Richard Nüsslein

Der Wanderer

Er war allein zu Hause. Und das beruhigte ihn. Wäre seine Frau und die Kinder noch da gewesen, dann hätte er sich verabschieden müssen. Er hasste es sich zu verabschieden. In solchen Situationen war er immer bis auf das äußerste gespannt, hatte immer Angst das Falsche zu tun. Etwas zu tun, oder etwas zu unterlassen, das ihn dann später gequält hätte - später wenn er auf dem Weg war. Sein Geist hätte sich dann auf den ersten Kilometern nur mit seinem Verhalten und den anderen beschäftigt, er wäre gefangen gewesen in seinen Selbstzweifeln. Aber so war er frei, denn er war alleine zu Hause.
 

 
Er stellte sich die Frage, nach dem Warum nie wenn er losging. Nur irgendwann, wenn er auf dem Weg war, dann haderte er mit seinem Tun. Aber nie wenn er losging.
 
Er kleidete sich an, nahm den Rucksack auf und als er die Türe öffnete um hinauszutreten überkam ihn eine merkwürdige Nervosität. Der Weg war so weit. Das Ende nicht absehbar, und so ging er nicht auf ein Ziel zu, sondern ging los in der Hoffnung irgendwann dieses zu erreichen.
 
Er schloss die Türe hinter sich und begann einen Schritt vor den anderen zu setzen. Am Anfang des Weges ist alles bekannt. Nur der Rucksack lässt erkennen, dass dies kein Gang zum Einkaufen, oder in die Arbeit ist. Es war der Beginn eines Weges, der kein Ziel verfolgte, sondern nur irgendwann enden würde. Was aber noch viel wichtiger war, er würde nicht enden weil er es will, sondern weil es die anderen wollten.
 

 
Er ging über die Terrassenplatten seines Hauses, an der Garage vorbei, von der er jeden Morgen seine Fahrt in die Arbeit begann. Ging ein Stück auf der Hauptstraße entlang, bis er links in eine kleine Seitengasse abbog. Das war der erste Schritt des unsichtbar Werdens, des Ablösens von seiner alltäglichen Welt. Aber noch hätten sie ihn zurückholen, hätten seinen Traum von der Einsamkeit zerstören können. Und so ging er weiter heraus aus seiner Welt, hinein in das Unbekannte.
 
(Fortsetzung folgt)

 

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