Monika Gestrich-Kurz

Medikamentenabhängigkeit, kein auswegloses Schicksal

Medikamentenabhängigkeit, kein auswegloses Schicksal,

für die meisten Menschen ist es erstrebenswert, ein angenehmes, leichtes Leben zu haben, vor sich und anderen gut dazustehen und das Gefühl der Kontrolle über das eigene Leben und Befinden, sowie über die äußeren Einflüsse darauf zu bewahren.

Den von Frauen am häufigsten Grund für die Einnahme von Medikamenten ist die Bewältigung von Belastungen und Anforderungen, indem Schmerzen, Angst und Depression unterdrückt werden, oder aber auch das Gefühl er Einsamkeit zu bekämpfen, die beruhigende " Pille " vor der Arbeit, zum Einschlafen, um Unruhe zu beseitigen und vieles mehr. Medikamente erleichtern dabei, die " Fassade " zu wahren, auch wenn man innerlich ausgebrannt und erschöpft ist.
Das Frauen eher zum Medikament greifen als zur Flasche, hat vor allem Gründe in der sozialen Stellung der Frau, denn Medikamente sind nicht so auffällig, es wird durchaus toleriert, in der Öffentlichkeit Medikamente einzunehmen.

Eine missbräuchliche Verwendung kann mit sehr vielen, zum Teil sogar rezeptfreien Medikamenten betrieben werden. Ein Missbrauch liegt vor, wenn die Dosierung über die ärztliche Anweisung hinausgeht. Aber auch eine eingeschränkte, aber beständige Einnahme von Medikamenten ist fast immer gefährlich.

 

Warum ich das in kurzen Sätzen schreibe; ich bin Medikamentenabhängig, abhängig von Schlafmitteln, Beruhigungsmitteln und Tranquilizern. Auch bei mir begann es mit einem Arztbesuch. Die Einnahme von Medikamenten erfolgte wegen meiner inneren Unruhe, Schlaflosigkeit, das Gefühl, den täglichen Anforderungen nicht gewachsen zu sein. Zuerst der Hausarzt, später der Neurologe verordnete Medikamente, die ich ohne Bedenken, ohne der Nachfrage ob es Medikamente mit Suchtpotential sind, einnahm. Ich hatte die gängige Auffassung wie viele Patienten, dass Ärzte nichts verschreiben, was dem Patient schadet.

 

Nach Jahren der Einnahme von verschiedenen Medikamenten war ich unfähig zum Aufhören. Die Einnahme erfolgte mit sehr großen und immer größeren Dosen, denn die Medikamente zeigten kaum noch Wirkung. Es kam Panik bei mir auf, wenn ein Medikament ausging, darum legte ich mir in der Wohnung einen Vorrat an, versteckt, damit keiner diese gehorteten Medikamente vernichten konnte. Oft reichte aber auch dann ein Anruf bei dem behandelten Arzt und das Rezept kam mit der Post.

Mit der Zeit blieb es bei nicht nur einem Zusammenbruch. Ich wirkte auf andere Personen apathisch, einen Gesprächskontakt konnte ich nur mühsam aufrecht erhalten. Irgendwann wurde ich dann von fremden Personen darauf hingewiesen, dass eine Abhängigkeit bestand. Ich musste mir eingestehen, dass ich meinen Medikamentengebrauch in einem Zusammenhang mit meiner körperlichen und seelischen desolaten Verfassung zu bringen hatte.

Nachdem die Kostenzusage des Leistungsträgers gesichert war, erfolgte ein stationärer langsamer Tablettenentzug in einem Krankenhaus. Die Entgiftung sollte grundsätzlich unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, damit mögliche organische Erkrankungen sofort behandelt werden können. Es folgte danach eine Langzeittherapie ( 6 Monate ) in einer Suchtklinik.

Für die meisten Menschen kommt es einer schweren persönlichen Niederlage gleich, wenn sie in eine Fachklinik gegen " müssen " . Wenn der oder die Betroffene jedoch die Zeit des Haderns mit sich und seinem Schicksal hinter sich hat, so sieht er/sie vielleicht auch die andere Seite der Krankheit: das Signal, dass sich etwas ändern soll. Wer das Signal richtig deutet und entsprechend handelt, wird erleben, dass seine Abhängigkeit eine Chance ist; eine Chance, seinem Leben eine andere Richtung zu geben.

Auch ich habe meine Chance genutzt und meinem Leben eine andere Richtung gegeben. Heute lebe ich ohne Schlafmittel, Beruhigungsmitte oder Tranquilizer. Trinke keinen Alkohol, denn das Umsteigen auf ein anderes Suchtmittel erfolgt schnell. Gehe im Bekannten- und Freundeskreis, sowie bei Ärzten offen mit meiner Medikamentenabhängigkeit um.    

 

 

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