Gianna Neumann

Fettnäpfchenwetthüpfen














Wie ich
meiner Chefin in den Kaffee spuckte und feststellte das pupsen vor meinem
Schwarm total uncool ist





1998 | 14 Jahre alt, mir
stand noch alles offen im Leben, doch ich wollte nur eins Stephan!

Er war der Nachbarsjunge,
so ein richtiger Sunnyboy wie die Jungs auf den Postern in der Bravo Girl!

Er war schon 18, das machte
die Sache irgendwie unerreichbar für mich (damals war das noch nicht so das man
mit 14 durch die Weltgeschichte hurte, wie das heute Tagesordnung ist).

Einen Trumpf hatte ich,
unsere Schäferhündin Sammy. Er liebte diesen Hund.   Wenn er vom Fenster aus sah das ich mit dem
Hund raus muss, kam er runter gerannt und lief mit. ( das dauerte ungefähr 15
Sekunden, ich zählte die Schritte von unserer Haustür bis zur Laterne auf der
anderen Straßenseite, dann stand er neben mir und schaute mich mit seinen himmelblauen
Augen an)

„Na, Sammytime?“ sagte er
immer! Oh ja, und vor allem war Giannatime, hast du eigentlich Tomaten auf den
Augen?

Wenn es auf dem Rückweg
schon dunkel wurde brachte er mich immer bis zur Haustür, total gentelmanlike!
So ein Prachtjunge!

Das war wieder so ein
Abend, ich hatte mir aber diesmal fest vorgenommen ihn zu fragen ob er nicht
mal Lust hat, einfach so mal was mit mir zu machen, z.B. ………. Ja was
eigentlich?! Playstation spielen? Da könnte ich ihn ständig ausversehen berühren!
Guter Plan! ( mal wieder)

„Danke fürs Heimbringen!“
ja los, frag ihn, jetzt oder nie, man der altert auch, irgendwann ist er
verschrumpelt und was hatte ich davon? Angesabberte Tennisbälle von A nach B
werfen, damit er sich darüber freut dass der Hund den Ball immer so tollo
wieder findet! Nää, das kann es doch echt nicht sein!

„ Hey, vielleicht kann ich
ja morgen mal vorbei schauen und wir können ne Runde an deiner Playstation
zocken?“ meine Wimpern klimperten so laut das man es hätte im Nachbardorf hören
können. Aber das war leider nicht alles was man hören konnte. Wie gesagt es
dämmerte, es war Sommer, die Grillen zirpten, aber sonst war alles still, bis
auf das laute „ruuuuummmms“ aus meinem Hinterteil!

Wo ist das verdammte Loch
im Boden? Hallo Erde, tu dich auf und saug mich ein!

Sie tat es nicht! Aber das
war ich ja gewohnt, sie tat es nämlich niemals nie!

„Sammy du Sau!“ ich winkte
den Gestank in ihre Richtung, ob er mir das wohl abkauft?

„Hey nichts für ungut das
müssen wir doch alle mal, oder? Morgen geht leider nicht, aber ein anders mal
bestimmt, wir sehen uns“!

Nichts für ungut? Das
müssen wir doch alle mal???? NEIN, Mädchen machen so was nicht, Mädchen halten
so was ein bis sie sich vor Bauchweh krümmen! Mädchen kacken auch nicht, sie
warten bis es sich zersetzt hat und es dann so flüssig ist dass es durch den
Vorderausgang entfliehen kann!

Da stand ich.

Ich und mein Pups! Der sich
mit Stephan fein aus dem Staub gemacht hatte.

 

 

 
2001 | 2. Lehrjahr im
Autohaus meiner Träume.

Sie, 1,85 m groß,
blondierte Haare, ende 40, Brille aus den 60ern mit Kettchen um den Hals,
Buchhalterin und meine Vorgesetze.

Heute frage ich mich warum
sie mich damals eingestellt hat, alles was Titten und ne Muschi hatte war
Konkurrenz für sie.

Also war es ein offenes
Geheimnis das wir uns unsympathisch waren. Aber man gewöhnt sich ja bekanntlich
an alles und ich vermisste sie sogar an Tagen wenn sie krank war oder Urlaub
hatte.

Ihre täglichen Dissereien
wie: „ Schanna, (sie war nicht in der Lage meinen Namen auszusprechen) warst du
beim Frisör?“ ich nickte und fuhr mir ganz stolz durch die haare.

„Ah ja, vielleicht solltest
du mal denn Frisör wechseln!“ und lies mich achtlos stehen.

Danke für das Kompliment
Croela de Ville!

Weil sie an diesem morgen
besonders nett war wollte ich ja nicht so sein:„Noch einen Kaffee Frau C.?“ „Meine
Tasse hätte schon längst voll sein können!“ murmelte sie ohne mich anzuschauen.

Ich nahm ihre abgenutzte
Horoskoptasse (sie war Steinbock) und verschwand in der kleinen Küche.

