Disclaimer: In dieser Geschichte werden Texte der Bands „Blutengel“ und
„L’Âme Immortelle“ zitiert. Ich bin nicht der Urheber dieser Texte!
Martin, ein Anhänger der Gothic Szene, auch Dunkle Szene genannt, war
eines Nachts auf dem Weg in seine Lieblingsdisco, die Burg. In Szenenkreisen
wurde sie jedoch meistens als Dunkler Tanztempel bezeichnet. Es war die einzige
Disco der Dunklen Szene weit und breit und gehörte einem Kollegen von Martin.
Martin trug einen bodenlangen, schwarzen Ledermantel, darunter ein blutrotes
T-Shirt und schwarze Hosen. Ein Gesicht war weiß geschminkt und seine blauen
Augen wurden bedrohlich durch die schwarze Schminke hervorgehoben.
Heute Nacht war er ausnahmsweise alleine unterwegs, das war ihm jedoch egal, da
er genug Leute in der Disco kannte, sogar den DJ.
In der Disco angekommen begrüßte er zuerst alle seine Bekannten und bestellte
sich ein Eristoff Ice, sein Lieblingsgetränk, wenn er des Nachts unterwegs war.
Während er so sein Eristoff schlürfte, sah er auf die Tanzfläche und sah dort
eine richtig hübsche Gothicbraut. Sie hatte makellose, weiße Haut, hellblaue
Augen und tiefschwarze, lange Haare. Es war eine Freude ihr zuzusehen wie sie
sich zum vibrierenden Beat bewegte, denn sie konnte sehr gut tanzen. Aus den
Boxen kam gerade das Lied „Dancing in
the Light“ von Blutengel.
„Dancing to the music you
feel the beat. Move your Body to feel the heat. Everybody's looking at you
tonight, when you're dancing in the Light...“
Oh ja, dachte sich Martin, das passt, sah die schwarze Schönheit noch
einmal genau an, und begab sich dann selbst auf die Tanzfläche, um zu tanzen.
Doch nicht nur ihm war dieser schwarze Engel aufgefallen, auch zwei
Betrunkene kamen auf die Tanzfläche und wollten die Schönheit berühren und mit
ihr mit tanzen. Sie jedoch stieß sie weg. Augenscheinlich wollte sie alleine
tanzen.
Chris Pohl sang gerade:
„Look at me, I am a different
sort of girl. See me dancing, see me
moving in the night. You'll
never get me, 'cause I'm dancing with myself
I don't want you to touch me,
'cause I'm a solitary girl.“
Diese Szene wiederholte sich ein paar Mal, sie stieß die beiden
aufdringlichen Betrunkenen jedoch jedes Mal von sich.
Martin hatte inzwischen auch schon einiges getrunken, alkoholische, wie
auch alkoholfreie Getränke. Er musste nun aufs WC.
Immer leiser werdend hörte er Chris Pohl singen:
„Why didn't she see it
coming? She couldn't run away.
It happened so silently. They
pushed her head on the floor
and touched her
everywhere...“
Als er wieder zurück in den Raum mit der großen Tanzfläche kam, waren
sowohl die schwarze Schönheit, als auch die beiden Betrunkenen verschwunden.
Martin beschloss also auch zu gehen. Als er aus der Disco kam, sah er in
einiger Entfernung drei Gestalten, und eine davon lag augenscheinlich auf dem
Boden.
Martin, der immer schon ein herzensguter und hilfsbereiter Mensch war, näherte
sich der Szene. Vielleicht konnte er ja helfen? Kurz bevor er die Stelle
erreicht hatte, torkelten die beiden Personen, die gestanden waren, davon. Und
schließlich erkannte Martin, dass „sein“ schwarzer Engel aus der Disco vor ihm
lag. Ja, augenscheinlich war sie sogar von diesen beiden Betrunkenen
vergewaltigt worden!
Sie lag nackt im Regen, ihr schwarzes Kleid neben ihr liegend. Denn es hatte
plötzlich zu regnen begonnen. Ihr Körper war übersät mit blauen Flecken und
Blutergüssen.
Martin zog sofort seinen schwarzen Mantel aus, half dem Mädchen
vorsichtig aufzustehen und hängte ihr behutsam seinen schwarzen Mantel um. Das
arme Ding zitterte am ganzen Körper und konnte sich kaum auf den Beinen halten.
