Marcel Weh

Träumer

Die Wellen peitschten an der Klippe. Gischt spritzte ihm ins Gesicht. Er war oft hier und dachte über seinen Traum nach. Irgendwann würde er ihn verwirklichen und über das weite Meer segeln, um auf dem neuen Kontinent ein neues, ein besseres Leben anzufangen. Doch bis dahin war es noch ein langer, schwieriger Weg. Wenn er seine Schmiede verkaufen würde, hätte er zwar das Geld für diese Reise, doch würde es nicht reichen, um dort ein neues Leben anzufangen. Er ging immer auf Nummer sicher und sorgte vor, ohne etwas zu riskieren. So arbeitete er weiter in seiner kleinen Schmiede, um sich irgendwann seinen Traum erfüllen zu können.

 Eines Tages bekam er einen Auftrag vom Grafen, in dem es hieß, er solle Waffen für den bevorstehenden Krieg im Land anfertigen. Das war seine Chance. Diese Bestellung würde ihm genug Geld einbringen. So begann er also zu schmieden. Er fertigte Schwerter, Degen, Rapire, Dolche und alles was sonst noch auf der Auftragsliste des Grafen stand. Er brauchte lange Zeit und sehr viel Mühe, um alles rechtzeitig herzustellen. Doch sein Traum war diese Anstrengung allemal wert.

Letztendlich konnte er die Frist einhalten. Er nahm all sein Hab und Gut mit auf die Reise zur Burg des Grafen, damit er bereit war für das bevorstehende Abenteuer.

Er wollte immer reisen. Dies war der Anfang vom Ende seiner Traümerei. Ab jetzt würde er seinen Traum leben können. Er malte sich schon aus, wie wunderbar sein neues Leben werden würde und wie aufregend die Reise dorthin. Dies war schon der Beginn, dachte er sich und stellte sich vor, auf dem Schiff zu stehen, das mit ihm seinem Traum entgegen fährt. Der Wind wehte ihm ins Gesicht. Die Wellen peitschten gegen den Schiffsrumpf. Der Kapitän schrie seine Befehle der Mannschaft entgegen. Ein tolles Gefühl so ein Abenteuer mit zu erleben. Eine Fahrt über das große Meer. Zum neuen Land. In eine neue Zukunft. Hin zu seinem Traum.

Doch erwachte er durch das Gerumpel des Karrens unter ihm. Er hatte noch einiges zu erledigen.

 Am zweiten Tag seiner Fahrt, er machte gerade sein Lager für die Nacht fertig, hörte er lautes Hufgetrampel, das immer näher zu kommen schien. „Wahrscheinlich Ritter des Grafen.“ , dachte er sich. Doch plötzlich hörte er lautes Geschrei und Rufe. „Da ist er und er hat eine ganze Wagenladung dabei.“ Es waren Rebellen, die gegen den Grafen Krieg führten. Sie mussten irgendwie herausbekommen haben, dass er eine Ladung Waffen transportierte. Auf einmal wurde ihm bewusst, dass sein ganzer Traum schutzlos diesen Menschen ausgeliefert war.Aber er würde nicht Kampflos aufgeben. Er würde seinen Traum verteidigen. Die Waffen, der teure Karren, alles war ihm egal. Aber, dass alles wofür er so hart gearbeitet hatte, mit einem Mal zerstört werden würde, das war ihm bei Leibe nicht egal.Er zog eines der Schwerter heraus und begann seinen Traum zu verteidigen.

Natürlich hatte er keine Chance gegen die kampferprobten Halunken, die ihm gegenüberstanden. Einen konnte er zwar schwer verletzen, wurde letztendlich aber dann doch getroffen, mitten in die Brust. Er lag am Boden und hörte nur noch die lauten Rufe der Rebellen, die seinen Wagen mit sich nahmen und in der Dunkelheit verschwanden.Er selber lag nun da, verlassen und einsam, wie die letzten zwei Tage.Doch jetzt war alles anders, er hatte nichts mehr. Die Räuber hatten auch sein letztes Geld mitgenommen und er war dabei zu sterben.

 Er begann seine letzte Reise. Der Wind strich ihm durch das Haar. Er hörte, wie die Wellen gegen den Rumpf peitschten. Der Kapitän brüllte.
Doch stand er nicht auf dem Schiff.
Es war ohne ihn losgefahren. Er kam zu spät, nun war alles vorbei. Er schloss die Augen und fühlte, wie ihm eisig kalt wurde und das Leben aus seinem Körper wich.
Er war tot und sein Traum von einem neuen, einem besseren Leben, starb mit ihm.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.03.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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