Klaus-D. Heid

Zu spät!

„Du brauchst Dich nicht entschuldigen, Markus. Ich weiß seit einem halben Jahr, dass Du mich betrügst. Mittlerweile habe ich mich beruhigt und sehe alles mit sehr viel Gelassenheit!“

„Seit wann? Seit einem halben Jahr? Und Du hast nie etwas gesagt?“

„Und? Was hätte ich sagen sollen?“

„Ich weiß nicht... irgendwas vielleicht. Jedenfalls ist es pervers, einfach so zu tun, als wüsstest Du von nichts!“

„Pervers, ja? Weil ich keine Lust hatte, Dich lügen zu hören? Was hättest Du mir denn erzählt? Dass es Dir leid tut? Dass Du Dein Flittchen verlässt? Oder, dass Du überhaupt nicht weißt, wovon ich rede?“

„Du hast kein recht, Monika ein Flittchen zu nennen...!“

„Monika heißt sie also? Was für ein hübscher Name für ein Flittchen!“

„Hör auf, Katrin!“

„Wenn Du auch aufhörst, Markus. Aber Du möchtest nicht aufhören, nicht wahr? Du willst sie weiter ficken, oder? Sag schon, wie alt sie ist, Schatz. Zehn Jahre jünger als ich? Zwanzig Jahre jünger? Straffer Bauch und feste Titten? Lange braune Haare? Darauf stehst du doch, Markus? Hab ich recht?“

„Du wirst ordinär, Katrin. Es stimmt. Monika ist vierzehn Jahre jünger als Du. Sie hat erstklassige Titten, einen festen Arsch und braune Haare, die bis zu den Hüften reichen. Und noch etwas, Katrin; sie liebt mich! Hörst Du? Sie liebt mich so, wie Du es nie getan hast!“

„Glückwunsch, Schatz! Dann hast du ja endlich die Bestätigung, die Männer in Deinem Alter brauchen. Wahrscheinlich liebt sie es auch, Dich nachts schnarchen zu hören, ja? Und sie steht darauf, Deine vollgeschissnen Unterhosen zu waschen? Macht es sie geil, wenn Du Dir morgens die Seele aus dem Leib hustest, weil Du Kettenraucher bist? Wischt sie gerne das Klo auf, wenn Du wieder mal im Stehen gepisst hast? Hey, Markus! Du hast einen echten Glücksgriff gemacht!“

„So kommst Du mir also? Meinst Du, dass ich es toll fand, mit einer Wachsfigur zu schlafen, wenn du mich überhaupt mal rangelassen hast? Du bist doch im Bett abgegangen wie ein verfaulter Leichnam. Du hast dich gehen lassen! Sieh Dir nur Deine Frisur an! Nachdem Du Jens auf die Welt gebracht hast, ist Dein Körper wie ein Hefeteig auseinander gegangen. Du bist fett und unappetitlich geworden, Katrin. Ekelhaft!“

„Jetzt gibst Du’s mir aber, Schatz. War’s so schlimm mit mir? Hast Du elf lange Jahre die Hölle auf Erden mit mir erlebt? Tut mir echt leid! Ich verstehe jetzt, wie grausam die Zeit mit mir sein musste...!“

„Lass das! Wir haben auch schöne Zeiten erlebt.“

„Klar doch. Zum Beispiel in unserer Hochzeitsnacht, als Du keinen hoch gekriegt hast, weil Du zu besoffen warst. Oder immer dann, wenn Du im Schlaf meine Brüste gestreichelt hast und dabei liebevoll ‚Monika’ gestöhnt hast? Soll ich dir sagen, wie viele Namen ich noch von Dir gehört habe? Silvia? Babs? Jennifer? Die meisten Namen habe ich vergessen, Liebling. Es waren einfach zu viele!“

„Das ist doch...“

„...die Wahrheit? Gib es schon zu, Du kleiner Lügner! Wir waren kaum zwei Monate verheiratet, da hast Du Dir schon Dein erstes Verhältnis gesucht. Oder willst Du mir erzählen, dass die Hotelrechnungen, die in Deiner Jackentasche gesteckt haben, nichts damit zu tun haben? Immer zwei Personen? Doppelzimmer? Champagner?“

„Na und? Du konntest mich eben nicht richtig befriedigen!“

„Was? ICH? Ich konnte DICH nicht befriedigen? Wie hätte ich das denn auch anstellen sollen, wenn Du sechsmal in der Woche nach Mitternacht nach Hause gekommen bist? Kaum hast Du Dich nach Alkohol stinkend, ins Bett fallen lassen, durfte ich mir Dein Schnarchen anhören! Wenn Du mal etwas früher im Bett warst, hast Du mich nur angefasst, weil Du mich mit einer von deinen Schlampen verwechselt hast! ICH KONNTE DICH NICHT BEFRIEDIGEN? Du bist doch das Allerletzte, Markus!“