Martin musste sie stützen und beschloss sie erst einmal zu sich nach Hause zu
bringen. Sie behutsam stützend führte er also die unbekannte Schönheit zu sich
nach Hause.
Bei ihr saß der Schock noch tief und an ihrem verschmierten Augen-Makeup
erkannte Martin, dass sie geweint hatte.
Den ganzen Weg gingen sie schweigend. Martin konnte sich denken, dass sie jetzt
nicht reden konnte und akzeptierte das. Als sie die Tür zu seiner Wohnung erreicht
hatten und sie im Begriff waren hinein zu gehen, sagte sie kaum hörbar:
„Danke“, und begann zu weinen. Behutsam nahm er sie in den Arm und so standen
sie einige Minuten da. Man hörte nur ihr leises Schluchzen.
Schließlich nahm Martin sie abermals bei der Hand und führte sie in seine
Küche.
Er wohnte momentan alleine hier, denn sein Cousin und Mitbewohner absolvierte
gerade ein Auslandssemester in Australien.
Martin ließ die Unbekannte am Küchentisch platz nehmen und sagte: „Ich mach uns
erstmal einen Tee, wenn du willst.“ Kaum wahrnehmbar nickte sie und antwortete
mit immer noch zitternder Stimme: „Ja, bitte. Ein grüner Tee wäre, toll wenn du
hast.“
Nachdem der Tee fertig war, setzte er sich zu ihr an den Tisch und sie tranken
beide schweigsam ihren Tee.
Nach einiger Zeit räusperte sich Martin und sagte: „Ich heiße übrigens Martin“
- und nach einiger Zeit fügte er hinzu: „Willst du darüber reden?“ Sie
schüttelte kaum merklich den Kopf. Schließlich fragte sie ihn: „Wo ist das
Badezimmer?“ Er zeigte es ihr und gab ihr auch gleich ihr schwarzes Kleid mit,
das ihr die Grobiane vor der Disco ausgezogen hatten.
Nach einiger Zeit kam sie frisch geduscht und frisch geschminkt aus dem Bad.
„Ja, sie sieht wirklich so hübsch aus, wie ich sie im Discolicht gesehen habe“,
dachte sich Martin bewundernd.
Sie sagte; „Danke Martin. Ich danke dir“, und wieder standen ihr Tränen in den
Augen.
„Ich heiße übrigens Nina“, und sie reichte ihm die Hand. Er nahm sie und
drückte sie sanft.
„Hallo“, sagte er und sah in ihre traurigen, hellblauen Augen.
Sie setzen sich ans Sofa und Nina schmiegte ihren Kopf an Martins
Schulter.
„Ja, diese Geborgenheit braucht sie jetzt“, dachte er sich.
„Darf ich heute Nacht bei dir bleiben?“, fragte sie ihn unvermittelt,
nachdem sie eine Zeit lang auf dem Sofa gesessen hatten.
Ein wenig überrascht antwortete er: „Klar darfst du... Aber macht sich
denn niemand Sorgen um dich zu Hause?“
Traurig sah sie ihm in die Augen und meinte leise: „Nein, momentan wohne
ich alleine“, und nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: „und ich habe
Angst.“
Eine Weile noch saßen die beiden schweigend auf Martins Sofa. Sie fühlte sich
einfach nur sicher und geborgen in seinen Armen und wünschte sich, dass dieses
Gefühl, das sie nicht einmal bei ihrem Exfreund verspürt hatte, niemals ende.
Schließlich meinte Martin: „Du solltest jetzt schlafen gehen. Morgen
können wir dann reden, wenn du willst.“ Sie nickte und er führte sie in sein
Zimmer. Er selbst wollte in Michaels Zimmer schlafen.
Als er sich umdrehte und aus dem Zimmer gehen wollte hörte er sie sagen:
„Martin, bitte bleib bei mir.“ Also blieb er und sie schliefen, sie eng an ihn
geschmiegt bald darauf ein.
Am nächsten Morgen, es war Samstag, wachte Martin kurz von Mittag auf.
Alles was letzte Nacht passiert war, kam ihm vor wie eine Mischung aus einem
Albtraum und einem wunderschönen Traum. Als jedoch sein Blick auf Nina fiel,
wusste er, dass er das alles tatsächlich erlebt hatte. Er sah sie an, wie so
neben ihm lag. - „Sie sieht wirklich wie ein Engel aus“, dachte er sich.
Schließlich stand er auf, um für sie und sich etwas zu kochen.
