Joana Angelides

Die Rache der Drachme

 

Sind wir doch ehrlich!  Was kann  schon ein Euro bieten, gegen die uralte Geschichte der Drachme.

 

Sie gab es schon zu Zeiten der Ptolemäer, sie waren meist aus Silber, seltener aus Kupfer. Man konnte sogar hinein beißen, um sich zu vergewissern, ob die Münze auch echt ist. Wer tut das schon heute mit dem Euro?

 

Im gesamten hellenistischen Kulturraum,  wurde die Drachme mit verschiedenen, bedeutenden  Köpfen als Merkmale und Zierde geprägt. Wobei sich dieser Kulturkreis im Osten ja bis Persien ausbreitete, was wir ja wiederum dem Großen Eroberer, Alexander dem Großen, verdanken. Er kam, brachte den Krieg und auch die Drachmen mit, die dann die östlichen  Talente teilweise  abwechselte.

 

Nach Gründung des modernen Staates Griechenland  im Jahre 1831 übernahmen sie die Griechen als Währung und hielten ihr die Treue, bis Europa nun daher kam und ihnen den Euro aufzwang.

Wen wundert es da, dass die Griechen mit dem Euro so gar nichts anzufangen wissen, ihm rein emotionell nicht die aufgezwungene Bedeutung geben können und um die altbewährten Drachmen trauern.

Es gibt überhaupt keine vernünftige Erklärung, warum Europa sich nicht entschließen konnte, die Drachme als gemeinsame Währung zu übernehmen, meint man in Griechenland. Ist ja eine Schande!

 

Die Drachme diente auch als Füllmaterial für eines der überlebenswichtigsten Dinge in Griechenland, dem „Fakelo“.

Das „Fakelo“ ist eigentlich ein Kuvert, das gefüllt mit dem Elixier Drachme eine eingefahrene Institution war. Unter dem Tisch seinem Gegenüber zugeschoben, fühlte es sich so richtig bauchig und schwer an.

Das gab schon was her, und öffnete Tür und Tore für Wünsche und Bedürfnisse.

Mit Euros gefüllt dagegen ist es unglaublich dünn und fühlt sich gar nicht mehr  so warm an wie früher.

Das ist schon enttäuschend.

Natürlich ist das „Fakelo“ keine hellenistische Erfindung. Diese Tradition wird ja weltweit gepflegt, aber nirgendwo so konsequent und selbstverständlich wie in Griechenland. Da sind sie Meister!

 

Ungewohnte Forderungen kamen anfangs plötzlich aus dem fernen Brüssel . Sie wollten nicht nur die Drachmen abschaffen, sondern auch unheimlich viele Zahlen und Berichte! Woher nehmen, wo nicht vorhanden.  Trotz eines überdimensionalen Beamtenapparates waren nur wenige, dafür aber unvollständige Zahlen und Fakten vorhanden.

 

Wenn man nun Statistiken ausfüllt, die kärglichen Summen in die Kolonnen einträgt, schauen außerdem  die Euro-Beträge schon sehr mickrig aus, da fehlen einfach die Nullen. Wen wundert es da, wenn so ein eifriger Beamter da einige Nullen dazu tut.

Noch dazu, wo die Listen dann in Brüssel auch besser ankamen!

 

Hurra, da gingen gleich Tür und Tore auf und man wurde willkommen geheißen. Na also, geht doch!

 

Da auch die Finanzbeamten eingefleischte Drachmen-Verehrer waren, haben sie sich in der Folge um den Euro dann auch gar nicht so gekümmert, noch dazu wo die Leute jammerten, dass sie so wenige hatten. Da lohnt sich ja die Führung einer Buchhaltung gar nicht. Und da es ja viel zu heiß ist, um für jede Kleinigkeit eine Rechnung zu schreiben, unterließ man es  mehr oder minder gelegentlich. Da hatten auch die Finanzbeamten weniger zu tun.

Außerdem, wozu braucht denn der Staat Geld? Hauptsache das Individuum hat genug, um Tavernen-Besuche, Autos und Boote zu finanzieren, in Eigenheime zu investieren und das alles möglichst weit  an der Steuer vorbei.

 

Ehrlich, wer zahlt denn schon gerne Steuern?  Und wenn sogar „die da oben“ ………

Und je weiter „oben“ man zu graben beginnt, desto fündiger kann die Finanz nun werden und das große Zittern ist angesagt.

Wenn Swimmingpools als Wasserreservoir oder Springbrunnen deklariert werden, eine Zehnzimmervilla als Gartenhäuschen in den Büchern steht oder manche Ärzte nicht mehr als ein Hilfsarbeiter verdienen, da kommt schon der Verdacht auf, dass „Fakelos“ im Dutzend gekauft wurden.

 

Wenn man meint, dass bei uns der Beamtenapparat aufgebläht ist und man in der Verwaltung sparen sollte, muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, dass Griechenland bei einer Einwohnerzahl von ca. zwölf Millionen Menschen, sich 300 Abgeordnete mit Bodyguards und Dienstautos im Parlament leistet. So viele Euros kann es ja gar nicht geben.

 

Das ist eben die Rache der Drachme, denn zu ihren Zeiten waren viel mehr Scheine und Münzen im Umlauf, in Zukunft aber hoffentlich weniger „Fakelos“.

 

Wollen wir auf jeden Fall hoffen!

 

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.05.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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