Jürgen Berndt-Lüders

Das Jahr 2050. Sex per Hologramm

Malcolm Power hatte Geburtstag, und zur Feier des Tages hatte er sich ein neues Modul geleistet. Er schob es ein, drückte den Sicherheitscode, öffnete die Tür und betrat vorsichtig den Raum.

 

Wirres, buntes Treiben. An den Wänden Spiegel wie in einem Ballettraum, Textilien auf dem Boden. Ein penetranter Geruch, eine Mischung aus diversen, schweren Parfums lag wie ein fliegender Teppich in der Luft.

 

„Meine Damen, der Unterschied zwischen einer nackten und einer geschickt bekleideten Frau ist manchmal nur in Millimetern messbar“, rief der Trainer. „Und trotzdem machen gerade diese den Reiz aus, mittels derer unsere Kundinnen oftmals ihre unerträglich einfallslos gewordenen Ehen sanieren wollen.“

 

Der Stimm-Modulation des Trainers entnahm Malcolm, dass der an Frauen ausschließlich rein beruflich interessiert sein musste. Auf Deutsch: er war ohne Frage homosexuell.

 

Auf dem Parkett bewegten sich zehn Mädels von einer Schönheit, die Malcolm auch zum Schwärmen gebracht hätte, wenn sie im Wintermantel aufgetreten wären. Hier aber trugen sie die knappsten Bikinis, die ein Mann sich auch in seinen erotischsten Träumen nur vorstellen konnte.

 

Der Trainer tänzelte auf Malcolm zu und streckte ihm die Hand entgegen.

 

„Welcome Malcolm, alter Freund“, rief er. „Schön, dich mal wieder bei uns zu haben. Setz dich zu uns. Dort, in der Ecke, auf die Couch...“

 

Malcolm räumte weibliche Unterwäsche beiseite, konnte nicht umhin, an einem lindgrünen Nichts zu schnuppern und setzte sich. Der Trainer, der ihn beobachtet hatte, drohte schelmisch mit dem Finger.

 

Malcolms Unterhemd spannte über den Bauch, die Hosenträger waren zu knapp eingestellt und er hatte vergessen, sich die Zähne zu putzen, aber das tat nichts zur Sache.

 

Rhythmisch, von einer erotisierenden Choreographie gesteuert, die auf einen künstlerisch geprägten Schöpfer hinwies, bewegten sich die Frauen. Für kurze Momente verschoben sich die Stoffteilchen und gaben für zehntel Sekunden tiefbraune oder beigefarbene Details frei. Höschen zeigten oft mehr als sie verbargen, und Malcolm spürte in sich die Hormone steigen.

 

Die ersten Frauen kamen aus dem Rhythmus, sahen immer öfter zu Malcolm hinüber, lächelten ihm zu, und bald tanzte keine mehr. Alle starrten ihn an, als sei der einzige und letzte Mann auf der Erde.

 

Eine Hellblonde mit hüftlangem Haar bewegte sich wie auf dem Catwalk auf ihn zu. Bei jeder ihrer Bewegungen gab sie mehr von sich frei als Malcolms Frau Margaret je für ihn frei gegeben hatte.

 

Margaret, ach ja, vor der war er sicher. Die war mit der Vorbereitung seiner Feier  beschäftigt.

 

Die Hellblonde reichte Malcolm die Hand und schwang sich mit einem leichten Seufzer neben ihn. Sie besah ihn liebevoll von oben bis unten, strich ihm sanft über die Glatze und widmete sich seiner Hose, die ebenfalls angefangen hatte zu spannen.

 

„Aber die anderen“, wandte Malcolm zaghaft ein. „Willst du hier...“

 

Ehe die Schönheit antworten konnte, sprang die Beleuchtung an der Zimmerdecke an, die Szene brach in sich zusammen und er starrte auf kahle Wände.

 

Margaret betrat den Raum.

 

„Willst du dich selbst an deinem Geburtstag im Holo-Raum  rum treiben? Komm zu uns. Wir wollen anstoßen.“

 

Malcolm Power seufzte. Naja, irgendwann würde er das Modul wieder starten, vielleicht wenn Margaret  bei Regen im Garten war und die Sonne genoss.

 

Er ging und öffnete das Fenster, um den süßlichen Geruch aus dem Zimmer zu lassen.

 

Draußen war Feuerwerk.  Am Himmel erschien ein holografisches Feuerwerk. "Happy Birthday Malcolm", stand dort in feurigen Lettern.

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