Als Martin fast fertig war mit seinem Brathuhn mit Kartoffelsalat, kam Nina,
bereits fertig gestylt, in die Küche.
„Morgen“, sagte sie. „Morgen“, antwortete Martin, die Tatsache, dass es
bereit 13.00 war missachtend.
„Du bleibst doch zum Essen, oder? Es gibt Brathuhn mit Kartoffelsalat.“
„Oh danke gerne“, meinte sie und ein Lächeln zeichnete sich auf ihrem
Gesicht ab.
Es war das erste Mal, dass Martin sie lächeln sah. Dies war das bezauberndste
Lächeln, das er jemals gesehen hatte, da war er sich sicher.
Als das Brathuhn fertig gegart war, setzten sich die beiden an den Tisch und
aßen schweigend (und genießend) ihr Mittagessen. Brathuhn war nämlich Martins Spezialität.
Nachdem die beiden abgespült hatten, setzten sie sich wie den Tag zuvor auf das
Sofa und Martin schaltete den Computer ein, startete das Musikprogramm und
wählte den Zufallsgenerator.
Es kam das Lied „Blutrot“ von L'Âme
Immortelle – ein düsteres Lied.
Martin liebte den Zufallsgenerator. Meist kamen jene Lieder, die gerade zur
Situation, in der er sich befand,
passten. So auch diesmal, denn als die Sängerin sang:
„...erzähle mir von deinen
Qualen, deinem Leiden, deinem Schmerz...“
bat Nina ihn die Musik etwas leiser zu drehen. Nachdem Martin dieser
Bitte nachgekommen war, begann sie von gestern zu erzählen:
„Diese Typen da wollten unbedingt mit mir tanzen in der Disco, als ich
sie zwei Mal abgewiesen hatte, zahlte mir einer von den zwei ein Getränk und
unterhielt sich ganz normal mit mir. Dann jedoch wurde mir schwindlig und sie
begleiteten mich hinaus und“, sie stockte, begann zu schluchzen und fuhr dann fort: „sie, sie... führten mich unter diese Unterführung und
begannen mich auszuziehen – ich, ich“, und jetzt kullerten Tränen
über ihr Gesicht, „ich konnte mich nicht wehren...“
Weinend lehnte sie sich an Martins Schulter, der sie in den Arm nahm.
Und so saßen sie einige Zeit da...
In der Zwischenzeit war der Zufallsgenerator auf ein anderes Lied gesprungen
und Martin hörte leise wie Chris Pohl sang:
„What do you feel, when you
look into her sad blue eyes?
What do you feel, when you
touch her skin, when you hear her voice?
Do you feel her sorrow, do
you feel her pain? ...“
Und da bemerkte Martin, dass er sich in Nina verliebt hatte und er
küsste sie zart auf den Mund – sie erwiderte den Kuss und er begann ihre Tränen
weg zu küssen.
Nina war in diesem Moment so glücklich wie schon lange nicht mehr in ihrem
Leben und sie wusste ihrerseits: „Ja, das war der Richtige, der Mann fürs
Leben.“
Sie küssten sich lange und innig. Beiden kam es so vor als seien sie die
glücklichsten Menschen im Universum und sie schwebten auf Wolke sieben.
Nachdem sie noch eine Weile gekuschelt hatten, begleitete Martin Nina auf ihren
Wunsch hin nach Hause in ihre eigene Wohnung, die sie, so erzählte sie ihm auf
dem Weg, seit dem Tod ihrer Eltern und der Trennung von ihrem Freund alleine
bewohne.
Sie war also tatsächlich ein „solitary girl“ - ein einsames Mädchen, wie Chris
Pohl in „Dancing in the Light“ sangt, denn dieses Lied spukte Martin gerade im
Kopf herum und er dachte an den Moment, als er Nina gestern das erste Mal
gesehen hatte, und dort auch dieses Lied gespielt wurde.
Als sie angekommen waren, dankte Nina Martin, ihrem Retter und Engel, was er
für sie war, nochmals und sie küssten sich abermals heiß.
Sie trafen sich nach diesen beiden Tagen immer wieder, bis Martin zu Nina zog.
Sie hatte nämlich eine größere Wohnung als er.
Von diesem Tag an wurde alles besser. Nina und Martin schien einfach alles zu
gelingen, denn sie hatten sich und waren das glücklichste Paar auf der Erde.
Das ist die Geschichte von Martins und Nina Weg aus der Dunkelheit ins Licht.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.04.2010.
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