Rainer-Maria Rohloff

Das moderne Märchen vom “Kleinen u.d. Großem Klaus“ Teil I








Das moderne Märchen
vom „Kleinen u. d. Großem Klaus“

 
Teil. 1

  Eines Abends, der kleine Hans sollte gerade zu Bett gehen, fragte er den
Opa: „ Opa, was ist ein Ewig Gestriger“? Warum fragst du, mein Junge? Rudi hat
heute nach der Schule gesagt, Vati ist ein „ Ewig Gestriger“! Er war bei dieser
Stattzi , hat die Lene noch geschrieen und Sven hat gesagt, seine Mutti musste
leiden, wegen Vati. Ich bin gerannt, bis Nachhause, wollte nicht mit ihnen im
Schulbus fahren. Der Opa schmunzelte und sagte: „ Vielleicht bist du ihnen auch
nur ausgewichen, so wie Kutusow. Wer ist Kutusow? Ach, meinte der Opa, das
erzähle ich dir am Schluss. Na, setz dich mal hier her mein Junge, so, das
Kissen schön in den Rücken, ich versuche es dir zu erklären. Sag mir, nein,
frag den Opa, wenn du etwas nicht verstehst. Also, ein Ewig Gestriger ist
einer, der gerne in der Vergangenheit herumhängt. Ist das schlecht, fragte
Hans? Nein, Junge, es ist aber gut, die Vergangenheit zu kennen. Warum? Wenn
man die Vergangenheit nicht kennt….was ist eine Vergangenheit? Na, ich sehe
schon, ich muss noch einmal von vorn anfangen. Opa erzählt dir jetzt ein
Märchen und nennt es „ Das moderne Märchen vom kleinen und dem großen Klaus“
Es war einmal ein Land, Hans, das hieß Deutschland. Eines Tages kam eine große,
große Not. Was ist eine Not? Eine Not ist, wenn zum Beispiel Menschen, Tiere,
überhaupt all das was lebt, stirbt. Die Häuser verfallen, das Korn auf den
Feldern verdirbt, es herrscht Hunger und Chaos. Zurück blieben nicht allzu
viele und da begab es sich, das ein Mann aus dem Osten gelaufen kam und einer
aus dem Westen und sie trafen sich in einem Tal auf einer Wiese.. Sie hießen
Beide mit ihrem Vornamen Klaus und der aus dem Westen sagte: „ Ich bin der
Große Klaus“, na gut, sagte der Andere, dann bin ich eben der Kleine Klaus. Es
dauerte auch gar nicht lange, da kamen Menschen aus allen Himmelsrichtungen
gelaufen und scharten sich um die Beiden. Was machen wir nun, fragten sie? Wir
werden die Tiere einfangen, die Felder bestellen, Häuser bauen, sagte der
kleine Klaus mit Zuversicht in der Stimme! Wer macht mit? Aber die Menschen
waren unsicher, starrten auf den Boden, liefen im Kreis umher.
Da sagte der große Klaus: „ Morgen kommt ein amerikanischer Freund von mir, der
hat alles im Überfluss, also wer mit mir geht, der….da braucht sich auch keiner
mehr zu mühen. Wie heißt denn dein Freund, wollten welche wissen. Er nennt sich
selbst „ Mister Marshall“, sagte der Klaus. Der bringt alles mit, Tiere,
Baumaterial, Traktoren, Autos, Maschinen, Dünger, Milch , Brot , Butter,
Kaffee, Bananen, Apfelsinen…überhaupt Alles! Auf einmal kam Bewegung in die
Menge, ein großer Teil von ihnen lief zum gro0en Klaus, nur ein paar Wenige
scharten sich um den kleinen Klaus. Der meinte: „ Wenn dem so ist, ist es vielleicht
besser, wir errichten einen Bretterzaun. Ja, damit waren Alle einverstanden.
Und so schaffte jeder auf seiner Seite des Zaun, die Einen putzten jeden
Ziegelstein ab, mühsam und bei den Anderen rollten Tag und Nacht die