„Wir sollten aufhören, uns gegenseitig Vorwürfe zu machen, Katrin. Am Besten, wir suchen eine Lösung, die für Dich und mich akzeptabel ist. Wir sollten über die Trennung reden.“

„Und welche Trennung meinst Du? Etwa die Trennung wegen Nicole? Wegen Sabine? Wegen Annette? Oder doch die Trennung wegen Monika? Von welcher Trennung sprichst Du also?“

„Du willst mich nicht verstehen.“

„Doch, doch! Ich will! Wirklich! Ich will wirklich verstehen, wie Du mich so lange belügen konntest! Und ich will auch verstehen, was passiert wäre, wenn ich Dich nicht zufällig mit dieser Monika gesehen hätte.“

„Es reicht jetzt! Ich werde morgen die Scheidung einreichen. Von mir aus kannst Du ruhig weiter die beleidigte Ehefrau spielen. Morgen ziehe ich aus dem Haus aus und dann sollen unsere Anwälte den Rest regeln!“

„Nein!“

„Was? Nein? Wie meinst du das?“

„Ganz einfach, Schatz. Ich habe ‚Nein’ gesagt. So meine ich das auch.“

„Du bist ja verrückt geworden. Wenn ich mich scheiden lassen will, brauche ich dafür nicht Deine Zustimmung, Katrin! Es ist mir egal, ob Du ja oder nein sagst!“

„Das glaube ich nicht, Schatz! Jedenfalls wird die Zeit zu knapp werden...!“

„Ich verstehe nicht...“

„Natürlich nicht. Wegen Monika brauchst Du Dich nicht scheiden lassen. Sie hatte einen bedauerlichen kleinen Unfall, den sie leider nicht überlebt hat. Ich sag ja immer, dass ein Fön nichts in der Nähe der Badewanne zu suchen hat.“

„Du lügst! Du bist ja irre!“

„Vielleicht. Ein bisschen vielleicht, ja. Allerdings war ich nicht irre, als ich das Dummchen Silvia überredete, etwas mit mir zu trinken. Sie hat nicht lange gelitten, Liebling. Ehrlich! Nur bei Babs dauerte es etwas länger. Ich hätte besser gleich fest zuschlagen sollen. Tja, wir schwachen Frauen! Ob der Hammer zu klein war? Na, egal! Bei Jennifer habe ich es jedenfalls besser gemacht. Größerer Hammer. Nur zwei Schläge, Schatz! Dann waren da noch Nicole, Sabine und Annette. Spätestens bei Sabine wusste ich, welche Stelle man treffen muss, um einen Menschen richtig zu erschießen.“

„Du lügst...“

„Lass mich überlegen, ob ich noch etwas vergessen habe, Liebling. Irgendeine Kleinigkeit habe ich übersehen?! Ach so. Ja. Natürlich! Dich! Dich habe ich vergessen, mein Lieber! Für Dich habe ich mir etwas ganz besonderes ausgedacht. Sozusagen eine Premiere. Bist Du ein bisschen stolz auf mich, Markus? Nein? Auch gut. Ich denke, dass das Gift im Kaffee in etwa drei Stunden wirkt. Es gibt kein Gegenmittel. Tut mir echt leid. Ich will ja nicht, dass man Dir noch den Magen auspumpt oder so. In zwei Stunden setzen die Schmerzen ein. Ich hab mir sagen lassen, dass die letzten sechzig Minuten wahnsinnig unangenehm sein sollen!“

„Du hast...?“

„...Dich vergiftet. Genau! Und ich habe mich köstlich amüsiert, als Du den Kaffee bis zur Neige ausgeschlürft hast. Habe ich dir schon mal gesagt, wie unappetitlich es sich anhört, wenn du Kaffee trinkst?“

„Wenn das alles wahr ist, dann...“

„Dann? Was ist dann? Dann bist Du bald tot. Fahr ruhig schnell in die Klinik und versuch, dein beschissenes Leben zu retten. Es ist sowieso zu spät. Es gibt keine Hilfe mehr.“

„Aber... Du hast doch auch... Kaffee...“

„Ja. Ich habe auch Kaffee getrunken. Sogar eine Tasse mehr, als Du, Schatz. Für Jens ist gesorgt. Er ist alt genug, um irgendwann darüber hinweg zu kommen. Und was mich angeht, habe ich nie behauptet, dass ich dich nicht mehr liebe. Im Gegenteil, Schatz!

Ich liebe Dich sogar bis in den Tod...!“

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