Ich starrte auf die volle
Tasse Kaffee, Milch und Zucker, soll ich oder soll ich nicht?

Scheiß drauf! Ich räusperte
mich und hustete mir einen richtig fetten grünen hoch.

Mein Speichelfaden seilte
sich von meinem Mund ganz langsam hinab, Richtung Horoskoptasse.

Ich weiß ein wirklich
toller Plan war das nicht gerade um ihr mal eins auszuwischen aber eine kleine
Genugtuung für mich, ich würde mich einfach freuen zu zusehen wenn sie
genüsslich ihren Kaffee runter spült.

Aber soweit kam es gar
nicht, während ich meine tolle Idee wahr machen wollte sah ich eine große
rauchende Gestalt die mich mit ansteigender Stimme anschrie:“ Das ist nicht
dein ernst?“

Verdammt! Rückzug!

Ich brachte mein
Speichelfaden unversehrt wieder dort hin zurück wo er her kam und starrte sie wie
angewurzelt an.

In meinem Kopf: tosender
Applaus, super Gianna, warum hast du die Aktion nicht vorher angekündigt, am
schwarzen Brett vielleicht, hm?

Eigentlich hätte ich gerne
gesagt, ja klar ist mein voller ernst, ich mein die Masse an Make up die Sie in
der Fresse haben, da kann alles was aus mir raus kommt, egal aus welcher
Körperöffnung, doch nur gesünder sein!

Stattdessen: „Komm mit
Schanna, mich würde interessieren was der Chef dazu sagt!“

Oh der Chef, welcher? Der Alte
oder der Junior?

Beides nicht so toll, oder?

Ich wartete drauf dass sie
mich vielleicht an einem Ohr die Treppen hoch zerrt aber sie tat es nicht, nur
eine scheuchende Handbewegung in Richtung Chefetage.

Dort angekommen, gab es ein
wildes Geschrei ihrer seits. Ihre schrille Stimme tat in den Ohren weh, ein mp3
Player wäre jetzt super gewesen, *i was made for loving you baby, and you were
made for loving meeeeee…*

Da fällt mir ein, ich war
noch nie hier oben, schickes Büro, na so ein Zufall, Chef hat einen iPod, in
Gedanken greif ich schon nach dem Ding, „ Frau C. verlassen Sie doch mal bitte
das Büro ich würde das doch gerne mit Gianna alleine sprechen.“(ahhh der konnte
meinen Namen aussprechen, bene bene)

Na klar, zück mal schnell
dein Notizblock Chef, ich hab einiges auf dem Herzen.

Ich quasselte als wenn die
freie Welt davon abhing, ohne Punkt und Komma.           Er hätte mir ruhig was zu trinken
anbieten können.

Als ich meine Wut über
Croela raus gelassen hatte, stand er auf, drehte mir den Rücken zu, schaute aus
dem Fenster und schwieg…

Während ich im Kopf schon
meine Einkaufsliste schrieb, meine Wäsche wusch und überlegte wo ich das neue
Bild in meiner Wohnung aufhängen könnte, welches ich letzten Sonntag auf dem
Flohmarkt günstig erworben hatte, grübelt er wohl immer noch über meine
Bestrafung!

Vielleicht musste ich jetzt
Untertage arbeiten? Oder er verbot mir die Maniküre während der Arbeit? Nicht
auszudenken!!!

„Du hast Frau C. wirklich
in den Kaffee gespuckt?“ während er das fragte drehte er sich langsam um.
„Naja, also ich hatte es zumindest vor!“ stammelte ich. Was blieb mir übrig,
wegen mir wird wohl keiner einen Prozess aufrollen.

„Gianna N. bekennen Sie
sich schuldig Frau C´s Kaffee absichtlich mit Ihrem Speichel verunreinigt zu haben?“

Der Prozess des Jahres!!

Mein Chef grinste! Hey
warum grinst er?

„ Weißt du, der Frau C.
hätte ich auch gerne mal in den Kaffee gespuckt!“

Er lachte! ER LACHTE, ich
übrigens auch… nachdem ich den Satz zum Hundertsten mal in meinem kopf ablaufen
lies!

Nach einer Woche wurde ich
in eine andere Abteilung versetzt!

Ps: Ich trinke keinen
Kaffee


© 

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Gianna Neumann).
Der Beitrag wurde von Gianna Neumann auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.04.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Gianna Neumann als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Visionen. - An den Ufern der Unendlichkeit - von Tilman Frank (+)



manchmal
exotische / erotische
Geschichten


Eine faszinierende Sammlung von Kurzgeschichten, die zwischen 1987 und 1994 entstanden sind, hat Tilman Fank im Laufe des letzten Jahres überarbeitet und zusammengestellt und nun in seinem Buch "Visionen" veröffentlicht.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (1)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Wahre Geschichten" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Gianna Neumann

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Navis von Norbert Wittke (Wahre Geschichten)
Ein Amerikaner in Paris von Rainer Tiemann (Erinnerungen)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen