Jürgen Hellweg

Die Alten Leben

In der Nacht hatte ich unter einer Fichte geschlafen. Dieser Waldboden mit seinem Moosteppich

war ein gemütliches Bett gewesen.

Als die ersten Sonnenstrahlen mich kitzelten, packte ich meine Sachen zusammen, und stand wenig später

wieder an der Straße.  Ich hielt meinen Daumen in den Wind, und wartete auf freundliche Fahrer, die ihre Autos anhalten, um mich mitzunehmen.

 

...und das Leben braust vorbei so schnell...

 

Nach einer Stunde hörte ich quietschende Reifen, und ein " Chevrolet Bel Air", leicht verrostet, stand vor mir.

Der Besitzer hatte eine altmodische Frisur, so etwa wie "ELVIS" in den "Fünfzigern", und schien hundert Jahre alt zu sein. Im Fond saß wohl seine Angetraute.

 

...danke dir alter Mann, alte Frau...

 

Sie verstehen meine Sprache nicht, lächeln, uns suchen ihren Weg.

Meine Gedanken lauschen.

Hey, alter Mann, auch deine Gedanken stehen niemals still.

Wie in einem Fluß badest du in ihnen. Mit deiner Hand versuchst du etwas einzufangen, doch zu Erde werden

ist unser Schicksal.

Dein Erdbebengesicht ist tief in der Vergangenheit verwurzelt. Die Haare schimmern weiß,

wie die Schneekristalle an den Winterfenstern der kleinen Kinder.

Die leblose Atmosphäre,die dich einhüllt, wird manchmal von ungläubigen Blicken zerstört.

 

Die alte Frau sitzt schwach und eingefallen in einem Hauch von freundlichen Spinnenweben.

Silbernes Haar fällt wie Tränen auf ihre Schultern.

Das Lächeln verzaubert mich, und ich sehe vor meinem geistigen Auge all die zerbrochenen

Spiegel, die im Grunde genommen nutzlos sind.

 

Zwei alte Menschen fahren ruhig und zufrieden über die Straße.

Sie wissen, am Ende des Weges ist ein Licht, das sie verbrennen wird. Doch das Fegefeuer der Ewigkeit

streichelt ihre lieben Seelen.

Still und freundlich lächeln sie mich an, und können mich nicht sehen.

So viele Sekunden des Lebens waren voller Sorgen, dennoch sind sie am Leben geblieben.

 

Zwei alte Menschen schauen mich an, und gewinnen.

Die Kornfelder wachsen, und die untergehende Sonne bringt mir eine Träne über die Wange.

Sie grüßen mich noch einmal, und fahren in ihre Welt zurück.

 

Ich liebe diese beiden Menschen für immer.

Als ich wieder an der Straße stand, wurde mir das schnell klar...

 

 





  

 

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