Lastkraftwagen mit nagelneuen gebrannten Ziegelsteinen an. Dann wurden sie also
richtig reich, so wie der „ Große Klaus“, du hattest mir von ihm einmal
erzählt, Opa? Nein, Junge, er war ein Einer, der wollte Alles für sich, wollte
auch nicht teilen so wie dein Freund Sven. Ich sehe euch manchmal beim Spielen
zu, ihr streitet nicht so viel, das ist schön. Der große Klaus meinte, Mister
Marshall ist mein Freund und nicht Eurer. Ihr dürft gerne für mich arbeiten
aber sonst gehört hier alles mir und ihm. Die Menschen wollten keinen Streit und
fügten sich. Sie fragten auch nicht, ob das so richtig ist. Es war ihnen
schlichtweg egal. Aber wieder hin zu den Menschen in diesem Osten. Der kleine
Klaus hatte Menschen um sich, Hans und sie alle gemeinsam bauten, bestellten
die Felder, wo zum Beispiel das Essen herkommt, „Wir kämpfen gemeinsam“, sagte
der kleine Klaus noch, auch wenn es sehr mühsam ist. Alles, was wir schaffen,
teilen wir brüderlich, meinte er noch und wischte sich den Schweiß von der
Stirn. Und der große Klaus sagte zu seinen Menschen: „ Ihr arbeitet für mich,
mit euren kräftigen Händen in meinen Fabriken, auf meinen Feldern und dafür
dürft ihr in meinen Häusern wohnen. Sie waren sehr fleißig, es gab sogar
welche, die schafften es, ein eigenes Haus zu haben….was dann nicht mehr dem Klaus….gehörte….ja,
so könnte man sagen, meinte der Opa. Es dauert überhaupt nicht lange, da wurden
sie selbst so wie der große Klaus und es kamen andere Menschen, dunkelhäutige,
mit sehr kräftigen Händen. Die traten an ihre Stelle. Waren das Neger, Opa? Nein,
Hans, das waren Italiener, Griechen, Türken , Portugiesen na, und noch einige
andere mehr.
Und der große Klaus sagte, ich lasse für euch alle Spiegelpaläste bauen, mit
schönen großen Schaufenstern, da könnt ihr so oft ihr wollt, so lange ihr wollt
nicht nur Brot und Milch, nein auch Bananen und Apfelsinen bekommen, überhaupt
alles, was euer Herz begehrt. Aber es gab auch viele, die waren nicht so
fleißig, weil, ihre Hände wurden müde, krank, von der vielen schweren Arbeit
und Klaus sagte: „ Ihr seit zu nichts mehr nütze, ich brauche euch nicht mehr,
also geht, verlasst meine Häuser! Manche von ihnen kletterten auch sofort über
den Zaun zum kleinen Klaus. Die blieben, Sie, Hans, standen dann draußen, vor
diesen Schaufenstern, hatten Hunger und Durst, drückten sich die Nase platt und
am Abend legten sie sich auf die Warmluftschächte der Spiegelpaläste, um zu
schlafen. Oder unter eine Brücke. War es dort so warm wie in meinem Bett,
fragte Hans? Es ist besser, du stellst es dir nicht vor, Hans!. Du hast einmal
gesagt, Opa: „ Wer nicht selbst arbeiten will, ist faul“, sagte Hans. War der
große Klaus faul? Nein, sagte der Opa, der war schlau! Er dachte sich: „ Warum
soll ich mich schinden, wenn es doch genügend Andere….Dumme gibt, die Nichts
haben, denen Nichts gehört….das sind so Viele, ich werde wohl bis ans Ende
meiner Tage ein sehr schönes Leben führen.
Nun hatte dieser Zaun Löcher, Hans, große Löcher, zumindest am Anfang, wo sich
die Beiden getrennt hatten.
Jeweils am Zaun hüben und drüben standen Hunde, sie waren noch jung und dumm
