Dies ist die eigenwillige und sehr abenteuerliche Geschichte meiner ersten (und letzten) Fahrradfahrt! Mir ist immer wieder gesagt worden, daß Fahrradfahren sehr gesund sei und sogar Spaß bereiten würde. Ich bin selber eher unsportlich und mißtraue allen Fahrzeugen, wenn sie weniger als drei Räder haben – irgendwann ist es dann allerdings doch soweit gewesen, daß ich mir so ein Zweirad zugelegt habe! Wenn mein Gleichgewichtssinn auch nicht gerade der Beste ist, überwand ich nach einigem Zögern also meine Angst vor dem Zweiradfahren und machte mich – zunächst noch etwas unsicher – mit meinem neu erworbenen Fahrrad auf den Weg durch die Vorstadt und weiter zum Stadtrand.
Der Beginn meiner ersten (und auch letzten) Fahrradfahrt hatte mir mit Blumenduft und Vogelgezwitscher ja noch ganz gut gefallen – nach dem ich etwa eine Viertelstunde lang unterwegs gewesen war, kam mir meine Fahrt allerdings zunehmend seltsam und später reichlich abenteuerlich vor. Angefangen hatten die Seltsamkeiten in eher harmloser Weise damit, daß mir hier und da ein Hund hinterher bellte – je länger ich unterwegs war, desto öfter sah und hörte ich allerdings nervöse Hunde, die mir nachkläfften; aufgeregte Kinder, die mir nachliefen und mir hinterher schrieen; und schließlich immer häufiger auch erboste Hausfrauen und Mütter, die mir aufgebracht Worte herben Tadels und offensichtlicher Entrüstung zuriefen.
Ich habe hatte vorher noch nie davon gehört, daß jemand durch schlichtes Fahrradfahren den zunehmenden Unmut seiner Mitmenschen auf sich gezogen hatte; an meiner eigenen Fahrradfahrerei schienen sich aus irgendwelchen Gründen allerdings immer mehr Menschen zu stören, so daß ich – als ich mich nach einigen weiteren Minuten umschaute – hinter mir plötzlich einer immer größer werdende Meute jener kläffenden Hunde, schreienden Kinder und zeternden Frauen entdeckte, von denen einige auch schon mit Besen, Gartenrechen und manchem anderen gewappnet waren, was der normale Haushalt an „Waffen“ nun mal so hergibt.
Angesichts meiner immer zahlreicheren und offenbar schon reichlich aufgebrachten Verfolger wurde mir doch sehr unbehaglich zumute, wobei ich mir auch weiterhin wirklich keiner Schuld bewußt war! Die ganze Geschichte lief bald darauf hinaus, daß ich tatsächlich echte Angst bekam und so kräftig auf die Pedale meines Fahrrads trat, wie es mir überhaupt möglich war, um den Stadtrand und möglichst offenes Feld zu erreichen. Als ich dann schließlich in der Felder- und Wiesenlandschaft außerhalb der Stadt unterwegs war, hörte ich in der Luft über mir sogar das Knattern eines Hubschraubers – inzwischen war das ganze Geschehen nämlich schon zu einer Art von Ausnahmezustand erklärt worden, wobei bei der Polizei und der Landkreisverwaltung allerdings niemand wußte, was eigentlich der Grund für dieses ganze Durcheinander sein sollte.
Das Ende der ganzen Geschichte war erst einmal, daß außerhalb der Stadt irgendwann ein zunächst nur leichter und eher dunstartiger Nebel aufkam, der sich – zur zunehmenden Verwunderung aller Beteiligten – allerdings nach und nach verdichtete, sodaß sich der ursprünglich milde Sommernachmittag schließlich geradezu in einen echten münsterländischen Spätherbst verwandelte, in dem meine Verfolger bald gründlich die Orientierung verloren.
Am nächst Tag standen in den regionalen Zeitungen lange Berichte über den „Ausnahmezustand“ vom Vortag, wobei allerdings niemand wirklich zu wissen schien, was tatsächlich geschehen war; bei der Polizei, der Gemeindeverwaltung und der Bezirkregierung wußte ebenfalls niemand, was eigentlich der Grund für all diese Merkwürdigkeit gewesen war, an deren Beginn der ursprünglich eher harmlose Ausflug eines Fahrradfahrers stand – man wußte nur noch, daß schließlich alles in einem ungewöhnlich dichten, ländlichen Nebel geendet hatte!
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.06.2010.
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