.
Ihr wurde schwindlig, als sie in den Himmel sah und für den Bruchteil einer Sekunde konnte sie dort oben eine Sternschnuppe erkennen.
Kurz darauf folgte ihr eine weitere, dann noch eine. Und noch eine! Es wurden immer mehr, das Schwindelgefühl wurde stärker. Wie von einer unsichtbaren Macht gezogen, beugte sie sich ein Stück aus dem Fenster. Der Himmel war mittlerweile hell erleuchtet, tausend Sternschnuppen rasten durch das Schwarz der Nacht.
Im nächsten Moment hoben ihre Füße vom Boden ab und sie fiel. Der Boden kam näher und näher, doch sie konnte nicht schreien.
Das Licht wurde heller. Es war, als würde sie mit den Sternschnuppen durch das finstere all reisen. Dann sah sie nichts mehr, ausser diesem Licht.
Sie konnte kaum mehr atmen, es war als schnüre etwas ihre Kehle zu. Da riss etwas an ihrer Hand. Zog sie aus dem Meer des Lichtes, bis sie plötzlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte.
"Du bist da!", sagte eine Stimme. Sie öffnete die Augen und starrte in ein Gesicht das ihr unwirklich und doch bekannt vor kam.
Vor ihr stand eine Frau, geleidet in seltamen Stoffen, die sie noch nie zuvor gesehen hatte.
"Was?", war alles was sie heraus bringen konnte.
"Du bist endlich da.", sagte die Frau wieder.
"Wo bin ich? Bin ich ... tot?"
"Nein, du bist nicht tot. Du bist wieder in Muârt."
"In... was?"
"In Muârt. Kannst du dich nicht erinnern?"
Sie schüttelte den Kopf. "Ich... weiß nicht... da war dieses Licht..."
"Das Licht war dein Weg. Wir dachten schon du kommst nie mehr zurück. Wir brauchen die Hoffnung, denn ohne sie sind wir verloren..."
"Ich verstehe überhaupt nichts. Welche Hoffnung? Was hab ich damit zu tun?"
"Du BIST die Hoffnung! Weißt du das denn nicht?" Die Frau sah sie an und lächelte leicht.
"Ich.. bin... was?"
"Die Seele der Hoffung. Komm, ich werde dir alles erklären."
"Komm...? Hast DU mich gerufen?"
"Ja. Ich bin die Magie."
Die Stadt durch die sie gingen wirkte ebenso unwirklich wie alles andere auch. Und doch kam es der jungen Frau vor, als gehöre sie genau hier in. Sie sollte Angst haben, sollte zittern, doch sie fühlte sich so unglaublich sicher.
Die Gebäude sahen seltsam aus, wie aus einem schlechten Märchenbuch. Männer in Rüstung ritten durch die gepflasterten Straßen, Frauen und Kinder in seltsamer und doch prachtvoller Kleidnung waren zu sehen. An den Gebäuden wehten bunte Fahnen mit seltsamen Zeichen darauf. Alles war hell erleuchtet. Über der Stadt schwebten Kugeln, die ein gewaltiges Licht warfen. Sie schienen gefüllt zu sein, mit einem seltsamen Gas, welches in ihnen Tanzte.
Doch über ihnen war der Himmel schwarz. Schwere Wolken zogen vorrüber, quollen über die hohen Gebäude und manche von ihnen blitzen bedrohlich.
"Das ist die Stadt der Seelenverwandten, der Könige. Die Kugeln die du siehst sind unser Licht, das letzte Licht in dieser Welt. Denn das wahre Licht ging, kurz nachdem du weg warst. Niemand weiß wann es begann, aber seit langer Zeit schon, verlieren wir immer mehr Seelen. Du, Hoffnung, bist einige der wenigen, die ich zurück bringen konnte. Irgndwann hatte sich der große König, die Macht, gegen den Rat Muârts gestellt. Wir verloren die Seele der Freude und sogar die des Glaubens. Doch die letzten von uns, ich, die Gerechtigkeit, die Beständigkeit, die Fantasie, die Freiheit und noch ein paar andere, kämpfen weiter. Doch nun verleibt sich die große Macht auch den Mut ein. Und wenn wir den Mut verlieren... was geschieht dann mit dieser Welt? Nur die Hoffnung kann den Mut retten."
"Also soll ich euch helfen?"
"Du musst. Denn diese Welt, die immer dunkler wird, ist auch deine."
Die Magie zeigte der Hoffnung wieder wer sie war. Noch immer bleib ihr vieles unklar, doch sie fand einen Teil von sich selbst wieder, an den sie sich erinnern konnte. Sie konnte kämpfen. Allein mit ihrer Hoffnng, mehr brauchte sie nicht.
Auch spürte sie diese Seelenverwandschaft, von der die Magie gesprochen hatte. Ja, sie war die Seele der Hoffung, und verwand mit vielen anderen Seelen. Es war ein unglaublich starkes Band, welches ihr erlaubte den Mut, die Magie und viele andere zu spüren.
Bald verließen sie, die Magie, die Hoffnung und noch ein paar andere die den Mut noch nicht aufgegeben hatten, die Stadt, um eben diesen zu retten.
Die Lichtkugeln, gefüllt mit dem Licht der Großzügigkeit, der Leidenschaft und noch vielen anderen, ließen sie hinter sich zurück und machten sich auf zu den Toren der dunklen Festung.
Sie flogen durch die stille Finsternis, getragen von ihren eigenen Gedanken oder ihren Flügeln.