und beschnupperten sich und die Mitkämpfer vom kleinen Klaus wollten schauen,
was auf der anderen Seite des Bretterzaunes los ist, sie waren neugierig, so
wie du kurz vor Weihnachten.
Sie sahen Spiegel….Paläste, lachende Menschen, die Bananen und Apfelsinen
hochhielten und riefen: „ Seht her, ihr da drüben in der Zone, was der große
Klaus uns zukommen lässt….Ätsche, bätsche….aber hinter ihnen lagen die auf den
Warmluftschächten und unter den Brücken. Nur die Bananenschwenker standen so
dicht aneinander gedrängt, lärmten, tanzten, aber die „ die Dahinter lagen sah
man nicht.“ Manchmal trat auch einer von den Umstehenden auf sie drauf, um
besser in die Zone sehen zu können, aber das Stöhnen der Untenliegenden ging im
wüsten Geschrei unter.
So fragten die Mitkämpfer den kleinen Klaus: „ Warum haben wir keine
Bananen…..wieso die da drüben?...im Westen und dem kleinen Klaus fiel doch in
seiner Naivität nichts besseres ein, als zu sagen: „ Ihr müsst Geduld haben…was
ist Geduld, Opa? Ganz einfach, Hans, ich kann etwas bekommen, so den schönen
Holzkipper im Spielzeugladen, den du mir gezeigt hattest aber ich muss noch
etwas warten, bis mein Taschengeld reicht, um ihn zu bezahlen. Das ist Geduld!
Hatten sie denn keine Geduld, seine Mitkämpfer? Na, ich sage mal, sie teilten
sich in zwei Gruppen, Hans, so wie ihr beim Indianerspiel.
Die Einen wollten über den Bretterzaun zu den Spiegeln, kletterten schon einmal
los und die Anderen hielten Klaus die Treue, sagten: „ Gemeinsam schaffen wir
das, lass Sie doch gehen“. Wir halten zu Dir.
Aber der kleine Klaus war irgendwie mit dem falschen Fuß aufgestanden, ein Mann
aus dem russischen Osten hatte ihn erst gestern gewarnt vor zuviel
Menschenliebe, er meinte: „ Mit Speck fängt man Mäuse“ und es ist besser, die
Löcher im Zaun zu verstopfen, ihn höher zu bauen und „ trau deinen Mitkämpfern
aber traue ihnen nicht grenzenlos“!
Der russische Freund übernahm sogar die bessere Ausbildung der jungen Hunde und
sagte noch zum kleinen Klaus: „ Schaff dir eine Truppe, die auf das von Euch
Erschaffene aufpasst, damit man es nicht über den Zaun wirft“….Und, mein
Freund, nenne sie Staatssicherheit. Also nicht „ Stattzi“, so wie deine Lene
meinte, sagte der Opa.
Vati war in so einer Truppe, Opa? Ja, Hans, dein Vater war so ein Aufrechter.“
So wie die sieben Schwaben“, fragte Hans? Nein, eher wie das Fähnlein der
sieben Aufrechten, meinte der Opa.
Und wer war nun Kutusow, Opa? Der, mein Junge war ein genialer russischer
Feldherr zu einer Zeit, als der große Napoleon 1812 Russland in die Knie
zwingen wollte. Weil dieser Kutusow seine Armee nicht opfern wollte, den
Napoleons Armee war noch zu stark, wich er ihm geschickt aus, bis er genügend
Kräfte gesammelt hatte für eine Entscheidungsschlacht, die an der „ Beresina“,
einem großen Fluss zu einer vernichtenden Niederlage der französischen Truppen
und ihrer Verbündeten führte.
Jetzt aber schnell ins Bett, Junge, der Opa erzählt dir vielleicht nächste
Woche weiter……gute Nacht, Opa. Gute Nacht, Hans und träum was Schönes….

 

PS:Teil II folgt am 18.4.10

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