Daniel Siegele

„Haudrauf-Blödmannstadt“ gegen „Fürchtenichts-Heinidorf“

Dies ist die Geschichte eines völlig unbedeutenden Fußballspiels zwischen zwei zusammengewürfelten Provinzmannschaften, die außerhalb ihres heimatlichen Landkreises nahezu unbekannt sind. Der Ort der Handlung ist eine von Kühen zerwühlte, matschige Gemeindewiese hinter dem dörflichen Feuerwehrhaus, die mit einem Fußballplatz im heute üblichen Sinne nun wirklich nichts gemeinsam hat; es gibt keine Tribüne, keine Kassenhäuschen und keine Spielfeldabgrenzung – und die Tore sind bestenfalls angedeutet!

Die „angereisten“ Zuschauer stammen äußerstenfalls aus den anderen Dörfern des Landkreises – wirklich „auswärtige“ Spielbesucher oder gar Spieler gibt es hier nicht. Den größten Teil der Zuschauer stellen deshalb auch die Bewohner von Blödmannstadt und Heinidorf, wobei Blödmannstadt der Hauptort des Landkreises und zugleich der einzige nennenswerte Ort im näheren Umkreis ist.

Es ist Spätherbst und es regnet schon seit mehreren Stunden, weshalb die anwesenden Zuschauer und Spieler auch reichlich unaufgeregt sind; am muntersten sind noch die Dorfkinder, die immer wieder kreuz und quer über die Matschwiese laufen, wobei sie sich nicht im Geringsten um den Schiedsrichter kümmern, der sich jedesmal erfolglos bemüht, die Kinder von der Wiese zu vertreiben.

Am Rande des „Spielfelds“ haben sich außer den „normalen“ Zuschauern nicht nur zwei Fotoreporter, sondern auch der „Bäcker-Toni“ und die „Metzger-Trina“ mit ihren Verkaufswagen eingerichtet. Die beiden Fotoreporter sitzen auf Klappstühlen gelangweilt unter zwei großen Regenschirmen, geben gelegentliche boshaft-spöttische Kommentare zum „Spielgeschehen“ ab und schießen das eine oder andere Photo.

Der sportlich-muntere „Bäcker-Toni“ und die eher gemütliche, wohlgenährte „Metzger-Trina“ haben einen entspannten Nachmittag mit wohlbekannter Kundschaft – die beiden haben ihre großen Verkaufswagen direkt nebeneinander aufgestellt, so daß sie die Spielzuschauer in Gemeinschaftsarbeit mit Stullen und belegten Brötchen versogen können, wobei auch ein beständiger Austausch aktueller Provinznachrichten stattfindet.

Ein regelrechtes Fußballspiel kommt an diesem Herbstnachmittag allerdings kaum zustande – der stundenlange Regen hat einen guten Teil getan, um die Gemeindewiese immer mehr aufzuweichen, so daß die Spieler hauptsächlich mit der Sorge um ihre Schuhe beschäftigt sind, von denen einige bereits tief im Matsch stecken. Die umtriebigsten Menschen sind hier an diesem verregneten Nachmittag tatsächlich der Schiedsrichter, der sich wiederholt damit abmüht, die begeisterten Dorfkinder aus der immer schlammiger werdenden Matschwüste zu verjagen, sowie die beiden Trainer, die die schlammbespritzten Spieler der beiden Mannschaften unverdrossen (aber ohne größere Wirkung) zu neuem Tatendurst antreiben. 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.06.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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