Unbemerkt näherten sie sich der Burg, die in Fesigem Gebirge lag, umrandet von kahlen Bäumen die ihre Wurzeln traurig in die kalte Erde reckten, auf der Suche nach etwas Leben, an dem sie sich festhalten konnten.
"Was ist mit diesen Bäumen passiert?", fragte die Hoffnung und sah bestürzt auf die zitternden Äste unter ihr.
"Sie finden kein Leben mehr. Und sie haben die Hoffnung auf neues Leben verloren...", meinte die Freiheit leise neben ihr.
"Die Hoffnung verloren...?", flüsterte die junge Frau. Sie dachte nur einen kleinen Moment lang nach, dann wechselte sie ruckartig die Richtung. Dicht flog sie an den Bäumen vorbei, streckte ihre weißen Flügel weit aus. Sie wusste plötzlich genau was sie zu tun hatte.
Ihre Flügel striffen einige Äste und auch ihre ausgestreckten Finger berührten Ast um Ast.
Bis das erste Blatt spross.
Es leuchtete so grün und klar, als wäre es das erste Blatt was je diese traurige Welt gesehen hatte.
Ein Lichtschweif entsprang der Hoffnung, ihr ganzer Körper leuchtete und Glühte.
Dem Blatt folgte ein weiteres, immer mehr neues Leben drang aus dem dunkel. Die Bäume knarrten und wogen sich, als würden sie einen dicken grauen Schleier ab werfen, der viel zu lange auf ihnen gelegen hatte.
Dann stand alles wieder in voller Blüte. Die Bäume lachten, die Tiere krochen aus der kalten Erde und erweckten auch diese zu neuem Leben.
"So einfach ist das!", lachte die Hoffnung. "Willkommen zurück!"
"Ja, willkommen zurück!", lachte auch die Magie neben ihr und zog sie wieder mit sich. "Schön das du endlich wieder da bist."
Der Mut war schwer zu finden. Er war versteckt, hinter dicken Ranken aus Arroganz und wurde bewacht von der Vernunft und der Angst.
Doch die Hoffnung überwand sie beide mit leichtigkeit. Lachend zerschlug sie die Ranken, und vertrieb die Angst. Die Vernunft kämpfte lange mit der Magie, doch da die Angst kein guter Verbündeter war, unterlag die Vernunft bald.
"Vielleicht wird sie jetzt endlich wieder vernünftig!", lachte der Humor und sah der Vernunft hinterher, wie sie in den Himmel entschwand. Die dunkle Schicht die auf ihr gelegen hatte, bekam große Risse.
"Was passiert mit ihnen?", fragte die Hoffnung und sah nach oben.
"Wenn sie es schaffen den schwarzen Schleier der Macht abzuwerfen, werden sie vielleicht wieder die alten. Denn nicht alle von ihnen sind von Grund auf schlecht. Die Macht hat sie nur verdorben."
Dann endlich kamen sie zum Mut. Er war gefangen. Der Verrat, dick und zäh, hielt ihn fest umschlungen und schnürte dem Mut die Luft ab. Er war schon sehr blass, als er die Hoffnung erblickte.
"Schnappt euch den Verrat!", rief die Hoffnung und die Magie und die Treue griffen den gefährlichen Gegner an.
"Komm mit! Gemeinsam können wir das schaffen!" Die Hoffnung nahm die Freiheit bei der Hand und gemeinsam versuchten sie den Mut, der bereits von einer dicken schwarzen Schicht überzogen war, zu befreien. Nur sein Kopf war noch zu sehen, seine Augen blickten leer, doch in ihnen war ein kleiner Funke, der immer größer wurde, solange die Hoffung ihn ansah.
Sie blickte ihn an, leuchtete, nur für den Mut, so hell sie konnte, bis seine Augen schließlich wieder Farbe bekamen und seine Lippen sich bewegten.
"Kämpf mit uns, Seele des Mutes, wir haben dich noch nicht aufgegeben!", sagte die Hoffnung leise. Der Mut schloss die Augen und als er sie wieder öffnete, zersprang die dicke Schicht, an der die Freiheit gezogen und gezerrt hatte, in tausend Splitter und flog durch die Luft. Der Mut war frei, streckte seine Glieder und lachte.
Die Splitter der Macht flogen in alle Richtungen, erhellten die Burg. Es schienen immer mehr zu werden und es wurde immer heller.
Der Mut war zurück und mit ihm viele mutige Krieger, die die Macht bekämpfen würden. Die Splitter sausten so dicht an der Hoffnung vorbei das es ihr vor kam als würde sie sie angreifen wollen. Schützend legte sie einen Arm über das Gesicht, als sie die Arme des Mutes spürte, wie sie ihren Körper umfingen.
Das Licht blendete sie und wieder fühlte sie sich so sonderbar...
Als sie erwachte, war sie enttäuscht. Sie hatte das alles geträumt. Aber es war doch so echt...? Neben ihrem Kissen lag eine kleine Schatulle. Schlaftrunken und noch immer verwirrt öffnete sie sie. Darin war ein glitzernes kleines Armband. Sie nahm es in der Hand. An einem kleinen Plättchen war ein Wort eingraviert, das ihr bewusst machte, dass das alles kein Traum gewesen sein konnte.
Nur ein kleines Wort...
Sie lächelte seelig und wischte sich ein letztes Mal über die Augen. Dann endlich sah sie auf.
Am Fußende ihres Bettes saß ein Mann der die genauso erschrocken ansah wie sie ihn.
Es war der Mut.

Fortsetzung folgt...

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.03.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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